Schläge und Demütigung in der Öffentlichkeit

Hallo!
Ich saß letztens mit Freunden beim Chinesen. Ein paar Tische weiter, saß eine Familie (Ich schätze mal Mutter, Vater, Kind und die Großmutter) und benahmen sich ab der ersten Minute, die wir im Restaurant verbrachten eigenartig. Das Kind lief wild herum und wurde permanent angeschrien und, sagen wir mal, beleidigt. Ich schätze das Mädchen auf etwa 3 Jahre. Ihr war ganz offensichtlich langweilig, weil die Eltern schon lange aufgegessen hatten und keine Anstalten machten zu gehen.
Sie jammerte und wollte nach Hause. Es war auch schon nach 20 Uhr, ich denke die Kleine war müde.

Sie lief permanent in Richtung Ausgang, was der Mutter im seltensten Fall auffiel. Wenn es ihr auffiel schrie sie das Kind an, sie solle sofort zurückkommen, sonst würde sie „ein paar auf den Hintern bekommen“ oder „Geh dort nicht hin, dort drüben ist der Krampus“ (falls jemand den Krampus nicht kennt, das ist bei uns das böse Ungetüm, das mit dem Nikolaus mitkommt und die schlimmen Kinder in den Sack steckt.)
10 Minuten später legte sich das Kind auf den Boden und wollte schlafen. Woraufhin die Mutter es an der Hand hochzog und im einigemale kräftig auf den Hintern schlug. Lautes Geheule. Wieder 10 Minuten später rannte das Mädchen herum und sprach die Kellnereinnen an „Bitte Entschuldigung, bitte Entschuldigung“, sagte sie immer. Bis sich eine Kellnerin erbarmte und die Kleine mit in die Küche oder irgendein Hinterzimmer nahm. Den Eltern war das nur recht. Danach für 30 Minuten kein Piep von der Kleinen. Erst als die Eltern dann gehen wollten (Inzwischen war es schon nach 21 Uhr) begann wieder die Schreierei. Die Kleine wollte lieber im Chinarestaurant bleiben, als mit den Eltern nach Hause zu gehen. Auch als die Eltern schon bei der Tür waren, lief ihnen das Mädchen nicht hinterher, sondern klammerte sich an einer Kellnerin fest, bis der Vater sie gewaltsam mitnahm.

Das ganze Restaurant war entsetzt. Ich überlegte ernsthaft die Eltern anzuzeigen, aber ich wüsste gar nicht ob das so einfach klappt und was das bewirkt. Kann man Eltern die ihr Kind schlagen und seelisch misshandeln anzeigen? Nutzt das etwas?
Wohin sollte man sie da wenden? Ich kenne ja weder Namen noch Anschrift. Eine Anzeige wäre wohl ziemlich sinnlos, oder?

lg infi

Ich kenne ja weder Namen noch Anschrift.
Eine Anzeige wäre wohl ziemlich sinnlos, oder?

Ja, weil Du nichts getand hast, außer zuzusehen.

Gruß,

.m

Hallo,

wie schrecklich!

Ich denke, dass eine Anzeige nichts bringt. Eventuell wird das
Jugenamt eingeschaltet, sollte es zusätzlich zu dem was Du erlebt
hast noch weitere untragbare Umstände zu Hause geben (sprich die
Mutter scheint nicht in der Lage zu sein sich um ihr Kind zu kümmern)
dann kommt das Kind raus aus der Familie. Und ob das immer wirklich
gut ist, nun ja, das kommt wirklich auf den Einzelfall an und die
Zustände müssen wirklich extrem sein.

Viel wichtiger finde ich (dafür ist es jetzt natürlich zu spät, aber
für’s nächste Mal): Direkt ansprechen - vor allen Leuten und vor dem
Kind die Mutter zur Rede stellen, bzw. zurechtzuweisen. Sowas wie:
„Das Mädchen ist müde, sie möchte bestimmt schlafen gehen und ich
finde es nicht in Ordnung wie sie sie behandeln!“ Wahrscheinlich wird
sie Dich anfauchen, dass es Dich nichts angeht, aber das kann Dich
kalt lassen, denn sie wird dennoch darüber nachdenken und Spuren
hinterlassen UND das Kind merkt, dass es wahrgenommen wird und dass
es durchaus nicht immer so ist, dass die Mama allmächtig ist. Das
stärkt das Selbstbewusstsein ungemein.

