Hallo!
Wurde auch höchste Zeit. Immerhin ist der Glaube schon ein Dreiviertel Jahrhundert alt. Zu den Glaubensstiftern gehörte Joseph McCarthy in den USA, der auch hierzulande Millionen Jünger fand. Was auch immer man kritisierte, dauerte es nicht lange, bis jemand mit dem Brustton der Überzeugung behauptete, man sei von Moskau gesteuert. Bei Kritik woran auch immer, dauerte es nicht lange, bis jemand mit der Antiamerikanismus-Keule daher kam. Spielte nur eine untergeordnete Rolle, ob die Kritik irgendwas mit den USA zu tun hatte.
Nachdem inzwischen sogar - schier unglaublich - von einsamen Stimmen aus C-Kreisen vorsichtige Äußerungen zu hören sind, die angesichts offenkundig ungehobelter Dämlichkeit Zweifel am unerschütterlichen Glauben an die aufopferungsvoll-selbstlose Rolle als das Gute in der Welt verteidigende … blah… blah … und betagte Glaubensanhänger der ersten Stunde mit Schnappatmung am Boden liegen, weil ihr Weltbild Kratzer erhielt, braucht der ursprüngliche Glaube ein Neues Testament in Gestalt russischer Hacker.
Bisher konnte noch keiner erklären, was genau russische Hacker anstellen, wie (bitte genau und detailliert) die genialen Bösewichte z. B. Wahlergebnisse beeinflussen und es auch nicht zu erwarten ist, dass jemals derart Erhellendes geboten wird …, aber das ist auch nicht wichtig. Man darf getrost darauf vertrauen, dass Bundesdeppen (Bürger, gemeine Abgeordnete) mehrheitlich jeden Schwachfug für bare Münze nehmen (anders sind 60% für CDU und SPD nicht zu erklären - q. e. d.). Funktioniert schon seit einem Menschenleben und bisher spricht nichts dafür, dass sich an der altbewährten Methode und ihrer Wirkung etwas ändert. Feindbilder werden einfach angesagt und nicht hinterfragt. Funktionierte schon mit den Franzosen…,
Immerhin sind die Zeiten für alttestamentarische McCarthy-Jünger geringfügig schwieriger geworden. Ich erinnere mich an Zeiten, als es was „anne Riestüten“ gab, wenn man die der damaligen Lehrerschaft verordnete Darstellungsweise hinterfragte, wonach in Vietnam unsere Freiheit verteidigt wurde. Auf die gleiche Weise gab’s spürbare Nachhilfe, wenn von ehrlich kämpfenden Landsern die Rede war und man zu hartnäckig zu fragen wagte, was sie in Russland zu suchen hatten. Ich hatte das „Vergnügen“, durchweg ehemalige Wehrmachtssoldaten als Lehrer zu haben und danach bei einer mit Wiki-Eintrag verewigten Luftwaffen-Ikone mit Rekordzahl von soundsovielen Abschüssen und mit Ritterkreuz auf C-Wahlplakaten erfolgreich werbendem Politiker meine Lehrjahre absolviert zu haben. Ist alles fast 50 Jahre her, aber am Feindbild hat sich rein gar nichts geändert. .
Die alten Feindbilder mit dem Hirnriss, Natur, Lebensgrundlagen und Leben gering zu schätzen, statt dessen sowas Idiotisches wie gegenseitige Vernichtung, mindestens aber Bedrohung zu postulieren, sind in vielen Köpfen noch nicht überwunden. Und wenn mir heute irgend ein Grünschnabel etwas von Werten erzählen will, kann ich mit Jahren als Entwickler in der Rüstungsindustrie kontern, in denen ich lernte, dass mit Rüstungs- und Ausfuhrkontrollen Beamte vollkommen nutzlos beschäftigt werden, aber jedes noch so massenvernichtende Zeugs an jeden geliefert wird, der genug zahlt.
Gruß
Wolfgang