Sarkozy und die Roma

Hallo!

Sind es wirklich nur Vorurteile gegen „Zigeuner“, die hier bedient werden, oder ist möglicherweise wirklich etwas dran an der Sorge um/wegen „gens du voyage“?

Ist es evtl. nun doch unbequem, mit den Folgen der grossen politischen Gesten, sprich Aufnahme in die EU und Reisefreiheit für Bürger aus Ländern wie Rumänien und Bulgarien, zu leben?

Gruß,
M.

Hallo!

Sind es wirklich nur Vorurteile gegen „Zigeuner“, die hier
bedient werden, oder ist möglicherweise wirklich etwas dran an
der Sorge um/wegen „gens du voyage“?

Tja, das wüsste ich auch gerne. Die Urteile werden so oft wiederholt, dass man als Laie nicht mehr zwischen Urteil und Vorurteil unterscheiden kann. Ich zumindestens nicht.

Es wird diesen speziellen Roma unter anderem vorgeworfen, dass sie ihre Kinder nicht in die Schule schicken (habe ich so als Satzfetzen in einem renommierten deutschen Radiosender gehört - Hintergründe dazu kenne ich nicht). Natürlich sollen auch Romakinder normal zur Schule gehen. Wie alle Menschen in einer multikulturellen Gesellschaft müssen auch die Roma sich an gewissen Grundregeln halten, zu denen die Schulpflicht gehört. (Was jetzt NICHT andeuten soll, ich hätte Informationen darüber, dass das in der Regel nicht geschähe - ich meine den Satz genauso, wie ich ihn geschrieben habe, ohne Hintergedanken.)

Ist es evtl. nun doch unbequem, mit den Folgen der grossen
politischen Gesten, sprich Aufnahme in die EU und
Reisefreiheit für Bürger aus Ländern wie Rumänien und
Bulgarien, zu leben?

Offensichtlich :wink:

Was Sarko aber vergessen zu haben scheint, ist, dass Grundrechte über das Bedienen von populistischen Wünschen stehen müssen. Sprich: Als Bürger der EU dürfen die Roma nur nach einer Einzelfallprüfung ausgewiesen werden, nicht summarisch, wie hier geschehen.

Insofern ist die Prüfung durch die EU-Kommission berechtigt.

Gruß Bombadil2

Gutmenschen-Mentalität

Hallo!

Sind es wirklich nur Vorurteile gegen „Zigeuner“, die hier
bedient werden, oder ist möglicherweise wirklich etwas dran an
der Sorge um/wegen „gens du voyage“?

Ist es evtl. nun doch unbequem, mit den Folgen der grossen
politischen Gesten, sprich Aufnahme in die EU und
Reisefreiheit für Bürger aus Ländern wie Rumänien und
Bulgarien, zu leben?

Man darf doch die armen Roma nicht einfach in ihrem Land einsperren. Dass sie duch die Öffnung plötzlich im eigenen Vorgarten stehen könnten, wird dabei nicht bedacht.

Ich wage mal die Behauptung (ohne es belegen zu können), dass diejenigen, die am lautesten nach „Freizügigkeit“ geschrieen haben, jetzt am lautesten gegen das Fahrende Volk protestieren.

Ach ja, und wenn sie dann ab geschoben werden, werden genau die gleichen wieder gegen die bösen Abschiebepraktiken protestieren. Das Problem sind nicht die Roma, sondern diese Janusköpfigkeit.

Nick

Roma und Schulbesuch
Hallo,

Roma schicken wie alle anderen Leute auch ihre Kinder zur Schule - wenn man sie denn lässt:

http://www.badische-zeitung.de/ausland-1/abgeschoben…

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,3…

Gruß

=^…^=

Hallo Mathias,

Zigeuner haben es, eigentlich schon immer, ziemlich schwierig. Sie bekommen aufgrund von Vorurteilen keine Arbeit, Wohnung… und werden anderweitig diskriminiert - d.h. sie bleiben in einer niedrigen sozialen Klasse und kapseln sich aufgrund der Diskrimination durch die Aussenwelt ein. Wie alle Menschen in Armut werden einige kriminell und bestaetigen der Aussenwelt die Vorurteile gegen sie.

