Schieselameng?

Hallo liebe w-w-w-ler!

Als mittlerweile seit 17 Jahren in Süddeutschland lebende „Ruhrpottlerin“ habe ich viele Slangausdrück aus dem Ruhrgebiet vergessen. Doch hin und wieder schleicht sich urplötzlich ein fast vergessenes Wort wieder in meinen Sprachgebrauch oder ich falle auch schon mal in meinen alten Ruhrpottdialekt zurück. So auch vor kurzem.
Ich fragte: „Watt is datt denn hier fürn Schieselameng?“, im Sinne von „Was herrscht hier für ein Durcheinander, Unordnung oder Ansammlung von Dingen“…
Unverständnis und großes Gelächter von Seiten meiner Kinder und meines österreichischen Freundes!
Kann mir jemand sagen woher sich das Wort ableitet? Habe schon überlegt ob es aus dem französischen kommt. Vielleicht wird es auch anders geschrieben?

Danke für eure Erklärungen!

Gruß
Lea

Hallo, Lea,
na, ich kenne das Wort „Schisselaweng“ eigentlich eher in der Bedeutung „etwas Besonderes“ „das gewisse Etwas“

„Wenn allns fein dörchkaut is, spütt he dat mit 'n Schisslaweng
de Lüüd vör de Fööt un fangt an to vertellen.“ (Christa Heise-Batt, Don José un Carmencita)
(Wenn alles fein durchgekaut ist (Kautabak), spuckt er das mit einem Schisslaweng den Leuten vor die Füße und beginnt zu erzählen)

Herkunft - wird Fritz uns sicher erklären - ich vermute Französisch.

Grüße
Eckard

Hallo, liebe Lea,

der Eckart betreibt wieder Psychoterror und tut so, als ob ich …, aber diesmal täuscht er sich.

Seine Variante „Schisslaweng“ und dein „Schieselameng“ haben eventuell nichts miteinander zu tun. Obwohl man sich nicht genug wundern kann, wie sehr französische Wörter von Deutschen, zumal wenn diese Dialektsprecher sind, verstümmelt werden können.

Ich kenne den Ausdruck: Das kann ich aus der Lamäng!
Hier ist „Lamäng“ aus la main = die Hand abgeleitet, der Spruch meint also: Das geht mir leicht von der Hand! Das schüttle ich aus dem Ärmel!

In „Schieselameng“ scheint mir auch „la main“ zu stecken, das „se“ ist vermutlich „ce“ oder „c´est“.

Jetzt muss noch geklärt werden, woher kommt das „Schie“ und was bedeutet das.

"Gi…, Chi …, Chy…, Ji…, Jy…???

Wenn man das findet, ist die Herkunft geklärt, meine ich.

Mehr kann ich im Moment nicht sagen.
Gruß Fritz

Hallo, Lea und Eckart,

da seht mal, was ich von einem Bekannten, einem Verleger von Dialektbüchern, erfahren habe.

_Quelle:

http://www.fbls.uni-hannover.de/sdls/schlobi/berlini…)

Cislaweng gesprochen »Schißlaweng« (von frz. ainsi cela vint = so ging das vor sich). Wer etwas »mit einem Cislaweng« tut, der macht es mit Schwung, mit einem Griff, mit Leichtigkeit, mit verblüffender Schnelligkeit._

Also war Eckarts Schreibung die nähere. Jetzt kann es nur noch sein, dass das zwei doch verschiedene Wörter sind, denn Leas Bedeutung „Unordnung“ kann man nur mit einigen Windungen so verstehen wie oben angegeben.

Gruß Fritz

Hallo lieber Fritz,

Du bist ein Genie!!! Vielen Dank für Deine beiden Antworten.
Ich bin verblüfft. Habe ich nun das Wort stets falsch benutzt oder gibts doch noch eine andere Erklärung? Wirklich interessant. Werde da nochmal selber weiterforschen.
Auf jeden Fall ganz herzlichen Dank!

Einen schönen Tag noch und alles Liebe von
Lea

P.S. Der Begriff „aus der Lamäng“ ist mir in derselben Bedeutung bekannt

Hallo Fritz,

ich bin nur mehr selten im w-w-w und wenn ihr bei den Fremdsprachen seit melde ich mich auch nicht so gerne, weil ich dann sowieso daneben melde.

Mir fällt nur bei „Schiesel“ einfach unser gängiges Wort „Schussel“ ein, ein Schussel ist ein Mensch der alles sehr schnell macht…oberflächlich…und damit ein Chaos verursacht.
Ein „Schussel a wäng“ (ist nicht chinääsisch) ist ein „Alleskönner“ der nur flott Probleme anreißt…auf die Schnelle…und nur Unordnung hinterläßt.

Ein „Schussel“ macht zu viele Dinge auf einmal um wirklich Erfolg zu haben.

Eine noch unmöglicher Übersetzung von „Schieselameng“ wäre „eine Menge Scheiße“…

*ggg*

*undschnelluntermschreibtischverschindentue*

Liebe Grüße

Kerbi

Oh Kerbi,

solche Volksetymologien sind doch immer viel interessanter als die richtigen (?) Herleitungen.

Oisô î hôb sea glôcht!

Fritz

Schwäbisches Französisch
Hallo Fritz,

Obwohl man sich nicht
genug wundern kann, wie sehr französische Wörter von
Deutschen, zumal wenn diese Dialektsprecher sind, verstümmelt
werden können.

Im Schwäbischen gibt es da ungeheuer viel. Ich habe mir mal
erklären lassen, dass das noch aus den Kriegen zu napoleonischer
Zeit her rührt. Beispiele:

  • Gangat’s no ällweil duschur gradaus (Gehen Sie nur immer
    „toujour“ geradeaus - man beachte die Verdoppelung!)
  • Des hanne bloß zum Bassledã doa (das habe ich nur ohne Sinn,
    zum Zeitvertreib „passer le temps“ getan)
  • Guck dr deara ihran Schabbesdeckl ã (Sieh dir der ihren
    Hut/Deckel „châpeau“ an - auch hier eine Verdopplung; als ich es
    das erste Mal hörte, meinte ich, es handele sich um den
    Sonntagshut und das komme aus dem jiddischen „Schabbes“, wurde
    aber anders belehrt)
  • Bleib aufm Trottwar (Bleib auf dem Gehweg „trottoir“)
  • Gang en da Sutterai na ond holl Holz rauf (Gehe in den
    (Holz-)Keller „souterrain“ runter und hole Holz)
  • Hant ihr ao a Schmineele? (Habt ihr auch einen Kaminsims
    „cheminee“?)
  • Mei Großmuattr hat oft a Schmiesle traga (Meine Großmutter hat
    oft so etwas wie ein weibliches Vorhemd „chemise“ getragen)
  • Der schdraggt aufm Schässlo (der liegt auf dem Sofa
    „chaiselongue“)
    Wer weiß noch mehr?
    Gruß
    Bolo2L
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Schwäbisches Französisch
Hallo Rudolf,

damit kann ich dienen:

Französisch im Schwäbischen

  • mit einer Eindeutschung und einigen Anmerkungen:

„Bua“, hot d´Muatter gsait. „dees Mädle, wo du so flattierscht, ond mit dere du so rompussierscht ond romflanierscht, an dere han i scho gar koi Pläsier. Dere ihr Familie, des isch a Bagasch. D´Muatter isch a Ragall - guck dr bloß amol dere ihra Däz ond dere ihr Visasch a. So a mechants Mensch ka i net äschtimiere. Dr Vatter isch au a Kanallje, sonscht isch er ganz passabel. I an deinere Schtell hett net d´Kurasch, ´s Bordmanne uffzmache ond schpendabel z´sei. Dia ganz Sach isch mer scho arg schenant.“
„Muatter“, hot dr Bua gsait, „ no dusma, mach me net schalu. I schass d´Erna net. Wenn i no mei Pläsier han! Mir pressiert´s jo net so grantig mit´m Heirote. Aber bei meiner letschte Visit han i gseha, dass dia Muatter ganz wif ond adrett isch, ond wenn se so en ihrem Salettle em Fodell hockt henter ihre Paseele mit ihrem Schemisle ond ihrer Ondertallje - ond a Fazinettle hot se mer au scho gschenckt -, no sieht se aus wia a Madam.“

Und jetzt zuerst versuchen, es zu verstehen.
Und dann unten gucken!!

