Satire und Recep Tayyip Erdogan

Erdogans Arme reichen bis nach Deutschland…

ZDF entfernt Beitrag aus Böhmermann-Sendung

Freie Presse ade.

Satire ist nicht, wenn man herzhaft lachen kann, Satire heißt, das einem das Lachen im Hals stecken bleibt.
Satire soll nicht unterhalten, sondern schockieren.

Gerade die Reaktion, oder besser gesagt Überreaktion von Erdogan zeigt, dass das Lied berechtigt ist.

Hast du dir das „Gedicht“ überhaupt angesehen bzw. durchgelesen? So sehr ich Böhmermann auch schätze, aber das war nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Beschimpfungen und Perversitäten. Selbst Böhmermann wird von der Löschung des Videos nicht großartig überrascht sein…

Das „Gedicht“ war nicht einmal ein Beitrag zur Erläuterung des Unterschieds zwischen Satire und Scmähschrift, wie er behauptet hat. Es hat eine sehr hohe strafrechtliche Relevanz. Die Löschung ist aus meiner Sicht berechtigt. In anderen Berufsbranchen müsste man mit starken arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn man derart agiert. Mal abwarten…

Franz

Spott finde ich da keinen. Schlichte Aneinanderreihung von Wahrheiten und Halbwahrheiten und Vermutungen und Unterstellungen. In Kinderreimform und in eine bekannte gängige Melodie verpackt. Gut i. S. von gelungen ist es imho keinesfalls.

Ob man dies als Satire bezeichnen mag, obliegt der Beurteilung eines jeden Einzelnen. Der Begriff Satire beinhaltet jedenfalls keinerlei Rechtfertigung. Insofern ist es egal, wie man es nennt. Murks bleibt Murks.

Franz

Hallo,

http://www.jetzt.de/fernsehen/ging-boehmermann-zu-weit

der kleine Textauszug sollte reichen, um aufzuzeigen, dass hier keine Satire oder Schmähkritik vorliegt. Hier ist die Grenze zur strafbaren Beleidigung weit überschritten. Die Kunst geniesst zwar bis zu einem gewissen Grad „Narrenfreiheit“, darf sich aber auch nicht über Artikel 1 GG hinwegsetzen.

Gruß
vdmaster

P.S.: Böhmermann könnte vielleicht einmal einen juristischen Denkzettel gebrauchen. Hilft aus der Pubertät heraus.

1 Like

Er beweist selbst, dass er ihn dringend benötigt.

So doof muss man erst einmal sein. Und so doof ist Jan Böhmermann
wirklich: „Ich denke, wir haben heute am 1. April 2016 gemeinsam mit dem
ZDF eindrucksvoll gezeigt, wo die Grenzen der Satire bei uns in
Deutschland sind. Endlich!“, verbreitete der Moderator über Facebook,
„sollte ich bei der gebührenfinanzierten Erfüllung meines pädagogischen
Auftrags die Gefühle eines lupenreinen Demokraten verletzt haben, bitte
ich ergebenst um Verzeihung.“

Offenbar hält sich der Hype-Star für ungerechtfertigt behandelt. Trotzreaktion, nichts weiter.

Das scheint deine Erinnerung etwas getrübt zu sein. Die Türkei hat beispielsweise lange Zeit den USA ihre Flughäfen verweigert, obwohl gerade Diyarbakır sehr kurze Flugentfernungen ermöglicht hätte. Und spätestens beim Kampf um Kobane hat die Türkei deutlich gezeigt, auf wessen Seite sie beim Kampf der Kurden gegen Da’esh steht.

David L. Phillips hat eine kleine Liste erstellt, aus der indirekte und direkte Unterstützung klar ersichtlich wird.

Lg,
Penegrin

Hallo Penegrin,

sie ist es nicht. Es macht einen Unterschied, ob man bereits von Unterstützung sprechen möchte, sobald sich die TÜR nicht einmischte.

(A) Flughafen. War innenpolitisch nicht unheikel. Außerdem wollte die TÜR nicht zur Zielscheibe werden. Mittlerweile ist sie es ja geworden.

