Schlechtere augen durch Lesebrillen tragen?

Wird man, wenn man eine Lesebrille auch auf weitere Distanzen trägt, kurzsichtiger oder weitsichtiger oder verändert sich gar nichts?

Hallo,

Wird man, wenn man eine Lesebrille auch auf weitere Distanzen
trägt, kurzsichtiger oder weitsichtiger oder verändert sich gar nichts?

von wegen „Augen werden schlecht“ ist sowieso eine seltsame Feststellung.
Da wird ja nix schlecht.

Allerdings gibt es einige physiologische Effekte, die in Verbindung mit Fehlsichtigkeit und Brillen auftreten.

  1. Eine Fehlsichtigkeit bedeutet ja, dass das Auge sich nicht mehr für optimale Sehschärfe einstellen kann. Da sind diverse Muskeln im Auge, die sowohl den Fokus der Sehlinsen auf „scharf“ stellen als auch den Augapfel exakt ausrichten (wichtig Objektfixierung und 3-dimensionales Sehen).
    http://de.wikipedia.org/wiki/Fehlsichtigkeit#Formen_…
    Wenn diese Muskeln regelmäßig stark belastet werden, weil diverse Fehler im Auge dazu führen, dass die scharfe Sicht nur mit großer Anstrengung erreicht wird, dann werden diese Muskeln bald müde und langfristig überlastet.

Deshalb ist es oft so, dass man in jungen Jahren eine Fehlsichtigkeit nicht so bemerkt, weil die Augenmuskeln noch sehr dynamisch und leistungsfähig sind.
Diese Effekte sind auch von der Tagesform abhängig. Ausgeruht und mit einiger Anstengung kann die Fehlsichtigkeit noch ausgegleichen werden, aber nicht mehr wenn man müde oder schwach und krank ist.

  1. Andererseits brauchen die Augen auch Training. Wen man durch Hilfsmittel den Augen nur rel. wenig Stellbereich übrig läßt, kann es sein, dass die Grenzen des Stellbereichs auch wengen fehlendem Training enger werden. Ein Optiker wird also normal eine Fehlsichtigkeit nicht überkompensieren, weil man der Fehlsichtigkeit dann eher entgegen kommt.

Es hängt also vieles von den Randbedingungen ab.
Die Lesebrille also mal für Weitsicht zu verwenden, macht erstmal gar nix.
Es ständig zu tun, kann die Augen überlasten, wenn diese Brille nicht zufällig für Weitsicht auch geeignet ist. Das hängt auch von der Entwicklung der Fehlsichtigkeit ab.
das Auge kann sich auch von Kurzsichtigkeit in Richtung Weitsichtigkeit oder umgekehrt entwickeln oder eine Fehlsichigkeit nimmt in eine Richtung zu.

Die von der Natur her optimale Anwendung der Augen ist aber die Weitsicht.
Die Urmenschen hatte keine Bücher und Computer und befassten sich auch nicht viele Stunden am Tag mit langweiliger Handarbeit. Statt dessen streiften sie durch die Gegend und mußten vornehmlich das Umfeld beobachten, um Gefahren zu erkennen.
Weitsicht ist für das Auge der Abstand von über ca. 1m …1,5m
Dagegen sind unsere zivilisatorisch bedingten Arbeiten im Nahbereich (z.B. Lesen, Arbeit am Computer usw.) eine regelmäßige Belastung, wo die Nuskeln zur Fokkusierung im Nahbereich ordentlich schuften müssen. Deshalb gibt es da oft auch die meisten Probleme und man sollte sich dann unbedingt eine Lesebrille zulegen, sonst überlastet man die Augen. Das nennt dann wogl auch „schlechter werdende Augen“.
Gruß Uwi

Hallo,

du hast da eine sehr gute Anwort gegeben. Nur ein für den Fragesteller unwesentlicher Punkt ist mir aufgestossen.

Die Urmenschen hatte keine Bücher und Computer und befassten
sich auch nicht viele Stunden am Tag mit langweiliger
Handarbeit.

Unsere Vorfahren und sogar schon Homo Erektus stellten nachweislich Werkzeuge her. Eine Feuersteinaxt oder -speerspitze herzustellen, hört sich einfacher an, als es ist. Und man braucht dafür eine gute Nahsicht. Dito zum Beerensammeln und sicher auch bei der Fleischverarbeitung und Halbarmachung. Schlechte Sicht bis ein Meter Abstand ist da schon sehr lästig oder macht Handwerk unmöglich.
Auch die Herstellung der Kleidung war nur mit Nahsicht möglich.
Allerdings wurden unsere alten Vorfahren im Schnitt kaum älter, als die Mittelalterbevöllkerung - sie starben, ehe sie Lesebrillen nötig hatten und konnten so wenig Lesen, dass es nur wenig Kurzsichtige gab (oder die Kurzsichtigen haben sich seit dem besser vermehrt).

