Rosige Wangen bei Leiche durch Herzschrittmacher

Hallo zusammen!

Ich bin beim Stöbern auf eine Meldung gestossen, deren Erklärung mir überhaupt nicht einleuchten will:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,645177,00.html

Ich habe einen Leserbrief geschrieben, in welchem ich mich über die journalistische Arbeit beschwert habe, und folgende Zeilen übermittelt habe:


_(…)
Ein Herzschrittmacher pumpt kein Blut, sondern gibt elektrische Signale an die Herzmuskulatur, um diese zu ihrer normalen Tätigkeit (=pumpen!) anzuregen.

Hätte der Verblichene tatsächlich rosige Wangen gehabt, WEIL der Herzschrittmacher erfolgreich seinen Dienst versah, hätte sein Herz logischerweise noch geschlagen - was unweigerlich dazu führt, dass man ihn nur unter allergrössten Mühen für „tot“ hätte erklären können. Kein Arzt dieser Welt stellt einem Toten mit feststellbarer Herztätigkeit den Totenschein aus.

Als Erklärung für rosige Wangen ist ein Herzschrittmacher (für mich) nicht nachvollziehbar, und der Zusatz, dass jener auch noch „gepumpt“ hätte, eine -für mich als nicht ganz so doofen Leser- ziemlich ärgerliche Verfälschung.

Ich weiss nicht was ich von dieser Meldung halten soll, auf jeden Fall klingt es für mich so, als hätte an irgendeiner Stelle irgendwer noch einmal nachhaken sollen.
(…)_

Und nun meine Frage:
Habe ich mich damit zu weit aus dem Fenster gelehnt?
Taugt die Erklärung unter Umständen doch etwas und ich habe nur keine Ahnung?

Schon mal vielen Dank für die Antwort(en).

Denis

Hm, also einerseits ist das ja ne sehr kuriose Geschichte. Aber es geht hier um Haarspalterei. Ein Herzschrittmachen unterstützt das Herz nur beim schlagen, das ist richtig. Es gibt aber auch Geräte, die das Blut durch die Adern PUMPEN, besser gesagt SCHRAUBEN. Sie sehen aus wie kleine Turbinen und werden bei Herzschwäche eingesetzt um das Herz zu entlasten. Diese Dinger können auch nach dem Tod noch funktionieren. Nur, wie man die bezeichnet, weiß ihc nicht…

Hallo,

die Todesdefinition läuft im Allgemeinen heutzutage über den Hirntod und nicht über den Herz-Kreislauf-Stillstand. So kann ein Mensch durchaus tot sein, aber noch ein schlagendes Herz haben. Alle Organentnahmen von Verstorbenen basieren darauf (vielleicht mit Ausnahme der Hornhaut).

Gruß,

Manticor

Aber es ist natürlich unwahrscheinlich, dass er noch Luft holt :smile:.

Kohlenmonoxidvergiftung käme noch in Frage. Oder bekloppte Angehörige…

Moderne Märchen
HI,
gabs mal ein Buch „Die Spinne in der Yuccapalme“. Kann gut sein, dass die Geschichte darin vorkommt. Echt peinlich, welche Enten in der Journalistik durchgefüttert werden.
Ein Kunstherz wie unten beschrieben unterstützt bislang nur das normale Herz. Und ein Herzstillstand ist ein sicheres Todeszeichen (fehlendes EKG bzw. Nulllinie über längeren Zeitraum), nicht nur Hirntod. Der ist nur bei Transplantationen von Relevanz, weil die Herzfunktion aufrecht gehalten wird trotz eingetretenem Tod.
Als 6 und setzen für den Spiegel.

pp

Als 6 und setzen für den Spiegel.

Servus pp,

nix setzen - laufen und recherchieren, wäre die Vorgehensweise ‚lege artis‘ gewesen.

Gruß

Kai Müller

Hallo,

die Todesdefinition läuft im Allgemeinen heutzutage über den
Hirntod und nicht über den Herz-Kreislauf-Stillstand.

das stimmt so nicht.

Gruß,

Malte

Und ein Herzstillstand ist ein sicheres
Todeszeichen (fehlendes EKG bzw. Nulllinie über längeren
Zeitraum), nicht nur Hirntod.

Falsch. Sichere Todeszeichen sind zwingend tödliche Verletzungen und Zeichen der Blutstasis (Livores), Rigor mortis, zelluläre Zersetzung (avitales Gewebe, Fäulnis).
Der Herzstillstand gehört maximal zum „klinischen Tod“, der allerdings keinen Legaltod darstellt und auch anhand weiterer, d.h. unterschiedlichen Kriterien festgelegt werden kann (Atemstillstand, Reflexverlust, Koma).
Der definitive Indivualtod tritt mit dem Hirntod ein (negatives Angiogramm, negatives EEG, fehlende AEPs etc.).

HG
sunconure

1 Like

das stimmt so nicht.

Gruß,

Malte

Guten Tag,
am besten ist es stets, wenn man sich erklärt und nicht nur einen einsamen Satz ohne Begründung schreibt. Man kann zwischen dem klinischen und dem Hirntod unterscheiden, wobei letzterer irreversibel und damit definitiv ist.

HG
sunconure

2 Like

wo de recht hast…
… haste Recht. Lieber so formuliert: ein Herzstillstand über längeren Zeitraum ist mit dem Leben nicht vereinbar. Mal abgesehen von HLM, suffizienter Reanimation usw.

pp

Aber genau das ist doch KEINE Haarspalterei: Wenn ein anderer Gerätetyp gemeint ist, dann soll man es hinschreiben! Ich kann als Leser erwarten, dass sich der Schreiberling mit der Agenturmeldung auseinandersetzt und auf eigene Faust herauszufinden versucht, wenn daran irgendetwas nicht passen will. Das ist sein Beruf! Wenn er nicht mit ausreichend Allgemeinwissen geschlagen ist, um zu erkennen, dass ein Herzschrittmacher zur Erklärung einfach nicht taugt, dann ist das ziemlich traurig. Selbst ich als Nichtmediziner und Nichtherzschrittmacherträger ahnte sofort, dass hier irgendetwas nicht sein kann.

Du glaubst gar nicht wieviele Ungereimtheiten ich schon in diversen Nachrichten gefunden habe. Es ist aber nicht mein Job als Leser, diese zu finden, sondern der Job des Journalisten, sie zu erkennen und entsprechend zu handeln, wenn er eine entsprechende Agenturmeldung bekommt.

Ich weiss es nicht: Vielleicht bin ich auch unfair, wenn ich der schreibenden Zunft ein hohes Allgemeinwissen abverlange. Ich möchte weissgott nicht überheblich klingen, aber bei dem was ich manchmal (selbst in sogenannten "Qualitätsmedien) lesen, sehen oder hören muss (darf), frage ich mich schon was die Herrschaften dort genau machen.

Viele Grüsse!

Denis

1 Like