Rowerna

Huhu,

Ich wohne seit fast 11 Jahren in einem ziemlichen Kaff in Oberfranken und muss sagen , obwohl ich schon immer in Oberfranken gelebt habe, ist mir hier anfangs die Verständigung und schon allein das Verständnis sehr schwer gefallen. Mit der Zeit hab ich mich natürlich dran gewöhnt und den Dialekt soz. gelernt, aber manche Wörter sind mir einfach absolut unklar…

Woher kommt z.B. die Bezeichnung „Rowerna“ oder „Rowern“ für eine Schubkarre? Kommt das evtl. aus dem Französischen?

Oder was ist z.B. der hochsprachliche Begriff für „a Seidla“ ?

Danke und LG
Schaf :smile:

Hallo,

Woher kommt z.B. die Bezeichnung „Rowerna“ oder „Rowern“ für
eine Schubkarre? Kommt das evtl. aus dem Französischen?

könnte von „Radwanne“ kommen (s. http://www.br-online.de/land-und-leute/thema/bayeris…); es gibt auch die Bezeichnungen „Robbe/arn“ und „Rokke/ar®n“ (hier wahrscheinlich von „Karren“).

Oder was ist z.B. der hochsprachliche Begriff für „a Seidla“ ?

Das ist eine „Halbe“ (Bier).

Gruß
Kreszenz

Huhu Kreszenz,

danke für die Info, die Seite is auch recht unterhaltsam *g*

Oder was ist z.B. der hochsprachliche Begriff für „a Seidla“ ?

Das ist eine „Halbe“ (Bier).

Sehr seltsam, in Österreich ist ein Seidel (Seitl) ein drittel Liter Bier.
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.s/s505897.htm
http://gregor.retti.info/oewb/dat/296.html

Leider finde ich das zugehörige Schankgesetz nicht…

Gruß & Prost
Gerald

Hallo, Gerald,

Das ist eine „Halbe“ (Bier).

Sehr seltsam,

in der Tat :wink:

in Österreich ist ein Seidel (Seitl) ein drittel

Liter Bier.
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.s/s505897.htm
http://gregor.retti.info/oewb/dat/296.html

…und in Franken eindeutig ein halber Liter:

Das „Seidla“ (so heißt die Halbe in Bamberg)

http://www.e-fellows.net/de/public/show/detail.php/470

„Mei Seidla!“ (für Nicht-Franken: Meine halbe Bier).

http://www.toepferei-seiler.de/produkte/start.html

Seidla: In nicht-fränkischen Regionen als „Halbe“ bezeichnet: 1/2 Liter Bier.

http://www.bier-keller.de/index.php?text=kellertipps…

Anscheinend herrscht bei diesen Schankmaßen ein heilloses Durcheinander:

Biermaße
Anderes Wort für Glasgröße, das von Ort zu Ort verschieden sein kann: * Halber: 0,4 bis 0,5 Liter im Bierseidel; Hamburg, Schleswig-Holstein * Henkel: 0,4 bis 0,5 Liter im Bierseidel; Berlin * Kugel: 0,3 bis 0,4 Liter in der Bierkugel; Berlin * Kanne: 1,85 Liter (studentische Maßeinheit) * Maß: 1,07 Liter – Bayern * Krügel: 0,5 Liter – Ostösterreich * Großes: 0,5 Liter – Westösterreich und Deutschschweiz * Halbe: 0,5 Liter – Bayern und Württemberg, Oberösterreich * Seidla: 0,5 Liter – Franken * Seid(e)l: 0,3 Liter – Ostösterreich * Kleines: 0,3 Liter – Westösterreich und Deutschschweiz * Stange, Becher oder Chübeli: 0,3 Liter – Deutschschweiz (der Gebrauch hängt von der Gegend und von der Form des Glases ab) * Chübel: 0,4 oder 0,5 Liter – Deutschschweiz * Kölner Stange: 0,2 Liter – Köln und Umgebung, Deutschland * Stößchen: 0,1 Liter – Köln und Umgebung, Deutschland * Pfiff: 0,2 Liter – Ostösterreich * Herrgöttli: 0,2 Liter – Deutschschweiz * Pint: 0.568 Liter – Großbritannien * Half Pint: 0.284 Liter – Großbritannien * une pression: 0.4 Liter im Bierseidel; Frankreich * una jarra: 0.4 Liter im Bierseidel; Spanien * um choppe: 0.66 Liter; Brasilien

http://www.bier-bbg.de/mambo/index.php?option=com_gl…

Leider kann ich momentan den Grimm-Link nicht aufrufen - vielleicht gibt es dort eine Erklärung.

