Um zur Abwechslung ein Faktum in den Ring zu werfen: bisher werden gerade mal 1,5% der verschreibungspflichtigen Medikamente von Versandapotheken ausgeliefert.
Komisch, wenn man sich überlegt, daß der ganze rezeptfreie Plunder bei den Versandhändlern um bis zu 60% günstiger ist. Man könnte also doch seine verschreibungspflichtigen Medikamente dort bestellen und eine Tube Bepanthen, den Gebißkleber oder die Abführkapseln billig mitbestellen.
Warum also passiert das nicht? Vielleicht, weil das Prozedere von online-Bestellung, einschicken des Rezeptes, zwei bis drei Tage warten und Entgegennahme des Paketes an der Haustür, bei der Poststelle oder beim Nachbarn zu umständlich ist zu lange dauert?
Klar, wer ständig immer die gleichen Medikamente benötigt, könnte u.U. bei einer Versandapotheke in Slowenien oder Spanien bestellen und damit Geld sparen. In dem Falle wäre es dann natürlich egal, wenn der noch nicht benötigte Nachschub einige Tage oder Wochen durch Europa reist.
Zeit für Faktum Nr. 2: verschreibungspflichtige Medikamente machen gut 83% des Umsatzes der stationären Apotheken aus. Irgendwie schon nachvollziehbar, daß die sich über billigere Konkurrenz aus dem Ausland Gedanken machen, die weder die deutschen Mieten noch die deutschen Gehälter bezahlen noch die deutschen Auflagen erfüllen müssen.
In Summe ist es also durchaus absehbar, daß die ein oder andere Apotheke dicht machen wird. Online-affine Menschen, die Medikamente quasi im Abo kaufen wollen oder müssen, werden damit kaum ein Problem haben. Fragen wir aber doch mal Vertreter der anderen Gruppen - also Menschen, die mit Internet nichts am Hut haben und ab und an mal ein Medikament benötigen und darauf nicht unbedingt drei Tage warten wollen. Oder aber auch die, die gekühlte Medikamente benötigen (wozu übrigens auch Insulin gehört), die schon jetzt nicht verschickt werden dürfen.
Irgendwelche Betroffenen anwesend? Nein. Hm…
Mein Eindruck ist im übrigen, daß es weniger um die Frage geht, ob nun ein Markt liberalisiert werden soll oder nicht, sondern daß es einige gerne sehen, wenn es etablierten Gruppen/Unternehmen an den Kragen geht. Egal wie, witzigerweise. Schließlich war die Privatisierung von Telefon, Post und Bahn totaler Käse, d.h. eine Verstaatlichung ist dringend erforderlich. Gleiches gilt natürlich für die furchtbaren Banken (auch wenn die größten Geldvernichter staatliche bzw. staatlich kontrollierte Institute waren). Der Medikamentenhandel hingegen muß genauso liberalisiert werden wie der Versand von Standardbriefen.
Sonst noch irgendwelche konsistenten Vorschläge für radikale Marktveränderungen?
MOD Selina: Vollzitat entfernt.