Hallo!
In einigen Gegenden der Erde werden Kies und Sand als Zuschlagsstoff für die Betonherstellung knapp oder sind sogar erschöpft. Das ist aber kein weltweites Phänomen, vielmehr begrenzt auf Gebiete mit ungewöhnlich hohen Bauaktivitäten und schon immer knappen Ressourcen an geeigneten Sanden, z. B. im schon erwähnten Dubai.
Für die Betonherstellung geeigneter Kies und Sand kommt nicht nur am Meeresboden und in Flußmündungen vor. Etwa bei uns in Mecklenburg gibt es etliche Kieswerke. Dort wird im Tagebau abgebaut und die gerade benötigte Körnung durch Siebung bereit gestellt.
Auch hierzulande wird zuweilen die Sau vom knappen Sand durchs Dorf getrieben. Ist aber nur von Hoffnungen auf steigende Preise getriebener Unfug ohne Substanz. Hierzulande und in vielen Teilen der Erde gehören die Transportkosten zu den größten Posten in der Preiskalkulation. Hinzu kommen Umweltauflagen. Die Zeiten, als an beliebigen Stellen ohne Rücksicht auf die Natur einfach gebuddelt wurde, um sich hinterher von dannen zu machen, sind vorbei. Der Rohstoff an sich ist aber billig. Preistreibend - soweit man davon überhaupt reden kann - wirken Wünsche nach speziellen Sieblinien und gewaschenem Kies/Sand.
Zum nicht knappen Rohstoff kommt Betonrecycling hinzu. Damit lassen sich zwar Sande nicht zurückgewinnen, aber Betonbruch ist ein wertvoller Rohstoff für den Straßen- und Wegebau.
Es kann passieren, dass Autoren ohne Sachverstand, dafür mit dringendem Bedarf an Katastrophenmeldungen fürs Zeilenhonorar nicht mitbekommen haben oder absichtlich verschweigen, dass sie über Zustände in Teilen Asiens und Afrikas schreiben, die man nicht verallgemeinern darf. Vom lebensfeindlichen Wassermangel in einigen Regionen der Erde lässt sich nicht auf verdurstende Menschen in Mitteleuropa schließen. Das gilt für Kies und Sand zur Betonherstellung in ähnlicher Weise.
Reichlich Kies hier nützt nun mal einem Bauvorhaben in Zentralafrika herzlich wenig. Es hilft den fernen Bauvorhaben aber, wenn an hiesigen Instituten geforscht und entwickelt wird, um mit den jeweils vor Ort vorhandenen Rohstoffen zu Werkstoffen ausreichender Festigkeit zu kommen. Wir haben zwar keinen Mangel am Zuschlagsstoff, aber auch uns würde es nützen, ohne Verlust an Festigkeit den Zementeinsatz zu reduzieren, Immerhin resultiert ein namhafter Anteil des anthropogenen CO2 - Ausstoßes aus der energieintensiven Zementproduktion.
Bei Beton, seiner Zusammensetzung, der Bereitstellung seiner Bestandteile und ggf. deren Substitution springt man mit Gerede von Verknappung viel zu kurz. Derartige Meldungen beruhen auch auf langer Tradition. Seit Jahrtausenden wird Mörtel verwendet und Beton, also Zement mit Sand als Zuschlagsstoff, ist seit Jahrhunderten im Gebrauch. Aufgrund dieser Gewöhnung wird bei Erwähnung von Sandknappheit assoziiert, man könne womöglich bald keine gemauerten Bauwerke mehr erstellen. Ist aber blühender Unsinn. Dem Unsinn geht auf den Leim, wer glaubt, mit einer Investition in Unternehmen, die irgendwo vor asiatischen Küsten zumeist illegal Sand vom Meeresboden schlürfen, Geld verdienen zu können. Vergiss es!
Gruß
Wolfgang