Schissatter

Eine kurze Vorgeschichte:
Meine Vorfahren väterlicherseits sind im 18. Jhdt. aus Deutschland gemeinsam mit vielen anderen Familien nach Ungarn ausgewandert unhd ließen sich im heutigen Tolna megye (Kreis) nieder. Sie gründeten den Ort Majesch (Majos) bei Bonnhard (ung. Bonyhad). Trotz vieler Nachforschungen konnte im Nachhinein nicht mehr lokalisiert werden, von wo sie in Deutschland damals aufbrachen.
Den einzigen Anhaltspunkt gibt der Dialekt, den meine Großmutter heute, fast 60 Jahre nach der Vertreibung immer noch spricht. Durch den Umstand, dass das gegründete Dorf über all die vielen Jahre fast nur von Deutschen bewohnt und die Umgangssprache eigentlich nur deutsch war, hat sich dieser Dialekt, der viele Ähnlichkeiten mit dem Hessischen, Fränkischen und auch schäbischen aufweist, recht unverändert erhalten.
Ein Onkel von mir nun berichtete, dass das für die Eidechse dort gebrauchte Wort, nämlich Schissatter oder Schissotter heute nur noch in einem, kleinen Landstrich in Deutschland gebräuchlich ist. Leider wusste er das auch nur vom Hörensagen und konnte nicht sagen wo diese Landschaft nun liegt.
meine Oma wird am 16. August 80 Jahre alt und ist immer noch sehr daran interessiert, wo wohl die Vorfahren herkamen.

Nun meine frage:
Wer kennt diesen Begriff? Oder wer kann vielleicht aus der Regionalgeschichte seiner Gegend berichten, dass Auswandere Trecks vor ca. 200 - 250 nach Ungarn auswanderten ?

Für alle Hinweise bin ich dankbar.

Es grüßt
Elritz

Hallo, Elritz,

da könnten die Vorfahren mit den sogenannten „Schwabenzügen“ nach Ungarn gekommen sein. Unter diesem Stichwort und unter dem Suchwort „Schwäbische Türkei“ findest du eine ganze Menge im Netz.
z.B.
http://www.lpb.bwue.de/aktuell/due/45_02/schwab.htm
http://wiki.genealogy.net/index.php/Schw%C3%A4bische…
http://www.genealogienetz.de/reg/ESE/dsbaran-d.html

Lieben Gruss aus Wien, jenny

noch ein link
http://www.ungarndeutsche.de/Willkommen.html

auf dieser Seite kannst du per e-mail auch direkt nach Verwandten forschen, bzw. ihre Migrationswege (zurück)verfolgen.

lg.j.

1 Like

Hallo Elritz,

nach dem Kriege siedelten sich in meiner Heimat (Heidenheim an der Brenz) viele
Ungarndeutsche an. Sie wurden auch als „Donauschwaben“ bezeichnet, und ihr
Dialekt enthielt für mein Ohr außer schwäbischen auch eher bayerische Elemente.
Von wo die Donauschwaben genau kamen, weiß ich aber nicht.

Gruß
Bolo2L

Trotz vieler Nachforschungen konnte im
Nachhinein nicht mehr lokalisiert werden, von wo sie in
Deutschland damals aufbrachen.

Das wird auch, lieber Elritz nicht immer leicht sein, da die Einwanderer nicht nach Landsmannschaften aufgeteilt siedelten. In den Ulmer Schachteln saßen nebeneinander Pfälzer, Schwaben, Franken etc., vielleicht war eine Gruppe in der Mehrzahl und dominierte dann auch den Dialekt.

Und als man die Dörfer gründete, kam es sicher nur selten vor, dass nur Angehörige einer Landsmannschaft dabei waren. So wird man in vielen Fällen als Herkunftsregion bloß „Süddeutschland“ angeben können.

Den einzigen Anhaltspunkt gibt der Dialekt, den meine
Großmutter heute,

Damit hast du einen Erfolg versprechenden Weg gewählt. Nur ist es wieder so, dass bei den Dialekten, wenn Leute aus verschiedenen Regionen zusammen siedelten, auch diese sich vermischten

Dialekt, der viele Ähnlichkeiten mit dem Hessischen,
Fränkischen und auch schäbischen* aufweist, recht unverändert
erhalten.

* Hei! Was soll das? Schwäbisch bitte! :wink:

Es kam bei der Besiedlung des Heideboden auch dazu, dass bereits im Österreichischen lebende Bauern, die einen ostbairischen Dialekt sprachen, und auch Slowaken und Slowenen in die von den Türkenkriegen verheerten Gebieten angesiedelt wurden, wie z. B. im Heideboden, woher meine Vorfahren stammen.

Dort führte die Untermischung süddeutscher Siedler zu einer Modifikation der Ostbairischen.

Der Merksatz:

„Muader, der Bua hôt Kua gschlông, dass es Bluat rinnt.“ (Bairisch) wurde dort zu „Muider der Bui hôt Kui gschlông, dass es Bluit rinnt.“

Ein Onkel von mir nun berichtete, dass das für die Eidechse
dort gebrauchte Wort, nämlich Schissatter oder Schissotter
heute nur noch in einem, kleinen Landstrich in Deutschland
gebräuchlich ist.

Bleib da dran und berichte doch bitte, wenn du fündig wirst.

Und frag bei den Heimatvertriebenenverbänden nach. Da gibt es immer rührige Privatforschen. Das kleine St. Peter im Heideboden hat es sogar zu einem Buch gebracht.

Gruß Fritz