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So, jetzt habe ich Zeit
Zunächst mal der grundsätzliche Unterschied. Der gezogene Lauf hat den Sinn, dass dem Projektil beim Abfeuern ein Drall gegeben wird, wodurch sich die Flugbahn stabilisiert (das gleiche Prinzip wie bei Gewehren).
Bei Glattrohrkanonen übernimmt diese Stabilisierung am Projektil angebrachte Flügel.
Ein paar der Vorteile von Glattrohrkanonen hast du ja schon erwähnt. Sie sind billiger, leichter herzustellen und zu warten und brauchen weniger komplexes Material. Das gilt aber natürlich nicht durch die Bank für alle Kanonen.
Kleines Beispiel: Die lange Rh120 des Leopard 2 wiegt ca. 5,5 t. Die in etwa gleich lange russische 2A46M gerade mal 2,5 t. Das liegt unter anderem daran, dass sie dünner sind, was sich auf die Lebensdauer auswirkt. Russische Läufe müssten nach etwa 250 Schuss ausgetauscht werden, westliche nach weit über 1000 (Rh 120: ca. 1900). Tut man das nicht, leiden sowohl Leistung als auch Zielgenauigkeit. Für die sowjetischen Konstrukteure war das ein akzeptabler Kompromiss, da man ohnehin mit keiner langen Lebensdauer des gesamten Panzers rechnete.
Auch im Kampf hat die Glattrohrkanone einige Vorteile. Moderne Kampfpanzer verwenden im Kampf gegen andere Kampfpanzer zwei Munitionsarten: HEAT (Hohlladung) und APFSDS (Wuchtgeschoss).
Bei der HEAT ist es so, dass beim Aufprall Metall verflüssigt wird und als Strahl die Panzerung durchdringt.
Eine Rotation wäre hier hinderlich, weil der Strahl dann nicht perfekt auf einen Punkt wirken kann. Hier ist die Glattrohrkanone also im Vorteil, auch wenn es heutzutage (teure) Möglichkeiten für gezogene Läufe gibt.
Beim APFSDS wird ein kleines, möglichst dichtes Projektil mit möglichst hoher Geschwindigkeit abgefeuert.
Die USA verwenden hier abgereichertes Uranium, Deutschland sogenannte Wolfram-Schwermetall-Legierungen. Das Geschoss der DM 53 im Bild oben wiegt bei ca. 75 cm Länge etwa 5 kg. Während bei der HEAT die Aufprallgeschwindigkeit so gut wie keine Rolle spielt, ist das beim APFSDS neben der Dichte/Gewicht des Projektils die Hauptsache. Und da hat der gezogene Lauf zwei Nachteile. Erstens wird hier ein Teil der Energie in den Drall umgewandelt. Zweitens kann hier kein so großer Druck aufgebaut werden.
Auch hier ein Beispiel: Die deutsche DM53 eine Mündungsgeschwindigkeit von 1755 m/s (das ist mehr als die fünffache Schallgeschwindigkeit). Die britische L27A1 schafft es auf ‚nur‘ 1650 m/s.
Bei den beiden wichtigsten Munitionsarten zur Panzerbekämpfung hat also die Glattrohrkanone die Nase vorne. Warum verwenden dann die Briten einen gezogenen Lauf? Die Antwort lautet HESH.
Das ist eine spezielle Sprenggranate, die im Grunde ein Batzen Plastiksprengstoff mit einem Metallmantel ist, der sich beim Aufprall verformt und dann großflächig auf seinem Ziel explodiert.
Das funktioniert sehr gut gegen leicht gepanzerte Fahrzeuge und Bunker, aber weniger gut gegen moderne Kampfpanzer mit Reaktivpanzerung. Und wenn russische Panzer etwas im Überfluss haben, ist es Reaktivpanzerung.
Aber mit 8km hat man hier eine enorme Reichweite und kann die eigene Infanterie viel besser unterstützten.
Kurzfassung: Im Kampf gegen anderen Panzer ist die Glattrohrkanone im Vorteil. Nachteile wie eine geringere Reichweite werden von den meisten Nationen in Kauf genommen, weil Fernduelle eher selten sind und es da deutlich wirksamere Waffen wie etwa Lenkflugkörper gibt. Die Briten wollten aber auf wirksame Sprenggranaten nicht verzichten und daher blieben sie beim gezogenen Lauf. Die Tatsache, dass es sonst nur in Indien mit dem Arjun einen Kampfpanzer mit gezogenen Lauf gibt, zeigt aber deutlich, dass die Glattrohrkanone (aktuell) im Vorteil ist.