Also, das mächste Mal sofort einmischen, freundlich aber bestimmt.
Das habe ich schon zwei Mal gemacht und die Reaktionen von sowohl den
Kindern als auch den Müttern (in diesen Fällen waren es auch Mütter
die an dem Gewaltakt beteiligt waren) haben sehr gut reagiert. Ich
möchte aber auch betonen, dass es wirklich nur in Situationen
angebracht ist, wo das Kind bedroht wird und nicht weil man eine
andere Auffassung von Erziehung hat.

Viel Mut und viele Grüße

Hallo infi,

ich finde du hast da eine füchterliche Situation beobachtet, und ich verstehe gut, dass man/ihr eine Weile brauchtet, bis ihr euch zu einer Reaktion durchringen konntet. Und bis dahin war es eben zu spät, die Leute waren gegangen.

Ich habe siebzehn Jahre in der Heimerziehung vom Bezirksamt Kreuzberg (Berliner Stadtteil, der als „sozialer Brennpunkt“ bezeichnet wurde) gearbeitet. Wir haben großen Wert auf Elternarbeit gelegt, immer mit dem Ziel, dass die bei uns lebenden Kinder in den elterlichen Haushalt zurückkehren können. Das ist uns sehr unterschiedlich gelungen. Es gab einfach Eltern, die außer Versprechungen, die so gut wie nie eingehalten wurden, nichts auf die Reihe kriegten. Und da wurde es dann auch immer mal erforderlich „Tacheles“ zu reden. Glasklare Forderungen zu stellen, immer wieder vorgebrachte Entschuldigungen als Ausreden vom Tisch zu wischen. Beinhart zu sagen, „Wenn ihr es bis dann und dann nicht gebacken kriegt, mit viel Hilfe und Unterstützung (z.B. Familienhelfer, Einzelfallhelfer) dann werden wir eine andere Perspektive suchen. Es geht nicht an, dass XX jahrelang im Heim lebt, weil ihr nicht aus dem Pudding kommt“. Dass dieses Verhalten auch Gründe hatte, die ihnen meist nicht anzulasten waren, lass ich jetzt mal außen vor. Denn uns ging es vordergründig darum, für die Kinder eine Lebensperspektive zu entwickeln, damit sie so kurz wie möglich im Heim leben mussten. Und auch hier soll es ja um das Kind gehen.

Ich habe das alles vorausgeschickt, um zu sagen, dass es trotz dieser Berufserfahrung im Umgang mit schwierigen problematischen Eltern, auch mir schwer gefallen wäre adäquat, entschlossen und hilfreich für das Kind zu handeln. Es wäre zum einen von meiner Tagesverfassung abhängig gewesen, denn -egal für was ich mich entschieden hätte- es wäre ganz sicher zu einem anstrengenden und aufgeregtem Vorfall gekommen. Und meine Einschätzung, ob ich mich dem gewachsen gefühlt hätte, wäre nunmal von meiner Tagesverfassung abhängig gewesen. Es hätte ja niemanden genutzt, wenn die Eltern nach reichlich Hin- und Hergezerre, Schreierei, Drohungen und weiß der Klempner was noch alles, mit dem Kind abgezogen wären.

Eingreifen oder nicht, die Entscheidung wäre auch davon abhängig gewesen, als wie schlimm ich es empfunden hätte. Und da hätte ich mir einfach zugetraut wahrzunehmen, ob es sich um einen einmaligen Ausrutscher handelte, weil alle drei Erwachsenen, aus welchen Gründen auch immer, auf dem Zahnfleisch liefen, keine Nerven mehr hatten. Oder ob das Kind häufig so behandelt wird. Das hier:

Wieder 10 Minuten später rannte das Mädchen herum und sprach
die Kellnereinnen an „Bitte Entschuldigung, bitte
Entschuldigung“, sagte sie immer.

hätte mich so stutzig gemacht, hätte ich sooo bedenklich gefunden, dass ich vermutlich eingegriffen hätte. Aber spätestens hier:

Bis sich eine Kellnerin
erbarmte und die Kleine mit in die Küche oder irgendein
Hinterzimmer nahm. Den Eltern war das nur recht. Danach für 30
Minuten
kein Piep von der Kleinen.

wäre mir vermutlich meine Tagesverfassung egal gewesen. Ich hätte mich bei meinen Freunden ihrer Unterstützung versichert, und hätte etwas unternommen. Ich habe das nämlich so verstanden, dass die Eltern gar nicht so genau wussten, wo ihr Kind eigentlich war. Und in der Küche eines Restaurants hat ein dreijähriges, übermüdetes Kind einfach nichts zu suchen. (Das soll jetzt auf keinen Fall gegen die Kellnerin, die sich ja immerhin erbarmt hatte, gerichtet sein.)

Zunächst hätte ich die Restaurantleute gefragt, ob diese Menschen öfter kommen, eventuell bekannt ist wie sie heißen, mit welchem Auto sie kommen, da hätte man schon mal was gehabt, wie man sie ausfindig machen könnte.

Träfe das alles nicht zu, wäre ich zu den Leuten hingegangen, hätte ihnen gesagt, dass ich es nicht hinnehmen könne, wie sie mit ihrem Kind umgingen, und daher dafür sorgen würde, dass das Jugendamt darauf aufmerksam gemacht würde, die ihnen ja auch Hilfsangebote machen würden. Um das tun zu können, müsse ich ihre Namen und Anschrift kennen. Sie könnten mir diese -überprüfbar- jetzt einfach selbst geben. Wären sie nicht dazu bereit, würde ich die Polizei rufen, bis zum Eintreffen derselben sie nötigenfalls auch festhalten. Denn sind sie erstmal weg, kann man nichts mehr tun. Das hätte ich beim Anruf bei der Polizei auch so klar gemacht.

Eine richtige Anzeige hätte ich erstmal noch nicht gemacht. Dem Mitarbeiter des Jugendamtes aber gesagt, dass wir dazu bereit seien, falls die Eltern jede Mitarbeit verweigern, den Vorfall bagatellisieren, oder gar völlig abstreiten würden.

Ich weiß, dass das Ganze einen großen Mut erfordert hätte. Ihr habt euch ja sicher während dieser ganzen Zeit auch eine Vorstellung davon gemacht, wie diese Menschen auf ein Eingreifen reagieren würden. Das hat die Entscheidung für ein Eingreifen vermutlich nicht leichter gemacht. Menschen, die heutzutage -wo jeder, aber auch wirklich jeder weiß, dass Schläge nicht mehr akzeptiert werden- nicht davor zurückschrecken ihr Kind in der Öffentlichkeit übelst zu beschimpfen, zu schlagen, und seine Abwesenheit für eine halbe Stunde -ohne genau zu wissen wo es sich aufhält und ob es dort beaufsichtigt wird- kommentarlos hinzunehmen, sind ganz sicher keine angenehmen Gesprächspartner, wenn es darum geht, dass man ihr Verhalten so sehr missbilligt, dass man das Jugendamt benachrichtigen wird.

Wäre ich allein zur Zeugin geworden, ich fürchte, das hätte meine Handlungsweise doch sehr stark eingeschränkt. Ich glaube, ich hätte mir den Versuch gütlich zu Namen und Adresse zu kommen geschenkt. Hätte gleich die Polizei zur Feststellung der Personalien gerufen, möglichst ohne dass es bemerkt worden wäre, und hätte zu allen möglichen Göttern gehofft, dass sie da sind, bevor die Leute gegangen wären.

Nicht sehr schön, ich weiß, Zivilcourage und persönlicher Mut sind nunmal nicht immer in der erforderlichen Menge vorhanden.

Herzlichen Gruß
Renate

PS.
Im Restaurant nachfragen, ob die Leute dort bekannt sind, könnte man ja eigentlich immer noch.

Hallo

dann kommt das Kind raus aus der Familie. Und ob das immer
wirklich
gut ist, nun ja, das kommt wirklich auf den Einzelfall an und
die
Zustände müssen wirklich extrem sein.