„Junge“, sagte die Mutter, „das Mädchen, um das du dich bemühst und mit dem du umgehst und ausgehst, das macht mir gar keine Freude. Die Familie ist ein rechtes Pack. Die Mutter ist ein Luder (racaille = Pack, Gesindel) - schau dir nur einmal ihren Kopf (tête) und ihr Gesicht an! So eine bösartige (méchante) Frau kann ich nicht schätzen. Der Vater ist zwar ein Lump, aber er geht noch. Ich an deiner Stelle hätte nicht den Mut, den Geldbeutel aufzumachen und geschenkfreudig [großzügig] zu sein. Die ganze Sache lässt mich mich genieren (gênant). [Das meint etwa: Ich schäme mich deswegen. Was werden die Leute dazu sagen.]“
„Mutter“, sagte der Sohn, „mach mich nicht ärgerlich (jaloux). Ich jage (chasser) die Erna nicht davon. Wenn ich nur meinen Spaß habe. Mir eilt es ja nicht so sehr mir dem Heiraten. Aber bei meinem letzten Besuch habe ich gesehen, dass Ernas Mutter ganz regsam (körperlich fleißig und geistig fit) und gepflegt ist, und wenn sie in ihrem kleinen Salon (salle ?) im Sessel (fauteuil) hinter ihren Stiefmütterchen (pensée) sitzt, mit ihrem Hemdkrägelchen (chemisette) und ihrem Unterrock - und ein Ziertüchlein (?) hat sie mir auch schon geschenkt - sieht sie wie eine richtige Dame aus.

Französische Elemente konnte leicht in die deutsche Sprache eindringen, zu der Zeit, da Frankreich die führende Kulturnation Europas war, als Friedrich II regierte, der besser Französisch sprach als Deutsch, als Voltaire nach Paris meldete: Hier in Berlin sprechen alle Französisch, nur die Kutscher und die Pferde wiehern Deutsch. Damals gelangten viele Französische Wörter ind die Sprache der Gebildeten, der Literaten, der Geschäftsleute.

Im Westen aber, wo mehrmals in der Geschichte französische Besatzungen im Land lagen, zur Zeit Ludwig XIV. und Napoleons und nach dem 2. Weltkrieg, trat auch das „einfache Volk“ in engen Kontakt mit Franzosen und übernahmen manches aus der Alltagssprache, aus dem Berufs- und Arbeitsleben und der Landwirtschaft.

Legüm = Gemüse, Gugommere = Gurken, Schardän = Garten, Lavur = Waschschüssel, Ridikü = Handtäschchen (von „ridicul“ = lächerlich!), chassa = jagen, batta = passen, geeignet sein von battre mit der Bedeutung: das haut hin!, äschtimiera = schätzen, mögen, Seschtlavie! = Seufzer: So ischs halt em Läba! von c´est la vie!

Damals soll auch das allseits beliebte „Fisitematenten“ aufgekommen sein, dessen Ableitung von „Visitez ma tente!“ - der Einladung französischer Soldaten an brave Schwabenmädchen - wohl nicht stimmt.

Ich füge noch einige bei:
Kelleretle für „Uhr“ von: Quelle heure est-it?
Boggedeherz für „vollbusig“ von: beaucoup de Herz
Allabonee für „rechtzeitig“ von: à la bonne heure
Alla für „Auf, gehen wir!“ und „Auf Wiedersehn“ von: allez! Alla widdersee! verabschiedet man sich hier im Nordbadischen.
verbasseiere für „Zeit vergeuden“ von: passer l´heure
Tutegal für „ganz egal“
Tutmämchoos für „das ist ghupft wie gspronga von: toute la même chose
Tutswit für „sofort“ von: toute de suite

Die meisten dieser Ausdrücke sind längst der Anglisierung zum Opfer gefallen und nur noch ältere Leute, vor allem Stuttgarter Geschäftsfrauen der Vorkriegszeit, kennen die noch.

Thaddäus Troll, aus dessen Buch, Preisend mit viel schönen Reden, ISBN 3-455-07739-0 Buch anschauen, ich das meiste übernommen habe, hat sich verdient gemacht um die Bewahrung dieses Wortschatzes. Aber er gehört inzwischen zur Folklore.

Beste Grüße

Und als Zugabe:
Dialektale, absolut unbewältigbare Zungenbrecher:

Schellat se net an sellera Schell, selle Schell schellt net; schellets se an sellera Schell, selle Schell schellt.

I hans Schbätzlesbrettmesserle zschpät bschtellt.

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Ha!

Und jetzt zuerst versuchen, es zu verstehen.
Und dann unten gucken!!

