Die Nachricht ging gestern um die Welt, aber die wenigsten Artikel erfassen die Bedeutung dieser Meldung (falls sie war sein sollte). Wie in dem Artikel hier richtig steht, war bisher nicht bekannt, ob die GLSDB bereits an die Ukraine geliefert wurden. Was nicht drin steht, ist wie sie abgefeuert wurde. Sie ist zwar mit den in der Ukraine vorhandenen Systemen M270 und HIMARS kompatibel, aber nicht ohne ein entsprechendes Update. Falls das auch schon erledigt wurde, wäre das eine kleine Sensation.
Die GLSDB ("bodengestützte Bombe mit geringem Durchmesser“) ist eine interessante Waffe. Im Grunde werden hier zwei existierende Waffen kombiniert:
- eine Gleitbombe vom Typ GBU-39
- der Raketenmotor einer M26 Rakete
Diese Gleitbombe wird seit fast 20 Jahren produziert und es gibt ca. 20.000 davon. Stückpreis: 60.000 $
Die M26 war eine ungelenkte Rakete für den M270 Mehrfachwerfer (und somit auch kompatibel mit HIMARS). Mit der Einführung von gelenkten Raketen wurden die M26 demontiert und es liegen buchstäblich zigtausende Antriebsaggregate herum. Stückpreis: 0 $.
Zum Vergleich: eine moderne M31 kostet ca. 170.000 $ und ein ATACMS ca. 1,5 Millionen.
Die GBU-39 ist die kleinste Bombe im Arsenal der USA und trägt bei einem Gewicht von ca. 113 kg. nur etwa 16 kg Sprengstoff in sich. Das entspricht etwa drei Artilleriegranaten vom Kaliber 155 mm.
Zum Vergleich: bei einer M31 sind es ca. 91 kg und bei der ATACMS mindestens 160 kg.
Die Reichweite der GLSDB ist mit 150 km recht hoch. Der Raketenmotor bringt sie in die gewünschte Höhe und Richtung und trennt sich dann ab. Dann werden Flügel ausgefahren und die Bombe gleitet ins Ziel. Der Vorteil ist, dass sie im Endabflug keine Wärme mehr abstrahlt und damit für die meisten schultergestützten Systeme kaum zu erfassen ist. Der Nachteil ist, dass sie eben ins Ziel gleitet und dadurch recht langsam ist und dadurch ein leichteres Ziel wird. Etwas ausgeglichen wird das durch die Möglichkeit, Ausweichmanöver einzuplanen.
Zum Vergleich: Die M31 hat eine Reichweite von ca. 90 km und die ATACMS ca. 300 km.
Eine weiterentwickelte Version kann dank Laserzielsucher auch fahrende Ziele treffen. Die wird man aber ziemlich sicher (noch) nicht in der Ukraine sehen.
Was diese Waffe für den Kriegsverlauf bedeutet, sehen wir hier:
Über die Versorgungsschwierigkeiten der russischen Armee habe ich schon mehrfach geschrieben. Die Einführung der GLSDB bedeutet, dass sich die Nachschubwege von den Depots bis zur Front um weitere 50% verlängern. Es bedeutet auch, das jedes russische Artilleriesystem in Reichweite liegt und auch Kommandoposten wieder direkt gefährdet werden.
Die Ukraine wäre das erste Land, das die GLSDB einsetzt. Die USA haben sie gar nicht im Arenal, da sie als ‚Langstreckenwaffe des armen Mannes gilt‘. Für die Ukraine ist das genau die richtige Waffe um eine Offensive vorzubereiten bzw.Landgewinne schnell für Langstreckenangriffe tief ins feindliche Hinterland zu nutzen.