Scheinbares Widerlegung eines Analogieschlusses

Hallo,

wie nennt man es, wenn jemand eine Analogie, mit der etwas geschlussfolgert wurde, erst übertreibt und dann behauptet, die mit ihr gewonnene Schlussfolgerung sei falsch?

Beispiel:
Menschenaffen sind Menschen ähnlich und haben somit ein ähnliches Bewusstsein wie Menschen (Analogie).
Also können Menschenaffen genauso an einem Verlust leiden wie Menschen (Analogieschluss).

Scheinbare Widerlegung:
Menschenaffen können sich keine Geschichten ausdenken (Übertreibung der Analogie).
Also haben Menschenaffen kein ähnliches Bewusstsein wie Menschen.
Also leiden Menschenaffen nicht so an einem Verlust wie Menschen.

Wie nennt man nun den logischen Fehler, den der Widerlegende begeht?

Danke, Tychi

Hi Tychi,

eigentlich macht derjenige nur eine falsche Schlußfolgerung aus dem Analogieschluß (indem er annimmt, dass aus ähnlichem Bewusstsein ähnliche Fähigkeiten resultieren [de facto wissen wir nicht, ob Affen sich nicht doch Geschichten erzählen, irgendwo hab ich mal gelesen, dass sie lügen können, also müssten sie auch Geschichten erfinden können?]). Diese weitere Schlußfolgerung wird dann verwendet, um mittels „Beweis druch Widerspruch“ darzulegen, dass die Grundannahme (ähnliches Bewusstsein) falsch ist.
Grüße,
JPL

Wo ist da eine Analogie?
Hi Tychi.

Beispiel: Menschenaffen sind Menschen ähnlich und haben somit ein ähnliches Bewusstsein wie Menschen (Analogie). Also können Menschenaffen genauso an einem Verlust leiden wie Menschen (Analogieschluss).

Wo ist da überhaupt eine Analogie? Es gibt zwischen Menschenaffen und Mensch keine wirklich relevante Ähnlichkeit „der Gestalt“ in dem strengen Sinne, dass man daraus auf geistige Gemeinsamkeiten schließen könnte. Stelle einen Gorilla neben einen nackten Mann ode eine nackte Frau, und die Unterschiede sind mindestens genau so groß wie die Gemeinsamkeiten. Schon aus diesem trivialen Grund steht diese Analogie-Debatte auf ziemlich tönernen Füßen.

Sinnvoll vergleichen könnte man nur, wenn 1) Menschenaffen z.B. Bücher schrieben oder eine differenzierte Sprache haben usw., also irgendein Merkmal haben, das bei 2) Menschen als Merkmal für Bewusstsein gilt. Dann könnte man von 2) analog auf 1) schließen.

Gruß

Horst

Hi,

vielleicht ist das Beispiel nicht optimal gewählt. Es sollte nur das Prinzip verdeutlichen.
Leider hat mir noch keiner eine Antwort auf meine Frage geben können. Ich meine, dass es einen Fachbegriff geben müsse, der eine solche irrtümliche Widerlegung eines Analogieschlusses bezeichnet.

Tychi

‚Strohmann-Argument‘
Hi Tychi.

Leider hat mir noch keiner eine Antwort auf meine Frage geben
können. Ich meine, dass es einen Fachbegriff geben müsse, der
eine solche irrtümliche Widerlegung eines Analogieschlusses
bezeichnet.

Ok, man nennt das „Strohmann-Argument“. Das dürfte das sein, was du meinst:

http://de.wikipedia.org/wiki/Strohmann-Argument

Übrigens auch ein beliebtes Stilmittel bei den Esoterikgegnern im Esoterikbrett , um die Eso zu malträtieren.

Gruß

Horst

Hallo Horst,

ja, das passt. Danke schön.

Tychi

Exemplum in contrarium
Hi Tychi,

leider ist dein Beispiel etwas undurchsichtig.

Ich habe den Eindruck, daß du die Argumentationsfigur der Apagoge mit Hilfe einer Instanz meinst, alias Enstasis, alias „Exemplum in contrarium“.

Schopenhauer erklärt es in der Einleitung zur Eristischen Dialektik und genauer als Kunstgriff 25
http://de.wikipedia.org/wiki/Kunstgriffe#Kunstgriff_…

Er ist natürlich mit dem Strohmannargument verwandt.

Gruß
Metapher

Hallo Metapher,

danke schön. Jetzt schließt sich aber noch eine Folgefrage an:
Worin besteht der Unterschied zwischen einer Apagoge und einem Syllogismus? Für mich haben die bei Wikipedia gegebenen Beispiele dieselbe Struktur.

Apagoge:
Alles Wissen ist lehrbar.
Tugend ist ein Wissen.
Tugend ist lehrbar.

Syllogismus:
Menschen sind sterblich.
Griechen sind Menschen.
Griechen sind sterblich.

Tychi

Hi Tychi,

Apagoge:
Alles Wissen ist lehrbar.
Tugend ist ein Wissen.
Tugend ist lehrbar.

Eine Apagoge in diesem Sinn ist derauch ein Syllogismus. Syllogiscmus ist die bloße Form: Der Zusammenschluß einer Aussage aus zwei Prämissen durch Elimination des Mittelbegriffs (hier: „Wissen“).

Aber hier fehlt der 2. Prämisse die Gewißheit bzw. ist eine bloße Meinung.

Ansonsten ist „Apagoge“ ein Beweisverfahren des indirekten Beweises, nämlich die deductio ad absurdum. Siehe: http://www.textlog.de/1099.html

Gruß
Metapher

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Hallo Tychi, ein typischer Syllogismus lautet: wenn a=b und b=c dann a=c. Wenn ich nicht irre . Gruß, eck.