Älles kenna, bis auf Ragall!

Im Westen aber, wo mehrmals in der Geschichte französische
Besatzungen im Land lagen, zur Zeit Ludwig XIV. und Napoleons
und nach dem 2. Weltkrieg, trat auch das „einfache Volk“ in
engen Kontakt mit Franzosen und übernahmen manches aus der
Alltagssprache, aus dem Berufs- und Arbeitsleben und der
Landwirtschaft.

Offenbar bis auf die Alb; ich habe einen ganz großen Teil der
Ausdrücke noch von meinen Eltern und Großeltern gelernt! Nur die
folgenden nicht:

Legüm = Gemüse, Schardän = Garten,

Lavur = Waschschüssel,
(heißt bei uns Waschlafor)

Ridikü = Handtäschchen (von „ridicul“ =
lächerlich!),
Seschtlavie! = Seufzer: So ischs halt em
Läba! von c´est la vie!

heißt bei uns Zeschtlawie

Damals soll auch das allseits beliebte „Fisitematenten“
aufgekommen sein, dessen Ableitung von „Visitez ma tente!“ -
der Einladung französischer Soldaten an brave Schwabenmädchen

  • wohl nicht stimmt.

… die darauf antworteten: „Noi-noi, i gang alloi hoim!“

Ich füge noch einige bei:
Kelleretle für „Uhr“ von: Quelle heure est-it?

kenne ich auch nicht; dafür gibt es drei Arten von Feuerzeugen
bei uns: Schamässla (funktionieren nie), Pödäderla (manchmal) und
Duschurla (immer) :smile:

Boggedeherz für „vollbusig“ von: beaucoup de Herz

kenn ich auch nicht (meine Schwiegermutter,
oberbairisch/oberpfälzisch, sagte dazu: „De hot an Orsch vorn
dro“ :smile:))

Alla für „Auf, gehen wir!“ und „Auf Wiedersehn“ von: allez!
Alla widdersee! verabschiedet man sich hier im Nordbadischen.

Die Allgäuer leiten doch jeden zweiten Satz mit „Allat …“ ein!

verbasseiere für „Zeit vergeuden“ von: passer l´heure
Tutegal für „ganz egal“
Tutmämchoos für „das ist ghupft wie gspronga von: toute la
même chose

Auch die warewn mir neu.

Die meisten dieser Ausdrücke sind längst der Anglisierung zum
Opfer gefallen und nur noch ältere Leute,

danke, danke :wink:

vor allem
Stuttgarter Geschäftsfrauen der Vorkriegszeit, kennen die
noch.

Thaddäus Troll, aus dessen Buch, Preisend mit viel schönen
Reden, ISBN 3-455-07739-0 Buch anschauen, ich das meiste übernommen habe, hat
sich verdient gemacht um die Bewahrung dieses Wortschatzes.
Aber er gehört inzwischen zur Folklore.

Leider, leider. Ich erinnere mich noch zu gut an sein
„Deutschland, Deine Schwaben“ und die Unterhaltung in Australien.
Der Satz „Ha, da hocksch da hanna in Sidnei rom und drhoim sott
ma d’Beem schneida“ ist bei uns im Urlaub ein running gag
geworden!
Übrigens: Die wenigsten wissen, dass Thaddäus Troll, einer der
besten Schwabenkenner, selbst gar kein Schwabe war.

Beste Grüße

äbafallz!

Und als Zugabe:
Dialektale, absolut unbewältigbare Zungenbrecher:

Schellat se net an sellera Schell, selle Schell schellt net;
schellets se an sellera Schell, selle Schell schellt.

Heißt bei uns noch ein bisschen schwieriger:
Schellats et an sellra Schella, sella Schella schellat et;
schellat se an sellra Schella, sella Schella schellat.

I hans Schbätzlesbrettmesserle zschpät bschtellt.

Zugegeben, noch einen Deut schwieriger als unser
Dr Kellner hat’s B’schteck z’schpät b’schtellt.
Oder: Blaukraut bleibt Blaukraut ond Brautkloid bleibt
Brautkloid! (Kommt besonders gut nach einigen Viertele; außerdem
ist es witzlos mit Rotkohl …)
Adele!
Bolole

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fritz ond bolo, ihr hend oi wichtigs word vergesse… oder han i ned gnueg uffbasst…
mached mer jo koi fissemadende!
*ggg* muschel

*ggg*