Schneelasten Dächer Konstruktion

Hallo,

da gerade in der Alpenregion das Problem Schneelasten auf Dächern aktuell ist, frage ich mich, wie ein Dach konstruiert sein muss, damit der Schnee abrutscht, ehe er zu einer zu großen Last wird?
Das sollte doch machbar sein und in einer Region, in der mit reichlich Schnee zu rechnen ist, bei Dachbauten berücksichtigt werden.
Ist der derzeitige Schneefall dort wirklich so ungewöhnlich oder gibt es Altlasten aus Designer- und Sparjahren, in denen Dächer einfach zu flach konstruiert wurden?

Gruß,
Paran

hi,

laut Norm ab 60°

zu flach? unter 60° wird die Schneelast eben berücksichtigt. Das wäre aber nicht zu flach, sondern nicht stabil genug.

Die Last, die berücksichtigt wird, ist aber nicht unendlich hoch sondern kann eben bei extremen Ereignissen auch überschritten werden. Dann muss der Schnee eben runter.

grüße
lipi

Servus,

Dann rechne einfach mal.

Ein Dach, bei dem egal wie viel es schneit keinerlei Probleme mit der Schneelast berücksichtigt werden müssen, braucht eine Neigung von mindestens sechzig Grad.

Die Dächer, die bei dem derzeitigen Schneefall im Voralpenraum gefährdet sind, gehören zu Gebäuden wie Hallen und Ställen.

So, und jetzt kriegt ein Stall mit einer Grundfläche von 2.000 m² plus 800 m² Melkzentrum ein Dach mit 60 Grad Neigung.

Zwei Fragen:

(1) Wer soll das bezahlen?
(2) Wie soll man unter einem 15 oder 20 Meter hohen, offenen Dachstuhl eine Temperatur erreichen, die für das Vieh bei Februartemperaturen halbwegs auskömmlich ist?

Moral: Es ist sehr viel einfacher und praktischer, wenn man bei selten vorkommenden so großen Schneemengen wie in diesen Tagen gefährdete Dächer räumt oder gefährdete Hallen sperrt. Wenn Du Dich erinnerst: Das Schlimmste an der Katastrophe in Bad Reichenhall war, dass die Sperrung der Halle zum Zeitpunkt des Einsturzes bereits beschlossen und in die Wege geleitet war.

Schneefall für sich alleine ist keine Gefahr (und ja, es gibt Lawinenschutzräume). Eine Gefahr sind Leute, die nicht mit Schnee umgehen können - egal ob das Gebäude, Straßen- oder Schienenverkehr betrifft oder schlicht Haushalte, in denen es weder Lebensmittel für ein paar Tage noch Taschenlampen oder Kerzen gibt.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

kenne von den heimischen Bauernhöfen Zwischendecken. Ställe mit Deckenhöhen von ca. 2,40.
Kostet nat, etwas, schafft aber oben Stauraum für Futter etc. und ist deutlich wärmer fürs Vieh, als ein flaches Dach.

Gruß,
Paran

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Hallo,

heißt das, dass bei weniger als 60 grad Neigung unter rel. normalen Umständen eine Schneelast möglich ist, die eine normale Dachkonstruktion gefährdet?
Ich hatte schlicht geschätzt, dass bei einem üblichen 45 grad Dach der Schnee abrutscht, ehe er ein bedrohliches Gewicht erreicht.
Aber ich habe da kein Fachwissen, nur Erfahrungen mit von Dächern rutschendem Schnee.
Und nat. die Hoffnung, dass mein 45 grad Dach unter solchen Umständen nicht abgeschippt werden müsste - ich würde dabei sicher runterrutschen.

Gruß,
Paran

Nochmal:

Ein Dach für einen Kuhstall mit einer Neigung von 60 Grad müßte 15 bis 20 Meter hoch sein.

Futter = Silageballen darin zu stauen, wäre mit einem gigantischen Aufwand verbunden, den man nicht nur heute mit einem Milchpreis von 35 Cent/L nicht finanziert kriegt, sondern auch schon 1980 mit den damals politisch festgesetzten „Mondpreisen“.

Stalldächer werden heute ohne Decke, zum Stallraum hin offen, ausgeführt. Für ein gutes Stallklima (und nein, Kühe brauchen es nicht warm - sie kommen nur mit Frost unter - 10 Grad nicht so gut zurecht, und die Tränke zu heizen ist auch ein ziemlicher Luxus) und um bezahlbar zu bleiben, sollte das Dach nicht mehr als etwa fünfzehn bis (in den Alpen) zwanzig Grad geneigt sein. D.h. bei selten vorkommendem Schneefall, bei dem die Schneelast höher werden könnte als die, für die so ein Dach sowieso ausgelegt ist, muss man das Dach halt in Gottes Namen räumen. Daran stirbt man nicht, während man mit der Anwendung von Konstruktionsprinzipien, mit denen Höfe gebaut wurden, als vielleicht 20 Kühe im Stall waren und die Winterfütterung mit Heu durchgeführt wurde, das zweckmäßig über dem Stall im Heustock gelagert wurde, garantiert pleite geht.

