Satzende mit Doppelpunkt?

Meine Frage richtet sich an alle Grammatikexperten: Wenn ich wie in folgenden Beispielen in einem Satz einen Doppelpunkt setze, heißt das, der folgende Teil zählt bis zum Endzeichen (Punkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen) als Teilsatz, also Bestandteil des Satzes - oder zählt er als eigenständiger Satz bzw. sogar Satzfolge?
Wer kann weiterhelfen?

Beispiele:

(1) Der Dienststellenleiter meldet: Mehr als dreißig Polizeibeamte wurden verletzt.

(2) Alles hat sich folgendermaßen zugetragen: Am Freitag erschien Harry S. nicht zur Arbeit. Auch am Abend des Tages blieb der Hafenarbeiter spurlos verschwunden.

(3) Thomas: „Wenn es heute regnet, bleibe ich zu Hause. Oder ich besuche einen Freund.“

Meine Frage richtet sich an alle Grammatikexperten: Wenn ich
wie in folgenden Beispielen in einem Satz einen Doppelpunkt
setze, heißt das, der folgende Teil zählt bis zum Endzeichen
(Punkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen) als Teilsatz, also
Bestandteil des Satzes - oder zählt er als eigenständiger Satz
bzw. sogar Satzfolge?
Wer kann weiterhelfen?

Huhu!

Sobald hinter dem Doppelpunkt ein grammatikalisch vollständiger Satz folgt, gitl er als eigenständiger Satz. Dann muss danach groß weitergeschrieben werden. Folgt kein vollständiger Satz, ist es ein Satzteil und es muss klein weitergeschrieben werden.

Beispiele:

(1) Der Dienststellenleiter meldet: Mehr als dreißig
Polizeibeamte wurden verletzt.

klein schreiben

(2) Alles hat sich folgendermaßen zugetragen: Am Freitag
erschien Harry S. nicht zur Arbeit. Auch am Abend des Tages
blieb der Hafenarbeiter spurlos verschwunden.

groß schreiben

(3) Thomas: „Wenn es heute regnet, bleibe ich zu Hause. Oder
ich besuche einen Freund.“

groß schreiben

Gruß
Sarah

Hallo Sarah,

das ist

Mehr als dreißig Polizeibeamte wurden verletzt.

ein ebenso vollständiger Satz wie die anderen beiden. Also auch hier ist die Großschreibung nach dem Doppelpunkt richtig.

Grüße,
MrsSippi

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Hallo, Chris,
die drei Beispielssätze sind nach dem Doppelpunkt alle vollständig. daher ist Großschreibung angesagt.

Ein anderes Beispiel wo Kleinschreibung dem Doppelpunkt folgt:
Ich schrieb oben: „daher ist Großschreibung angesagt“.

Gruß
Eckard

Ein anderes Beispiel wo Kleinschreibung dem Doppelpunkt folgt:
Ich schrieb oben: „daher ist Großschreibung angesagt“.

Bist du sicher, dass hier Kleinschreibung folgen muss? „Daher ist Großschreibung angesagt“ ist ein vollständiger Satz, der mit einem Pronomen eingeleitet wird.

Darüber hinaus würde mich eher interessieren, was mit dem Teil VOR dem Doppelpunkt ist. Kann z.B. „Ich schrieb oben:“ ein vollständiger Satz sein? Oder „Karl sagte:“?

Für mich stellt sich die Schwierigkeit deshalb, weil ich die Sätze eines Textes durchnumerieren muss und nun nicht weiß, ob ich z.B. „Der Dienststellenleiter meldet:“ als einen Satz zählen soll oder nicht.

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Hallo!

Zunächst einmal: Sätze können nicht mit Doppelpunkt enden.

Der Doppelpunkt ist kein Schlusszeichen, sondern ein Übergangs- und Ankündigungszeichen. Es erweckt die Aufmerksamkeit des Lesers und lenkt diese aufs Folgende.

Nach dem Doppelpunkt kann ein Ganzsatz folgen. Dann wird das erste Wort immer groß geschrieben!

Das Sprichwort sagt: Der Apfel fällt leicht auf den Clown.
Haus und Hof, Gut und Geld: Alles verloren!

