Schlittschuh : Hockeystop und Rückwärtsfahren

Guten Abend,

ich war diesen Winter (mit meinen 16 Jahren recht spät) das erste Mal
auf Schlittschuhen gestanden. Seitdem gehe ich mindestens einmal die
Woche auf unsere örtliche Kunsteisbahn und bin mittlerweile schon
relativ sicher beim Fahren. Bremsen tue ich bis jetzt indem ich einen
Fuss hinterm Körper quer stelle und diesen sozusagen
hinterherschleife.

Nun gibts ja auch die Möglichkeit zu bremsen in den man beide Füsse
ruckartig vorm körper quer stellt. Nur leider konnte ich bisher nicht
so wirklich in Erfahrung bringen wie ich das umsetzen soll. Meine
Versuche die etwa so aussahen : in die knie gehn, gewicht nach hinten
verlagern und dann ruckartige die füsse quer stellen - endeten bisher
leider immer auf dem eis oder in der bande :wink:. Ich hab zum einen
große Probleme die füsse wirklich schnell und parallel quer zu
stellen ohne erstmal ne kurve zu fahrn und wenn das mal klappt
rutsche ich leider kein stück weiter während ich abbremse sondern die
Schlittschuhe stehen sofort derart plötlich dass ich bei schnellerer
fahrt keine chance habe das gleichgewicht zu halten.
Nun habe ich auch schon getestet ob ich im stehen mit großer kraft
überhaupt schaffe einen quer gestellten schlittschuhe nach vorne
übers eis schleifen zu lassen aber der bewegt sich leider keinen
zentimeter…
Woran kann das liegen ? Ist der winkel der Kufen zum Eis so falsch
gewählt (obwohl ich da schon alles mögliche versucht habe) oder kanns
vielleicht sogar an dem Hohlschliff meiner Schuhe liegen, dass sich
da die Kufen irgendwie ins Eis „bohren“ ?

Wäre sehr nett wenn einer von euch sich die Mühe machen würde zu
versuchen mir den Ablauf zu erklären :smile:

Außerdem frage ich mich wie man aus dem Stand einigermaßen ins
Rückwärtsfahren kommt. Ich hab bereits versucht mir das von jemandem
aufm Eis erklären zu lassen nur leider konnte der das selbst nur so
sporadisch…
Mehr als eine sehr langsame Rückwärtsbewegung durch „paralleles hin
und herdrehen der füsse“ hab ich noch nicht zustandegebracht :wink:

Danke für eure Bemühungen :wink:

MfG
Bastian

Hallo Bastian,

Deine Sorgen sind ganz typisch für Eislaufanfänger ohne Unterricht - das geht fast allen so :wink:!

Gerade das Bremsen ist Gefühlssache und das klappt anfangs nicht so leicht. Besonders nicht, wenn man nicht weiß, wie man damit anfangen soll. Bei unseren Eiskunstlaufanfängern gehen wir dabei in mehreren Schritten vor:

Als erstes stellen sich alle an die Bande, stehen auf einem Bein und schaben mit dem anderen seitwärts über das Eis. Dabei fängst Du mit ganz wenig Druck an und steigerst den danach mehr und mehr. Dabei bekommst Du ein Gefühl für die Kante und die Bremswirkung. Hockeykufen graben sich dabei tiefer ins Eis als unsere Kunstlaufkufen - das macht die Sache nicht unbedingt einfacher.

Wenn Du dann eine Vorstellung davon hast, welche Bremswirkung welcher Kantendruck zur Folge hat, versuchst Du es mit einem halben Schneepflug (wie beim Skilaufen). Du läufst also mit mäßiger Geschwindigkeit geradeaus, verlagerst Dein Gewicht auf ein Bein und stellst Dein so gut wie unbelastetes Bein vorsichtig quer nach vorn. Es schleift dann ganz leicht übers Eis. Während unzähliger Übungsdurchgänge steigerst Du nach und nach den Druck auf diesem Bremsbein. Wenn Du richtig gut geübt hast, kannst Du später Dein ganzes Gewicht auf dieses Bein verlagern und eine richtig gute Bremswirkung erzielen. Das wäre dann ein eleganter Stopp, der sogar in einer Kunstlauf-Kür noch gut aussähe.

