Hallo,
ich war mehrere Male in Weißrussland bei Bekannten zu Gast. Was mir dabei sehr aufgefallen ist, ist die Gastfreundschaft. Die ist mit der in Deutschland nicht zu vergleichen.
Wenn Verwandte oder Bekannte gehört haben, dass „eine Deutsche“ zu Gast ist, wurde ich eingeladen zum Essen. Bei einer Absage wurde gekränkt reagiert. Das Essen, was angeboten wurde, war immer das Beste, was die Familie kriegen konnte (evtl. wurden Beziehungen genutzt, um an besonders gutes Fleisch zu kommen) und hatte etwa den Wert eines Monatslohns des Familienernährers. Wodka floß in Strömen - sobald das Glas (kein Pinnchen, sondern eher ein kleines Wassserglas - ich schätze so 100 ml) leer war, wurde nachgegossen und ständig wurde angestoßen.
Ich weiß nicht mehr genau, wie alt meine Bekannte damals war - ich glaube, zwischen 20 und 25. Abends traf man sich mit Freunden zum Quatschen. Man ging durch den Häuserblock und schaute an ein paar Plätzen, ob schon jemand da war - wenn nicht, blieb man irgendwo (auf einem Spielplatz, einer Sitzgruppe, am Sportplatz) und wartete auf die anderen. Oft brachte jemand Bier oder Wodka mit oder auch selbstangebautes Gemüse von der Datscha (eine Art Gartenhäuschen am Stadtrand).
An Silvester ging man zum großen Weihnachtsbaum in die Stadt (ca. eine Stunde Fußweg), feierte auf dem Platz und ging danach auch wieder zurück, um in einer „sturmfreien“ Wohnung weiter zu feiern. Feuerwerk haben wir uns von einem Dach der Wohnsiedlung aus angesehen. Da gab es nur gelegentlich mal eine Rakete, die von der Gruppe lautstark bejubelt wurde.
Im Sommer ging man (wie hier wohl auch) zum Fluß oder zum See zum Schwimmen.
Besorgungen wurden mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht. Da wurden auch nicht selten mal je anderthalb Stunden (mit mehrmaligem Umsteigen) hin und zurück in Kauf genommen, um bei der Tante was abzuholen.
Ich bin nicht sicher, ob das weiter hilft, aber ich wollte es nicht vorenthalten.
Gruß,
Sabine