Bei mir war von der russischen Doktrin die Rede und das war zumindest das, was uns damals in der Ausbildung gesagt wurde. Das scheint sich aber grundlegend nicht geändert zu haben:
„In Russlands Armee gilt die Doktrin, dass es vier eigene Panzer des Typs T-72 braucht, um einen Leopard zu zerstören“, sagt Reisner.
Das ist natürlich kein wirklich wissenschaftlicher Grundsatz, soll aber in etwa das Stärkeverhältnis verdeutlichen. Grundsätzlich hat derjenige, der den ersten Schuss abfeuert, die besten Karten in einem Panzergefecht. Da sind westliche Panzer (auch der Leopard 1) aufgrund ihrer besseren Technologie (besonders was die Optik angeht) im Vorteil. Dann sollte der Schuss natürlich auch treffen und auch da hat der Leopard 2 einen Vorteil. Als drittes sollte der Schuss dann auch noch das Ziel zerstören bzw. kampfunfähig machen und auch hier liegt der Vorteil beim Leopard 2.
Vereinfacht gesagt geht man in der russischen Armee davon aus, das ein Leopard 2 drei Mal feuern kann, bevor er vom Gegenfeuer getroffen und ausgeschalten wird. Diese Annahme basiert aber darauf, dass der Leopard 2 innerhalb von weniger als 20 Sekunden nach seinem ersten Schuss entdeckt, getroffen und ausgeschaltet wurde. Da spielen natürlich viele Parameter eine Rolle, nicht zuletzt die Art der Munition.
Der große Vorteil vom Leopard 1 in dem Fall ist seine gezogene Kanone. Die hat zwar ein kleineres Kaliber als moderne Kampfpanzer (105mm vs 120mm (RU)/125mm (NATO)), aber dafür eine höhere Reichweite. Ein T-72 hat auf 2000 Meter schon eine Ungenauigkeit von über einem Meter. Ein Leopard 1 in Deckung ist damit fast nicht zu treffen. Und weiter als 3000 Meter kann ein T-72 wegen des kleinen Turms gar nicht feuern. Ein Leopard 1 kommt da schon auf 4000 Meter.
Der T-72 war immer als Billigpanzer gedacht, der mit Masse statt Klasse punkten sollte. Der höher entwickelte T-64, der historisch die Rolle des Hauptkampfpanzers gegen die NATO hätte einnehmen sollen, wurde in Russland ausgemustert und ist heute dafür in der Ukraine zu finden.