Schwäbisches Französisch
Hallo Rudolf,
damit kann ich dienen:
Französisch im Schwäbischen
- mit einer Eindeutschung und einigen Anmerkungen:
„Bua“, hot d´Muatter gsait. „dees Mädle, wo du so flattierscht, ond mit dere du so rompussierscht ond romflanierscht, an dere han i scho gar koi Pläsier. Dere ihr Familie, des isch a Bagasch. D´Muatter isch a Ragall - guck dr bloß amol dere ihra Däz ond dere ihr Visasch a. So a mechants Mensch ka i net äschtimiere. Dr Vatter isch au a Kanallje, sonscht isch er ganz passabel. I an deinere Schtell hett net d´Kurasch, ´s Bordmanne uffzmache ond schpendabel z´sei. Dia ganz Sach isch mer scho arg schenant.“
„Muatter“, hot dr Bua gsait, „ no dusma, mach me net schalu. I schass d´Erna net. Wenn i no mei Pläsier han! Mir pressiert´s jo net so grantig mit´m Heirote. Aber bei meiner letschte Visit han i gseha, dass dia Muatter ganz wif ond adrett isch, ond wenn se so en ihrem Salettle em Fodell hockt henter ihre Paseele mit ihrem Schemisle ond ihrer Ondertallje - ond a Fazinettle hot se mer au scho gschenckt -, no sieht se aus wia a Madam.“
Und jetzt zuerst versuchen, es zu verstehen.
Und dann unten gucken!!
„Junge“, sagte die Mutter, „das Mädchen, um das du dich bemühst und mit dem du umgehst und ausgehst, das macht mir gar keine Freude. Die Familie ist ein rechtes Pack. Die Mutter ist ein Luder (racaille = Pack, Gesindel) - schau dir nur einmal ihren Kopf (tête) und ihr Gesicht an! So eine bösartige (méchante) Frau kann ich nicht schätzen. Der Vater ist zwar ein Lump, aber er geht noch. Ich an deiner Stelle hätte nicht den Mut, den Geldbeutel aufzumachen und geschenkfreudig [großzügig] zu sein. Die ganze Sache lässt mich mich genieren (gênant). [Das meint etwa: Ich schäme mich deswegen. Was werden die Leute dazu sagen.]“
„Mutter“, sagte der Sohn, „mach mich nicht ärgerlich (jaloux). Ich jage (chasser) die Erna nicht davon. Wenn ich nur meinen Spaß habe. Mir eilt es ja nicht so sehr mir dem Heiraten. Aber bei meinem letzten Besuch habe ich gesehen, dass Ernas Mutter ganz regsam (körperlich fleißig und geistig fit) und gepflegt ist, und wenn sie in ihrem kleinen Salon (salle ?) im Sessel (fauteuil) hinter ihren Stiefmütterchen (pensée) sitzt, mit ihrem Hemdkrägelchen (chemisette) und ihrem Unterrock - und ein Ziertüchlein (?) hat sie mir auch schon geschenkt - sieht sie wie eine richtige Dame aus.
Französische Elemente konnte leicht in die deutsche Sprache eindringen, zu der Zeit, da Frankreich die führende Kulturnation Europas war, als Friedrich II regierte, der besser Französisch sprach als Deutsch, als Voltaire nach Paris meldete: Hier in Berlin sprechen alle Französisch, nur die Kutscher und die Pferde wiehern Deutsch. Damals gelangten viele Französische Wörter ind die Sprache der Gebildeten, der Literaten, der Geschäftsleute.
Im Westen aber, wo mehrmals in der Geschichte französische Besatzungen im Land lagen, zur Zeit Ludwig XIV. und Napoleons und nach dem 2. Weltkrieg, trat auch das „einfache Volk“ in engen Kontakt mit Franzosen und übernahmen manches aus der Alltagssprache, aus dem Berufs- und Arbeitsleben und der Landwirtschaft.
Legüm = Gemüse, Gugommere = Gurken, Schardän = Garten, Lavur = Waschschüssel, Ridikü = Handtäschchen (von „ridicul“ = lächerlich!), chassa = jagen, batta = passen, geeignet sein von battre mit der Bedeutung: das haut hin!, äschtimiera = schätzen, mögen, Seschtlavie! = Seufzer: So ischs halt em Läba! von c´est la vie!
Damals soll auch das allseits beliebte „Fisitematenten“ aufgekommen sein, dessen Ableitung von „Visitez ma tente!“ - der Einladung französischer Soldaten an brave Schwabenmädchen - wohl nicht stimmt.
Ich füge noch einige bei:
Kelleretle für „Uhr“ von: Quelle heure est-it?
Boggedeherz für „vollbusig“ von: beaucoup de Herz
Allabonee für „rechtzeitig“ von: à la bonne heure
Alla für „Auf, gehen wir!“ und „Auf Wiedersehn“ von: allez! Alla widdersee! verabschiedet man sich hier im Nordbadischen.
verbasseiere für „Zeit vergeuden“ von: passer l´heure
Tutegal für „ganz egal“
Tutmämchoos für „das ist ghupft wie gspronga von: toute la même chose
Tutswit für „sofort“ von: toute de suite
Die meisten dieser Ausdrücke sind längst der Anglisierung zum Opfer gefallen und nur noch ältere Leute, vor allem Stuttgarter Geschäftsfrauen der Vorkriegszeit, kennen die noch.
Thaddäus Troll, aus dessen Buch, Preisend mit viel schönen Reden, ISBN 3-455-07739-0 Buch anschauen, ich das meiste übernommen habe, hat sich verdient gemacht um die Bewahrung dieses Wortschatzes. Aber er gehört inzwischen zur Folklore.
Beste Grüße
Und als Zugabe:
Dialektale, absolut unbewältigbare Zungenbrecher:
Schellat se net an sellera Schell, selle Schell schellt net; schellets se an sellera Schell, selle Schell schellt.
I hans Schbätzlesbrettmesserle zschpät bschtellt.