Schaltungszug wechseln

Hallo.

Nachdem mir bei einer alten 3-Gang-Schaltung (Torpedo) das Seil gerissen ist, habe ich ein neues beschafft (angeblich sind die Seile standardisiert). Jetzt weiß ich nicht, wie ich das eine Seilende an dem Verbindungsstück für die Nabe anbringen soll. Dieses besteht aus einem Plastikrohr, das auf der einen Seiteeine Öffnung hat, in das ein Stift eingeschoben wird, der mit Rillen versehen ist und von einer Feder in dem Rohr festgehalten wird. Auf der anderen Seite ist eine Bohrung, durch die das Schaltungsseil paßt. Nur weiß ich nicht, wie dieses befestigt wird. Soll ich es einfach verknoten?

Grüße

Ostlandreiter

hi,

versuche mich kurz zu fassen. Der Zug (Seil) den du gekauft hasst, hat an einem Ende einen festen Nippel. Das nackte Ende fädelst du durch den Schalt-Hebel, durch die Zug-Hülle und sämtliche Ösen und Umlenk-Rollen bis zu dem Punkt wo das Schaltkettchen aus der Nabe mit dem Zug verbunden werden muss. Achte darauf, dass der feste Nippel guten Sitz im Schalt-Hebel hat. Langsam aber mit
stetig steigender Kraft am nackten Ende ziehen, sodass sich der Nippel schön setzt. Dabei den Ganghebel in alle Positionen durchschalten. Merkst nun, wie die Bewegung des Hebels auf den Zug wirkt.

Jetzt wird’s bisschen knifflig. Ich glaube, ich kann mir unter deinem ‚Plastik-Rohr‘ etwas vorstellen. In der einfachsten Ausführung ist an dieser ‚fixier-Hülse‘ bloss noch ein kleiner Metall-Bügel angebracht. Dieser Bügel dient zur variablen Zug-Straffung, das Gewinde-Ende des Schalt-Kettchens lässt sich dort ratschender Weise reinschieben. Um’s wieder rauszuziehen muss man dein Bügel eindrücken.

Zur Befestigung des noch nackten Zug-Endes gibt es verschiedene Möglichkeiten, hängt von deiner Fixier-Hülse (‚Plastikrohr‘) ab. Hat diese Hülse noch eine Inbus-Maden-Schräubchen an der Seite, guck dir’s mal an. Wenn du längs durch die Fixier-Hülse gucken kannst, gibts kein Schräubchen. Wenn Schräubchen, dann musst du’s erst herausdrehen, bis das nackte Zug-Ende sich durch die Fixier-Hülse fädeln lässt. Aufpassen, dass der Zug nicht ausfranst, wenn doch, musst ihn wieder ‚zuzwirbeln‘. Die Beschreibung für Fixierhülsen ohne Maden-Schräubchen ist um einiges kniffliger und umständlicher. In Anbetracht deiner Frage würde ich dich mal als Laien einschätzen und dir empfehlen, dir eine solche Fixierhülse mit Maden-Schraube zu besorgen, kost nicht die Welt.

Erstmal am Ganghebel den dritten reinmachen. Im dritten Gang soll dein Schaltzug später die ‚schlappste‘ Spannung haben, im ersten ist die straffeste (das sollte man sich gelegentlich vor Augen führen, hilft fürs Verständnis). Schön wäre, wenn du dein Fahrrad aufhängen könntest, dann kannst statt Probe zu fahren, die Pedale mit der Hand kurbeln und dabei den Ganghebel betätigen und die Arbeit des Schaltkettchens beobachten. Ebenso solltest du zu Beginn deiner Arbeit wissen, wie schwer sich die verschiedenen Gänge kurbeln lassen. Kurbeln und dabei das Schaltkettchen mit der Hand verschiedene Stufen weit aus der Nabe ziehen, du simulierst damit das Schalten. Bekomme ein Gefühl für die verschiedenen Gänge. Wichtig: das Schaltkettchen sollte ganz in die Nabe eingedreht (im Uhrzeigersinn drehen)sein falls es in dieser Stellung nicht in die Richtung des Schaltzuges zeigt, einfach soweit herausdrehen, bis dies der Fall ist.