(B) Kobane. War ebenfalls innenpolitisch sehr heikel. Hier wollte die TÜR aber bewusst verhindern, dass sich kurdische Kampfeinheiten hier im Kampf verbünden können. Zähneknirschend musste sie dann nach entsprechend diplomatischem Druck nachgeben. Oder glaubst Du etwa, dass sie hierbei nur Türkeifreunden die Durchreise erlaubte? :smirk:

Könntest Du mir mal in Kürze darstellen, welcher der Vorwürfe aus Deinem Link tatsächlich nachgewiesen wurde und ernsthaft die aktive Unterstützung des IS beweist?

Ich behaupte ja nicht, dass die TÜR ihre Grenze so kontrolliert hat, wie wir das gerne gesehen hätten. Aber ich möchte mich auch nicht unbedingt durch den Wust von halbgaren Anschuldigungen und Pipifax durcharbeiten.

Gruß
vdmaster

Hallo,

es ging nicht darum, ob die Satire gut ist, bzw. ob du sie gut findest.

Natürlich ist es ein Spottlied, es wird über Erdogan gespottet. Wobei du bei deiner Kritik total unterschlagen hast, dass es hier nicht nur um den Text geht, sondern dass der Text mit den Bildern zusammengehört. Wie oben jemand geschrieben hat: der Text geht dem Herrn wahrscheinlich ziemlich irgendwo vorbei, die Bilder sind ihm wohl weniger egal.

Und sein, Satire oder nicht kann nicht jeder einzelene beurteilen. Denn genau das öffnet der Zensur Tor und Tür. Es gibt Definitionen von Satire. Hier mal die vom Duden: „Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt“.

Wie gesagt, ob gelungen oder nicht, hat nichts mit der Definition zu tun. In dem Lied wird gespottet, Erdogan wird der Lächerlichkeit preisgegeben (ob z.B. mit seinem Palast, seinen Handbewegungen, seiner Selbstverherrlichung z.B. im Fußballdress), und die Zustände angeprangert (Pressezensur, Schauprozesse, Polizei geht auf friedliche Demonstranten los).

Das Ganze wird dann diesem lächerlich / kindisch wirkendem Singsang gegenüber gesetzt. Das ist ein Spottlied, was denn sonst?

Grüße

Siboniwe

Servus vdm,

zu A und B darf ich doch mal kurz lachen. Innenpolitisch heikel? Ernsthaft? Wann war das jemals ein Maßstab bei Erdogans handeln? :stuck_out_tongue_closed_eyes:

Und es scheint hier eine kleine Unschärfe bei dem Begriff ‚Unterstützung‘ zu geben. Das ist für mich nicht nur einfach Waffen zu liefern.

Und wenn dir die Liste zu lange (was eigentlich schon für sich spricht), nehmen wir doch einfach mal den Fall Kobane: Bist du ernsthaft der Meinung, dass die Türkei hier nicht lange Zeit so gehandelt hat, dass es Da’esh nützt bzw. die Kurden möglichst schwächt? Ein ideologisches Naheverhältnis zwischen Da’esh und AKP ist auch nicht von der Hand zu weisen.

Lg,
Penegrin

Tachen,

bei all der berechtigten Kritik an Erdogan, bei all der berechtigten Kritik an was auch immer und bei all der Daseinsberechtigung von Charlie Habdo, Titanic etc. will mir eines nicht in den Kopf;
in dem Wissen und mit der naheliegenden Vermutung auf weitere, ähnliche Vergeltungsanschläge irgendwelcher extremistischen Abdeslams, -geborene (Pseudo)Märtyrer - besteht die Notwendigkeit solcher Satire?
Waren die Reaktionen dieser Fanatiker auf z. B. Kurt Westergaards Karikaturen noch nicht genug, nach der Devise: Jetzt erst recht, und auch ich will mein Ego befriedigen?

Natürlich sind solche extremen Reaktionen ein Angriff auf das zweithöchste Gut, die Pressefreiheit und der damit verbundene Meinungsäußerung! Aber welche Gründe gibt es zu glauben, solche Anschläge herausfordern zu müssen? Welche - nicht grundlose - aber doch reale Notwendigkeit gibt es, derart provozieren zu müssen, wenn inzwischen mehrfach erwiesen ist, dass sie solch eine riesige Anzahl Unschuldiger Opfer hervorbringt? Ist es das Wert?

