Hallo!
Eine Person leidet immer wieder phasenweise unter Depressionen, Selbstzweifeln, Ängsten, konnte das bisher aber einigermaßen beherrschen.
Wenn nun eine solche Phase akut sehr ausgeprägt ist, gleichzeitig aber eine - existenzerhaltende - Aufgabe bewältigt werden muss - gibt es ein Medikament, das schnell die Leistungsfähigkeit wiederherstellt, bis nach Bewältigung der Aufgabe eine Therapie begonnen werden kann? Ich habe ein bissl im Netz geforscht, aber wie es scheint, brauchen Antidepressiva allgemein etwas Zeit, um zu wirken.
Gruß,
Eva
Hallo,
das wäre jetzt das Fachgebiet von Norma gewesen, aber die ist ja schon lange abgemeldet…
Ein schneller Fitmacher könnte Gyronsan sein, hat aber nichts mit Depris usw. zu tun.
Mao
So als grundsätzliche Aussage (man müsste das eigentlich viel differenzierter ausführen, aber das ist zu lang jetzt): Die heutigen Antidepressiva brauchen mind. 1-2 Wochen bevor eine nennenswerte Wirkung einsetzt, und noch mal zwei Wochen bis die antidepressive Wirkung voll da ist.
Selbstverständlich können aber Quasi-Antidepressiva wie z.B. das Sulpirid, ein Neuroleptikum mit antidepressiver Wirkung, eingesetzt werden. Das wirkt deutlich schneller.
Oder man kann (zusätzlich) rein symptomorientiert vorgehen, und z.B. Tavor (rascher Wirkeintritt) einsetzen, wenn es vorrangig um Schlaf- und Angststörungen gehen sollte.
Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass am Beginn einer antidepressiven Therapie ein „Medikamentencocktail“ verschrieben wird, um eine rasche Besserung der Symptome herbeizuführen, oder auch um z.B. suizidaler Gefahr zu begegnen.
An die Elekrokonvulsionstherapie sei der Vollständigkeit halber auch noch erinnert.
Auch deren Wirkeintritt ist relativ schnell, und die ist -trotz ihres miserablen Rufs- noch immer eine Standardbehandlung mit hoher Erfolgsquote.
Gruß
F.
Hierzu sei gesagt, dass gerade bei Suizidgefahr keine sofortige Arbeitsfähigkeit in dem Sinne hergestellt werden kann, weil der Patient in den ersten 2-3 Wochen stationär beobachtet wird, denn die Antidepressiva wirken zunächst antriebssteigernd und dann erst stimmungsaufhellend, was den fatalen Effekt haben kann, dass nun Energie für die Umsetzung des Suizids da ist, bevor sich die Stimmungslage bessert. Ich sehe da keine schnelle Arbeitsfähigkeit.
Zu Tavor sei gesagt, dass eine Nebenwirkung von Tavor schwere Depressionen sein können. Wie es dann nach kurzer Zeit mit der Arbeitsfähigkeit aussieht, würde ich mal dahingestellt sein lassen.
Gruß, Diva
Das mit der Suizidalität war ja nur eine beispielhafte Randbemerkung, wann ein „Medikamentencocktail“ sinnvoll ist.
Depressive Patienten mit bestehender Suizidalität werden übrigens keineswegs zwingend alle untergebracht zu Beginn der Theapie. Aber es verbietet sich z.B. die Verschreibung bestimmter Antidepressiva.
Als Zusatzmedikament am Beginn einer antidepressiven Behandlung wird Tavor häufig verschrieben und ist auch entsprechend zugelassen.
In der Tat kann Depressivität eine Nebenwirkung des Tavors sein.
Gruß
F.
Nochmal Hallo,
vielleicht kein Medikament in Tablettenform, aber in der Situation könnte ein Anruf bei der Notfallseelsorge entlasten!
Tel.: 0800 1110111 oder 0800 1110222
Mao
Danke euch allen!
So ganz entsetzlich furchtbar schlimm geht es der Figur nicht. Sie befindet sich in einem tiefen Stimmungstal, alle Anforderungen machen nur Angst, selbst wenn es „schöne“ Herausforderungen sind, die man sich gewünscht hat. Sie ist überzeugt, das nicht zu „können“. Suizidgedanken sind nicht vorhanden, nur der Wunsch, sich nicht ständig ins Bockshorn gejagt zu fühlen. Aufrecht gehen zu können. Aber ich weiß nicht, ob es so ein Krankheitsbild überhaupt gibt? Unrealistisch?
Gruß,
Eva
Hallo,
ja, Selbstmedikation und Diagnosenstellung als Nichtmediziner ist unrealistisch und kann die Sache eigentlich nur verschlimmern, meine ich.
Gruss
Czauderna
Das ist durchaus realistisch und passt vielleicht dazu ganz gut:
http://www.depressionen-depression.net/erscheinungsformen-von-depressionen/neurotische-depression.htm
Depressivität ist eh so sehr vielgestaltig.
Ganz nebenbei rein begrifflich eine Anregung:
Du solltest dich vielleicht (gerade was die Verwendung von Begriffen wie „Phase“ oder „Episode“ anbelangt) entscheiden, ob du die Depressivität der Figur eher neurotisch-persönlichkeitshaft anlegst (mir schweben da einige Woody-Allen-Figuren vor oder vllt. auch Woody Allen selbst), oder ganz klassisch episodenhaft, was wir landläufig eher mit der Form von Depression verbinden, die mehr wie von außerhalb auf einen eingreift, und die einem selbst eher als übermächtiger „Fremdkörper“ vorkommt, denn als „so bin ich halt“. Da ist man dann plötzlich einige Zeit in der Klinik, dann betreibt man mit Medikamenten „Phasenprophylaxe“. Dann geht’s lange richtig gut, dann mal wieder Klinik usw.
Der Woody-Allen-Typ ist dagegen eher der, der seit 30 Jahren beständig zum Psychotherapeuten geht.
Gruß
F.
Servus,
Nö. Ganz und gar nicht.
Es ist gänzlich unmöglich, depressive Verstimmungen und Depressionen mit dem allerheiligsten Äfaahunkwisn von Tante Erna erfolgreich zu behandeln - im Gegenteil, so ein Ansatz würde mit großer Wahrscheinlichkeit alles noch schlimmer machen. Eher wäre es noch möglich, auf die eigene Resilienz des Patienten zu setzen.
Und nein, eine Depression ist nichts, worüber man à la mode irgendwelche blöden Witzlein machen kann, sondern eine potenziell lebensgefährliche Erkrankung, die man gut tut, ernst zu nehmen - zählt übrigens zu den Krankheiten mit den höchsten Sterblichkeitsraten.
Schöne Grüße
MM
Über Depressionen witzele ich auch nicht.
Wie tötlich die Krankheit sein kann, ist mir sehr bewusst. Durfte ich leider schon Zeugin darauf basierenden Suizids sein.
Aber gewiss erinnert sich der ein oder andere hier noch an Norma. In welcher Weise auch immer.
Danke euch allen, das waren gute Anregungen!
Gruß,
Eva