Hallo!
Was allerdings schon längst möglich wäre: Systeme, die
verdächtige Handlungen automatisiert erkennen …
Möglicherweise verdächtige Handlungen lassen sich i. d. R. erst aus dem Kontext von Abläufen erkennen. Auch eine in Echtzeit die Szenerie beobachtende Person kann aus der Tatsache, dass 3 Menschen nebeneinander gehend unterwegs sind, nichts ableiten. Ein Automat kann nicht unterscheiden, ob dort 3 potentielle Attentäter, 3 Politiker von Regierungsparteien oder 3 ehrenwerte Menschen laufen. Schon die automatische Erkennung, dass es sich um Menschen handelt, ist keineswegs trivial. Ein Automat könnte z. B. das Unterschreiten eines Mindestabstands von einfahrendem Zug und am Bahnsteig Wartenden erkennen.
Die technischen Möglichkeiten sind mit der Messung physikalischer Größen wie Entfernung/Abstand und Geschwindigkeit weitgehend erschöpft. Außerdem lassen sich Veränderungen von Bildinhalten auswerten. Die automatische Verfolgung von Pixelanordnungen, auch wenn diese sich kontinuierlich verändern, ist seit langer Zeit Stand der Technik. Dies hat aber mit automatischer Erkennung verdächtiger Handlungen nicht einmal entfernt etwas zu tun.
Grundsätzlich sind Automaten dumm wie Brot. Die Feststellung der Veränderung in einem bekannten Bildinhalt, etwa eine Gleisanlage oder das Umfeld eines Hauses, ist automatisiert auf einfache Weise möglich. Aber schon die automatische Unterscheidung, ob sich ein Mensch oder ein großer Hund nähert, ist je nach Lage der Dinge zwischen gar nicht so einfach und unmöglich anzusiedeln. Ein Automat versteht eben keine Bildinhalte, sondern sieht Pixelanordnungen und kann deren Veränderung registrieren. Der Automat muss deshalb überfordert sein, wenn es um die Motivation/den Willen des detektierten Pixelhaufens geht. Ein Automat kann zwar „merken“, dass irgend etwas auf den Gleisen liegt und weil dort grundsätzlich nichts liegen darf, ist der Vorgang verdächtig. Die Bildauswertung in verschiedenen Strahlungsspektren - spielen Kosten und technischer Aufwand keine Rolle, kann man sichtbaren Bereich und IR auswerten - ermöglicht automatisiert weitere physikalisch greifbare Unterscheidungen. Daraus aber zu schließen, man könne automatisch verdächtige Handlungen von Passanten entdecken, ist abwegig.
Der Betrieb von Überwachungskameras findet oft unter widrigen Umständen statt. Bahnhöfe, Straßen und andere öffentliche Plätze sind staubige Orte. Deshalb sind Objektive bzw. Sichtfenster der Wetterschutzgehäuse von Kameras praktisch nie sauber. Der Dreck befindet sich zwar im unscharfen Bereich, führt aber zu Kontrastminderung und Streuung, was letztlich die Abbildungsschärfe begrenzt. Zudem sind die Übertragungswege oft sehr lang und mit der Bildauflösung steigen die erforderliche Bandbreite auf der Übertragungsstrecke und das zu speichernde Datenvolumen. Dabei kann man schon aus Kostengründen nicht alles machen, was technisch darstellbar wäre.
Dazu kommen eine Reihe optischer Probleme. Die Kamera soll einen bestimmten Bereich etwa eines Bahnsteigs überwachen. Aber nur Gegenstände in einer bestimmten Entfernung werden scharf abgebildet, der Rest ist mehr oder weniger unscharf. Man hilft sich durch Abblenden, um mehr Tiefenschärfe zu erhalten. Das allerdings kostet Licht, wobei die Ausleuchtung in einer sich ständig ändernden Szenerie ohnehin problematisch ist. Es wird zur Glücksache, ob und wie gut im später interessierenden Bildausschnitt etwas zu sehen ist. Und was beim späteren Zoomen eines Bildausschnitts passiert, kannst du leicht ausprobieren, indem du, während du diesen Text liest, die CTRL-Taste drückst und am Rädchen der Maus drehst - der Bildausschnitt erscheint immer größer, aber unschärfer, bis schließlich kaum noch Inhalte zu erkennen sind.
Gruß
Wolfgang