Moral:

(1) Die Zeit bleibt nicht stehen, und man kommt kaum umhin, da mitzugehen. Was 1920 galt, braucht heute nicht mehr richtig zu sein.
(2) Ganz so doof, wie man vielleicht glauben möchte, sind weder Landwirte noch Stallarchitekten.

Schöne Grüße

MM

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Hallo,

dann sind sie sicher auch selbst in der Lage, ihre Dächer von Schnee zu räumen.

Gruß,
Paran

Hallo,

das ist ein anderes, sehr ernstes Problem.
M.E. sollten Landwirte da mehr protestieren und Käufer die Preiskampfmilch stehen lassen. Die Spirale geht ja immer weiter, die Bauern müssen immer mehr investieren, die Betriebe vergrößern und sich verschulden um überhaupt noch konkurrenzfähig zu sein. Dabei verlieren die wenigen, die es schaffen, an Flexibilität und werden immer abhängiger von den wenigen Abnehmern. Und natürlich müssen die meisten aufgeben.
Die Leidtragenden sind die Tiere und die Bauern, aber auch die Natur drumrum. Langfristig keine gute Idee.

Aber darum ging es ja eigentlich nicht.

Gruß,
Paran

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dass die Milch wieder so viel kostet? Das ist ein Problem vor allem deswegen, weil das einen Anreiz für die Ausweitung der Produktion bietet, auf den die Erzeuger auch deswegen falsch, d.h. positiv reagieren werden, weil die Milchviehhaltung schon besonders lange und besonders ausgeprägt vom Markt abgeschirmt mit staatlich gelenkten Preisen organisiert wurde und es daher einige Generationen her ist, dass die Erzeuger das letzte Mal mit Marktbedingungen konfrontiert waren. Nun ja, sie werden es genauso lernen wie die Erzeuger von Schweinen, Geflügel, Obst, Gemüse, Wein usw, die nie so extrem vom Staat bei der Hand und an die Kandare genommen wurden und daher nie ganz verlernt hatten, als Teilnehmer an einem Markt zu handeln.

Das Problem wird dem knappen Grundfutter und den hohen Preisen für das ebenfalls knappe Milchleistungsfutter wird kommenden Mai gegessen sein. Es wird (leider) bereits wieder mehr Milch produziert, als der Markt zu aktuellen Preisen aufnehmen kann, und es wird zu der nicht so netten Entwicklung kommen, dass die Erzeugerpreise nicht so komfortabel hoch bleiben, aber gleichzeitig das Milchleistungsfutter noch bis mindestens Juli richtig teuer bleibt: Erstmal stehen noch die Auswirkungen der 2018er Dürre an, in deren Folge die Preise für Mischfuttermittel um rund 15 Prozent gestiegen sind und bis mindestens Juli 2019 so hoch bleiben werden.

Vom Protestieren ändert sich allerdings weder technischer Fortschritt noch die Preisbildung in einer Marktwirtschaft - wenn die Erdbeererzeuger aus dem Périgord mehr Aufwand damit getrieben hätten, in Dortmund und Berlin publik zu machen, welcher Unterschied zwischen ihren Erdbeeren und denen aus Huelva besteht, und etwas weniger damit, spanische LKWs umzukippen und anzuzünden, gäbe es vielleicht auch heute noch Périgueux-Erdbeeren in Deutschland zu kaufen. Schade, ich hab die immer sehr genossen.

Stümpt.

Schöne Grüße

MM

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Zweifelt jemand daran?

Wer sollte sich in seinen Angelegenheiten besser zu helfen wissen als ein Bauer?

Schöne Grüße

MM

hi,

liest du die Texte auch mal? :wink:

es wird rechnerisch eine Schneelast für das Gebiet ermittelt.
Dann wird die Schneelast, je nach Dachneigung minimiert (bis sie bei 60° = null ist).

Das heißt, bei 45° Neigung ist der Faktor wohl 0,4.
Also 40% der Schneelast sind bei einem solchen Dach mit berücksichtigt und werden unter normalen Umständen keine Schäden verursachen. Das Dach ist also stärker, als es in einer Region ohne Schnee sein müsste.

Das bedeutet auch, dass ein gleiches Dach an der Nordsee anders konstruiert wird als in den Alpen.

grüße
lipi

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hi,

falsche Richtung.

Der Bauer kauft doch sofort ne neue Kuh, sobald das Geschäft durch Subventionen ne schwarze Null stehen lässt.

Die sind da schon einigermaßen selbst dran beteiligt.

wenn mehr Milch produziert wird als der Markt benötigt, was wird dann wohl ein größerer Betrieb erreichen?
Es wird noch mehr Milch produziert, die keiner brauch und nur weil der riesige Betrieb nun recht gut läuft kann so billig produziert werden um andere Bauern zu unterbieten und eine schwarze 0 erwirtschaftet werden. (vermutlich zumindest so lang die Zuschüsse fließen)

An welcher Stelle ist da der Verbraucher schuld? :wink:

grüße
lipi

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Servus,

auch das ist die falsche Richtung.