Es scheint ja einiges darauf hinzudeuten, dass die Zustände so extrem sind, dass das Kind lieber bei der Kellnerin bleiben wollte als mit den Eltern mitzugehen. Das ist sehr ungewöhnlich für ein 3-jähriges Kind.

Außerdem kommt ein Kind nicht unbedingt raus aus der Familie, wenn das Jugendamt eingeschaltet wird. Das wird nur gemacht, wenn es unbedingt nötig ist, das ist schließlich teuer.

Viele Grüße
Simsy

Zusatz
Hallo!
Also ich hab mich scheinbar ein bisschen falsch ausgedrückt, bzw. vergessen zu erwähnen, dass kurz nach unserer Ankunft im Restauerant schon ein Herr vom Nebentisch auf die Leute eingeredet hat.
Während des Essens waren wir damit beschäftigt die Kleine davon abzuhalten nach draußen zu laufen, da die Mutter das ja nicht schaffte. Direk vor der Tür ist ein kleiner Bach und eine viel befahrene Straße. Ich denke, dass die Kleine dann später im Aufenthaltsraum der Angestellten geschlafen hatte, sie schaute nämlich ziemlich verschlafen aus, als die Eltern sie nach dieser 30-minütigen Pause mit heim nehmen wollte. Bei der Kellnerin hatte ich ein besseres Gefühl als bei der Mutter.

Als die „Herrschaften“ gingen und ihr Kind auf so wiederliche Weise mitzerrten bin ich mit einem Bekannten auch hin und hab dem Herren gesagt er solle sein Kind nicht so behandeln und ob ihm das nicht zu denken gibt, dass die Kleine lieber hier bleiben würde. Man kann sich gut vorstellen, dass er und nur blöd angemozt hat und gemeint hat wir sollten ihn in Ruhe lassen, er könne mit seinem Kind tun was er für richtig hät. (!) Wir haben ihm dann versucht klar zu machen dass es nicht SEIN kind im sinne von sein Eigentum ist, also ein Menschliches Wesen. Hat ihn nicht beeindruckt. Ich hatte sogar den Eindruck er kapiert nicht was wir da reden. Obwohl ich vorher die ganze Zeit den Einruck hatte man könnte mit ihm eher reden. Er hat seine Frau (?) eher beschwichtigt wenn sie herumgebrüllt hat und ist sogar einmal zum Auto hinaus um Speilzeug für die Kleine zu holen. Die Mutter sah aus wir kurz vorm Nervenzusammenbruch. Ich glaube diese Familie hat mehr Probleme als ein lebhaftes Kind.

Ich gebe zu, wir haben zu spät was gesagt, denn in der allgemeinen Aufbruchsstimmung hätten wir sie kaum noch festhalten können.
Ohne jemandem vorher meine Meinung zu sagen, würde ich auch niemanden anzeigen.

lg infi

Hallo Simsy,

ja, das ist richtig. Ich finde nur dass der erste Schritt ist die
Mutter direkt anzusprechen, aus ihrer Reaktion heraus kann man dann
entscheiden, ob man noch einen Schritt weitergeht.

Ich bin schon der Meinung, dass man sich immer einmischen sollte,
wenn Unrecht getan wird - insbesondere gegen Kindern, da sie sich ja
nicht selber wehren können und oft in dem Glauben leben die Eltern
hätten immer recht. Ich hatte erst vor ein Paar Tagen die Situation,
dass Nachts auf der Strasse vor der Haustür ein Mädchen von einem
Mann geschlagen und beschimpft wurde. Sie blieb weinend allein zurück
während der Mann mit seiner Begleitung einfach davonging. Es war
nachts um halb elf und es regnete. Es stellte sich heraus, dass es
der Freund der Mutter war, sie öfters Streit hatten und sie etwa zwei
Kilometer weiter zu einer Videothek laufen wollten. Das Mädchen war
elf Jahre alt und hatte keinen Wohnungsschlüssel. Ich wartete
gemeinsam mit ihr eine halbe Stunde, als die Mutter mit ihrem Freund
immernoch nicht zurück waren, bin ich mit ihr zu der Videothek
gelaufen. Sie war völlig durchnässt und weinte. Kurz bevor wir dort
ankamen standen sie plötzlich vor uns. Die „Eltern“ schauten mich mit
einem Abstand von ca. 50 Metern an und blieben stehen. Das Mädchen
bedankte sich wiederholt bei mir und es war klar, dass sie auf gar
keinen Fall wollte, dass ich etwas zu ihnen sage. Also habe ich nur
zu ihr gesagt, dass sie auf sich acht geben soll und bin wieder
zurück gelaufen. Zu Hause musste ich mir dann von meinem Mann sagen
lassen, dass er die beiden auf jeden Fall zur Rede gestellt hätte und
ich habe dem Mädchen noch nicht einmal meine Telefonnummer gegeben,
falls sie mal Hilfe braucht. Ich hab ihr für den Moment geholfen,
aber ich denke jetzt auch im Nachhinein, dass es nicht genug war, ich
hätte mehr tun sollen.