Hopfen und Malz :wink:
Kreszenz

1 Like

Namensvielfalt
Guten Abend

in der Tat
in Österreich ist ein Seidel ein drittel
Liter Bier.
…und in Franken eindeutig ein halber Liter

Sollte ich daraus schliessen, dass Österreich das Lieblings-
Ferienland der Oberfranken ist?

****

Um aber auch etwas Ernsthaftes beizutragen:

oder Chübeli: 0,3 Liter – Deutschschweiz (der Gebrauch hängt
von der Gegend und von der Form des Glases ab)

Tatsächlich. Ich kenne z.B. noch das Rugeli (schweres
rundliches Glas mit massivem Handgriff), die Tulpe, die
Stange (kegelförmig schlank) und den Becher (dünnwandig).

***

Als Geliebter und Liebhaber einer Oberfränkin kann ich
übrigens auf höchst überraschende Parallelen zwischen
Baseldeutsch und Oberfränkisch hinweisen! Dies werde ich zu
gegebener Zeit in einem eigenen Thread vertiefen.

Prost!
Rolf

Hallo, Rolf,

in der Tat
in Österreich ist ein Seidel ein drittel
Liter Bier.
…und in Franken eindeutig ein halber Liter

Sollte ich daraus schliessen, dass Österreich das Lieblings-
Ferienland der Oberfranken ist?

wenn, dann jedenfalls nicht wegen der Biermenge, die man dort in „am Seidla“ (das übrigens auch in Mittelfranken so heißt) bekommt :wink:

Als Geliebter und Liebhaber einer Oberfränkin kann ich
übrigens auf höchst überraschende Parallelen zwischen
Baseldeutsch und Oberfränkisch hinweisen! Dies werde ich zu
gegebener Zeit in einem eigenen Thread vertiefen.

Bin schon gespannt :smile:

Gruß
Kreszenz

könnte von „Radwanne“ kommen (s.
http://www.br-online.de/land-und-leute/thema/bayeris…);
es gibt auch die Bezeichnungen „Robbe/arn“ und „Rokke/ar®n“
(hier wahrscheinlich von „Karren“).

Hallo, Kreszenz,
könnte es nicht vielleicht auch eine mundartliche Umdeutung der Begriffe „Rad“ und „Bahre“ sein? Denn was ist schließlich eine Schubkarre anderes als eine mit einem Rad versehene Bahre/Trage?
Grüße
Eckard

Hallo, Eckard,

könnte es nicht vielleicht auch eine mundartliche Umdeutung
der Begriffe „Rad“ und „Bahre“ sein? Denn was ist schließlich
eine Schubkarre anderes als eine mit einem Rad versehene
Bahre/Trage?

was den fränkischen Dialekt betrifft, bin ich grundsätzlich zu jeder Spekulation bereit :wink:
Hier in der Gegend variiert die Aussprache (Rokkern/Rowern/Robbern) übrigens teilweise von Dorf zu Dorf.

Mal sehen, ob weitere Recherchen neue Erkenntnisse bringen.

Grüße
Kreszenz

in Österreich ist ein Seidel (Seitl) ein drittel
Liter Bier.

…und in Franken eindeutig ein halber Liter

Leider kann ich momentan den Grimm-Link nicht aufrufen -
vielleicht gibt es dort eine Erklärung.

Grimm legt sich bezüglich der Maßeinheit auch nicht fest:

„…seidel, für seidlein, ist an vielen orten ein halb masz oder ein halb quart tranck, wein oder bier, u. d. g., sextarius FRISCH 2, 259a;…“

„denn kaum trinkt man vierzehn seitel,
hat man schon kein geld im beutel.
RAIMUND 3, 246;“

In diesem Sinne :wink:

Gruß
Kreszenz

Huhu, Schaf!

Woher kommt z.B. die Bezeichnung „Rowerna“ oder „Rowern“ für
eine Schubkarre? Kommt das evtl. aus dem Französischen?

Die „Rowerna, Rowern, Robbern und Radebere“, die es außer im Fränkischen auch im Sächsischen und Thüringischen gibt, ist, wenn man die letzte Wortform anschaut, zusammen gesetzt aus „Rad“ und dem mittelhochdeutschen Verb „baeren“ (ahd. beran) = tragen, bringen*.

Also ist es eine Radtrage oder eine geräderte Trage und Trage mit einem Rad.

* Heute noch fassbar in „gebären, entbehrlich“ und dem englichen „to bear“.

Gruß Fritz