Weitsicht ist für das Auge der Abstand von über ca. 1m …1,5m
Dagegen sind unsere zivilisatorisch bedingten Arbeiten im
Nahbereich (z.B. Lesen, Arbeit am Computer usw.) eine
regelmäßige Belastung, wo die Nuskeln zur Fokkusierung im
Nahbereich ordentlich schuften müssen.

Das führt in der Jugend aber eher zu Kurzsichtigkeit und daher erstmal zur Brille mit negativen Dioptrien.
Ab 40-50 werden die Augen allgemein meinst weniger anpassungsfähig. Da brauch der Normalsichtige eine Lesebrille, der Kurzsichtige muss die Brille ablegen zum Lesen.
Noch ein bißchen älter und man ist bei zwei bis drei Brillen oder Gleitsichtgläsern.

Wir können glücklich sein, Optiker und Brillen zu haben - und alt genug zu werden, um sie zu brauchen.

Gruß, Paran

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Hallo,

Und man braucht dafür eine gute Nahsicht.

Ich meinte nicht, das die Urmenschen keine gute Nahsicht hatten.
Sicher konnten sie auch im Nahbereich gut sehen.

Nur waren die von dir genannten Tätigkeiten keine ganztägige Arbeit, die man Jahrelang regelmäßig und durchweg über viele Stunden getan hat. Deshalb wurden in der Regel auch die Augen nicht täglich viele h im Nahbereich benutzt und das viele Jahre lang schon von früher Kindheit an. Die überweigende Fokkusierung im Nahbereich scheint mir ein zivilisatorisches Problem zu sein, dass erst in den letzten Jahrzehnten noch mal deutlich an Bedeutung gewonnen hat.
Deshalb ist es z.B. inzwischen Usus, regelmäßig Vorsorgeunterschungen für Bildschirmarbeit durch Berufsgenossenschaften anzubeiten. Inzwischenbetrifft das mehr als die Hälfte aller Angestellten. Noch vor 25 J. war das eine kleine Minderheit.

Dito zum Beerensammeln und sicher auch bei der Fleischverarbeitung und
Halbarmachung.

Haltbarmachung von Nahrungsmitteln bei Urmenschen?
Ich meine, da hast du ein recht zweifelhaftes Bild vom Leben der Urmenschen.
Bis in das industrielle Zeitalter war Haltbarmachen von Nahrung ein eher unkeannte Technologie. Einzig konservieren mit Alkohol und sauer einlegen waren bekannt und wurden in geringem Maße verwendet. Ansonsten hat man nur Mieten angelegt oder Rüben, etwas Kraut und Obst frostfrei im Keller und natürlich Getreide in einem Kornspeicher gelagert. Bei Fleisch gab es noch das Räuchern und Trocknen und das einlegen in Salz. Fleisch war aber in der normalen Bevölkerung eh ein Luxusgut.
Nur die herrschende Kaste ließ sich regelmäßig mit Frischfleisch (Wild) versorgen.

Allerdings wurden unsere alten Vorfahren im Schnitt kaum
älter, als die Mittelalterbevöllkerung - sie starben, ehe sie
Lesebrillen nötig hatten

Das ist eine Behauptung, die einige Klischees bedient, ohne die Zusammenhänge wirklich auch nur annähernd zu beachten.

  • Die sogenannte Lebenserwartung hatt wenig mit dem erreichbaren Lebensalter der Menschen zu tun. Die mittlere Lebenserwartung wird vor allem dadurch stark gedrückt, dass sehr viele Individuen in jungen Jahren verstarben oder in Kämpfen umkamen.

Nichts desto trotz gab es auch immer Menschen, die über 60J. alt geworden sind und somit allemal in ein Alter kamen, wo auch Altersfehlsichtigkeit eine Rolle spielt.

und konnten so wenig Lesen,
dass es, nur wenig Kurzsichtige gab
(oder die Kurzsichtigen haben sich seit dem besser vermehrt).

Die einfache Tatsache, dass heute die technischen Möglichkeiten für Augendiagnostik und die allg. Verfügbarkeit von Brillen für Jedermann gesellschaftl. Norm sind, führt dazu, dass es viel mehr Brillenträger als früher gibt.
Man kann daraus aber nicht Schlussfolgern, dass Fehlsichtigkeit häufiger auftritt.

