Saheschnittchenhaft / Erbengeneration

Hallo!

zwei neue Wörter, die ich in diesen Kontexten nicht verstehe. Vielen Dank für eine kleine Erläuterung.

Das klingt sahneschnittchenhaft genug,
um es als zwischen Empfindung
und Wahrhaftigkeit schwebende Weisheit
durchgehen zu lassen.

Auch
sie sei in Berlin kaum vorhanden, sagt
der Dichter. Dabei kann es sein, dass in
dem Augenblick, da er ihr Fehlen anpreist,
die Frauen und Männer vom Ordnungsamt
den Fahrer des Kleinlasters
aufschreiben, der kurz im Halteverbot
steht, weil er der jungen Erbengeneration
im fünften Stock das Dämmmaterial
für ihr lichtdurchflutetes neues Atelier
bringen will.

DAnke

Mit ‚Sahneschnitt(ch)e(n)‘ meint man normalerweise eine attraktive Person. Mir fehlt hier aber etwas der Kontext, um zu sagen, dass das hier gemeint ist. Was steht denn vor dem Satz?

Damit meint man etwas abfällig den Teil der Generation der ca. 30 bis 50jährigen, der sich auf eine schöne Erbschaft freuen kann und sonst eher wenig Vermögen angehäuft hat.

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Hallo Penegrin

Nun hat Kaminer in einem Gespräch
mit der Neuen Osnabrücker Zeitung
einige aktuelle Handreichungen zu
den Ausreisevorlieben der Russen gegeben.
Diejenigen, die rauswollten und Heimat
suchten, sagt Kaminer, gingen nach
Kiew. Russen aber, die auf die Freiheit
setzten, zögen nach Berlin.

Klingt für mich so, als ob hier eine Parallele zwischen einer „attraktiver Person“ und einer „oberflächlich dümmlichen Person“ gezogen worden ist, die keine tiefergehenden detaillierteren Überlegungen zu den Gründen für und die Ziele der Ausreisenden anstellt, sondern sich mit solch banalen Feststellungen zufrieden gibt. Ich halte diese Formulierung für nicht besonders gelungen.

BTW: Erbengeneration wird auch gerne mal herablassend so gebraucht, dass man den Erben verallgemeinernd nicht nur nachsagt, dass sie selbst wenig Vermögen angehäuft, sondern dass sie auch sonst nichts erreicht/geleistet und einfach nur aufgrund des angefallenen Erbes einen gewissen sozialen und wirtschaftlichen Status hätten. D.h. man spricht ihnen ab, ohne das Erbe das Zeug zu haben, selbst eine entsprechende Position zu erreichen. Gerne wird dann auch abgesprochen, dass erfolgreiches Halten, Investieren und Mehren eines ererbten Vermögens etwas mit eigener Leistung zu tun habe.

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Ich kann ehrlich gesagt auch in dem Kontext nichts mit dem Begriff anfangen? Aber ich denke, @Wiz hat die Intention dahinter gut erklärt.

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Das könnte auch bedeuten, man hat sich aus mehreren Möglicheiten die beste herausgesucht: das Sahneschnittchen eben. Ich kenne es durchaus nicht nur als Bezeichnung für eine attraktive Person.
Gruß,
Eva

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Wie schon erklärt, bezieht sich „Sahneschnittchen“ nicht bloß (wenn auch meist) auf soetwas wie Lena Gercke oder Lili Paul-Roncalli. Hier z.B. bedeutet es genau das, was mit dem folgenden „um“-Konsekutivsatz verdeutlicht wird. Es ist gemeint, es werde: damit etwas „schöngeredet“, oder es „zergehe auf der Zunge“ oder es gehe zwar „runter wie Öl“, aber es drücke sich um die wirkliche Problematik beschönigend und vereinfachend herum.

Es ist natürlich stilistsch grenzwertig, für die Bewertung der Beschreibung eines politischen Sachverhaltes eine visuell-gustatorische Metapher zu wählen. Es ist, um zumindest im gastronomischen Umfeld zu bleiben: „ein stilistischer Griff ins Klo“.

Gruß
Metapher

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Wäre das nicht eher „Rosinen aus dem Kuchen picken?“

Gruß
Metapher

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Ich hab mir schon überlegt, dass man vielleicht eher ‚sahnehäubchenhaft‘ gemeint hat. Ist noch immer stilistisch fragwürdig, wäre aber imho etwas schlüssiger.

Der Begriff hat übrigens auch einen historischen Hintergrund. Die deutsche (und natürlich auch österreichische) Nachkriegsgeneration war die erste, die keinen Krieg miterleben musste und somit „ungestört“ ein Vermögen aufbauen konnte. Das Wirtschaftswunder (welches in Österreich tatsächlich eines war) tat hier sein Übriges.
Diese Generation ist jetzt in einem Alter, wo Erben ein Thema wird, womit die nachfolgende Generation eben zu besagtem Namen kommt.

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Stimmt, aber es gibt ja nie nur eine Lösung :innocent:
Allerdings habe ich mich tatsächlich verhauen, was ich meinte, war das „Sahnestück(chen)“: https://www.openthesaurus.de/synonyme/Sahnestückchen.
Gruß,
Eva

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Und als „sahnestückchenhaft“ würde es auch fast Sinn machen :wink: