Hintergrund meiner Frage ist so ein dubioses Gefühl, als würde
mancher zu der Ansicht neigen, dass, wenn ein heiliger Text
Du unterstellst „heilig“ (was immer Du auch darunter
verstehst)
und damit eventuell inspieriert, von Gott eingegeben, wahr.
Nichts davon ist gegeben.
Mit „heilig“ meine ich, dass es sich um einen von einer Religionsgemeinschaft anerkannten Text handelt, der für Glaubensfragen maßgeblich ist. Dass ich darüber hinaus gedacht habe, dass man davon ausgeht, die Bibel sei von Gott inspiriert, trifft allerdings auch zu. Irre ich hier etwa? Ich habe schon oft gehört und gelesen, die Bibel sei Gottes Wort, teilweise mit der Konkretisierung: Gottes Wort in Menschenwort (oder so ähnlich).
Ich verstehe allerdings nicht so recht, was das mit meiner Frage zu tun hat. Ob nun Menschenwort oder Gotteswort oder Gotteswort in Menschenwort; meine Frage zielt in die Richtung der „Wahrheit“, weniger der Urheberschaft.
Sie sind nicht die „Wahrheit“, sondern enthalten Wahrheiten,
welche
man für sich annehmen, erkennen kann -oder nicht.
Womit wir wieder bei der eigentlichen Frage wären: Welche Wahrheiten sind das, und stehen sie, unabhängig von ihrer Überprüfbarkeit, außerhalb von „wahr oder falsch“? Wenn mir ein Kreationist erzählt, er nehme die biblische Schöpfungsgeschichte beim Wort und halte sie für eine Tatsachenschilderung, dann verstehe ich, was er meint. Wenn aber jemand sagt: „Nein, nein, das ist so nicht gewesen; es geht nur um die mythische Aussage“, und wenn er dann keine mythische Aussage benennen kann oder der Meinung ist, es gäbe zwar eine, doch sei diese nicht wahr oder falsch, sondern gewissermaßen Ansichtssache, dann kommt mir das beliebig vor. Entweder die Bibel trifft Aussagen - dann müssen sich diese auch an etwas messen lassen -, oder sie trifft keine - dann ist sie sinnlos (ich gehe natürlich von ersterem aus). Wenn der letzte Satz nicht stimmt, müsste mir das zumindest mal jemand erläutern.
Ob Menschen sich des Wahrheitsgehaltes einer biblischen Aussage vergewissern können, oder ob sie Bibel gleichsam widerlegen können, stehe mal dahin; aber ich verstehe nicht, wieso man wie eine Katze um den heißen Brei schleicht, wenn es um die Frage geht, was einzelne Bibelstellen denn nun aussagen, und ob diese Aussagen sich an der Wahrheit messen lassen müssen, unabhängig davon, ob man die Wahrheit nun feststellen kann oder nicht. (Erläuterung an einem Beispiel aus der Justiz: Ob jemand bei Begehung einer Straftat vorsätzlich handelte, ist eine Tatsachenfrage; es gibt nur ja oder nein. Das heißt aber nicht, dass man diesen Vorsatz unbedingt beweisen oder widerlegen kann.)
Das wiederum würde für mich an Beliebigkeit grenzen.
Dies wäre nur der Fall, wenn Du mehr erwartest als die
Schriften
leisten können.
Ach, so viel erwarte ich doch eigentlich gar nicht. Schon gar nicht von den Schriften. Ich möchte einfach nur erklärt haben, wie man biblische Aussagen (eben z.B. den Schöpfungsbericht) bewertet und warum. Wenn du glaubst, dass ich einen Bruder habe, dann ändert dieser Glaube nichts an der Tatsache, dass ich keinen Bruder habe. Während du mir in diesem Punkt sicher zugestehen wirst, dass das Sinn ergibt, dass ich also nicht einen Bruder bekomme, nur weil du daran glaubst, scheint es bei heiligen Texten eine andere Herangehensweise zu geben. Und ich bemühe mich eben, diese zu verstehen. Mir ist klar, dass ich dabei im Denken eine vielleicht weitreichende grundsätzliche Kurskorrektur vornehmen muss.
Ich will und kann mich nicht mit Beliebigkeit zufrieden geben, mit Aussagen, die ganz und gar unscharf sind sich jedem Maßstab entziehen. Du hast oben geschrieben, man könne gewisse Wahrheiten erkennen oder eben nicht. Diese Formulierung legt für mich den Gedanken einer objektiven Wahrheit nahe, die man subjektiv erkennen oder auch verkennen kann. Bon! Das verstünde ich. Ich habe aber den Eindruck, dass es viele dann doch anders sehen. Nur wie?
Wenn der Schöpfungsmythos (auch) erklären soll, dass das schwere :Leben Folge der Sünde ist …
Du siehst da etwas falsch.
Ich zitiere nur Metapher, und das hoffentlich richtig, denn sonst hätte Metapher allen Grund, verärgert zu sein.
Die Mythen waren nicht der Ausgangspunkt der religiösen
Erkenntnis,
sondern sie wurden modifiziert eingebunden zur Stützung
religioser Vorstellungen und Belehrungen.
Die gesamte christliche Theologie baut doch auf dem Versuch auf, die Bibel richtig zu interpretieren. Für mich bedeutet das, die Bibel als Erkenntnisquelle zu nutzen. Liege ich da falsch?
dann kann man doch die mythische Aussage nicht mehr als richtig bezeichnen?
Muß man das ?
Das weiß ich nicht. Ich kann nur von meinem derzeitigen Denken ausgehen, nach dem es, abseits von Wertungsfragen, so etwas wie ein richtig oder falsch gibt.