Du vermischt auch Lebensweisen unserer Hochzivilisation mit dem Leben in früheren Zeiten.
Es war früherer kein so großes Problem, wenn man schlechte Augen hatte.
Lesen war bis in die Neuzeit kein Fähigkeit, die nur ganz wenige Menschen überhaupt beherrschten (Mönche, Prister, Gelehrte), also eher in gehobenen Verhältnissen lebend. Wenn diese alt wurden und schlecht senen könnten, dann wurden sie von den jüngeren mit versorgt.
Ansonsten hat man es hingenommen, wenn die Augen „schlecht wurden“ und hat nur noch Tätigkeiten übernommen, die man auch mit wenig Sehleistung noch erbringen kann.

Weitsicht ist für das Auge der Abstand von über ca. 1m …1,5m
Dagegen sind unsere zivilisatorisch bedingten Arbeiten im
Nahbereich (z.B. Lesen, Arbeit am Computer usw.) eine
regelmäßige Belastung, wo die Nuskeln zur Fokkusierung im
Nahbereich ordentlich schuften müssen.

Das führt in der Jugend aber eher zu Kurzsichtigkeit und daher
erstmal zur Brille mit negativen Dioptrien.

Woher hast du den diese Einsicht?
Wenn die Augen permanent im Nahbereich überlastet werden, dann führt das genau zum Gegenteil. Die Augen können im Nahbereich nicht mehr dauerhaft gut fokkusieren
und man braucht eher eine Lesebrille um z.B. ohne Kopfschmerzen am Monitor arbeiten zu können.

Ab 40-50 werden die Augen allgemein meinst weniger anpassungsfähig.

Eben. Da werden Fehlsichtigkeiten auch eher offenbart.
Wer schon angeboren eine gewisse physiologische Fehlsichtigkeit hat, wird deutlich eher eine Brille benötigen.

Da brauch der Normalsichtige eine Lesebrille,
der Kurzsichtige muss die Brille ablegen zum Lesen.
Noch ein bißchen älter und man ist bei zwei bis drei Brillen
oder Gleitsichtgläsern.

Wir können glücklich sein, Optiker und Brillen zu haben - und
alt genug zu werden, um sie zu brauchen.

Einerseits ist das natürlich so.

Anderserseits sind die Ansprüche an die Augen erheblich gestiegen.
In früheren Zeiten hat es nicht so sehr gestört, wenn man bis zu einem gewissen Grade Fehlsichtig war.
Heute ist man aber vom gewohnten Leben ein gutes Stück ausgeschlossen, wenn man nicht gut sehen kann, weil das Leben viel komplexer geworden ist und viel mehr Tätigkeiten eine gute Sehkraft erfordern.

  • Man darf sonst keine Fahrzeuge führen.
  • Man kann sonst nicht Bücher und Zeitungenlesen, was heute eine viel bedietendere Tätigkeit ist als früher
  • Man kann sonst keine Jobs gut ausüben, bei denen gutes Sehen zwingend ist.
  • Man hat sonst Probleme mit Monitoren und Fernseher und kann moderne Medien nicht so nutzen wie man es gern möchte.
  • Man kann die viele klein geschriebenen Informationen auf Verpackungen, Verträgen usw. nicht lesen.

Noch eine kleine Anekdote zum Thema „schlechte Augen“.

Es geistert immer noch die Meinung herum, dass „man die sich Augen verdirbt“, wenn man schechter Beleuchtung liest. Woher kommt das aber?

In früheren Jahrhunderten waren es vornehmlich Gelehrte, die viel gelesen haben und dies natürlich auch oft bei Kerzenlicht taten. Da Gelehrte auf Grund ihres eher gesunden Lebenswandels (keine Armut, keine Krieger, keine gefährlichen Tätigkeiten) oft ziemlich alt wurden und dann logisch wegen der Altersfehlsichtigkeit eine Brille benötigten, wurde vom Volk geschlussfolgert, dass eben das Lesen bei Kerzenschein die schlechten Augen verursacht haben muß. Heute weiß man, dass diese Quatsch ist.
Andere alte Leute hätten genauso eine Brille benötigt, aber entweder wurden sie nicht alt, oder konnten eh nicht lesen und Fehlsichtigkeit wurde nicht als Makel nagesehen und eine Brille hätten sich die armen Leute eh nicht leisten können.
Gruß Uwi

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