Schizoide Persönlichkeitsstörung / Bewertung

Hallo,

kann mir bitte jemand erklären wie die Diagnose „Schizoide Persönlichkeitsstörung“ auf einer Skala von Null (völlig gesund) bis Zehn (Maximal gestört) einzuordnen ist. Z.B. im physiologischen Bereich ist eine leichte Erkältung mit Eins zu bewerten und Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen im Endstadium mit Zehn. Welches Rating vergeben also Psychiater/innen für Schizoide PS.

Bestem Dank im Voraus
Daniela

Meine Bewertung:
8 Points auf der nach oben offenen Genervtheitsskala.

Son Quatsch, ich frag mich,was du da hören willst und zu welchem Zweck.
Wie soll man eine Persönlichkeitsstörung auf einer Skala einordnen?

Bist du selbst betroffen?
Ich mein, dann kann man so was evtl. per Mail besprechen, aber so…

Naja, werden sich wahrscheinlich noch viele schlaue Kommentare ergeben, vielleicht war das ja gerade deine Intenition, wer weiß.

Alles Gute wünsch ich jedenfalls.
Krischan

hallo daniela,

die diagnose persönlichkeitsstörung sagt, daß man mit der betroffenen person wahrscheinlich nicht einfach auskommen wird, und daß der betroffene bestimmte verhaltenstendenzen und einstellungen haben wird.

die diagnose sagt aber nichts über das ausmaß der probleme, die die person hat, oder was die person in zukunft machen wird. schizoid klingt ja so ähnlich wie schizophren und schizophrene massenmörder mit gespaltener persönlichkeit haben wir alle genügend im film gesehen: aber wie auch gespaltene persönlichkeit ungleich schizophrenie undgleich (potentieller) mörder ist, hat auch schizophrenie nichts mit der schizoiden persönlichkeitsstörung zu tun. dementsprechend ist von einer schizoiden persönlichkeit nicht mehr böses zu erwarten als vom durchschnittsbürger.

eine schizoide persönlichkeit ist ein einzelgänger, jemand, der sich zurückzieht, der gefühle nicht zeit.

der betroffene muß dabei nicht unglücklich sein, er kann gut zurecht kommen und für sich selbst sorgen: es gibt den ausspruch, daß mit einer persönlichkeitsstörung die umwelt, nicht aber der betroffene probleme hat. schwer ist es sicher für nahe angehörige, die zuneigungsbezeugungen erwarten und diese nicht bekommen.

ich denke, du kennst eine person mit dieser diagnosestellung. daher wirst du die probleme im umgang mit dieser person kennen.

wahrscheinlich ging es dir um die abgrenzung zu schizophrenie?

Sehr geehrte Daniela,

Die Skalen-Frage kann so nicht beantowrtet werden, sie ist quatsch.

In der Fachliteratur gehen die Meinungen auseinander, ob Persönlichkeitsstörungen überhaupt als KRANKHEITEN anzusehen sind oder eher als auffällige, aber nicht unbedingt krankhafte Abweichung der Persönlichkeitsstruktur von der Norm.
Auch unterscheidet sich die Bewertung hinsichtlich der spezifischen
Persönlichkeitsstörungen sehr stark: jemand mit einer schizoiden oder zwanghaften Persönlichkeitsstörung wird alleine deswegen nur sehr selten zum Psychiater oder Psychotherapeuten kommen, jemand mit einer deutlichen Borderline-Persönlichkeitsstörung schon eher.

Und selbst WENN man eine Persönlichkeitsstörung hat (wie z.B. eben die schizoide), dann gibt es innerhalb dieser Diagnose natürlich alle Ausprägungsgrade von einer Person mit noch relativ leicht schizoider Akzentuierung bis hin zu schweren Varianten, wo die Betreffenden äußert kühl erscheinen und im zwischenmenschlichen Bereich kaum noch zurechtkommen.

Die entscheidende Crux bei der Diagnose „Persönlichkeitsstörungen“ ist die der „Comorbiditäten“, erst DA erlangen die Persönlichkeitsstörungen ihre eigentliche Wertigkeit.
Mit anderen Worten: eine schwere Depression bei einem „nicht-persönlichkeitsgestörten“ Menschen läßt sich meistens gut und rasch behandeln bzw. heilen. Wenn sich jedoch herausstellt, daß sich HINTER der Depression eine ausgeprägte Persönlichkeitsstörung befindet, die diese mit aufrechterhält und sich jeder Persönlichkeitsveränderung in den Weg stellt, DANN kann die Depression chronisch werden bzw. sehr viel schwerer zu behandeln sein.

Ähnlich auch beim Alkoholismus: Alkoholabhängigkeit beim NICHT persönlichkeitsgestörten Menschen ist kein SO großes Problem, Alkoholismus bei einem Menschen MIT gleichzeitiger schwerer Persönlichkeitsstörung kann jedoch chronisch und unheilbar werden, DAS meinte ich mit „Comorbiditäten“ und DAS ist die eigentliche Crux an der ganzen Sache. Auf den Punkt gebracht: wenn jemand eine schizoide Persönlichkeitsstörung hat, muß er deswegen alleine noch nicht krank sein, wenn aber jemand große psychosziale Probleme, Alkoholismus und Depression hat, die sich allesamt auf dem BODEN seiner Persönlichkeitsstörung entwickelt haben und untrennbar mit ihr verknüpft sind, DANN kann es wirklich schwierig werden.

Ich hoffe, daß mit diesen Ausführungen die Frage nach der Relevanz und dem Krankheitswert von Persönlichkeitsstörungen etwas klarer geworden ist. Das von mir Gesagte schlägt sich überigens auch in der Politik der Kostenträger (Krankenkassen, Renteversicherungsträger usw.) nieder: da, wo ich lebe, ist es für die Krankenhausärzte schwer, für einen ansonsten psychisch „gesunden“ Menschen mit Alholabhängigkeit mehr als 5-7 Tage Akutbehandlung (in der die Entgiftung stattfindet) rauszuschlagen.

Wenn man aber „Alkoholabhängigkeit auf der GRUNDLAGE einer schweren Boderline-Persönlichkeitsstörung“ z.B. diagnostiziert und nachweist, daß das erste mit dem zweiten zu tun hat, dann kann man bis zu einem Vierteljahr stationäre Behandlung für den Patienten genehmigt und bezahlt bekommen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. med. Stefan Müschenich

Sternchen OwT
Gruß, AndyM

Die meisten wissen nicht das sie so etwas haben. Und für die die das wissen bricht nicht wirklich eine Welt zusammen. Das einzigste man achtet darauf was aufgefallen ist bis sich mit der Zeit alles wieder normalisiert hat.