ich lese gerade ein Buch in dem die Meditation auf Ruhe und Einsicht zurückgeführt wird und diese sich gegenseitig bedingen. Heißt etwas Ruhe gibt Einsicht und etwas Einsicht gibt etwas Ruhe.
Ruhemeditation wird durch Meditation auf ein Objekt erlangt.
Einsicht durch Achtsamkeit auf Gefühle , Gedanken , Körperempfindungen etc
Ist das sehr vereinfacht oder kann man diese Aussage so stehen lassen.
Es gibt ja viele grundverschiedene Arten der Meditation, so dass die pauschale Aussage des Buchs schon deshalb a bissl fragwürdig ist.
Was sicher stimmt ist, dass sich Konzentration (bzw. konzentrierter Nicht-Konzentration) und Versenkung/Ruhe gegenseitig bedingen.
Das wird so wohl in verschiedener Form in allen Meditationsformen genutzt (oder auch z.B. in Hypnoseverfahren), außer vielleicht in denen, die zentral mit Bewegung und Erschöpfung arbeiten.
Ansonsten würde ich Achtsamkeit eher als das Gegenteil von Einsicht verstehen (um Einsicht in etwas zu haben, muss ich dieses Etwas festhalten; Achtsamkeit dagegen verlangt, das kommen und gehen zu lassen, was kommt), aber da haben ich und der Autor deines Buchs vielleicht nur verschiedene Begriffsdefinition von „Einsicht“ im Kopf, denn sicherlich bewirkt die Achtsamkeit auch eine Art „Einsicht“, vielleicht eine „einsichtslose Einsicht“, eine Meta-Einsicht, um es so gestelzt zu formulieren.
Offensichtlich kupfert der Autor / die Autorin beim buddhistischen bhavana ab (was üblicherweise als ‚Meditation‘ übersetzt wird). Bhavana hat zwei Aspekte: Śamatha und Vipaśyana, die sich wechselseitig ergänzen, aber auch jeweils für sich ausgeübt werden können. Dabei ist Śamatha konzentrative Versenkung bis hin zur sog. ‚Einspitzigkeit‘ (ekāgratā) des Geistes. Mit „Ruhe“ hat das lediglich insofern etwas zu tun, als der Geist so stark auf das Meditationsobjekt ausgerichtet ist, dass jede andere Geistestätigkeit (insbesondere der ständige ‚innere Monolog‘) zur Ruhe kommt. Vipaśyana (Einsicht, wörtl. etwa ‚Klarblick‘) hingegen beruht auf extremer Aufmerksamkeit (Achtsamkeit, smrti). Dazu bedarf es wiederum einer einigermaßen entwickelten Konzentrationsfähigkeit, so wie auch Konzentration andererseits einer anhaltenden Aufmerksamkeit bedarf. Insofern stehen beide Formen mentalen Trainings in einer Wechselbeziehung, d.h. sie befördern sich gegenseitig. Ähnlich wie im Sport Kraft- und Ausdauertraining.