In der Milchproduktion gibt es nur eine Kostenposition, die kurzfristig variabel ist - das ist der Einsatz von Milchleistungsfutter. Nur mittelfristig variabel ist die Größe des Viehbestands und das Zupachten von Flächen für das Grundfutter, nur langfristig variabel der Bau von Stall und den zugehörigen Anlagen und der Zukauf von Flächen. Der Zukauf von Kalbeln zum Aufstellen als Milchkuh ist selten, die Regel ist das Aufstellen eigener Nachzucht. Die Entscheidung darüber fällt ungefähr ein Jahr, bevor die Kuh in Ertrag geht.

Für mittel- und langfristige Entscheidungen sind die Schwankungen der Erzeugerpreise, die bei Milch seit etwa fünf Jahren mit Annäherung des Binnenmarkts für Milchprodukte an den Weltmarkt und faktischem Wegfall der nur noch formal bestehenden Richtpreise funktionslos. weil viel zu kurzfristig. Eine rationale Entscheidung über einen Stallbau oder auch nur über einen Grünland-Pachtvertrag setzt Kenntnisse der zukünftigen Entwicklung der Erzeugerpreise voraus, die ihrer Natur nach nicht vorliegen. Dass die Prognosen der betroffenen Landwirte besser sind, als ihnen üblicherweise vorgeworfen wird, lässt sich daran erkennen, dass heftige Einbrüche der Erzeugerpreise für Milchprodukte erfolgten, als die Nachfrage aus China und kurz darauf die aus Russland plötzlich wegbrachen - beides Dinge, die man beim besten Willen eben nicht vorher ahnen konnte.
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Kurzfristig kann die viel zitierte „inverse Reaktion“ von Milcherzeugern auf nachgebende Erzeugerpreise durchaus rational sein: Da folgt die Entscheidung wie immer beim Mengenanpasser dem Kriterium „Grenzkosten = Preis“, aber wenn man nur die Grenzkosten berücksichtigt, die von einer Woche auf die andere variabel sind, und in Kauf nimmt, vorübergehend Abschreibungen zu verfrühstücken, schränkt man die Produktion nicht ein (zumal das auch die Kühe beschädigen würde, wenn man ihnen mal eben die Rationen kürzte), sondern haut raus, was geht, solange der zusätzlich ermolkene Liter Milch noch mehr bringt als das zusätzlich dafür eingesetzte Pfund Milchleistungsfutter.

Die Zahlungen, die Landwirte heute bekommen, sind (in D vor allem dank dem Wirken von Günther Schmitt +) vollkommen unabängig vom Umfang der Produktion und haben keinerlei Einfluss auf diese.

Das ist schon einige Jahre vorbei. Es gibt keine Interventionskäufe mehr, bloß noch einige Journalisten, die sich an ihr Volontariat in den 1980er Jahren erinnern und glauben, es wäre alles noch so wie damals.

Nun, letztlich hätten die Verbraucher schon die Möglichkeit, Milch und Milchprodukte zu bevorzugen, die nicht von Kühen mit einer Jahresleistung von 10.000 - 15.000 kg Milch kommen und mit einem relativ geringeren Einsatz an Getreide und Soja erzeugt werden; das würde die Erzeugerpreise für Milch schnell auf einem hohen Niveau stabilisieren, wie es derzeit ist. Die Verhältnisse bei der Erzeugung an der Stelle des letzten Verbrauchs über die Nachfrage zu beeinflussen, setzte aber bei jedem Verbraucher ein quasi enzyklopädisches Wissen über ein ungeheuer breites Spektrum der Produktionstechniken für alle Güter voraus, die er an irgendeiner Stelle nachfragt. Das ist die Stelle, an der Marktwirtschaft eben nicht die „beste aller denkbaren Welten“ erzeugen kann.

Schöne Grüße

MM

Beiläufig: Die Freiwilligen Feuerwehren, die derzeit u.a. in Siegsdorf beim Räumen von Dächern im Einsatz sind, funktionieren nach dem Prinzip „Alle für einen - einer für alle“.

Im ländlichen Raum gibt es - weiterhin zunehmend - Freiwillige Feuerwehren, die ohne die noch aktiven Landwirte ganzjährig nicht einsatzfähig wären, weil es am Ort sonst niemanden gibt, der Tanklöschfahrzeug, Rüstwagen und Leiter fahren darf und nicht tagsüber wenigstens dreißig Kilometer entfernt ist. Wenn jetzt die wenigen Landwirte, die es an einem Ort noch gibt, ganzjährig dafür sorgen, dass die Feuerwehr überhaupt ausrücken kann, wenn das nötig ist, und zwar unabhängig davon, ob sie selbst dringend ihre Silage einbringen oder ihr Getreide dreschen müssten, weil eine Mordswetterwand als Vorbote einer einige Tage anhaltenden Tiefdruckstörung aufzieht, ist es für ihre Feuerwehrkameraden vollkommen selbstverständlich, dass sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten jetzt ein paar Tage lang beim Räumen von Stalldächern dabei sind.

Etwas, was es in dieser Form und mit dieser Effizienz in nicht sehr vielen Ländern gibt.

Schöne Grüße

MM

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