In Osteuropa z.B. sieht man Zigeuner an jeder Strassenecke z.B. beim betteln - man kann sich vorstellen dass niemand eine Personengruppe wie diese welche fast nur mit Bettlern und Kriminellen assoziiert wird in seine Firma einstellen moechte - vor allem wenn die Kunden dadurch abgeschreckt werden. Da es in dem meisten Laendern kein (gutes) Sozialsystem gibt bleibt den Zigeunern nur betteln oder stehlen - was sie von der normalen Gesellschaft abkapselt. Da auch niemand Zigeuner in der Nachbarschaft haben will leben sie meist in Slums (Huetten aus Holz und Abfall) in Industriegebieten oder am Stadtrand - was sie auch weiter entfremdet.

Dass Zigeunerkinder nicht zur Schule gehen ist verstaendlich: Die Familie braucht sie zum betteln um genug zum Essen zu haben, ausserdem kann ich mir vorstellen dass die Kinder dort von den anderen Kindern und Lehrern nicht sehr gut behandelt werden. (Habe leider keine Zahlen aber fast alle Osteuropaer (auch gebildete) mit denen ich darueber gesprochen habe hatten Resentiments gegen Zigeuner, da kann man sich denken wie es dieser Gruppe dort geht).

Wie das Problem geloest werden kann? Ich denke eine Aufnaehme der Sinti/Roma… in andere EU-Laendern ist vorteilhaft fuer diese Menschen da hier noch nicht so viele Vorurteile gegen sie herrschen. Der Staat muss allerdings fuer eine rasche und gute Integration sorgen, z.B. durch verpflichtete Sprachkurse, kulturelle Schulungen, Arbeitsvermittlung, Aufnahme der Kinder in Kindergaerten, Schulen…

Man sollte auch nicht nur auf Frankreich mit dem Finger zeigen: In Deutschland wird im Zusammenhang mit dem Holocaust auch eher den Juden gedacht und die Zigeuner welche das selbe Schicksal erlitten haben vergisst man ganz gerne.

Gruss

Desperado

P.S.: Dass die Buerger erst wach werden wenn sie direkt mit einem Problem konfrontiert werden ist normal - sonst wuerden die Menschen auch nicht erst protestieren wenn die ersten Betriebe nach Osteuropa abwandern und die ersten Menschen von Osteuropa kommen sondern bereits als 2004 viele ehemalige Ostblocklaender in die EU aufgenommen wurden.

Wer hat gelogen?
Hi,

Zarkozy behauptet, Merkel hätte auch Roma abschieben wollen.
Merkel behauptet „So habe ich das niemals nie nicht gesagt“.

Hat Merkel Sarkozy in eine Falle laufen lassen?
Lügt Sarkozy, weil er Merkel mit runterziehen will?

Mal realistisch betrachtet: Merkel ist so links, wie es in der CDU überhaupt möglich ist, andererseits ist ihre Politik schon manchmal sehr menschenverachtend.

Glaubt Sarkozy, dass man jede Unterstellung die mit Deutschland, Vertreibung oder Vergasung von Zigeunern zu tun hat, sofort unbesehen glaubt? Naja, auch nicht ganz abwegig…

Nick

Hallo,

vieleicht sollte man die aktuellen Begebenheiten bzgl. der Roma in F auch in einem innenpolitischen Kontext sehen. Fakt ist, das die Roma in der Bevoelkerung in Frankreich nicht beliebt sind ( die Gruenden mal unbeachtet), Fakt ist das Sarkozy z.Z. immer mehr unter innenpolitischen Druck geraet. So sehe ich die Aktionen gegen die Roma eher aus dem Blickwinkel des populistischen Aktionismus, genauso wie die Vorgaenge leztes Jahr um die Lager der ilegalen Einwanderer in der Normandie.
Alles nach dem Motto: Was schert mich das Geschrei der EU-Kommision und der Nachbarlaender, wenn meine potenziellen Waehler das gut finden.
Mit diesem Vorgehen, loest man keine Probleme sondern kaschiert bestenfalls Symptome, um bei den Meinungsumfragen den eine oder anderen Prozentpunkt zu zulegen . Aber solch eine Politik sind wir doch auch schon seit Jashtzehnten gewohnt, das ist in Europa die Tagesordnung.