Jetzt gehts los.
Maden-Schräubchen an Fixier-Hülse herausdrehen bis du den Zug durch die Hülse schieben kannst, das Zugende kommt dann irgenwo seitlich aus der Hülse. Soweit herausziehen,bis du das Gewinde des Schaltkettchens 5mm weit in die Hülse ratschen kannst, Maden-Schräubchen wieder eindrehen und damit den Zug festquetschen, (nicht zu fest, ist doch bloss ein armes kleines Schräubchen, nach fest kommt ab) Gewinde des Schaltkettchens weiter in die Hülse ratschen bis der Zug gerade straff ist aber das Schaltkettchen noch nicht aus der Nabe herausgezogen wird. Falls du bis Anschlag einratschen kannst und dein Zug noch schlapp runter hängt musst du nachspannen. Ich empfehle: den Bügel an der Fixierhülse zu drücken und das Gewinde um die halbe Länge herausziehen, dann das Schräubchen wieder öffnen, den Zug am nackten Ende mit Zange packen und ein stückchen weiter durchziehen, bis der Zug beginnt in Spannung zu kommen. Schräubchen wieder reindrehen. Wie siehts nun aus? Zug immer noch Schlapp, dann diesmal mit gewinde weiter in Hülse schieben. Feinjustierung eben.

Ziel ist, wie gesagt, den Zug gerade so zu spannen, das er straff ist, aber das Schaltkettchen noch nicht aus der Nabe herausgezogen hat (bei Ganghebel im dritten Gang).

Jetzt kannst du mal probefahren, entweder echt, oder besser noch mit der Hand pedalieren. Alle Gäge durchschalten: mit kurbeln aufhören, Schalten, weiterkurbeln. Alle drei Gänge vorhanden. Ja, dann fertig.

Nicht alle drei Gänge da? Bei Ganghebel in Stellung erster Gang sollte das Schaltkettchen fast komplett aus der Nabe gezogen sein, prüfe, indem du mit der Hand versuchst es noch weiter herauszuziehen. Ein bisschen darf und muss auch noch platz sein, andernfalls würdest du den Zug und die Schaltung mit zuviel Spannung strapazieren. Und der dritte Gang würde wahrscheinlich nicht funktionieren. Du musst den Zug also entspannen, heisst: Hebel auf dritten Gang stellen, Metallbügel an Fixierhülse drücken, und Gewinde des Schaltkettchens wieder ein Stückchen aus der Hülse kommen lassen.

Wenn du das Schaltkettchen aber bei ‚Gang eins-Stellung‘ noch soweit aus der Nabe ziehen kannst, dass dadurch erst der ‚erste‘ Gang geschaltet wird, heisst es nachspannen, heisst: Hebel auf 3 stellen, Gewinde des Kettchens weiter in Hülse reinratschen.

Wenns nicht gleich hinhaut, nicht verzagen, probieren, oder einen technisch versierten Helfer mit dieser Beschreibung an das Problem führen. Zug verschandelt?
Neuen kaufen, dazulernen.

Wenn du das Ziel erreicht hast, darfst du den Zug nun soweit kürzen, dass noch max 5cm aus der Fixierhülste rausgucken. Dazu braucht man eine gute Zange, Saitenschneider oder Luxus: Bowden-Zug-Zange. Hat man keines dieser Werkzeuge zur Hand, gibts eine Lehrstunde in ‚verdammt widerspennstig‘. Nach dem Kürzen kannst du dein Arbeit besiegeln indem du den ‚Endnippel‘ auf das noch nackte Ende des Zuges quetschst. Dieser Nippel sollte beim Kauf des Zuges beinhaltet sein. OHne wird die Welt aber nicht untergehen.

Nach einiger Zeit kann’s sein, dass die Schaltung sich verstellt, weil der Zug sich ‚gelängt‘ hat. Normal. Einfach nachspannen, weisst ja jetzt wie.

viel Glück

Danke für die ausführliche Erklärung.

Inzwischen habe ich aber schon - die Hülse hate keine Schrauben - das Ende des Schaltzugs einfach verknotet, das geht auch ganz gut.
In Zukunft werde ich die Schaltungen gemäß deiner Beschreibung einstellen.

Grüße

Ostlandreiter