Russland greift die Ukraine an

Genau. Jede Granate verfügt über 72 bis 88 Sprengköpfe, die über ein Gebiet von ca. 100 m² niedergehen. Wird eine Mine direkt getroffen, besteht eine gute Chance, dass diese ausgelöst bzw. beschädigt wird. Ich würde mich sicher nicht alleine darauf verlassen, aber als Ergänzung zu Minenräumfahrzeugen sind sie sinnvoll. Etwaige Blindgänger wären hier eher ein geringeres Problem, da sie gepanzerten Fahrzeugen am Boden eigentlich nichts mehr anhaben können. Und wenn man weiß, dass sich in einem Gebiet solche Bomblets befinden, kann man sie relativ leicht erkennen, da sie ja nicht absichtlich versteckt wurden.

Die Hohlladung der Submunition M42/M46 kann zwischen 10 und 20 cm Panzerstahl durchdringen. Das reicht bei einem direkten Treffen locker aus und die Sprengkraft ist für Menschen in bis zu 10 Metern Entfernung noch gefährlich. Die Ukraine setzt jetzt schon Drohnen mit einzelnen Granaten zum Minenräumen ein:

Ich würde mich wie gesagt nicht darauf verlassen, aber bei den massiven russischen Minenfeldern braucht die Ukraine wirklich jeden Vorteil.

Das, was die USA jetzt liefern, ist eigentlich recht ‚dumm‘. Die Submunition ‚sucht‘ sich sich nichts aus, sondern segelt zu Boden und bei Kontakt zünden sie.

Die SMART hat die Ukraine schon geliefert bekommen, unter anderem auch von Deutschland. Die gilt eben nicht als Clustermunition und wie du schon richtig schreibst, sucht die sich aktiv ein Ziel. Erst kürzlich wurde damit ein T-90 zerstört:

Hier sieht man auch sehr schön, wie die beiden Submunitionen auslösen.

Das Problem bei diesen Werten ist, dass die unter idealen Bedingungen gelten. Damit meint man windstill, flach, trocken, weder Vegetation noch Bebauungen. Wenn sich Submunitionen im Flug berühren, kann das zu Blindgängern führen. Gleiches gilt, wenn sie nicht sauber aufkommen.

Um die Konsequenzen möglichst gering zu halten, hat sich die Ukraine fünf Regeln auferlegt:

  1. Die Clustermunition wird nicht auf russischen Staatsgebiet eingesetzt.
  2. Sie wird auch nicht in bewohnten Gebieten, sondern nur im offenen Feld gegen russische Soldaten und Stellungen eingesetzt.
  3. Die Ukraine protokolliert jeden Einsatz.
  4. Nach dem Krieg werden anhand dieser Protokolle diese Gebiete vorrangig von Minen und Blindgängern gesäubert.
  5. Die Ukraine wird ihre Partner über den Einsatz der Clustermunition laufend informieren.
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Und welche Regeln hat sich Russland nochmal auferlegt? Ist mir peinlicher Weise entfallen…

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Einsatz vor allem in ausländischen Wohnbezirken.

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Ok, das ist neu:

Er habe angesichts der vielen Gefallenen „kein Recht zu lügen“, erklärte Popow: „Ich habe auf die wichtigste Tragödie in der modernen Kriegsführung aufmerksam gemacht – das Fehlen von Gegenbatteriekämpfen, das Fehlen von Artillerie-Aufklärungseinheiten und massenhafte Todesfälle und Verletzungen unserer Brüder durch die feindliche Artillerie“, rechtfertigte sich der geschasste Militär.

Das scheint zu bestätigen, dass die ukrainische Artillerie sehr effektiv ist.

Auch interessant:

Wie russische Militärblogger erfahren haben wollten, soll Popow bei Generalstabschef Waleri Gerassimow vorstellig geworden sein, um eine stärkere „Rotation“ der Frontsoldaten in den am schwersten umkämpften Abschnitten durchzusetzen, was mit der Begründung abgelehnt worden sei, das sei alles nur „Alarmismus und Desinformation“.

Das würde die Berichte bestätigen, dass die russische Armee über zu wenig Reserven verfügt. Eine regelmäßige Rotation von Fronttruppen ist enorm wichtig. Überforderte Soldaten machen Fehler, was zu höheren Verlusten führt. Gleiches gilt für das Material, dass durch den ständigen Verschleiß ebenfalls gefordert wird. Keine Armee der Welt verzichtet ohne Not auf die regelmäßige Ablösung von Fronttruppen.

Shoigu und Gerasimow kommen auch nicht gut weg:

„Wie viele Kommandeure von Divisionsabteilungen heute sagten, konnten die Soldaten der Streitkräfte der Ukraine unsere Armee nicht von vorne erledigen, unser Oberbefehlshaber erschlug uns von hinten und enthauptete die Armee im schwierigsten und angespanntesten Moment auf verräterische und schändliche Weise.“

Bin ja gespannt, wie lange sich Putin dieses dynamische Duo noch leisten will bzw. kann.