Tschau
Peter

Guter Artikel
Guten Tag Deperado,

Dein Artikel gefällt mir gut.
Ich habe hier in Frankreich Fotos über Roma - Lager für ein Magazin gemacht. Darüber hinaus habe ich Fotos und Interviews mit den Nachbarn dieser Lager gemacht. Hier taten sich echte Abgründe auf.
Die gesamte Politikerszene kennt sich mit solchen sozialen Brennpunkten nicht aus. Aber diese Problembezirke, die es in jeder europäischen Hauptstadt gibt, werden zu „no go areas“ erklärt. Das Problem ist, das diese areas immer größer werden. Wo wird das enden ?

Besorgt,

Claude

Guten Abend!

Zarkozy behauptet, Merkel hätte auch Roma abschieben wollen.
Merkel behauptet „So habe ich das niemals nie nicht gesagt“.

Hat Merkel Sarkozy in eine Falle laufen lassen?
Lügt Sarkozy, weil er Merkel mit runterziehen will?

Vielleicht ist das alles nur eine Frage der qm und der latrinae per capita, eine Definitionssache sozusagen, nicht eine von Wahrheit und Lüge.

Roma werden auch aus Deutschland abgeschoben und erhielten im vorigen Jahr in Berlin Geld für die Ausreise. Sind das mit Frankreich vergleichbare Aspekte?
Nein. Die Ankündigung von Herrn de Maizière, Roma-Flüchtlinge zurück in den Kosovo zu schicken, ist stark kritisiert worden. Menschenrechtsorganisationen und der Vertreter des UN-Flüchtlingskommissars in Berlin haben deutlich gemacht, dass die Sicherheitslage für diese Menschen im Kosovo noch nicht gegeben ist. Diese Leute leben bei uns nicht in wilden Camps, sondern, wenn ihr Status geklärt ist, in Wohnungen
http://www.neues-deutschland.de/artikel/179928.wird-…

E.T.

Hallo und guten Tag!

Deine Frage ist eigentlich im Zusammenhang mit der Sarrazin-Debatte zu sehen.
Die Gesellschaft Frankreichs reagiert im Allgemeinen direkter und konsequenter als unsere Gesellschaft auf Veränderungen.Sarkozy ist nur das willige Sprachrohr.(Dies soll nicht heißen, er wäre nicht rassistisch oder milder gesagt, vorsichtig gegenüber anders lebenden Bevölkerungsgruppen.)

Unsere Integrationsdebatte beginnt ja j e t z t erst.Die Agenda der Debatte und den Stil der Debatte bestimmen nicht die Politiker - oh nein, den werden wir bestimmen,der Souverän.
Einen Versuchsballon haben wir ja schon steigen lassen, mit unserer bitterbösen Hartz4-Debatte.
W
warten wir es ab.

Gruß

Wader Hans

Hallo Claude,

Das Problem ist, das diese areas immer größer werden.

Wo wird das enden ?

Wie es genau enden wird kann man nicht vorhersagen - aber Hypothesen aufstellen: Durch das sukkzessive Wegbrechen der Mittelschicht (u.a. durch sinkende Realloehne, unsicher Arbeitsvertraege…) wird die Unterschicht groesser und wahrscheinlich entwickeln sich Polizeistaaten und die Oberschicht lebt abgeschottet in gesicherten Stadtteilen (wie in Amerika schon lange ueblich und zunehmend populaer).

Das geht so lange bis die Unterschicht von ihrem demokratischen Recht gebrauch macht und Veraenderung herbeiwaehlt - ob diese Veraenderung positiv oder ein zweiter Hitler wird sei dahingestellt.

