Wenn, dann sollten sie schon der
guten Ordnung halber sagen, daß er von Lincoln ist.
Ist er aber nicht. Der Satz in Kennedys Antrittsrede vom 20.01.1961 „And so, my fellow Americans: ask not what your country can do for you — ask what you can do for your country.“ (dem übrigens der Satz „My fellow citizens of the world: ask not what America will do for you, but what together we can do for the freedom of man“ folgt) ist inspiriert von George St John, Direktor der Choate School in Connecticut, an der Kennedy Schüler war. Dies hat u.a. Chris Matthews in seiner 2011 erschienenen Kennedy-Biografie (Jack Kennedy: Elusive Hero ISBN 1451635095 Buch anschauen) nachgewiesen. St. John sprach freilich nicht von „America“ sondern von „Choate“ („ask not, what Choate will do for you …“); er hat diesen Satz häufig vor seinen Schülern gesagt. Auch St. John hatte den Satz nicht ohne fremde Hilfe ‚erfunden‘: Judy Donald, Archivarin der Choate Rosemary Hall, entdeckte in einem Notizbuch St. Johns seine Quelle: ein Zitat eines nicht näher genannten Dekans von Harvard: "The youth who loves his Alma Mater will always ask, not ‘What can she do for me?’ but ‘What can I do for her?’”.
Das Gerücht mit Lincoln geht vermutlich auf eine Aussage von Theodore C. Sorensen zurück, Kennedys Redenschreiber. Der hatte einmal geäußert, die Rede sei inspiriert gewesen von der Bibel, Winston Churchills Kriegsreden (‚Their Finest Hour‘, ‚Blood, Sweat and Tears‘ …) sowie Abraham Lincolns ‚Call to Arms‘ vom April 1861 (in dieser Proklamation findet sich das Zitat selbstredend nicht ). Sorensen war übrigens nicht Autor von Kennedys ‚Inaugural Speech‘, sondern Kennedy selbst - wie Thurston Clarke 2004 in seinem Buch ‚Ask Not‘ (ISBN 0143118978 Buch anschauen) nachgewiesen hat.
Freundliche Grüße,
Ralf