Wenn ich das richtige verstanden habe fußt die russische Panzertaktik auf eine große Masse an schnell produzierbaren Panzern, wärend die westliche Herangehensweise eher Klasse statt Masse ist.
Bei dem Materialverschleiß der russischen Armee dürfte die Masse Taktik nicht lange aufgehen …
Im Kern ja. Die Sowjetunion produzierte mit dem T-64 und dem T-72 zwei Kampfpanzer parallel, was es so im Westen eigentlich nicht gab. Ursprünglich hätte der T-72 überhaupt nur im Kriegsfall produziert werden und war dementsprechend ein recht einfaches Modell. Die sowjetische Doktrin sah vor, dass die Verbände mit dem T-64 die westlichen Panzerverände binden bzw. zerstören sollten, während die Verbände mit dem T-72 tief in das Hinterland vordringen sollten. Der T-72 war mit ca. 40t für einen Kampfpanzer sehr leicht und hatte eine hohe Fahrreichweite. Ziel war es, hinter der Front gegen leichtere Verbände zu kämpfen. Der direkte Kampf gegen Kampfpanzer war wie gesagt dem T-64 vorbehalten.
Nach dem Untergang der Sowjetunion hatte man in Moskau ein Problem: Das Hauptwerk für den T-64 befand sich in der Ukraine. Russland konzentrierte sich jetzt also auf den T-72 und die eigenen T-64 wurden nach und nach verschrottet. Moderne Varianten wie der T-72B3 sind nicht schlecht, aber seinen Ursprung kann er halt nicht verbergen. Und gerade von den modernen Varianten hat Russland in den ersten Monaten des Krieges viele verloren.
Der T-90 ist übrigens im Grunde auch nur eine T-72 Variante. Aber nachdem sich der T-72 im 2. Golfkrieg sehr schlecht geschlagen hat (was nicht nur am Fahrzeug lag), entschied man sich aus Marketinggründen für einen neuen Namen.
Bedauerlich für die Besatzung ist zudem der Umstand, dass man beim T-72 wenig an den Schutz der Besatzung dachte. Wegen der Ladeautomatik lagert Munition direkt im bzw. unter dem Turm. Ein Treffer hat somit fast immer eine katastrophale Kettenreaktion zur Folge.
Die Clown-Truppe ist wieder hart bei der Arbeit:
Auf dem Foto sieht man übrigens einen dänischen Leopard 1 aus dem Jahre 2002.
Letzte Woche ging schon was ähnliches rum:
wenn man davon absieht das man erkennen kann das es kein Leopard 2 ist. ist die russische Flagge großartig schlecht gephotoshopt
Bemerkenswert ist, dass er erstmals von Krieg spricht; bisher war immer nur von einer „militärischen Spezialoperation“ die Rede.
Hier ein lesenswerter Artikel zur Desinformation im Ukrainekrieg:
Die Schweizer Armee hat 134 „Leopard 2“-Panzer im Einsatz sowie 96 Stück stillgelegt. Die Panzer werden regelmäßig getestet, wurden aber nicht modernisiert. Die eingelagerten Panzer seien aber nicht „außer Dienst“ gestellt, wie der Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte. Nach Schweizer Recht kann nur außer Dienst gestelltes Material verkauft werden. Ob Material außer Dienst gestellt wird, darüber muss das Parlament entscheiden. Für die Schweizer Armee sei es grundsätzlich möglich, auf eine „beschränkte Anzahl von Kampfpanzern zu verzichten“, erklärte das Verteidigungsministerium.
Somit dürfte es sich dabei um A4 handeln.
Und weiter:
Der „Tages-Anzeiger“ schreibt, es gehe um 96 gebrauchte Panzer, die aufbereitet und an die Ukraine geliefert werden sollten. Derzeit befänden sie sich nicht einsatzbereit in Italien. Dem Bericht zufolge hat eine Ruag-Sprecherin die Anfrage von Rheinmetall bestätigt. Der Konzern hat demnach beim Staatssekretariat für Wirtschaft in Bern um eine unverbindliche Vorabklärung gebeten, ob ein Verkauf an Rheinmetall möglich sei. Die Vorabklärung sei aber abgelehnt worden.
