Scheinbar/anscheinend usw

Eine viel weitgehendere Regelung…
wünsche ich mir für diese neue Schöpfung. Müsste das nicht „weit gehendere“ geschrieben werden? Quatsch, natürlich ist „weiter gehend“ gemeint. Was allerdings unter einer weiter gehenden Regelung zu verstehen ist, hat sich mir bislang noch nicht erschlossen. Schärfer? Dann wäre ich mit „restriktiver“ aus dem Schneider. Oder doch weicher? Was zum Deibel ist dann das Gegenteil von restriktiv? Unterscheidet sich die weiter gehende nun von einer weitergehenden Regelung? Sch… Getrennt Schreibungs Regeln.

Gruß Ralf
von der Rolle (alter verarmter schlesischer Landadel)

Hallo Fritz,

da hab ich was Ähnliches: Meine Kinder hören im Autoradio immer, wenn man es ihnen gestattet, SWR3, und da sagte neulich so ein Huhn zum Abschied „Haben Sie eine gute Zeit“.

Vielleicht werden die SWR-Sprecher (und -innen natürlich) da speziell geschult? Woanders hab ich das noch nie gehört… (na ja, ich höre wenig Radio)

Noch was aus dem Autoradio: „Und jetzt das Aktuellste aus dem Verkehrsfunk“. Ich glaube, aktueller als aktuell geht nicht, oder? Das sagen sie übrigens IMMER. Jedenfalls immer, wenn ich VErkehrsfunk höre.

Gruß
Aia

SWR3
Hallo Aia,

immer, wenn man es ihnen gestattet, SWR3, und da sagte neulich
so ein Huhn zum Abschied „Haben Sie eine gute Zeit“.

Das wird zur Zeit populär, weil es so ähnlich in der allgegenwärtigen Premiere-Werbung vorkommt: „Abonnieren Sie eine gute Zeit!“.

Vielleicht werden die SWR-Sprecher (und -innen natürlich) da
speziell geschult? Woanders hab ich das noch nie gehört…

Ich bin mit SWR3 eigentlich meist sehr zufrieden. Vor einiger Zeit ist mir allerdings Sonntags das Frühstücksbrötchen runtergefallen, als eine Moderatorin in einem Bericht über den deutschen Reggae-Sänger „Gentleman“ folgenden Brüller brachte:

„Er singt in der jamaikanischen Landessprache Patois.“

Zu allem Überfluss sprach sie Patois auch noch „PATEUS“ aus … ich war kurz davor, beim Sender anzurufen.

Gruß,

Myriam

wünsche ich mir für diese neue Schöpfung. Müsste das nicht
„weit gehendere“ geschrieben werden? Quatsch, natürlich ist
„weiter gehend“ gemeint. Was allerdings unter einer weiter
gehenden Regelung zu verstehen ist, hat sich mir bislang noch
nicht erschlossen. Schärfer? Dann wäre ich mit „restriktiver“
aus dem Schneider. Oder doch weicher? Was zum Deibel ist dann
das Gegenteil von restriktiv? Unterscheidet sich die weiter
gehende nun von einer weitergehenden Regelung? Sch… Getrennt
Schreibungs Regeln.

Hallo Ralf.
Eine weiter gehende Regelung umfaßt mehr als die vorherige, bereits weit gehende Regelung.
Die Endungen hängen von Numerus und Kasus ab:

die weitgehende Regelung,
die weitgehenden Regelungen.

  1. die weitgehende Regelung,
  2. der weitgehenden Regelung,
  3. der weitgehenden Regelung,
  4. die weitgehende Regelung

Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

„… und versichere ich Sie(?), dass Herr Dr. Klöbensteiner
über extensive Erfahrung auf dem Gebiet der
Transplantationschirurgie verfügt“. Mal abgesehen davon, dass
das Wort extensiv außer Landwirten keiner übersetzen oder gar
sinnvoll einsetzen kann (grob: schonende Nutzung,
Bewirtschaftung), ist wohl exzessiv gemeint. Klingt auch nicht
besser.

Hallo Ralf.
Exzessiv wäre hier sicherlich fehl am Platz.
Exzessiv hat den Sinn von ‚ausschreitend, ausufernd, überbordend, maßlos‘ (excessiver Rauschmittelkonsum)
Extensiv bedeutet ‚ausgedehnt, grenzenlos, nach außen gerichtet‘
Gegensatz: intensiv ‚gezielt, auf ein begrenztes Ziel gerichtet, mit besonderem Aufwand‘
Im o.a. Fall wäre besser gewesen von einer ‚umfangreichen, großen, vielseitigen‘ Erfahrung zu reden.

Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

langwelliger
Moin,

also ich finde Steigerungen aller langwelliger an Stelle von längerwellig ziemlich scheußlich. Ob sie tatsächlich falsch sind, weiß ich nicht, vermutlich kommt es darauf an, was betont sein soll. Längerweilig hört sich auch für mich ziemlich blödsinnig an, weil ja hier „Langeweile“ ein fest zusammengehörender Begriff ist, der in lang und Weile aufgeteilt, einen anderen Sinn ergäbe.
Ein Komperativ wie höhertrabend klingt dann auch ganz in seinem Sinne verglichem mit hochtrabender.

Gruß
L.

Hallo Ralf,

das war zwar nicht das Phänomen, das ich gemeint habe, aber über Formulierungen, die irgendwie hirnlos sind, könnte man auch einmal einen Thread machen :smile:
Was ich mich jetzt aber frage: Wie schaffst Du es überhaupt, dass das Zucken Deiner Achseln zu sehen ist? Ich strenge mich an und strenge mich an, aber meine Achseln wollen nicht zucken - es sind irgendwie immer die Schultern beteiligt, die dann aber auf " schulter zucken" bestehen und nicht mit den Achseln in Verbindung gebracht werden wollen;

Grüße von mir und meinen sprachbewussten Schultern, die dringend nach einer Antwort verlangen,
Elisabeth

Hallo ihr 2,

wenn etwas weitegehend geregelt ist, dann wäre die Steigerung, dass noch mehr geregelt ist, also „schärfer“, wie Ralf es nennt. Ob es deswegen restriktiver ist? Eine Steigerung des Wortes „weitgehend“ ist mir bislang noch nicht untergekommen, und ich weiß auch nicht, ob sie sinnvoll ist… Kann es sein, dass Du, Ralf, „weitreichend“ meinst? Da wäre der Komparativ „weitreichender“, nämlich deshalb, weil das Wort an sich als ein Begriff gängig ist, „weiterreichen“ auch - „weiterreichend“ bedeutet dann was anderes, wenn ich diese Info einfach einmal so weiterreichen darf :smile:
Alexander, Du entziehst Dich der Antwort auf die Frage, ob nun getrennt oder zusammen geschrieben werden soll, ja gemein, indem Du beide Formen verwendest :smile: Was denn nun??
Und das Gegenteil von restriktiv? Hm, da muss ich noch etwas nachdenken… :smile:

Liebe Grüße,
Elisabeth

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längerwelliger :smile:
Hallo Lohengrin,

es muss längerwellig heißen, aus einem einfach Grund: es geht ja darum, dass die Wellen „länger“ sind. Langweliger hieße dann, dass mehr Wellen auf der gleichen Länge sind, das wäre dann also das Gegenteil, vielleicht sogar schon kurzwellig :smile:
Amüsierte Grüße,

Elisabeth

Moin,

es muss längerwellig heißen, aus einem einfach Grund: es geht
ja darum, dass die Wellen „länger“ sind. Langweliger hieße
dann, dass mehr Wellen auf der gleichen Länge sind, das wäre
dann also das Gegenteil, vielleicht sogar schon kurzwellig :smile:
Amüsierte Grüße,

Das ist mir durchaus klar, das war ja der Grund meines Postings. So gesehen müßte es aber auch „längerweilig“ heißen, weil die „Weile“ ja dieselbe ist, subjektiv aber „länger“ dauert!
Einen ganz tollen Sprachschnitzer habe ich aber auch in meinem Ausgangsposting entdeckt. Offensichtlich hab ich in Unaufmerksamkeit aus „à la“ „aller“ gemacht :wink:

Gruß
L.

aktuellste könnte ich noch
am akzeptiersten :wink:, beste Aia,

mir aber stößt „der Einzigste“ unangenehm auf.