Folgt dem Doppelpunkt nur ein Teilsatz oder einzelne Wörter, so werden diese nur groß geschrieben, wenn sie Nomen sind.

Abendkonzert des Staatlihen Philharmonischen Orchesters
W. A. Mozart: Sympphonie in g-Moll. KV 550
J. Brahmas: Konzert für Klavier und Orchester in B-Dur
Franz Liszt: Sinfonie zu Dantes „Divina Comedeia“
Dirigent: Karl Schuricht
Solist: Wilhelm Backhaus
Beginn: 20 Uhr
Aber: Ende: gegen 22:30 Uhr

oder:

_Religion: sehr gut
Rechnen: mangelhaft!

Nächste TÜV-Untersuchung; Im September 2008_

Beispiele: aus den Dudenband 9

Gruß Fritz

Hallo!

Zunächst einmal: Sätze können nicht mit Doppelpunkt enden.

Der Doppelpunkt ist kein Schlusszeichen, sondern ein
Übergangs- und Ankündigungszeichen. Es erweckt die
Aufmerksamkeit des Lesers und lenkt diese aufs Folgende.

Wenn Sätze also nicht, wie du schreibst, mit einem Doppelpunkt enden können, so frage ich mich, inwiefern sie als Teilsätze o. Ä. Eigenständigkeit beanspruchen können bzw. ob der folgende Teil bis zum Schlusszeichen zu ihnen gehört (als Teilsatz z.B.)

(1) Das Angebot lautete: dreißig Euro für zwei Taschen.
(2) Es verhielt sich so: Am Abend des 30. Septembers erhielt Ralf W. einen Anruf von seinem Schwager.

In Satz (1) kann m. E. keiner der beiden Teile Eigenständigkeit beanspruchen, während in Satz (2) der Teil nach dem Doppelpunkt einen eigenständigen Satz darstellt.

Wenn man z.B. zwei Hauptsätze mit einem Komma verbindet, spricht man doch auch von zwei Teilsätzen, weil diese in einen Satz mit anschließendem Endzeichen gesteckt werden. Oder irre ich mich da?

Das wiederum hat für mich die Konsequenz, dass - egal ob nach dem Doppelunkt ein Satz folgt oder nicht - der eigentliche Satz erst mit dem Satzendzeichen endet.

Beispiel: Der Polizeibericht meldet: Es kam zu keinen weiteren Ausschreitungen. = 1 Satz

Wäre das so korrekt oder nicht? Ich bin mir leider weiterhin unsicher.

Hallo, Chris,
mit Deiner nachgeschobenen Definition Deiner Aufgabe kommen wir vielleicht weiter.

Die Frage lautet also: Wann ist ein Satz ein Satz?
Die grammatische Antwort darauf ist: Wenn er ein Subjekt und ein Prädikat hat.

Allerdings könnte man auch auf die Semantik abstellen und nur das als „Satz“ gelten lassen, was in seiner Bedeutung für sich allein stehen kann.

Aus der grammatischen Sicht bestünde dann der oben kursiv gesetzte Teil aus vier Sätzen, aus semantischer Sicht nur aus zweien.

Gruß
Eckard

ein ebenso vollständiger Satz wie die anderen beiden. Also
auch hier ist die Großschreibung nach dem Doppelpunkt richtig.

Ups! Wie peinlich, da war ich wohl zu schnell mit dem Lesen. Also sowas ist mir noch nie passiert… *schäm*

Hallo,

Die Frage lautet also: Wann ist ein Satz ein Satz?
Die grammatische Antwort darauf ist: Wenn er ein Subjekt und
ein Prädikat hat.

Sätze müssen aber kein Subjekt haben. Wo z.B. befindet sich in den Sätzen „Jetzt wird getanzt!“ oder „Gestern wurde bei uns eingebrochen.“ das Subjekt? Und wenn man sie als Frage formuliert, kann man sogar die Adverben weglassen, die in der Subjektposition stehen: „Wird getanzt?“, respektive „Wurde bei euch eingebrochen?“

Sätze brauchen (zumindest im Deutschen) immer ein Prädikat, denk ich, aber mit Sicherheit kein Subjekt. Wir hatten das früher in der Grundschule auch so gelernt, wie du’s sagtest… ich frage mich nur: warum?