Viele Grüße

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Zeuge von Schlägen - wie ich reagiere
Hi Infi,

solche Erlebnisse sind immer schrecklich - mir laufen sie wochenlang nach.

Und ich nehme so etwas nicht mehr hin. Ich habe mir nach einem Erlebnis vorgenommen (und ziehe es seitdem auch durch):

IMMER was sagen. IMMER eingreifen. Und zwar so, daß das KIND es mitbekommt.

Gerade das ist wichtig. Denn die Eltern wirst Du nicht ändern, indem Du einschreitest. Sie werden dadurch nicht weniger schlagen. Aber das Kind merkt durch so ein Eingreifen vielleicht das erste Mal: Ich bin NICHT falsch - sondern was meine Eltern tun, ist falsch.

Das Problem ist nämlich (erklärte mir letztens ein befreundeter Kinderpsych), daß Kinder, die geschlagen oder mißhandelt werden, IMMER erst mal davon ausgehen, die Eltern seien im Recht. So fühlen sie sich immer mehr grundverkehrt. DAS ist das schlimmste an Kindesmißhandlung: Daß die Kinder diese Strafen hinnehmen und, um mit ihren Eltern zu kooperieren, die Schuld bei sich selber suchen.

Wie also reagieren? Agression bringt nichts. Am besten hingehen und leise und ruhig sagen: „Was Sie da tun, ist falsch. Es ist falsch, Ihr Kind zu schlagen“. Versuche, nicht auf Konfrontation zu gehen (dann werden solche Menschen nur noch aggressiver), aber bleib dabei: Es ist falsch.

Übrigens ist die Züchtigung von Kindern verboten. Theoretisch könntest Du also sogar die Polizei rufen. Das würde zwar dem Kind nicht weiterhelfen, ist aber grundsätzlich eine gute Information.

Liebe Grüße,
Nike

Hallo Nike,

solche Erlebnisse sind immer schrecklich - mir laufen sie
wochenlang nach.

Wie „solche Erlebnisse“? Schrecklich ist das geschilderte Erlebnis lediglich in der Interpretation der jugendlichen Psychologiestudentin. Wieviele Familien mit Kleinkindern mag „Infinity“ bisher hinsichtlich deren Erziehungsstiles intensiv kennengelernt haben? Selbst bei Dir kommen mir Zweifel an der Fähigkeit zur schnellen Erfassung des Beziehungsgefüges und Erziehungsgebarens einer Familie durch kurzzeitige Beobachtung.

Natürlich hat man die Pflicht, etwas zu tun, wenn man Kindesmißhandlung beobachtet, wie etwa Faustschläge, Würgen oder die Verabreichung von Spirituosen etc.

Unfreundlicher Umgangston gegenüber den Kindern ist hingegen gar nicht so selten in Familien, in denen die Kinder eigentlich geliebt und gut aufgezogen werden.
Ebenso ist es nicht alarmierend, wenn ein Kleinkind nicht nachhause will, wenn es ihm wo (hier: bei der Kellnerin) gefällt, vorher hatte es schließlich nachhause gewollt, also kann man hier kein „Hilfe! Ich will weg von meinen verbrecherischen Eltern!“ hineininterpretieren.
Und dann Klapse mit der Hand auf den doppelt bekleideten oder gar noch von der Windel geschützten Popo - das zu kriminalisieren ist weltfremd. Nicht daß ich das alles befürworten würde (ich selbst erziehe anders), aber die Haltung, daß man jede Beobachtung negativ interpretieren solle und bereits im Zweifelfall einschreiten solle, ist überkandibelt.