Gruss

Desperado

Hallo!

Roma schicken wie alle anderen Leute auch ihre Kinder zur
Schule - wenn man sie denn lässt:

Diese Behauptung kannst Du ernsthaft halten?

Den Spiegel-Artikel würde ich mal zuende lesen.

Gruß,
M.

Hallo Mathias,

was genau hast Du an dem Artikel nicht verstanden?

Gruß

=^…^=

Nachtrag
Hier zu Roma in meiner Heimatstadt Freiburg:

(…) dass nach anfänglichen Vorbehalten der einzelnen Eltern insgesamt 162 und damit annähernd alle schulpflichtigen Roma-Kinder und Jugendlichen von der Möglichkeit eines Schulbesuchs Gebrauch machen. 51 Kinder aus den Flüchtlingsunterkünften besuchen derzeit eine Kindertagesstätte. 2 Jugendliche können durch das besondere Engagement zweier Ausbildungsstätten eine Ausbildung absolvieren.
Die gelungene schulische Integration, ein für die Herkunftssituation überdurchschnittlicher Schulerfolg, teilweise sehr gute Kenntnisse der deutschen Sprache und eine geringe soziale Auffälligkeit sind Indikatoren für eine gelungene Identifikation mit der Mehrheitsgesellschaft und den hier geltenden Normen und Werten.
(http://www.saga.rasthaus-freiburg.org/images/file/st…)

=^…^=

Hi,

Zarkozy behauptet, Merkel hätte auch Roma abschieben wollen.
Merkel behauptet „So habe ich das niemals nie nicht gesagt“.

Gutentag Nick,

lt. „Die Weltwoche“ hat Deutschland ca. 167 Roma zurück geschickt.
Belgiën etwa 40 Roma. Es ist zu beachten, dass die unfreiwillige Rückkehr der Roma immer war, weil gewisse Mitglieder der Roma Gesellschaft es nicht schafften Normen und Werte ihrer Gastländer zu acceptieren und zu respectieren.

In der franz. sprachige Schweiz leben Roma, die sich sesshaft gemacht haben, sich ihr Gastland angepasst haben und sich wohlfühlen. Oft verschweigen sie, dass sie Roma sind. Ich binsicher, dass der grosse Teil der Roma angenehm ist. Es ist nur immer wieder so: die Unangenhemen fallen auf und bringen auch Unglück über die Angenehmen. Zudem ordne ich diese Medienrummel um die „armen unschuldig ausgesetzten“ Roma als eine weitere Waffe in der Links - Rechts Politiek ein. Wer interssiert sich schon wirklich für die Roma? Nur die Schlagzeilen über sie sind interessant.

Gruss: Ge-es

Nick

Hallo Mathias,

was genau hast Du an dem Artikel nicht verstanden?

…weshalb Du denkst, dass Freiburg = Europa.

M.

Hallo Mathias,

oben wurde erwähnt, dass Roma vorgeworfen werde, sie würden ihre Kinder nicht zur Schule schicken; ich habe Beispiele dafür gebracht, dass sie dies durchaus tun, wenn man sie denn lässt.

Dass ich auch Beispiele aus Freiburg herangezogen habe, liegt daran, dass ich die hiesige Lokalpresse verfolge und deshalb das eine oder andere im Hinterkopf hatte.

Ich will einmal nicht annehmen, dass Du implizieren möchtest, dass sich die in Freiburg lebenden Roma gravierend von Roma in anderen Städten unterscheiden.

Dass die Kinder der in den Balkanländern lebenden Roma nicht oder nur kurz zur Schule gehen, liegt an den dort gegebenen massiven Diskriminierungen und den insgesamt erbärmlichen Lebensbedingungen, denen Roma dort ausgesetzt sind; wenn Du möchtest, kann ich Dich gerne ausführlicher darüber informieren.

Für den Anfang: http://europeandcis.undp.org/uploads/public/File/rbe…

Gruß

=^…^=