Hallo,
All diese Patienten gibt es und ich habe auch nicht behauptet, dass es sie nicht gibt. Aber hier steht auch der Arzt in der Verantwortung, der das „Spiel“ ja nicht mitmachen muss.
Na jedenfalls kann man denen nicht vorwerfen, sie würden daran verdienen. Die gesetztliche KV zahlt schließlich nur eine Pauschale fürs Quartal, egal wie oft der Patient auftaucht.
Wir reden hier ganz klar über die, die das System mißbrauchen. Und da gibt es Patienten, die Tingeln eben zu fünf Ärzten bis dann irgendjemand das verschreibt, was sie wollen. Da nutzen auch die vier Ärzte vorher nichts, die das „Spiel“ nicht mitgemacht haben. Alle vier werden erstmal bezahlt.
Solange im bestehenden System die Mehrheit diesen Mißbrauch von beiden Seiten über zwangsweise eingezogene Beiträge finanzieren muss, wird sich nicht viel ändern. Meiner Meinung nach kann und muss bei den Patienten angesetzt werden.
Da gehen unsere Meinungen drastisch auseinander! Vorab an dieser Stelle noch der Hinweis, dass wir m.E. gar nicht so sehr an der Kostenseite, sondern an der Einnahmeseite drehen müssen, wie ich nebenan ausführlicher beschrieben habe. Das Problem ist im Kern ein Einnahmeproblem!
Dummerweise haben wir dieses Problem auch noch in der Renten- und Pflegekasse sowie bei den Staatsfinanzen.
Also ich meine, dass man es von dieser Seite nicht zuerst aufziehen kann. Wir leben in einer limitierten Welt und das muss man akzeptieren. Denn spätestens wenn man bei 100% Abgaben angekommen ist, sollte man merken, dass die Einnahmenseite nicht das vornehmliche Problem ist. Zunächst muss man schauen, was notwendig ist und das muss sich auch daran orientieren, was möglich ist.
Es muss möglich sein, dass diese stärker als Kunden agieren können, also bewußt bestimmte Leistungen nachfragen.
Bewusst bestimmte Leistungen nachfragen? Das ist doch kontraproduktiv.
Nein, wenn er sich bewusst ist, was es kostet, dann sehe ich das nicht.
Bewusst Leistungen nachfragen heißt Kosten verursachen. Und der Patient kann doch gar nicht beurteilen, was er braucht.
Naja. Der Kunde kann schon beurteilen, ob es Sinn macht sich gesund zu ernähren, regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen, sich impfen zu lassen usw. Komischerweiswe geht es doch beim Auto auch. Da wird jede Inspektion, jeder Ölwechsel etc. pp. durchgeführt. Und der Witz ist, dass bezahlen die sogar alle selber. Da kommt keiner auf die Idee, dass das von der Allgemeinheit der Autofahrer getragen wird und ich dafür monatlich zwangsweise in einen Fonds einzahle.
Und zu diesem Bewußtsein gehört eben auch ein Kostenbewußtsein. Jedem muss klar sein, was es kostet und es muss auch der Einzelne spüren, dass er es in der Hand hat, seine Gesundheit erstmal zu erhalten.
Da ist eine Grundbehauptung enthalten, die sich so verallgemeinernd nicht bestätigen lässt. Im direkten Zusammenhang tut natürlich keiner etwas, um seine Gesundheit zu schädigen. Indirekt funktioniert das aber nicht.
Ich gebe zu, dass ich den zweiten Satz in Bezug auf den ersten nicht ganz verstehe.
Die Behauptung, dass niemand bewußt seine Gesundheit schädigt, liegt sicher im mangelnden Bewußtsein, dass es gerade geschieht. Denn wenn die Folgen dieses Handelns oder Unterlassens nichts kosten, ist mir dieses Problem auch nicht bewußt.
Wenn ich heute rauche, saufe und auch sonst nichts für meine Gesundheit tue
aber erst in 20 Jahren oder später krank werde, dann ist das jetzt einfach nicht greifbar. Da werden auch irgendwelche monetären Anreize nichts dran ändern.
Das ist in der Tat ein Problem, dessen sich die Patienten bewußt sein/werden müssen. Genau da muss angesetzt werden. Denn krank werden die Leute auch ohne Pharmaindustrie und Ärzte. Denen kann man an dieser Stelle wirklich nicht die Schuld zuweisen.
Umgekehrt würde man aber die unschuldig Kranken mit solchen Systemen schädigen.
