Schäfer-Stündchen

Hallo,

was hat der „Schäfer“ in diesem Wort zu suchen?!

Am ehesten könnte man vielleicht noch sagen, vielleicht daher weil Schafe kuschelig-weich sind, und beim Schäferstündchen auch gekuschelt wird - aber ist das wirklich der Ursprung dieses Wortes? (denke eher nicht!)

Mich würde mal interessieren, woher dieses Wort kommt!

Viele Grüße,
Nina

Hallo, Nina:smile:
der ausdruck kommt aus der bukolik, der hirten- und schäferliteratur des 16.u.17.jhdts…schäfer/innen, schafe, idyllische landschaften symbolisierten das ideal von unschuld.
eine schäferstunde war also eine zeit der beschaulichkeit, der zweisamkeit…oft in der natur…dass die unschuld im laufe der zeit weggefallen ist…naja…*lach*
übrigens heisst es auf französisch auch *heure du berger*
liebe grüsse aus wien
jenny

Hallo !

Ein Schäferstündchen halten (verbringen): eine Zeit traulichen, zärtlichen, liebevollen Beisammenseins von Verliebten.
Seine Schäferstunde schlägt: das Glück winkt ihm, es kommt zu einem Treffen der Liebenden und der Erfüllung ihrer Wünsche. Mit einem ‚Schäferstündchen‘ bezeichnet man die gemeinsam verbrachte Zeit eines Liebespaares, das sich oft heimlich zuzammenfinden muß. Der Begriff ist dem französischen ‚heure du berger‘ nachgebildet.
In der Zeit des Barock und Rokoko erfolgte eine bewußte Hinwendung der höfischen und bürgerlichen Gesellschaft zur Natur und dem angeblich naiv-sündlosen Landleben. Schäferspiele wurden nachgeahmt, indem man in entsprechenden Kostümen und unter antiken Schäfernamen in ländlicher Idylle in einer Art Rollentausch zu leben versuchte, um den erstarrten zeremoniellen Formen zu entgehen und sich natürlich und ungezwungen benehmen zu können.
Die Hirtendichtung zum Preise der Idylle, die zum Vorbild diente, geht auf Theokrit zurück und fußt auf den Eklogen Vergils. Sie wird als ‚bukolische‘ Dichtung bezeichnet. Literarisch belegt ist der Begriff ‚Schäferstunde‘ z.B. in Schillers ‚Don Carlos‘ (II, 8): »Der Seelen entzückender Zusammenklang ein Kuß - der Schäferstunde schwelgerische Freuden«.

[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: Schäferstündchen, S. 1 ff.Digitale Bibliothek Band 42: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 5237 (vgl. Röhrich-LdspR Bd. 4, S. 1298 ff.) © Verlag Herder]

Gruß Max

Mich würde mal interessieren, woher dieses Wort kommt!

Hallo, Nina,

und der Vollständigkeit halber hier noch Grimm:

_SCHÄFERSTUNDE, f. stunde traulichen beisammenseins und liebesgenusses für liebende; zunächst ein ausdruck der schäferpoesie, wol dem franz. heure du berger nachgebildet. ADELUNG; nach WEIGAND 2, 539 zuerst 1711 bei RÄDLEIN 760a; damit ist noch nicht ausgemacht, dasz nicht einst bei ihr die schäferstunde für den eseltreiber schlagen sollte. BODE Montaigne (Berl. 1793) 3, 9; hier ist alles augenblick, glückliche schäferstunde. HERDER z. rel. u. theol. 4, 62; durch das offne liebesbekenntnisz, dasz diese schäferstunde alle, alle seine schäferstunden nach namen und zahl übertreffe. z. litt. u. k. 14, 123; alles so schön – so voll ebenmaas – so göttlich vollkommen! – überal das werk seiner himmlischen schäferstunde! SCHILLER kab. u. liebe 5, 7; dasz dann für ihn schuldlosen schelm bald … die schäferstunde schlagen werde. J. PAUL Titan 3, 197;

so schuf, bald diesz, bald das, schon manchen zum poeten;
Pedrillen seiner Laura grausamkeit,
den glücklichern Menalk die erste schäferstunde.
GOTTER 1, 259;

und er, nach dem ersten anblick zu schlieszen,
schien eben kein mann, der seiner Fyllis zu füszen
die schäferstunde verseufzt.
WIELAND 4, 191 (Amadis 8, 28);

manche rasche schäferstunde,
flücht’gen kusz vom lieben munde,
haben wir versäumet.
GÖTHE 1, 139;

wer fragt darnach in einer schäferstunde?
12, 218;

der seelen
entzückender zusammenklang – ein kusz –
der schäferstunde schwelgerische freuden –
SCHILLER don Carlos 2, 8;

bildlich:

meine muse fühlt die schäferstunde,
wenn von deinem wollustheiszem munde
silbertöne ungern fliehn.
werke 1, 224;

darum lasz ich keine schäferstunde der muse entschlüpfen. HÖLTY 253 Halm; und taub wurde der pfarrer, dasz er kaum die aktus-schäferstunde schlagen hörte. J. PAUL Qu. Fixl. 157._

Gruß
Kreszenz