Das ist im Prinzip nichts anderes, als wenn ich bei grün werdender Ampel ob des Wissens einer überaus belebten Kreuzung, einfach mal auf mein Vorfahrtsrecht bestehe und ohne zu schauen in erlaubter Höchstgeschwindigkeit über diese fahre. Und wenn ich dann einen gestürzten Radfahrer abräume…selbst Schuld!

Nicht dass wir uns jetzt falsch verstehen: ich bin nicht für bedingungslose Rücksichtnahme und ich bin nicht prinzipiell der Meinung dass der Klügere nachgeben soll, denn dann würde die Welt bald von den Deppen regiert! Aber wenn ich durch Nach- und/oder Weitsicht verhindern kann eine Lunte anzuzünden, dann bin ich gerne auch einmal der Depp! Also nochmals: Welche Notwendigkeit zur Satire gibt es, bzw. anders gefragt: Wem hilft sie…vor allen Dingen, in Anbetracht der Folgen?

Gruß
d.

Es gibt Definitionen von Satire.

Das ist ja das Problem. Nummer eins. Der Plural.

Nummer zwei: Der Inhalt der Definitionen.

Für dich Raider, für mich Twix.

Franz

Hallo Penegrin,

vor Wahlen :grin:. Die Anhängerschaft der AKP ist ihm durchaus wichtig. Spontane Hilfe den Kurden gegenüber würde von Türken der nationalistischen Seite und auch der religiösen als Verrat ausgelegt werden können. Bei dem Flughafen wären es die Religiösen (USA helfen, Bomben auf Muslime zu werfen). Hier in D haben die Linken und Teile der Grünen auch damit argumentiert, dass man sich zum Ziel des IS mache. Das trifft für die TÜR noch weit stärker zu. Und die Folge waren ja auch Anschläge in der TÜR.

Haben sie gezielt die Feinde des IS angegriffen, Waffen (abgesehen vom „Lösegeld“) geliefert, Zielaufklärung für den IS betrieben, Ausbildungslager auf eig. Territorium geduldet?

Das tut es nicht. Wenn irgendein Oppositioneller oder eine regierungsfeindliche Zeitung oder ein angeblicher IS-Kommandant irgendetwas behauptet, dann muss es noch lange keine Substanz haben. Ich erinnere mal an den Informanten über das Irak-ABC-Programm.

Und nicht jede Waffenlieferung ging an den IS. Die Zahl der Parteien in Syrien ist schier grenzenlos. Tlw. führt Deine Liste nie umgesetzte Gedankenspiele des Geheimdienstes auf und macht daraus zwei Punkte (die Liste etwas aufblähen). Dann wird über einen Saudi berichtet, der Waffen durch die TÜR nach Syrien schaffte. Irgendwann verlier ich die Lust, um die „smoking gun“ zu suchen. Daher meine Bitte darum, dass Du aus dem Link einen zentralen Punkt rausnimmst und somit konkreter wirst. Deine Weigerung dies zu tun ist mir nun Beleg, dass am Rest der Liste nicht soviel dran sein kann.

Kobane. Hier hat die TÜR sich lange gewunden, um die Kurden nicht militärisch (und damit auch politisch) unterstützen zu müssen. Was ist denn als Folge mittlerweile geschehen? Die Kurden rufen bereits ihr eigenes Autonomiegebiet aus. Genau das wollte die TÜR eben nicht, wie Du sicher einräumen musst.

Der ganze Bürgerkrieg wird größtenteils von Feinden der TÜR (aus deren Sicht) ausgetragen. Assad ist ein Feind, die (militärisch aktiven) Kurden sind ein Feind und der IS ist es ebenso. Nur die moderaten Rebellen zählen nicht mehrheitlich dazu. Genau daher stand die TÜR so lange auf dem Standpunkt, dass man nicht eingreifen solle, solange sich die Feinde gegenseitig umbringen. Genau deswegen beschiessen sie mittlerweile auch gelegentlich kurdische Einheiten in Syrien.

Gruß
vdmaster

Hätte nicht sein müssen. Besser werden die Umstände dadurch auch nicht.