Inwiefern werden sie dadurch geschädigt? Also mehr als jetzt schon? Hätten die nicht selbst den größten Vorteil, wenn sie vielleicht erst später und/oder weniger krank würden und wenn dann, wenn es soweit ist,`auch genug Geld für eine ordentliche Behandlung da wäre?
Außerdem setzt das Prinzip des mündigen Bürgers voraus, dass er überhaupt mündig ist oder sein kann.
O.K. Also weil ich gerade das schöne Beispiel Auto habe und Du evetuell davon ausgehst, dass der Bürger wohl nicht so mündig ist und 20 Jahre nicht überblicken kann, schlage ich vor, dass alle Vorsorgeuntersuchungen in Zukunft Pflicht sind.
Oder wir gehen alternativ davon aus, dass er begrenzt mündig ist. Dann schlage ich folgendes System vor: Es fallen alle Zuzahlungen etc. pp. weg und der Beitrag wird auf 25% Beitrag für alle und auf alles festgesetzt.
Der Beitrag ist jetzt mal vollkommen willkürlich und dient nur der Veranschaulichung. In der Realität könnte der sich am allgemeinen Erkrankungsrisiko und Heilungsaufwand orientieren.
Für jede wahrgenommene Vorsorgeuntersuchung, Impfung usw. gibt es dann entsprechende Abschläge auf den Beitrag.
Also keine gefühlte Bestrafung für Inanspruchnahme des Gesundheitssystems, sondern eine Belohnung, die man monatlich im Geldbeutel resp. auf dem Konto sieht.
Das benachteiligt keinen einzigen Kranken, denn die Abschläge gibt es für das Wahrnehmen der Vorsorgemaßnahmen, und das kann jeder und auch schon, wenn er krank ist. Bei chronisch Kranken kann das dann noch um die regelmäßigen Kontrollen erweitert werden. Ich glaube sogar, mich dunkel an solche Ansätze erinnern zu können.
Auf jeden Fall ist es wohl so, dass positive Anreize besser wirken als negative. (Habe jetzt leider keine zitierfähige Quelle parat). Wenn man freilich von unmündigen und dummen Bürgern ausgeht, dann helfen wohl nur Strafen. Da sind wir in Deutschland ganz gut. Wer zum Arzt geht bezahlt 10€ im Quartal und wer Medikamente braucht, zahlt eine Extragebühr unsw. usf. Hinter vorhaltener Hand sagt einem allerdings jeder, dass das überhaupt keine Lenkungswirkung erzeugt hat, sonder auscchließlich einer etrem teuer erkauften Beitragserhöhung gleichkommt. Im Gegenteil, wenn einmal die 10€ bezahlt sind, dann möchten die auch ordentlich genutzt werden. In der Pflegekasse werden alle mit einem höheren Beitrag bestraft, die keine Kinder haben, anstatt jenen mit Kindern einen Beitragsrabatt zu gewähren.
Und genau das funktioniert eben auch nicht, weil Patienten überfordert sind. Wobei man da wahrscheinlich eine Kurve anlegen kann nach Intellekt: je kleiner, desto geringer die Überforderungsschwelle, aber bei schweren Krankheiten stößt auch der hohe Intellekt an seine Grenze.
Damit muss man leben und man sollte hier auch den Gesundheitsminister nicht überfordern. Offenkundig sind noch andere Politikfelder gefragt. Das ist aber für mich kein Grund solche Reformen nicht trotzdem anzugehen. Denn schlechter wird es, wenn es so bleibt, wie es ist, auf jeden Fall.
Also nochmal. Keine Bestrafung für die Inanspruchnahme des Systems sondern zeitnah sichtbare Anreize für ein Verhalten, dass darauf ausgerichtet ist, die Inanspruchnahme nach Möglichkeit zu vermeiden resp. auf das eben notwendige Maß zu begrenzen.
Klappt doch beim Auto auch.
Die Fotschritte der Medizin führen da leider auch zu Fehlverhalten. Es gibt Diabetiker, die nicht im geringsten daran denken, ihren Lebenswandel an ihre Erkrankung anzupassen. Da wird eben ein bißchen mehr vom teuren Insulin gesprizt, anstatt sich bewußter zu ernähren.
Du sagst, du kennst einige Ärzte? Wieso schaffen die nicht, das ihren Patienten rechtzeitig beizubringen?
Ich hatte geschrieben, dass es welche gibt und nicht dass es alle so machen.
Diese Kurse finden zumindest bei diesem Arzt kontinuierlich statt. Jeder der erstmals die Diagnose erhält, bekommt auch innerhalb von zwei Wochen einen Termin für den Einstieg in einen solchen Kurs. Der Arzt kann aber niemanden zwingen daran teilzunehmen und auch nicht jeden Patienten täglich 24h überwachen. Es liegt vornehmlich an den Patienten, dass Angebot anzunehmen und das Vermittelte auch umzusetzen.