Beste Grüße Fritz

menschen evakuieren
das gehört zwar eher in die fremdwortriege, aber trotzdem: ständig werden in den nachrichten (sucht mal in google nach „evakuieren“!) bewohner evakuiert, arbeiter evakuiert, tiere evakuiert… ja wie geht denn das? pumpt man denen den magen aus?

evakuieren heißt entleeren. evakuiert werden wörtlich gefäße (in der physik: ein vakuum erzeugen). im übertragenen sinne werden gebäude evakuiert und städte evakuiert. meistens geschieht dies wenn gefahr umittelbar droht. aber nicht immer. oft bedeutet es einfach „räumungsbefehl“. menschen kann man jedenfalls nicht evakuieren, außer man tötet sie auf ganz perfide art :wink:

servus
datafox

optimalste, maximalste, minimalste
hallo fritz…

sind das doppelsuperlative? optimum, maximum, minimum können nicht weiter gesteigert werden.

warum ist aber „ersteres“ und „letzteres“ in gebrauch?

datafox

hallo, foxilady!:wink:

sind das doppelsuperlative? optimum, maximum, minimum können
nicht weiter gesteigert werden.

Na, ja. Natürlich hast du recht. Aber es gibt eben viele Leute, denen die Gnade einer humanistischen Bildung (altsprachliches Gymnasium mit Latein und Griechisch bis zum Abitur und Hebräisch in einer AG ab der zehnten Klasse) versagt blieb. (Ich hoffe, das klingt jetzt richtig überheblich:smile:).
Und denen ist vermutlich nicht bekannt, dass diese Formen bereits Superlative sind. Und so meinen sie eben, es seien die Grundformen (der Positiv) eines Adjektivs. Und daher steigern sie diese dann wie deutsche Adjektive.

Diese Formen könnten auch als umgangssprachliche betrachtet werden. Ja, sogar als stilistische „Schmankerl“, als ironisierende Bildungen, könnten sie durchgehen, wie etwa: Ich bin jetzt am dransten!

„ersteres“ und „letzteres“

sind eben keine Superlative, sondern Komparative. Wir haben es daher mit einem Vergleich von nur zweien zu tun.

Also von den Zweien, die zuerst ans Ziel kamen, ist einer ein ganz klein bisslein früher gekommen. Im Vergleich zu dem ein ganz klein bisslein später Gekommenen ist er dann der Erstere.

Und genauso ist von den beiden Letzten einer ein bisslein später gekommen. Und das ist dann im Verhältnis zu dem ein ganz klein bisslein früher Gekommenen der Letztere.

Und wenn einer früher, der andere später gekommen ist, ist der Erstere der Erstere und der Letztere der Letztere.

Verzeih die Wortspielerei, aber sie bot sich einfach an. Und da kann ich einfach nicht widerstehen.

So sagt es auch der dicke Duden:

_ers|ter… [Komp. zu erst…] : (von zweien) zuerst genannt, gesagt; erstgenannt; der, die, das Erstgenannte:
weiße und rote Rosen; die ersteren dufteten nur schwach;
er besitzt ein Haus in der Stadt und eines auf dem Land, ersteres hat er gekauft, letzteres hat er geerbt;
Ersteres/das Erstere glaube ich nicht.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001_

Gruß Fritz

Sag, ist es bei euch noch nicht tiefe Nacht? Ich kann nicht schlafen, weil es hier einfach zu warm ist. Wenngleich nicht so sehr wie in den letzten Nächten.

Liebe Sprachexperten, liebe Elisabeth

das fällt mir auch immer wieder auf. Jedoch stelle ich auch bei mir eklatante Sprachfehler fest.

