Ihr Teuren,
mir ist aufgefallen, dass Shakespeares Richard III. mal so beginnt:
"Now is the winter of our discontent
Made glorious summer by this sUn of York
And all the clouds that loured upon our house
In the deep bosom of the ocean buried."
dann aber auch so:
"Now is the winter of our discontent
Made glorious summer by this sOn of York
And all the clouds that loured upon our house
In the deep bosom of the ocean buried."
Schlegel übersetzt:
"Nun ward der Winter unsers Mißvergnügens
Glorreicher Sommer durch die Sonne Yorks
Die Wolken all, die unser Haus bedräut,
Sind in des Weltmeers tiefem Schoß begraben."
Ich ahne die Erklärung, wüsste aber lieber als nur zu ahnen. Meine Ahnung geht so:
Vermutlich gab es für Shakespeare mangels verbindlicher Rechtschreibung keinen Grund, sich zwischen „sun“ und „son“ zu entscheiden. Gloster sagt doppeldeutig aus, dass die Sonne Yorks und ein Sohn Yorks, also der König, „den Winter unseres Missvergnügens“ vertrieben haben. Die (mittlerweile im Schoß des Ozeans begrabenen) Wolken über dem Haus waren (auch) Wolken über dem Haus York, der Dynastie.
Schlegel hat das gesehen, musste sich aber mangels vergleichbarer Ausdrucksmöglichkeiten im Deutschen zwischen Sonne und Sohn entscheiden.
Falls das stimmt: Wo kann ich es belegt finden? Falls es nicht stimmt: Wie kommt es dann zu dem uneinheitlichen Gebrauch von „son“ und „sun“?
Gespannt wie ein Flitzebogen:
Tewdwr