Grüße

Hanny

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Ebenso ist es nicht alarmierend, wenn ein Kleinkind nicht
nachhause will, wenn es ihm wo (hier: bei der Kellnerin)
gefällt, vorher hatte es schließlich nachhause gewollt, also
kann man hier kein „Hilfe! Ich will weg von meinen
verbrecherischen Eltern!“ hineininterpretieren.

Der Gedanke kam mir beim Lesen auch. Mein Sohn kommt zur Zeit auch ungern aus der Kita mit mir nach Hause, weil er seine Erzieherin so abgöttisch liebt. Außenstehende könnten das schon ganz schön falsch interpretieren.

Nichtsdestotrotz ist dieser Fall natürlich alles in allem schon etwas anders.

Und dann Klapse mit der Hand auf den doppelt bekleideten oder
gar noch von der Windel geschützten Popo - das zu
kriminalisieren ist weltfremd.

Kinder haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig. (aus dem BGB)

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, auch kein wenn und kein aber.

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Und dann Klapse mit der Hand auf den doppelt bekleideten oder
gar noch von der Windel geschützten Popo - das zu
kriminalisieren ist weltfremd.

Es zu verniedlichen aber auch nicht in Ordnung. Mein Gedanke in solchen Situationen ist nur: Wenn die das schon so in der Öffentlichkeit machen, was geht dann erst zuhause ab?

Aber das mit dem Eingreifen ist wirklich schwierig, die Polizei zu rufen, erst recht, da gebe ich Dir recht.

In Skandinavien ist man da schon weiter, ich würde mir wünschen, dass wir das in Deutschland auch hinkriegen. Wir waren mit unserem Sohn in Dänemark und haben ihn in einem Supermarkt etwas grob und unfreundlich behandelt (er hatte einen 1a Bockanfall), da sind die Leute schon alarmiert stehen geblieben.

Und wenn ich sehe, wie oft mir hier in Deutschland gesagt wird, ich solle mein Kind schlagen, dann finde ich es sehr gut, wenn sich jemand für die Kinder stark macht. Gesellschaftliche Kontrolle finde ich in dem Punkt durchaus wichtig (und ich meine nicht als Freizeitpolizist).

Hut ab vor allen, die die Traute in so einer Situation haben, den Mund aufzumachen und deutlich sagen, dass Gewalt gegen Kinder nicht in Ordnung sein kann.

Dass einem im Alltag mal (ich betone: sehr selten und in Ausnahmesituatione) die Hand ausrutschen kann, bestreite ich nicht, das wird es immer geben, davor ist keiner gefeit. Aber es sollte einem immer bewußt sein, dass es nicht in Ordnung ist.

kernig

Nachtrag:
Meine Frage in solchen Situationen lauten:

Was macht ein Erwachsener, wenn er geschlagen wird (auf den Popo in der Hose)? Er geht zum Staatsanwalt.

Was macht ein Kind, wenn das passiert? Nichts, es ist den Eltern völlig ausgeliefert.

Warum sollten Kinder in letzter Instanz nicht das selbe Recht haben?
Das muß man sich immer vor Augen halten, finde ich.

Die Frage an die Eltern sollte also lauten: Versohlt Ihnen Ihr Vorgesetzter auch den Hintern, wenn Sie nicht so wollen wie er? Wo genau liegt der Unterschied in beiden Situationen? Außer dem oben genannten, als Angestellter kann ich kündigen und zum Gericht gehen, als Kind nicht.

kernig

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Kinder haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche
Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende
Maßnahmen sind unzulässig. (aus dem BGB)

Das Problem mit dieser verquast ideologischen Gesetzeslyrik ist halt, daß sie die Möglichkeit zur Kriminalisierung der Normalität eröffnet, die zwar vorerst nicht vom staatlichen Repressionsapprat, aber durchaus schon von realitätsfernen ExtremistInnen genutzt wird.