Zum Abschluss noch ein Punkt zur aktuellen Phase der Gegenoffensive, den ich auch oben angesprochen habe:

Das US-Magazin Forbes behauptete in einer Analyse, die Ukraine sei tatsächlich dabei, den Artilleriekampf zu gewinnen: Für jedes zerstörte Geschütz verlören die Russen vier. Die Radaranlagen und Drohnen der Russen seien deutlich weniger effektiv: „Am wichtigsten ist vielleicht, dass die Ukrainer aus Deutschland, Norwegen, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten zahlreiche Gegenbatterieradare erhalten haben, die ankommende Artilleriegranaten und Raketen erkennen, den Ursprungsort lokalisieren und die eigenen Haubitzen und Werfer zum Gegenfeuer veranlassen.“

Nimmt man der russischen Armee ihre Artillerie, nimmt man ihr das wichtigste Werkzeug. Zumal es wie gesagt in Russland keine wirkliche Produktion von neuen Artilleriesystemen gibt.

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Er sollte sich überlegen, wo er joggen geht…

In seinem Fall geht die Gefahr wohl eher von teetrinkenden Fenstern aus.

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Interessant ist an diesem Vorgang vor allen Dingen, dass er so öffentlich gemacht wird.
Ganz offensichtlich ist eine nicht unwesentliche Gruppe daran interessiert hier Änderungen zu bewirken.
Mit anderen Worten: unter der Oberfläche staut sich die Magma, der Vulkan wird unweigerlich wieder ausbrechen.

Der Chef des estnischen militärischen Geheimdienstes teilt hier meine Ansichten:

https://twitter.com/ArmedMaidan/status/1679861202606759936

Ukraine „close to a bigger kind of success“: Estonian military intelligence boss, Col. Margo Grosberg

Ukrainian strikes have demolished Russian command and logistics, while Russia nears the end of its reserves and its frontline troops are running out of steam because of the lack of rotation

„The reserves of the Russian Federation are running out, as units cannot be rotated from the front“

At Bakhmut, Ukrainian liberation of key terrain around the city has put Russian supply lines there under Ukrainian fire control

„The fact that the Russian airborne troops who have been stationed in Bakhmut since the spring are still tied up in the city and suffering losses, and it is not possible to send them to other places or to the reserve, also has a big impact,“ the report quotes Grosberg saying.

Das sollten sich alle die Neunmalklugen hinter die Ohren schreiben die in den letzten Wochen ständig bedeutungsschwer murmeln „die Gegenoffensive ist gescheitert“ oder „die Gegenoffensive geht zu langsam“ ohne überhaupt die Pläne und Ziele der Ukraine zu kennen.
Ich halte das Vorgehen der ukrainischen Militärführung für clever und aussichtsvoll.

Hier noch ein Video über das Interview mit General Popow.

Außerdem scheint es einen größeren ukrainische Erfolg im Osten gegeben haben (nach ukrainischen Angaben).

Das passt wie die Faust aufs Auge zu dem Video mit General Popow:
Die Kertschbrücke schwer beschädigt und gesperrt. Russland spricht von Notfall, verursacht durch zwei Explosionen in der Nacht um 3:04 Uhr und 3:20 Uhr.

Das wird jetzt interessant!

Und bevor hier wieder Gerüchte aufkommen: Die Brücke ist ein legitimes Ziel.

Inzwischen ist der Verkehr angeblich wieder aufgenommen aber den Russen wurde wieder ins Gedächtnis gerufen, dass ihr Nachschub für die Südfront an einem seidenen Faden hängt.

Der Abriß von Schwarzbauten ist ja nun keine ungewöhnliche Maßnahme.

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Hier ein Bild vom Schaden:

Rechts sind die Gleise.

Im russischen Militär wird es offenbar von Shoigu aufgeräumt:

Im Osten soll sich eine russische Gegen-Gegenoffensive anbahnen:

Serhiy Cherevatyi, spokesperson for Ukraine’s eastern grouping of troops, said the Russian military had amassed more than 100,000 troops and more than 900 tanks in the area.

Auf Twitter ist zudem von 555 Stück Rohr- und 370 Raketenartillerie die Rede. Geplant ist angeblich ein Vorstoß auf Kharikiv:

Nur führt da genau eine Straße von Osten nach Westen. Bin ja mal gespannt, was das werden soll…

Das könnte ein Versuch sein die Südfront zu entlasten und die Ukraine zu provozieren ihre vorhandenen Reserven in den Nordosten zu werfen.

Glaubst du, dass die Ukraine sich dazu verlocken lässt?