Hallo lieber Mike,
eine weitere offizielle Schloss-Website für alle, die noch mehr über Ludwigs Schlösser wissen wollen: die Homepage der Bayer. Schlösserverwaltung:
http://www.schloesser.bayern.de
Und hier sind einige Hintergundinformationen über die Entstehung seiner Schlösser, die möglicherweise sonst nicht so bekannt sein dürften:
Vor allem Schloss Neuschwanstein weist eine Architektur auf, über die Kunsthistoriker nur den Kopf schütteln. Kini-Fans scheint sie nicht zu stören, wie Hunderttausende Touristen jährlich beweisen. Als Vorbild diente ihm die Wartburg. 1867 besuchte Ludwig die mittelalterliche Festung bei Eisenach, Ort des berühmten „Sängerkriegs“, den Wagner in seinem „Tannhäuser“ als Oper wieder aufleben ließ.
Vom Schauplatz dieses „Kriegs“, dem Sängersaal, war Ludwig so beeindruckt, dass er diese Halle mitsamt Burg am Alpsee in der Nähe von Füssen ab 1869 nachbauen ließ - zumindest in etwa. Für Innenräume und Höfe standen zum Teil Bühnenbilder von Wagner-Opern Pate. So wurde der Burghof einer Münchner „Lohengrin“-Inszenierung nachempfunden. Dabei achtete Ludwig peinlich genau darauf, dass jedes Detail stimmte. Leistete sich ein Architekt eine Abweichung vom Original, konnte er leicht in Ungnade fallen.
Hang zum Dekadenten
Ludwig liebte die Einsamkeit der Bergwelt. 1870 errichtete man für ihn auf dem Schachen im Wettersteingebirge ein alpines Mini-Schloss im Berghütten-Format. Innen birgt das Gebäude den „türkischen Saal“, also einen Raum in orientalisch gehaltenem Stil. Wenn Ludwig danach war, scheuchte er schon mal einen Tross Bediensteter - stilgerecht gekleidet als Muselmanen - über den kilometerlangen Pfad auf den 1.866 hohen Berg nahe der Zugspitze.
Oben mussten sie mit ihrem „Sultan“ Mokka schlürfen und Pfeife rauchen. Mitunter keuchte sein Kabinettschef hinterher, um auf dem Gipfel wichtige Staatsakten unterzeichnen zu lassen.
Das unerreichte Vorbild
Doch vor allem seinem großen Vorbild, dem Sonnenkönig Ludwig XIV., wollte Ludwig seine Referenz erweisen. 1874 ließ er dazu den Grundstein zu Schloss Linderhof in der Nähe des Klosters Ettal legen. Es wurde ein kleines Juwel im Stil des französischen Rokoko - und ein Versuchslabor für technische Spielereien. Unter anderem ließ er in einen nahe gelegenen Hügel eine 100 Meter lange künstliche Grotte einbauen, auf deren See er nachts zwischen echten Schwänen auf- und abruderte.
Je nach Stimmungslage konnte er die unterirdische Anlage blau oder rot illuminieren. Den Strom dafür lieferte ein eigenes kleines Elektrizitätswerk. Zuvor hatte er einen Ingenieur nach Capri geschickt, der das Blau der Originalgrotte studieren musste. Ludwigs Kosename für Linderhof war übrigens „Meicost Ettal“, ein Anagramm von „L’état, c’est moi“ (Der Staat bin ich), dem Motto Ludwigs XIV.
Schloss Herrenchiemsee
Neuschwanstein und Linderhof bewohnte Ludwig regelmäßig. Dies galt nicht für sein letztes ausgeführtes Schlossprojekt Herrenchiemsee. 1878 als kleine, vereinfachte Barock-Kopie von Versailles begonnen und aus Geldmangel nie vollendet, hielt sich Ludwig dort nur einmal eine gute Woche lang auf. Schmuckstück des Schlosses war das Paradeschlafzimmer zu Ehren Ludwigs XIV., das das französische Original an Prunk noch übertraf.
Ludwig II. war der König der Luftschlösser. Und er hatte das Privileg, sie in private Lustschlösser umzuwandeln. Doch wer denkt, dass sie für amouröse Stelldicheins mit Hofdamen gedacht waren, täuscht sich …
Freundliche Grüße,
Stefanie