hallo,
Naja, Putin lässt ja nun scheibchenweise die Katze aus dem Sack. Ist jetzt natürlich doof für alle, die ihn bisher so mutwillig verstehen und verteidigen wollten.
Nur dann wenn man das Opponieren als Lebensinhalt ansieht. Und was ist mutwillig daran, einen anderen Menschen und seine Beweggründe verstehen zu wollen, egal ob man diese gut finde oder nicht?
Na gut, liegt vielleicht an den beiden Interpretationsmöglichkeiten von Verstehen/Verständnis. Zum einen meint man einfach, dass man etwas erkennt, erfasst usw. Zum anderen kann es ja auch sowas wie Einverständnis und Zustimmung bedeuten.
Dass Putin die Krim besetzten und annektieren lassen hat, haben wir sicher im Sinne von Erkennen und Erfassen alle verstanden. Beim Einverständnis an sich werden die Meinungen schon auseinander gehen. Auch beim Anerkennen des von Puin vorgebrachten Grundes werden die Ansichten auseinandergehen.
Auf jeden Fall stehen aber nun alle ein bißchen doof da, die erstmal der putinschen Propaganda auf dem Leim gegangen sind und nun ausgerechnet durch dessen höchstoffiziellen Äußerungen eben als ein bißchen naiv dastehen, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.
Ist es eigentlich schlimm, wenn man gegenüber einem Feind feindselig ist und nicht nur Liebesgefühle entwickelt?
Schimm ist es, wenn man dadurch die eigenen Fehler vergisst, die zum Konflikt geführt haben. Und viele hier im Westen suhlen sich regelrecht in ihrer freiheitlich demokratischen Selbstgefälligkeit. So kann man keine Konflikte lösen.
Ja, diese Argumentation kennt man im (ehemaligen) Ostblock sicher zur Genüge. Wenn irgendetwas nicht wie geplant geklappt hat, dann war wenn nicht das Wetter auf jeden Fall der Westen dran schuld (wenn der nicht sogar das Wetter beeinflusst hat um dem Osten zu schaden).
Medien die durch selektive Berichterstattung eine russlandfeindliche Stimmung in der Bevölkerung erzeugen, handeln verantwortungslos und schüren den Konflikt.
Naja, die berichten darüber, was dort los. Wenn man selber jahrelang Gewaltverzicht und Pazifismus predigt, dann müssen doch diese Vorgänge keine überschwänglichen Liebesbekundungen auslösen?
Zwischendrin war der Ton etwas gemäßiger, aber nun wird wieder ordentlich eingeheizt.
Weil Putin nun offen erklärt, dass das alles geplant und inszeniert war, wird eingeheizt. Wie sollte es denn Deiner Meinung nach dargestellt werden? Soll man es Präventivschlag bezeichnen? Gegen wen denn?
Mein Literaturtipp: George Orwell 1984. Im Roman wird genau beschrieben, wie man die Emotionen der Menschen in die gewünschte Richtung lenkt. Die „Hasswoche“ in der Geschichte hat sehr viel Ähnlichkeit mit der derzeitigen organisierten Putin-Verachtung. Das einzige was George Orwell nicht vorausahnen konnte: Die Realität ist viel subtiler und schwerer zu durchschauen.
Konnte bestimmt, aber es musste ja nunmal auch ein bißchen lesefreundlich geschrieben werden. Ansonsten ist es natürlich eine gute Vorlage. Hat doch Putin im Vorfeld propagandistisch einen Popanz aufgeblasen. Da wurde kräftig die Trommel gerührt, dass Russland wie 1941 ein faschistischer Überfall bevorstehe. Der hat also erstmal seine eigene Bevölkerung ein bißchen sturmreif geschossen, damit die nicht zu sehr aufmuckt. Das mit den Urlaubern hat nichtmal in Russland jemand geglaubt. Die Kneifzangen von denen, die das hierzulande geglaubt haben, würde ich wirklich gerne mal sehen.
Grüße