Hai

Anny

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Kinder haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche
Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende
Maßnahmen sind unzulässig. (aus dem BGB)

Das Problem mit dieser verquast ideologischen Gesetzeslyrik
ist halt, daß sie die Möglichkeit zur Kriminalisierung der
Normalität eröffnet, die zwar vorerst nicht vom staatlichen
Repressionsapprat, aber durchaus schon von realitätsfernen
ExtremistInnen genutzt wird.

Extremisten sind die, die das, was das Gesetz dort sagt, NICHT als normal und selbstverständlich ansehen. Sie müssen nicht kriminalisiert werden, sie SIND kriminell.

Was Du Normalität nennst, nenne ich Perversion.

Wer seinem Kind Gewalt angedeihen lässt, ist ein asozialer Schwächling und Feigling, sonst gar nichts.

Man kann sicher Verständnis haben für den, dem die Hand ausrutscht.
Man kann aber auch Verständnis für den haben, der diesen Schläger genau das spüren lässt, was er seinem per def. unschuldigen Kind antut.
Das macht beides trotzdem nicht richtig.

Und das fängt selbstverständlich bei dem „ach so harmlosen“ Klaps schon an. Oder darf ich Dir auch mal einen „harmlosen Klaps“ geben?

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Es zu verniedlichen aber auch nicht in Ordnung. Mein Gedanke
in solchen Situationen ist nur: Wenn die das schon so in der
Öffentlichkeit machen, was geht dann erst zuhause ab?

Ich habe nicht verniedlicht. und aus dem geschilderten Verhalten ist kein Verdacht auf wahrliche Mißhandlung abzuleiten. Aus einem unauffälligen Verhalten in der Öffentlichkeit kann man aber andererseits auch keine Sicherheit dafür ableiten, daß zuhause keine Kindesmißhandlung stattfindet.

In den letzten Monaten sind schlimme Fälle von Kindesmißhandlungen bekanntgeworden, wo offenbar keiner was gemerkt hat. Ich glaube nicht, daß die Opfer dieser Verbrechen vorher in irgendeiner Gastwirtschaft dadurch aufgefallen sind, daß sie von den Eltern angeschrieen oder auf den Hintern geklopft wurden. Jedenfalls war in den Medien meines Wissens nach nie davon die Rede.

Ich hätte nichts dagegen, wenn eine resolute Kontrollbeauftragte alle paar Monate unangekündigt mein Baby auszuziehen und anzuschauen das Recht von staatlicher Seite bekommen würde.

Anny

Ach komm, Du bist ja total verbohrt.

Was Du Normalität nennst, nenne ich Perversion.

Dieser Ausspruch stammt doch von so einem schwulen Kinoregisseur, Rosa Luxemburg hieß der nicht, aber so ähnlich, oder?

Anny

Erinnerung
Praunheim oder so.

Stellste Dich halt in dessen Tradition. Ich wünsche Dir, daß Du damit froh wirst.

Anny

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Malte, ich muss noch einmal nachfragen: Hast du Kinder?

Hi,

Malte, ich muss noch einmal nachfragen: Hast du Kinder?

was hat das mit der Einstellung zu tun? Dass die Hand mal ausrutschen kann, wurde ja schon gesagt. Wie man damit umgeht ist das Ding. Sagt man „ist halt passiert, schon nicht so schlimm“ oder sagt man „oweia, das darf mir nicht nochmal passieren“ und entschuldigt sich beim Kind. Die Einstellung zu Schlägen zählt - und dazu gehört auch, dass man einsieht, dass auch ein Klaps körperliche Gewalt darstellt und eben nicht in Ordnung ist.

Immer dieses Gewäsch von „hast du Kinder“ - das tut gar nichts zur Sache. Ich hab keine, aber ich war lange genug Babysitten (auch lange als Tagesmutter) und habe jede Menge Cousinen/Cousins UND eine kleine Nachzüglerschwester, dass ich weiß, wie sehr die einen in Rage bringen können und dass man sie am liebsten manchmal nur noch schütteln möchte. Das rechtfertigt aber gar nichts!

Gruß
Cess

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