Ich habe mit Entsetzen festgestellt, dass ich selber schon
Fehler mache, die mir früher nie passiert wären

nicht nur du, ich ertappte mich gestern in einem längeren Gespräch dabei, dass ich folgende Formulierung verwendete:

…, wer weil…

absolut falsch und ich mache es nun auch. Noch stoppe ich, bin aber sehr erschüttert.

Ich finde, da muss gegengesteuert werden, und am Besten
gelingt mir das, indem ich mir bewusst mache, wo die Fallen
liegen… :smile:

Da stimme ich dir mit ganzer Überzeugung zu.

Allerdings habe ich große Probleme mit der neuen Rechtschreibung beim Schriftdeutsch. Ich mixe fürchterlich und nicht jeder PC hat ein gut funktionierendes Korrekturprogramm.

Liebe Grüße
kikut

Ergänzung: wegen dem
das habe ich noch vergessen, liebe Elisabeth,
wenn es nach Duden aus zulässig ist— mir dreht sich jedes Mal der Magen um wenn ich höre… wegen dem Wetter, …wegen dem Autofahrer…

grrrrrrrrrr
kikut

Ha - erwischt!
Hi Elisabeth,

„weiterreichend“ bedeutet dann was anderes, wenn ich diese
Info einfach einmal so weiterreichen darf :smile:

das war’s, worauf ich mit der GetrenntSchreibunxRegelung hinaus wollte: Blitzschnell entsteht hier Quark. Weiterreichen heißt weitergeben; wenn eine größere Reichweite gemeint ist, muss es wohl „weiter reichen“ heißen.

Diese Erkenntnis kam wieder mal ohnehilfe des Duden zu Stande, einmal, weil ich keinen zur Hand habe (Handhabe?), zum andern, weil ich nicht die Zeit habe, mich durch das entsprechende Regelwerk durchzuarbeiten (durch zu arbeiten?). Zurück auf Start: Als eher schlichtes Gemüt neige ich in Zweifelsfällen zur Vermeidung und versuche, Regeln enger oder weiter zu fassen. Das hat den Vorteil, dass ich mich beim Versuch, mich daran zu halten, nicht mehr um weit gehendere (nu iss aber gutt - auss!! Sitz!!!).

Gruß Ralf

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Wer nicht mit den Achseln zucken kann,
liebe Elisabeth, der kann wahrscheinlich auch nicht mit den Ohren wackeln und mit dem Schwanz… AUSS!! SITZ!!! Mir ist auch nicht ganz klar, ob dafür besondere Muskeln vorhanden sein müssen oder ob das mehr in Richtung Yoga geht, also mit der willkürlichen Steuerung von eigentlich unwillkürlichen Muskeln zu tun hat. Einer meiner Freunde zB lässt die Wampe kreisen, das sieht dann aus, als hätte er einen Fußball gefressen, der wieder raus will. Faszinierend! Ich forsche noch; wenn ich Genaueres weiß, melde ich mich wieder.

Gruß

Leidend…
[an Eliza: Das hast du nun davon, keiner schert sich mehr um deine Frage, jeder will nur noch seinen Unmut abladen. Ich leide mit dir. Tip: Sammeln und ein Buch draus machen!]

…an Formen wie „leidend“ frage ich mich, wozu es die Leideform gibt, wenn weit und breit nichts leidet. Aus dem SPIEGEL: „… ob die Risikovorsorge ausreichend ist“. Warum schreibt der Schreiber nicht einfach „… ob die Risikovorsorge ausreicht“? Ist er vielleicht keinen guten Stil habend? Oder muss er so schreiben, weil er nach Wörtern bezahlt werdend ist?

Gruß Ralf

vergeben, vergebens und vergeblich
Hi Eliza,

[was hast du nur losgetreten - dieser Thread höret nimmermehr auf]

schon wieder der SPIEGEL (früher die Hohe Schule der deutschen Sprache): „Vergebene Liebesmüh“. Soweit ich mich erinnere, ist Vergeben sowas Ähnliches wie Verzeihen. Wollen wir dem Autor vergeben, dass sein Bemühen, die vergebliche Liebesmüh zu berufen, so völlig vergebens war?

Gruß Ralf