Da Du aber den rasanten Hockey-Stopp können willst, musst Du einfach irgendwann auf halben Weg den Mut haben und gleichzeitig das andere Bein mitnehmen. Das würde ich Dir aber erst dann empfehlen, wenn der halbe Schneepflug schon ziemlich gut klappt und Du so schon sicher bremsen kannst. Die Hinzunahme des zweiten Beins sollte dann kein großes Problem mehr dastellen, weil Du bis dahin schon ein gutes Gefühl für Eis und Kufen bekommen hast.

Beachte dabei, dass sich die Verhältnisse beim Bremsen ändern, wenn Du die Schlittschuhe schleifen lässt oder das Eis plötzlich wesentlich weicher oder härter geworden ist (Temperaturschwankungen, andere Eisbahn etc.).

Rückwärtslaufen aus dem Stand geht, macht aber unter den geübten Läufern kaum jemand - weder beim Eishockey, noch beim Kunstlauf! Zum Lernen kannst Du aber einen umgekehrten Tannenbaum laufen. Dazu drehst Du die Fußspitzen aufeinander zu (x-beinig) und verlagerst Dein Gewicht vom rechten auf dem linken Fuß und zurück, so dass auf dem Eis Spuren erscheinen, die einem gezeichneten Tannenbaum ähneln.

Im Grunde ist das aber nur etwas für Anfänger. Du solltest, sobald Du so etwas Schwung bekommen hast, anfangen, das rückwärts Übersetzen zu üben. Genau wie vorwärts wird dabei ein Bein über das andere gesetzt und eine Kurve gelaufen. Später wirst Du sowieso nur selten aus dem Stand versuchen, rückwärts zu starten. Stattdessen sorgt man vorwärts für Schwung, dreht sich dann um und läuft rückwärts weiter.

Zum Umdrehen verwenden Kunstläufer und Hockeyspieler i.d.R. den Mohawk (nur wissen die Hockeyspieler den Namen nicht :wink:). Das heißt, man läuft vorwärts einwärts (Innenkante) auf dem einen Bein und setzt das andere rückwärts einwärts. Dann stellt man das erste Bein rückwärts auswärts (Außenkante) daneben. Wir Kunstläufer kennen noch unzählige andere Methoden, uns umzudrehen, aber der Mohawk ist die gängigste und die sieht man auch bei den Hockeyspielern ständig.

Um das alles zu bewältigen, musst Du einfach noch viel üben, Sicherheit bekommen und es ist ratsam, vor dem rückwärts Übersetzen es erst einmal vorwärts zu üben. Idealerweise zu beiden Richtungen.

Wenn Du das alles vor Saisonende halbwegs vernüftig lernen willst, solltest Du häufiger als einmal pro Woche üben! Es macht viel mehr Spaß wenn man gut dabei vorankommt. Eislaufen ist sowieso das Größte :wink:! Und der eisfreie Sommer kommt schneller als einem lieb sein kann :frowning:.

Viele Grüße

Anne

Hallo Anne,
vielen Dank für deine ausführliche Erklärung, du hast mir damit ein großes Stück weitergeholfen und ich werde baldmöglichst damit anfangen zu versuchen das ganze umzusetzen :wink:
Heute morgen habe ich bereits das Rückwärtsfahren mit der „Tannenbaum-Bewegung“ geübt um erstmal ein Gefühl für die Rückwärtsbewegung zu bekommen. Ich hab auch schon versucht mit gemäßigter Geschwindigkeit zu drehen und Schwung in diese Bewegung mitzunehmen, allerdings war die Drehung immer einigermaßen ohne System, deshalb freue ich mich schon das ganze nach deiner Anleitung zu versuchen :wink:.

Ich habe auch bereits versucht mit einem „halben Pflug“ zu bremsen, dafür fehlt mir allerdings scheinbar noch total das Gefühl für den Druck. Aber du hast wohl Recht, üben, üben, üben :smile:… und vielleicht die Kufen mal schleifen lassen, nachdem ich das seit ich mir meine Schuhe gekauft habe noch nicht gemacht hab und mir gesagt wurde dass die frisch ausm Laden teilweise nicht so dolle sein solln.

