Scheinbar/anscheinend usw

Also ich kann mit beiden Ohren gleichzeitig und mit jedem Ohr
auch extra!

Auch mit dem linken Foxtrott und mit dem rechten Quickstep? Gleichzeitig?!?

Gruß Ralf
(Koordinatsionstrainer)

leise Zweifel…
Hi Fritz,

ihr befindet euch beide in der Fehlhalde, da Achsel und
Schulter durchaus Synonyme waren und noch sind.

das glaube ich erst, sobald du den Röhricht achselst und den Wahrig unter die Schulter klemmst. Außerdem sollten bis dahin Schulterhöhle und Achselklappe in den allgemeinen Wortschatz Eingang gefunden haben.

Gruß Ralf

Beleg! Kein Problem!
ver|ge|ben
[mhd. vergeben, ahd. fargeban; 6: spätmhd. vergeben mit vergift= vergiften, eigtl.= in böser Absicht Gift geben; später meist ohne Obj.]:

  1. (geh.) verzeihen: sie hat ihm das Unrecht, die Schuld, seinen Fehler [nicht, längst] vergeben; Schluss damit, die Sache ist vergeben und vergessen; vergib mir.

  2. etw., worüber man als Angebot, Auftrag o.Ä. verfügt, an jmdn. geben, ihm übertragen: eine Stelle, einen Auftrag v.; die Stiftung hat drei Stipendien zu v.; es sind noch Eintrittskarten zu v.; der Friedensnobelpreis wurde an eine Amerikanerin vergeben; die Bundesgartenschau wurde nach Magdeburg vergeben; ich bin Samstag schon vergeben (habe schon etwas vor); seine Töchter sind alle schon vergeben (verlobt od. verheiratet); das ist doch vergebene (seltener; vergebliche) Mühe.

  3. seinem Ansehen, seiner Würde o.Ä. schaden: fürchtete er, seiner Würde etwas zu v.?; *sich [et]was, nichts v. (seinem Ansehen durch ein Tun [nicht] schaden).

  4. (Sport) eine günstige Gelegenheit, ein Tor, einen Punkt o.Ä. zu erzielen, nicht ausnutzen: auf den letzten Metern vergab die Läuferin die Chance zum Sieg; ein Tor, einen Elfmeter v.; Müller erreichte den Ball noch, aber er vergab (traf nicht ins Tor).

  5. (Kartenspiel) a) beim Austeilen der Karten einen Fehler machen: du hast dich vergeben; b) (die Karten) falsch austeilen: du hast die Karten vergeben.

ver|ge|bens
[spätmhd. vergeben(e)s, für mhd. vergebene = schenkweise, unentgeltlich; umsonst, Adv. zu: vergeben (2. Part.) in der Bed. »geschenkt«]: umsonst; vergeblich: ich habe lange gesucht, aber es war v.

© Duden - Deutsches Universalwörterbuch 2001

Ich sags doch immer wieder, man kennt die deutsche Sprache nur fragmentarisch!:wink:
Gruß Fritz

Hi, Ralf,

natürlich hat sich inzwischen eine gewisse Differenzierung ergeben, so dass einige Formen nicht gebildet werden, wie: Schulterhöhle und sich andere gefestigt haben wie: Achselhaare.

Dennoch bedeuten Schulter und Achsel die über dem Rückgrat angebrachte Achse.

_Ach|sel, die; -, -n [1a: mhd. ahsel, ahd. ahsla, vgl. Achse]:

  1. a) Schulter (1): die -n hochziehen, fallen lassen; die, mit den -n zucken (Schulter 1); b) Achselhöhle: die -n ausrasieren; das Gewehr in die A. schieben; in, unter der A. Fieber messen; c) (Schneiderei veraltend) Schulter (2) an einem Kleidungsstück: die A. muss gehoben werden. 2. (Bot.) Blattachsel.

ach|seln (landsch.): schultern: den Sack a._

Und ich sage es noch einmal: Man kennt die deutsche Sprache nur fragmentarisch, wenn man nur seinen einenen, oft regional begrenzten Sprachgebrauch kennt.:wink:

Fritz

lieber Fritz, macht des Eine geläufig und das Andere fremd, da hast du schon Recht. Wenn ich das nun richtig ins Ostallgäu übertrage, bedeutet vergeben in „vergebene Mühe“ soviel wie vertan, verschwendet.

Nebenbei gefragt: Wie kommen die Dudenredakteure zu ihren Einschätzungen über die Häufigkeit?

das ist doch vergebene (seltener; vergebliche) Mühe.

Googeln ist methodisch wohl nicht das Gelbe vom Ei, bringt aber 220 Treffer für vergebene Mühe und 1200 für die vergebliche.

Gruß Ralf

urlaubsmäßig
„urlaubsmäßig“ ist aber immer noch besser als „urlaubsgemäß“ oder „urlaubskonform“ - wobei, das hätte schon wieder was :smile:
Lg,
E.

Lieber Fritz,

mit den Ausnahmen und Regeln ist das so eine Sache, da stimme ich Dir ganz zu.
Danke auch für die netten Beispiele, die Du von Goethe bringst :smile:
Aber - was lernen wir daraus?
Grundsätzlich: Sprache verändert sich und hat dies auch in den letzten 200 Jahren getan.

Bei Goethe heißt es: Da steh´ ich nun, ich armer Tor, und
bin so klug als wie zuvor.

Zwei Möglichkeiten: Goethe konnte sich nicht entscheiden, oder er hat es nicht besser gewusst. Auch denkbar: Das Versmaß musste voll werden, und möglichst mit einsilbigen Wörtern.

Bei Goethe heißt: Ich sterbe! das ist bald gesagt und
bälder noch getan.

Das ist die künstlerische Freiheit, schade nur, dass er uns den Superlativ vorenthält…

Bei Goethe heißt es: Wer ruft mir?

Ich tippe auf Gründe des Versmaßes, as above.

Auch wenn Goethe es so geschrieben hat, heißt das noch nicht, dass es richtig ist. Wenn man sich dir Manuskripte von Goethe und anderen ansieht, staunt man nur so, wie wenig Wert die Leute offenbar auf Rechtschreibung legten - einheitliche Schreibungen bei ein und derselben Person könnte man doch wenigstens verlangen :smile:

Nichts gegen eine praktische Reglementierung und im Unterricht
lasse ich keine Verstöße dagegen zu, aber Sprache lebt. Und
man soll nicht sein Privatregelwerk verallgemeinern.

Dass Sprache lebt, ist gut so, und Sprachgeschichte ist ja auch etwas unglaublich Spannendes und sagt so viel aus über gesellschaftliche Veränderungen, keine Frage.
Mir ging es nicht darum, diesen Prozess an sich zu kritisieren, sondern nur ums Aufzeigen einzelner Beispiele, die meiner Meinung nach nichts mit Sprachentwicklung zu tun haben, sondern einfach aus Unachtsamkeit entstehen, sich festsetzen und immer mehr zu einem Verflachen der Sprache führen.

Im Sprachunterricht braucht es natürlich Regelwerke, die sich im späteren Sprachgebrauch so einfach nicht mehr anwenden lassen. Das ist aber nicht nur im Deutschen so, sondern auch in jeder anderen Sprache. Im Anfangsstadium wird es daher auch nicht viel Platz für die feinen Nuancen des Ausdrucks geben - das kommt mit der Zeit, mit der Erfahrung. Was man den Sprachschülern jedoch von möglichst früh an mitgeben kann und sollte, so denke ich, ist das Bewusstsein, dass es Nuancen gibt, was man fördern sollte, ist das Sprachgefühl, das sich ja auch trainieren lässt. Die deutsche Sprache lässt sich wunderbar differenziert einsetzen, warum also nicht die Möglichkeiten ausschöpfen :smile:

Liebe Grüße,
Elisabeth

In diesem Sinne
Fritz

Hi Eliza,

es wäre ein saumäßige Anmaßung meinerseits,

„urlaubsgemäß“ oder „urlaubskonform“

in den Stand des guten Ausdrucks zu erheben.

  • wobei, das hätte schon wieder was :smile:

Ich fürchte, das würde nur meinen Ruf („mei, duad der scho meer gscheid!“) festigen.

Gruß Ralf

von Füchsen…
Liebe Sprachexperten,

herzlichen Dank euch allen für eure tollen, lustigen, interessanten und augenöffnenden Beiträge! Einiges davon werd’ ich mir zu Herzen nehmen…

Zum Drüberstreuen noch was Nettes aus der hiesigen Tageszeitung:
Eine Biologin hat in Tirol in freier Wildbahn übernachtet; keine gute Idee, wach wurde sie, weil sich ein Tier, ein Fuchs höchstwahrscheinlich, in ihre Hand verbissen hat. So weit, so tragisch. Im Zeitungsartikel war dann von einem „vermeintlichen Fuchs“ die Rede…

))

Schönen Sonntag noch,
Elisabeth