Über die Offensive im Süden wurde ja schon ein wenig geschrieben. Ich wollte warten, bis es mehr Informationen dazu gibt. Die ukrainische Seite war sehr auf OpSec bedacht und es drang sehr wenig nach außen. Wie es aussieht, macht man aber Fortschritte:
Die ukrainische Armee greift hier auf drei Achsen an. Eine im Süden und im Norden, die dort Kräfte binden soll und eine in der Mitte, die wohl darauf abzielt, den russischen Bereich zu teilen. Sämtliche Brücken über den Dnjepr werden täglich beschossen und sind teilweise schon zerstört. Gleiches gilt für Pontonbrücken und -fähren, die von der russischen Armee zur Versorgung herangezogen wurden. Der russische Nachschub über Land ist damit so gut wie zum Erliegen gekommen, es bleibt nur mehr die Versorgung aus der Luft, die aber bei weitem nicht ausreicht.
Diese Situation alleine wäre schon sehr bedenklich für Russland, aber die Ukraine ist noch einen Schritt weiter gegangen. Um der sich anbahnenden ukrainischen Offensive zu begegnen, wurden zahlreiche Einheiten vom Osten der Ukraine in den Raum Cherson gebracht. Die ukrainische Armee nutzt dies nun aus und greift genau die Stellungen an, die durch diese Umverteilung geschwächt wurden:
Ukrainische Einheiten sind nördlich von Balaklija durch die russischen Linien gebrochen und bewegen sich nach Osten hin auf den Fluß Oskil vor. In Balaklija sollen russische Einheiten eingekesselt worden sein und Izyum, von wo aus so gut wie jede russische Offensive in der Gegend gestartet wurde, droht ein ähnliches Schicksal.
Südlich von Lyman gelang der ukrainische Armee den Siwerskyj Donez zu überschreiten und einen Brückenkopf nördlich des Flusses zu errichten. Die russische Armee scheint von dieser zweiten Offensive völlig überrascht zu sein und man muss die nächsten Tage abwarten um zu sehen, wie weit die Ukraine hier vordringen kann.
Aus Russland gibt es derweil diese interessante Info:
Interessant deswegen, weil sich hier zwei Dinge erschließen. Erstens sind die ukrainischen Langstreckenangriffe auf russische Depots ein großer Erfolg. Zweitens ist offenbar China als logischer Lieferant nicht gewillt, Russland hier auszuhelfen.
Man darf gespannt sein, wie sich die Kombination aus ‚Kriminelle in den Wehrdienst pressen‘ und ‚Munition aus Nordkorea‘ schlagen wird.