Wieso kenne ich Ärzte und gleich reihenweise, die das mit immerhin leidlichem Erfolg schaffen?
Kenne ich auch. Das klappt bei Leuten, die das auch wollen und mitmachen. Ich rede von denen, die keine Motivation verspüren etwas zu ändern. Die mißbrauchen das System und verursachen eigentlich unnötige Kosten. Dieses Problem wird auch nicht dadurch behoben, dass ich an der Einnehmenseite rumschraube.
Wobei wir uns einig sind, dass es da sicher noch enormes Verbesserungspotenzial gibt. Allerdings kann ich von mir immerhin behaupten, dass ich beruflich schon solche Programme für Chroniker mit konzipiert habe…
Und wie ist der Erfolg für die einzelne Krankenkasse? Haben die was davon, dass sie ein gutes Programm anbieten, wenn der gut eingestellte Kunde plötzlich die Kasse wechselt? Haben die was davon, wenn plötzlich immer mehr chronisch Kranke zu dieser Kasse kommen, weil sie ein so gutes Programm hat? Ich glaube an der Stelle hakt das System noch ein wenig. Ansonsten sind solche Programme sehr gut und können sehr viel bewirken.
Leider eben nicht bei denen, die nicht mitmachen wollen. Welche Handhabe haben Ärzte und Kasse dann? Keine. Wenn der fünfmal einen Zuckerschock erleidet, dann wird fünfmal der Notarzteinsatz, der Transport in Krankenhaus und die Behandlung bezahlt. So sieht es nunmal aus. Die Handhabe/Alternative wäre, dass solche Menschen nicht mehr behandelt werden.
Da wieder nicht:wink: Wie schon gesagt: Es ist systemimmanent, dass der Mensch nur sehr begrenzt zum Kunden werden kann, wenn es um seine Gesundheit geht!
Die Begrenzung sehe ich durchaus auch. Aber dann muss man wenigstens bis an diese Grenze gehen und sie durch Anreize auch weiter hinausschieben.
Dazu gehört dann mit Sicherheit auch die Wahrheit, dass es nicht geht, Jedem bis an sein Lebensende alles Mögliche zu bezahlen. Ein 70jähriger kann nicht unbedingt erwarten, dass er auf Kosten der Allgemeinheit mit allen erdenklichen Mittel wieder das Lebensgefühl eines 45jährigen verliehen bekommt.
Dazu gehört aber dann auch, dass ihm das nicht ständig suggeriert wird, dass dies so ist! Genau das tun doch viele Ärzte und die Pharmaindustrie schießt mit ihrer Werbung von der Seite rein.
Natürlich machen die Werbung für ihre Leistungen. Das macht jeder. Die Frage ist, ob die Allgemeinheit über eine Zwangsversicherung auch alles bezahlen muss, was es gibt. Ansonsten finde ich den Vorwurf ebenso unangebracht wie etwa der, der an die Kfz-Hersteller gerichtet wird, dass sie keine umweltfreundlichen Autos bauen. Die bauen und verkaufen das, was ihnen abgekauft wird. Und diejenigen, die das machen sind die Kunden.
Ich kenne Ärzte, die sehr verantwortungsvoll mit dem Thema umgehen und nicht die ultimative Heilung in Aussicht stellen. Ärzte, die offen darüber sprechen, dass es nur um Beschwerdebesserung und Abwägung von Aufwand und Nutzen geht. Natürlich berichten die auch von Patienten, die damit nicht umgehen können. Aber die überwiegende Mehrheit akzeptiert das.
Naja, blöderweise verursachen die auch nicht die hohen Kosten, sondern die, die es haben wollen und irgendwann auch einen Arzt finden.
So etwas kostet aber Zeit! Und die bekommt der Arzt nicht bezahlt - … Arztes.
Alles richtig und gehört auch zum Thema. Meiner Meinung nach sind das aber zu einem guten Teil Probleme die am Bewußtsein des Einzelnen ansetzen. Denn wenn ihm klar ist, was das alles kostet und er Anreize bekommt sich etwas offensiver mit dem Thema und seiner Gesundheit auseinanderzusetzen, dann wird das auch zu einer Verhaltensänderung führen.
Es wird in einem System mit Menschen nie perfekt sein. Das sollte jedoch nicht dazu führen, diese nicht zumindest anzustreben und alle Vorschläge abzubügeln, die nicht zur Perfektion führen.
Grüße