Hallo Ralf,
Greenspan wird eher immer noch überschätzt, auch wenn er
wichtig ist.Ok, diese Einstellung von dir ist wenigstens konsequent. Es
ist aber fraglich, finde ich, ob nur du Greenspans Bedeutung
richtig und alle anderen falsch einschätzt.
Offensichtlich bin es nicht nur ich, denn auch die Märkte reagieren nicht mehr so hypersensibel auf seine Äußerungen.
Da macht mir ein Finanzminister dort eher sorgen, der im schwachen USD kein Problem sieht.
Seine Zinsenkungen der letzten 2-3 Jahre sind nahezu
wirkungslos verpufft.Das ist natürlich die Frage. Es ist ja unklar, wie die
wirtschaftliche Lage der USA ohne diese Zinssenkungen wäre.
Na wirklich durchgeschlagen haben sie wohl nicht, wenn man die US Wirtschaft verfolgt. Der derzeit stark steigende Euro ist leider auch kein Indiz für eine gute Europäische Wirtschaft, sondern spiegelt nur die Komponenten Unsicherheit bezüglich der lahmen US Wirtschaft + Zinsvorteil (und zwar genau in der Reihenfolge) wieder.
Leitzinsänderungen haben zu 95% nur
einen psychologischen Effekt.Das kann ja ausreichen. Wenn ALLE in dem Irrglauben leben,
dass Greenspan wichtig ist, dann IST er wichtig. Allerdings
ist mir das zu mysteriös. Woher sollte der Irrglauben kommen,
wenn er keine Basis hat?
Das ist das selbe wie mit der Charttechnik… wenn nur genug dran glauben funktionierts.
Greenspan hat in vielerlei Augen einen Großtteil seines Pulvers verschossen. Damit will ich nicht sagen, dass er unwichtig ist. Natürlich nicht. Er ist immerhin der chef der Fed und hat Ahnung von seinem Job. Nur ist die Bedeutung auf ein Normalmaß herabgekommen.
Nebenbei zum Kurs:
Keine Notenbank der Welt kann heute alleine gegen die Marktvolumina dauerhaft erfolgreich intervenieren.
Da zeigt sich für alle die Investitionen tätigen, dass die
Krise noch nicht vorbei ist. Und keiner investiert. Darunter
hat die Wichtigkeit des Herrn Greenspan doch ein bischen
gelitten.Da stimme ich dir allerdings zu. Das Renomee Greenspans ist in
den letzten Jahren sicherlich etwas verblasst. Ob zu recht
oder nicht, ist eine andere Frage.
Ich glaube du überschätzt ihn.
Für mich verhielt sich das wie der Aktienmarkt… eine Große Blase die wieder auf ein normales Niveau herunter kommen musste (habe ja auch bei Dax 8000 die 3000 prognostiziert).
Je mehr Leute Greenspan als den „Leithammel“ ansehen, desto besser funktionierts mit der Wichtigkeit, die Zweifellos noch da ist, nur nicht mehr so stark. Früher war es so, dass wenn gesagt wurde, alle warten auf Greenspans Rede, stand die Nation… auch unsere gebannt vor dem Ferseher und wartete was der Kerl sagte. Heute sind das sehr sehr viel weniger.
Das Problem der keynjanischen Wirtschaftspolitik der USA ist
noch ein anderes. Keynes funktioniert nämlich nur wenn man
konsequent ist. Das würde bedeuten, dass man die
Steuergeschenke und Staatsausgaben in besseren Zeiten wieder
zurückfährt. Ich kenne keine Regierung auf dieser Welt die das
jemals konsequent gemacht hätte.Nicht ganz, aber etwas schon. Der US-Staat (nicht die Länder
und anderen öffentlichen Kassen!) hatte ja in guten Zeiten
unter Clinton einen Haushaltsüberschuss und die
Sozialausgaben, die in den USA ja nie hoch waren, wurden noch
weiter zusammengestrichen. Das hat Deutschland schon seit
Jahrzehnten nicht mehr geschafft.
Nun ja… aber die Steuern WIEDER erhöht hat bisher noch keiner, wenn es der WIEDER Wirtschaft gut ging. Und das erwarte ich auch nicht von der Bushadministration.
Clinton hat bei seiner Radikalkur für den US Haushalt auch aus der Not heraus gehandelt.
Gruß Ivo