Hallo!
Der Spiegel-Artikel offenbart nur einen Teil der Reißleine, die ungefähr der knappen Mitteilung des Innenministers entspricht. Die anschließend auf Phoenix ebenfalls live übertragene Pressekonferenz Seehofers liefert ausführlichere Informationen und auch neue Töne. So sagte Seehofer, die bayrische Regierung wird parallel zu vorgesehenen Kontakten Berlins mit Moskau ebenfalls mit Russland Kontakt aufnehmen. Man müsse, so Seehofer, unabhängig von unterschiedlichen Meinungen über die Krim zu gemeinsamem Vorgehen mit Russland kommen, „weil ohne Russland keine Lösung des Problems möglich sein wird“ (O-Ton). Seehofer sagte außerdem, dass man Herrn Orbán in Ungarn unbedingt braucht (und das hörte sich nicht nach Kritik an Ungarns Vorgehensweise an), dass man die Länder an den Außengrenzen des Schengen-Raums unterstützen müsse, weil dort die Asylverfahren stattzufinden hätten und dass sich nach Europa kommende Asylsuchende nicht aussuchen können, in welches EU-Land sie kommen.
Offensichtlich ist Leidensdruck etwas Nützliches, kann er doch von Träumereien zu Einsichten führen. Wird Schengen ausgesetzt (was nur eine Frage der Zeit und vorhersehbar war) und die o. g. Maßnahmen werden tatsächlich kurzfristig umgesetzt, wird sich der Zustrom spürbar reduzieren. Von 800.000 Asylbewerbern ist übrigens nicht mehr die Rede. Eben kam in der erwähnten Pressekonferenz die Aussage, dass auch die Zahl von 850.000 wohl deutlich überschritten wird.
Überraschend ist all das nicht - mit einer Ausnahme: Dass ohne Russland keine Lösung erzielbar sein wird, setzte ich hier mehrfach auseinander. Das Erfordernis, Russland ins Boot zu holen, liegt angesichts der Machtstrukturen im östlichen Mittelmeerraum und der Versuche, daran gewaltsam zu rütteln, auf der Hand. Man kann von hiesigen Spitzenpolitikern (noch) nicht erwarten, öffentlich kundzutun, dass uns u. a. amerikanisches Machtstreben sowie saudische und israelische Interessen das aktuelle Problem bescheren. Es ist aber schon viel gewonnen, wenn hierzulande eingesehen wird, dass aktive Außenpolitik erforderlich wird. Wenn von Russland die Rede ist, wird mit Gewissheit parallel der Kontakt mit Washington aufgenommen.
Ein guter Tag.
Bleibt abzuwarten, wie lange es angesichts des unbeherrschbaren Flüchtlingsstroms wohl noch dauert, bis nicht mehr nur Bürgerkrieg in Syrien kommuniziert wird und nicht mehr von einer Bomber-Allianz von Australien bis USA gesprochen wird, die angeblich den IS bekämpft (was mit Bombern gar nicht geht). Damit kann man nur die Lebensgrundlagen der Bevölkerung zerstören, die Menschen obdachlos machen.
Noch eine Prognose: Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich bei der Mär vom Fachkräftemangel und des Erfordernisses von Zuwanderung wegen des demographischen Wandels alle entsetzt abwenden. Asyl für Verfolge muss nach Prüfung jedes Einzelfalls gewährt werden. Wir können aber nicht, wie Seehofer richtig anmerkte, zum Flüchtlingslager der Welt werden.
Gruß
Wolfgang