Grüße,

  • André

Hallo!

(1) Das Angebot lautete: dreißig Euro für zwei Taschen.
(2) Es verhielt sich so: Am Abend des 30. Septembers erhielt Ralf W. einen Anruf von seinem Schwager.
In Satz (1) kann m. E. keiner der beiden Teile Eigenständigkeit beanspruchen, während in Satz (2) der Teil nach dem Doppelpunkt einen eigenständigen Satz darstellt.

Das ist richtig!

Wenn man z.B. zwei Hauptsätze mit einem Komma verbindet, spricht man doch auch von zwei Teilsätzen, weil diese in einen Satz mit anschließendem Endzeichen gesteckt werden. Oder irre ich mich da?

So würde ich es auch sagen.

Das wiederum hat für mich die Konsequenz, dass - egal ob nach dem Doppelunkt ein Satz folgt oder nicht - der eigentliche Satz erst mit dem Satzendzeichen endet.

Gerade so sehe ich es auch.

Beispiel: Der Polizeibericht meldet: Es kam zu keinen weiteren Ausschreitungen. = 1 Satz

Wäre das so korrekt oder nicht?

Das wäre korrekt!

Ich bin mir leider weiterhin unsicher.

Dzu besteht kein Grund.

Du kannst das mit der Zeichensetzung bei der direkten Rede vergleichen.

„Peter sagte:“

Das ist kein Satz!

Peter sagte: „Ich bin müde.“

Das ist ein Satz, von dem nur der zweite Teil eigenständig sein könnte.

Ich dachte aber, es geht un Groß- und Kleinschreibung.

Hier ein Beispiel von Stefan Zweig:

Aber schon kamen sie, von unsichtbarer Hand geschoben, träge herangedunkelt, runde, wulstige Säcke, und man sah: sie waren schwer und schwarz von Regen , denn sie polterten murrend wie feste, wuchtige Dinge, wenn sie aneinander stieBen, und manchmal fuhr ein leiser Blitz über ihre schwarze Fläche wie ein knisterndes Streichholz.

Heute müsste es heißen: und man sah: Sie waren schwer und schwarz von Regen

Ein anderes Beispiel:

Wider meinen Willen bin ich Zeuge geworden der furchtbarsten Niederlage der Vernunft und des wildesten Triumphes der Brutalität innerhalb der Chronik der Zeiten: nie - ich verzeichne dies keineswegs mit Stolz, sondern mit Beschämung - hat eine Generation einen solchen moralischen Rückfall aus solcher geistigen Höhe erlitten wie die unsere.

Da „nie“ nur ein Wort ist und kein Nomen könnte man meine, die Kleinschreibung sei gerechtfertigt. Da aber der Satz - nach dem Einschub - weitergeht, so muss auch das Nie groß geschrieben werden.

Ich hoffe, es wird klarer.

Gruß Fritz

Gruß Fritz

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Ein anderes Beispiel wo Kleinschreibung dem Doppelpunkt folgt:
Ich schrieb oben: „daher ist Großschreibung angesagt“.

Bist du sicher, dass hier Kleinschreibung folgen muss? „Daher ist Großschreibung angesagt“ ist ein vollständiger Satz, der mit einem Pronomen eingeleitet wird.

Du hast Recht Chris; Eckard hat sich da wohl vertan.

Darüber hinaus würde mich eher interessieren, was mit dem Teil VOR dem Doppelpunkt ist. Kann z.B. „Ich schrieb oben:“ ein vollständiger Satz sein? Oder „Karl sagte:“?

Nein! Es ist der unselbstständige Einleitungsteil eines Satzes.

Gruß Fritz

Sätze müssen aber kein Subjekt haben. Wo z.B. befindet sich in
den Sätzen „Jetzt wird getanzt!“ […] das
Subjekt?

Hallo, André,
Deine Beispiele enthalten doch ein Subjekt, wenn mans auch nicht mit sagt. Laß das „Jetzt“ heraus aus Deinem ersten Beispiel, dann wirst Du sagen müssen " Es wird getanzt." Das (Hilfs-)Subjekt „Es“ schwingt also immer im Hintergrund mit, auch wenn es gelegentlich im Prädikat verschwindet.

Gruß
Eckard