Ich würde gerne länger als einmal die Woche üben und hab das in letzter Zeit auch öfters mal gemacht, allerdings ist unsere Eisbahn außer Sa./-So-Vormittag meist so überfüllt dass ein üben neuer Dinge kaum möglich ist…
Trotz alledem werd ich mich bemühen bis Ende der Saison noch einige Dinge zu erreichen die ich mir vorgenommen hab :wink:

lg
Bastian

Hallo Bastian,

na ja 16 Jahre ist ja noch jung. Ich bin letztes Jahr nach 18 Jahren das erste mal wieder auf Schlittschuhen gestanden (als Jugendlicher mal ein paar Runden auf dem Teich gedreht) und mich hat das Fieber auch gleich gepackt - nachdem ich letztes Jahr 2 mal die Woche auf der Eisbahn war, habe ich dieses Jahr eine Saisonkarte und gehe 3-4 mal die Woche.

Obwohl ich mittlerweile 44 Lenze und somit aus Deiner Sicht schon ein Oldie bin, kann ich mittlerweile recht passabel skaten. Hockeystopp und Crossovers (Übersetzen) sind kein Problem mehr. Wichtig ist dabei ein passender Schuh (sollte mit nur einem paar Socken fest sitzen, aber nicht drücken).

Ich bin Anfangs immer hinter den guten Skatern auf der Eisbahn hergefahren und habe mir einiges abgeschaut - mittlerweile kann ich mit einigen jungen Burschen von damals schon recht gut mithalten (geht auch wenn man Älter ist - Wille und Training vorausgesetzt). Mir macht es tierisch Spaß und ich habe fast 10 Kg abgenommen und fühle mich besser als je zuvor.

Anne hat ja schon alles sehr gut erklärt, ich werde auf der Eisbahn auch gelegentlich angesprochen ob ich den Hockeystopp erklären kann und dabei ist mir aufgefallen, dass viele Leute einfach nicht die Entlastung und den schnellen 90° Drehimpuls machen und somit eher eine Kurve fahren und nicht die Kufen konsequent querstellen. Ansonsten üben, üben, üben…

Gute Videoclips mit Erklärungen für Anfänger gibt es hier: http://sports.expertvillage.com/videos/stop-advanced…

PS. Außerhalb der Eislaufsaison kann man auch gut mit Inlinern üben (naja bis auf Hockystopp, der ist damit zwar auch möglich aber noch schwieriger als auf Eis :wink:

Viel Erfolg

Gruß
Frank

Hallo,
nachdem ich in den letzten beiden Ferienwochen ca. 15 Studen aufm Eis war funktioniert der Hockeystop mittlerweile wunderbar :smile:. Wurde mit etwas Übung immer besser und als mich dann jemand auf der Bahn davon überzeugt hat dass es im Grunde nix anderes ist als das Querstellen und Bremsen beim Skifahren gings dann irgendwie wie von selbst :wink:. Übersteigen links herum kann ich nun auch schon relativ sicher, rechts rum brauchts noch bissl Übung aber des wird auch noch kommen… ich freu mich schon dieses Wochenende mindestens 2 mal auf die Eisfälche zu gehn nachdem ich vergangene Woche nicht dazu gekommen bin.

Vielen Dank Frank für deine Antwort, vor allem der Link ist wirklich hilfreich :smile:. Eigentlich hab ich nie viel vom Inlinerfahrn gehalten, aber nachdem ich mir so überlegt hab dass ich sonst über ein halbes Jahr gar nix mehr in der Art machen könnt, hab ich mich entschlossen das nun auch mal anständig zu lernen :wink:

Grüße
Bastian

Hallo Bastian,

na, das ist ja prima - Übung macht eben doch den Meister.

Ich fahre außerhalb der Eislaufsaison Inliner, habe mir einen CCM Vector 6 Inlinehockeyschuh angeschafft (ohne Bremsklotz) und fahre am liebsten mit Rink-Rat World Cup Rollen (68-72-80mm)das ist dann fast wie auf dem Eis.

Viele Kenntnisse lassen sich so sehr gut einstudieren vom Übersetzen/Übersteigen/Crossovers über den Kanadierbogen bis hin zu schnellen Vorwärts-/Rückwärtsdrehungen lässt sich fast alles machen (bis auf das typische Bremsen auf Eis:frowning: ).Ich fahre allerdings ausschließlich auf Parkplätzen etc. und nicht im öffentl. Straßenverkehr.

Weiterhin viel Erfolg.

Gruß
Frank