Hallo,
Schon über die Definition von „Human“ könnte man streiten.
Nein, kann man nicht, denn es läuft elementaren Menschenrechten zuwider und ist deswegen niemals human.
Nun meine Frage: Angenommen wir übersetzen „human“ mit
„schmerzlos“, dann kann ich mir als medizinischer Laie
wirklich nicht vorstellen, dass erstmal das Reinstechen mit
einer Hohlnadel in die Vene und das anschließende Einflößen
von Gift wirklich schmerzlos ist.
Nun gut, das wird aber wohl das kleinste Problem sein. Fast jeder Mensch hat diverse Male Blut abgenommen bekommen oder eine Infusion bekommen, und sicherlich findet man den Piecks mehr oder weniger unangenehm. Allerdings denke ich daß diese Venenpunktion das kleinste aller Probleme ist und das ein vernachlässigbarer Nebenkriegsschauplatz ist.
Viel mehr wäre doch der gute alte Genickschuss oder die
französische Guillotine schmerzloser, einfach, weil man da gar
keine Zeit mehr zum Schmerzen empfinden hat.
Aber es ist eine mehr oder weniger große Sauerei. Und das Perverse ist ja daß „zivilisierte“ Staaten (wobei mir das Wort zivilisiert dabei nur schwer in den Zusammenhang passen will) gerne eine saubere Methode der Tötung haben möchten. Jemandem den Kopf abzuschlagen, sei es mit der Guillotine oder wie in Saudi-Arabien mit dem Schwert, und dann spritzt Blut durch die Gegend… das will man dann ja doch nicht.
Irgendwer muß die Sauerei nämlich später entfernen. Wobei man dieses Problem ja auch beim elektrischen Stuhl hat, wenn man Berichte liest daß bei diversen Verurteilten der Kopf oder Knie in Brand gerieten.
Wenn man dafür sorgt, dass das Gehirn Matsch ist, dann ist
auch keine Schmerzempfindung mehr möglich?
Ja - aber alle Methoden, bei denen das Gehirn mechanisch zerstört wird, sind eben eine ziemliche Matscherei und deswegen will man lieber „saubere“ Methoden anwenden.
Wirklich sicher und schnell wirksam wäre wenn man jemanden mit einer schnellen hydraulischen Presse zermalmen würde, oder sowas in der Art. Aber das ist den „Zivilisierten“ zu barbarisch weil es „unsauber“ zugeht.
Wo ist beim Menschen eigentlich das Schmerzempfinden, es ist
doch im Kopf, oder?
Im Gehirn.
Außerdem hat doch fast jeder Angst vor Spritzen. Da kommen zu
den körperlichen Schmerzen noch seelische Schmerzen dazu.
Das wurde ja schon diskutiert - Der Piecks der Spritze dürfte kein so großes Problem sein, das hat jeder schon sehr oft erlebt. Ich könnte mir auch denken daß einem diese Kleinigkeit wenig ausmacht in einer Situation, bei der Du weißt daß man Dich jetzt töten wird, da ist sicherlich die psychische Anspannung so extrem groß, daß der Piecks der Spritze kein Thema mehr ist.
Ich denke aber daß genau diese seelische Grausamkeit, nämlich jemanden über Jahre hinweg in Angst vor dem Tod - die JEDER hat - zu belassen und dabei aber scheibchenweise, durch den negativen Ausgang irgendwelcher Einsprüche, der unausweichlichen Hinrichtung näher zu bringen, das ist eine Form der Rache, die man demjenigen beibringen will. Vordergründig wird man natürlich immer mit Rechtsstaatlichkeit und Gesetzen argumentieren. Es weiß aber auch jeder daß viele Urteile in nicht besonders gut geführten Prozessen gefällt wurden, von schlecht bezahlten Anwälten, die auch nicht das Geld hatten teuere Verteidigungsstrategien auszuschöpfen.
Absurd ist auch überhaupt darüber zu diskutieren ob diese Hinrichtungsmethode „besser“ sei als eine andere, denn brutal sind sie alle. Zumindest aufgrund der Gefühle, die jemand bis zur Hinrichtung und kurz davor durchmacht.
Ist eine schmerzfreie Tötung (in jeder Hinsicht schmerzfrei)
überhaupt theoretisch von Aufbau des Gehirns her möglich?
Das ist ja die Theorie der Giftspritze. Erst ein „Narkosemittel“, wobei Thiopental eine sehr tiefe Bewußtlosigkeit auslöst - nach der Theorie. Die Idee ist daß man das anschließende Muskelrelaxans, das die Atemmuskulatur lähmt, nicht mehr wahrnehmen soll und auch die zusätzliche Herzlähmung durch Kaliumchlorid nicht mehr bewußt erlebt wird.
Man weiß aber daß Thiopental nur in Venen gespritzt werden darf - gerät es in eine Arterie führt mit sehr starken Schmerzen zu Nekrosen, also dem Absterben der Extremität. Man kann zwar sagen: egal, derjenige stirbt ja sowieso… aber das kann ja nicht Sinn der Sache sein. Oder was ist - wie bei dem aktuellen Fall in Florida - wenn die Nadel nicht in der Vene, sondern dem umliegenden Gewebe landet?
Es ist auch bekannt daß Thiopental zu „Scheinnarkosen“ führen kann. Dann erlebt derjenige alles Folgende durchaus mit. Gerade Muskelrelaxans, die die Atmung lähmen, bewirken daß man bei vollem Bewußtsein und ohne die Chance sich bewegen zu können (was aber ja auch nichts nutzen würde…) qualvoll erstickt.
Es gibt Berichte von Menschen, bei denen es zu Narkosezwischenfällen kam und die diesen Horror erlebt haben. Sie beschreiben das als das schlimmste, was sie je erlebt haben. Sie hatten allerdings das Glück daß ein Anästhesist zugegen ist, der sofort reagieren kann wenn es Komplikationen gibt.
Das ist bei Hinrichtungen nicht der Fall. Ich weiß nicht ob oder welche Regeln es da gibt, aber offensichtlich ist nicht vorgesehen daß dann jemand kommt und dem Delinquenten den „Gnadenschuß“ gibt.
P.S. Bitte nicht zum hunderttausendsten mal eine Diskussion
über Für und Wider der Todesstrafe.
Man kann das aber nicht voneinander entkoppeln…
Gruß,
MecFleih