Hallo,
ich möchte Dir folgende Lektüre ans Herz legen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsbenachteiligung…,
besonders
http://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsbenachteiligung…
da lese ich:
dass Eltern aus „höheren Schichten“ dazu neigen würden, selbst dann ihre Kinder zu einer höheren Schule zu schicken, wenn die Lehrkräfte hiervon abrieten. Eltern aus „niedrigeren Schichten“ hingegen würden sich genau an die Empfehlung der Lehrkräfte halten
Da kann unser Bildungssystem nichts für. Nur ein Punkt, warum ich mit Pauschalaussagen vom „das ist alles so gewollt“ ein Problem habe.
Nochmal: den Umstand, daß es signifikante Ungleichverteilungen von sozialen Gruppen auf bestimmten Schulformen gibt, bestreite ich nicht. Allein die Art und Weise, wie die Ursachenforschung betrieben wird und welche Schlußfolgerungen gezogen werden, stößt mir sauer auf.
Es wird nur schwerlich gelingen, die Eltern umzumodeln. Eltern, die nichts anderes kennen als Transferleistungen, vermitteln im Zweifel nicht den Spaß am Lernen, den nicht bestreitbaren Zusammenhang zwischen Bildung, Einkommen und sozialem Status sowie Motivation zur Erlangung des immateriellen Gutes Wissen.
Nebenbei: ist eigentlich schon einmal jemand auf den Gedanken gekommen, daß es in Deutschland die größte „Bildungsungerechtigkeit“ gibt, weil Deutschland mit die beste soziale Absicherung garantiert?
Bildung ist hier überhaupt nicht erforderlich, um sich einigermaßen kommod und ohne Arbeit auf Kosten anderer durchs Leben zu wurschteln.
Noch ein Argument: wer in seiner Jugend einen gewissen Wohlstand zu schätzen wußte, wird sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit darum bemühen, diesen Standard später halten zu können. Wer in seiner Jugend in eher ärmlichen Verhältnissen lebte und dabei vermittelt bekam, daß es ihm so schlecht nicht ging - erst recht nicht, wenn man berücksichtigt, daß das Zeug von anderen bezahlt wurde - hält es vielleicht nicht für ein erstrebenswertes Ziel, die nächsten > 10 Jahre in Ausbildung zu investieren.
Kurz noch aus dem Leben berichtet: die „ausländischen“ Jugendlichen, die mit mir Abitur machten, waren allesamt Kinder von Gastarbeitern der ersten Generation - also von Leuten, die in ein anderes Land gegangen haben, um sich mit viel Arbeit ein bescheidenes, kleinbürgerliches Leben aufzubauen und ihren Kindern mitgaben, daß sie es mal besser haben sollten als sie. Das gilt in gleichem Maße für diejenigen, die mit mir Examen machten.
Im Gegensatz dazu stehen diejenigen, die aus meiner Grundschulklasse auf die Hauptschule wechselten. Zum überwiegenden Teil aus Arbeiterfamilien und sozialen Brennpunkten stammend, mit 10 Nikotinkonsumenten und mit 14 noch den Alkohol dazu. Natürlich ist man in der Grundschule in erster Linie Kind, aber während meinereiner dann schon mal etwas las oder Hausaufgaben machten, hingen die auf irgendwelchen Bolzplätzen ab oder vor dem Fernseher. Daran, daß aus denen nichts wurde (um das mal so verkürzt darzustellen), ist dann das Bildungssystem schuld? Da habe ich meine Zweifel.
Gruß
Christian