Klingt eher nach einer langfristigen Geschichte.
Wie auch die Überlegungen von Rheinmetall, in der Ukraine eine Panzerfabrik zu bauen. Was hältst Du von solchen Plänen, @Penegrin?
Für mich wäre es ein logischer Schritt, die Ukraine hat ja schon in der Sowjetunion große Teile der Rüstungsindustrie gestellt, braucht voraussichtlich in der Zukunft, wenn alles einigermaßen gut ausgeht, auch genügend schlagkräftige Waffen um Russland fernzuhalten und die Europäer müssen dann auch versorgt werden.
Ein reines Luftschloss. So eine Fabrik zu bauen dauert Jahre und selbst wenn nicht wäre sie das primäre Angriffsziel für russische Raketenangriffe. Gleiches gilt für den Panther. Da gibt’s noch nicht mal ein fertiges Endexemplar (der Prototyp hat die Hülle eines 2A4) und man ist hier imho Jahre von einer Serienreife entfernt.
Als langfristiger Plan macht es eh Sinn und die Ukraine hat eine lange Tradition, was die Herstellung von Panzern angeht. Aber so klingt das für mich eher wie ein PR Gag von Rheinmetall.
oder Rheinmetall Defense möchte seine Luftabwehr Systeme unter Realbedingungen testen…;p
Das könnte gut sein.
Andererseits hat der Rheinmetall-Chef schon davon geschwurbelt, dass die Produktion auch sicher aufgebaut werden könnte. Mir fiel dabei spontan nur eine unterirdische Fabrik ein.
Wenn man mal so schaut was Rheinmetall so an Luftabwehr herstellt kann man davon ausgehen das die Produktion dank dem Werksschutz sehr sicher ist ^^
Man kann wohl eher davon ausgehen das es Rheinmetall darum geht, das die Ukraine für Rheinmetall bestimmt deutlich bessere Ausfuhr und Handelskonditionen anbietet als die Bundesrepublik und auch die Genehmigungsverfahren für den Verkauf von Panthern sicherlich deutlich weniger Zeit und kostenintensiv sind wenn diese in der Ukraine gefertigt werden.
Klingt für mich eher nach einem freundlichen Hinweis an die Schweiz und Deutschland, das man auch wo anders produzieren könnte wenn es weiterhin kompliziert bleibt…
Und das ist auch völlig richtig. Entweder will man ein Waffenexportland sein (was Deutschland ohne jede Frage für sich beansprucht) oder eben nicht. Dieses Rumgeschwafel, dass man Kriegswaffen nicht in Kriegsgebiete liefern will, dient doch seit Jahrzehnten nur zur Beruhigung der Bevölkerung (insbesondere der eigenen Wähler) und der Politiker selbst, die die Exporte beschließen.
Als ob a) ein heutiges Friedensgebiet niemals ein Kriegsgebiet bzw. ein heute in Frieden lebender Partner nicht irgendwann Kriegspartei sei könnte und b) Waffen ihren Weg nicht genauso auf Umwegen in Kriegsgebiete finden würden, wie das z.B. heute bei Elektronik ist, die ihren Weg trotz Sanktionen wieder nach Russland findet.
Und natürlich ist es so, dass unser heutiger Freund in fünf, zehn oder 20 Jahren auf einmal nicht mehr unser Freund, sondern der Feind eines Freundes ist oder dass der Freund zwar immer noch Freund ist, aber Sachen macht, die wir doof finden. Siehe Irak, Iran, Türkei usw. Ist halt so. Das müssen heute ja auch die Russen erleben, die sich heute Waffen gegenüber sehen, die sie einst ein Freunde bzw. unterworfenen Staaten lieferten.
In die Zukunft zu blicken ist selbst bei der besten Erhebung des Ist-Zustandes und fundiertesten Annahmen immer noch ein höchst unsicheres Geschäft. Willkommen im Leben.
Insofern wäre Rheinmetall echt blöd, wenn man sich im Hinblick auf den nun zu erwartenden Boom bei der Nachfrage nach Rüstungsgütern darauf verlassen würde, dass insbesondere die angebliche Regierungspartei SPD mal endlich auf dem Boden der Tatsachen ankommt und ein verlässlicher Partner in Rüstungsfragen wird.
Inzwischen schafft Russland seine Panzer offensichtlich mehr und mehr ab: