Hallo Michael.
Ich fühlte mich in der Tat ein wenig „angegräst“.
Ich will versuchen, das Ganze mit meinen laienhaften Kenntnissen ein wenig näher zu erläutern. Wobei das ein sehr weites Feld ist und ich nicht weiß, was dir schon bekannt ist.
Den Beweis für das Überwiegen des blauen Lichts liefert dir
jedes Foto, das im Gebirge um die Mittagszeit aufgenommen
wird.
Sofern es ohne Korrektur entwickelt wird.
Und darauf erscheint der Schnee, der in der Sonne liegt, blau?
Das würde mich sehr überraschen. Und wenn es tatsächlich so
ist, dann ist doch die Frage berechtigt, was mit den
langwelligeren Spektralanteilen geschehen ist.
Der Himmel ist blau, weil kurzwelliges Licht in der Lufthülle der Erde stärker gestreut wird, als langwelliges. Gut, eigentlich müsste er violett sein, das Blau wird verursacht, weil Sonnenlicht im Grün-Bereich am intensivsten und gleichzeitig unser Auge im Grün-Bereich am empfindlichsten ist. Aber das ist eigentlich schon wieder eine andere Geschichte.
Je nachdem, wie weit der Weg der Sonnenstrahlen durch die Lufthülle ist, wird nun der Anteil der kurzwelligen Strahlung mehr oder weniger gestreut. Steht die Sonne hoch, ist also der Weg durch die Atmosphäre relativ kurz, erreicht uns mehr blaues Licht, als in den Abend- und Morgenstunden. Das Gleiche gilt nochmal für den Aufenthalt im Gebirge. Auch da ist der Weg des Lichts durch die Lufthülle einfach kürzer.
Somit werden alle Farben um die Mittagszeit ins bläuliche, morgens und abends jedoch ins rötliche verschoben.
Wir nehmen das nicht wahr, weil unser Gehirn, das auf einen Mittelwert eingestellt ist, diese Verschiebung automatisch weg rechnet. Auf Fotos jedoch sehen wir es meistens, weil das Gehirn da auf die Farben der Umgebung und nicht auf das Foto selbst eingestellt ist. Die Farben auf dem Foto erscheinen uns falsch, obwohl sie durchaus die Wahrheit darstellen.
Strahlt man nun eine weiße Fläche mit überwiegend bläulichem Licht an, so muss sie bläulich erscheinen, es bleibt ihr gar nichts anderes übrig. Bis zur Netzhaut. Danach übernimmt wieder das Hirn das Kommando und sagt: „Nein, Schnee ist weiß.“
Der Saum entsteht am Rande des Schattens, da wo die Lichtfülle
in den Bereich mit deutlich weniger Licht über geht.
Warum er der Bewegung des Auges folgen soll, verstehe ich
nicht ganz, der Schatten bleibt ja da, wo er ist.
Du erklärst doch das Entstehen der Entscheidung mit der
Ermüdung der Fotorezeptoren im Auge (Stichwort: Nachbild). Die
Fotorezeptoren bewegen sich natürlich mit dem Auge mit und
haften nicht am Rand des Schattens. Fixiert man also den
Schatten, dann bildet sich ein Rand, der in der gleichen Weise
zittert wie die unwillkürliche Bewegung des Auges, die Du
beschrieben hast. Bewegt man gar das Auge willkürlich von
links nach rechts über den Schatten, dann dürften die Säume
jeweils nur rechts von den Rändern entstehen. usw.
Die Flimmerbewegungen des Auges sind praktisch den willkürlichen Bewegungen des Auges untergeordnet. Das heißt, egal wohin man blickt, es flimmert ständig, was man natürlich nicht merkt, weil das Hirn auch das Flimmern weg rechnet. Egal, wo der Schatten auf der Netzhaut angezeigt wird, am Rand flimmert es. Die Rezeptoren, die eben noch starkes Blau „funken“ mussten, funken nun, quasi aus Versehen, gelb.
Das ist jedenfalls meine Erklärung.
Gruß, Nemo.