Schon wieder nix für Frauen (?)

Es ist ein erneuter Aufruf an die Frauen, diesmal von einem Mann. Dieses „sexualethische Klima“ nicht zu unterstützen.

Was dieser und der erste im anderen Thread verlinkte Artikel völlig außen vor lassen:

Sexualität hat sich verändert.

Früher war es üblich und normal, am Flaucher nackert rumzuliegen. Heute gibt es das nicht mehr. Es ist einer prüderiegestylten Badeshorts- und Bikinipflichtkultur gewichen.

Ähnlich die Zeitschriftenregale, früher gab es en masse St.-Pauli- Nachrichten, Playmate und Co., heute nicht mehr.

Diese Veränderung ist sicherlich keiner familiär internen Änderung der Erziehungskultur geschuldet. Es ist das Ergebnis einer von außen aufgetragenen Pflicht. Einer klaren Trennung zwischen öffentlich anerkannter Prostitutionskultur und der persönlichen Schamkultur im privaten Bereich („Kunst“ ausgenommen). Straßenstriche streng abgegrenzt und überwacht, alles Private wird in die Anonymität pornografischer Seiten im Internet oder Zeitschriften unter der Ladentheke verdrängt. Alles ist böse, und eine undifferenzierte und nicht zuordenbare Abwägung von Unbekannt bestimmt, was gut sein darf.

Die Leichtigkeit" früherer 70-er und 80-er Jahre ist einer streng geregelten Kultur gewichen. Die Freiheit (der Nacktheit oder pornografischer Darstellung) ist einer zunehmenden Kontrolle und Überwachung unterlegen, wie so viele andere persönliche Freiheiten. Der früher lockere Umgang mit dem anderen oder eigenen Geschlecht weicht einem angeordneten (Ehe für alle beispielsweise. Riskante und leicht misszuverstehende Ansage gerade, ich weiß).

Sind diese angeordneten Befindlichkeiten und daraus resultierende Veränderung „gesellschaftlicher Sexualität“ Ursache zunehmender Empfindlichkeiten?

Franz

Hallo Franz!

Wiki lehrte mich, dass mit „Flaucher“ ein Abschnitt der Isar in München gemeint ist.

Gilt nur für Bayern. Oder willst Du wirklich Horst Seehofer oder Bernd Posselt nackt an der Isar sehen müssen? In D, also außerhalb Bayerns, gibt es zahlreiche FKK-Strände https://www.ostsee24.de/ostsee-urlaub/strandurlaub/fkk-strand-ostsee .

Gruß
Wolfgang

Hi Franz,

Naja, die Ursache hierfür ist doch wohl eher im wirtschaftlichen Bereich zu suchen: Warum soll der Kunde Geld für Hefte mit mehr oder weniger offenherzigen Bildchen ausgeben, die er nach ein-, zweimal durchgucken auswendig kennt, wenn er gleichzeitig im Internet für lau Bilder und Filme mit allen Spielarten der Sexualität bekommt.
Das Gesetz von Angebot und Nachfrage in Reinkultur.

Dein
Ebenezer

Hallo,

Dem Wolfgang muss ich hier widersprechen.
Das ist kein Bayern-Phänomen.
Es liegt daran, dass der einst lebens- und liebenswerte Geist dieser Stadt einer maskenhaften
möchtegern- Upperclass -Lifestyle -Unkultur gewichen ist. Die baden nun mal nicht nackt.
Wahrscheinlich tragen sie ihr Markenbewusstsein sogar noch in der Badewanne.
Das sind nicht die Münchner.
Diese Entwicklung hat nicht primär mit Veränderung im Umgang mit Sexualität zu tun, der ist aber mit betroffen.

Aber ich gebe dir recht, mit der Beobachtung einer generellen Tendenz zu Zwanghaftigkeit, Verbots- und Überwachungskultur, Empörungsdrang und Rigidität.

Der Begriff von Leichtigkeit so wie ich ihn assoziiere, scheint geköpft worden zu sein.
Ich habe ihn mal gegoogelt, er findet sich nur im Zusammenhang mit => Zielgerichtetheit, also der Bewältigung von Hindernissen beim Erreichen von Zielsetzungen, oder mit verschiedenen Schwerpunkten von Konflikt- und Problembewältigung (von Depressionen bis Druck und Anforderungen). Ein anderer verkauft Leichtigkeitstraining und beginnt seine Webseite mit dem Begriff „Gesetze der Leichtigkeit“ :slight_smile:
Applaus.

Gruß
Heidi

WeLT | Warum wird Frauen bei Herzstillstand seltener geholfen?

Tja, meine Damen. Leider gibt es von uns demnächst bei Herzstillstand maximal einen „#metoo“-Sticker auf die Stirn. Das war’s … :kissing_heart:

Gruß Oberberger

Das Ausmaß der Gentrifizierung München scheint mir a bissl überzogen geschildert, aber egal.

Ich bin während meines vielsemestrigen Studiums um die Jahrtausendwende herum ungefähr 10 Sommer lang nackert am Eisbach/Schwabinger Bach Höhe Königinstraß gelegen. Das ist der kleine Bach; der den Englischen Garten durchzieht und noch klassischer für die Münchner FKK-Kultur ist (war) als der Flaucher.

Was ich sagen will: die Veränderungen waren damals klar erkennbar, dass meine Generation und erste recht die Halbgeneration danach mit FKK viel weniger anfangen kann als die Älteren, entsprechend sinds Jahr für Jahr weniger geworden. Heute sind am Eisbach außer ein paar jungen Schwulen praktisch nur noch die Alten nackert. Die Jungen, die da sind, ziehen sich nicht mehr aus, das sind aber auch definitiv keine Upperclassler.

Gruß
F.

Bei der Beobachtung der Veränderungen gebe ich dir natürlich recht, der Bewertung stimme ich nicht voll zu.

Es mag auch mit einer Rückkehr der Prüderie zu tun haben, in erster Linie gehts aus meiner Sicht aber um ein Narzissmusphänomen. In dem historischen Moment, in dem das Sicht-Nackt-Machen mehr als eine Präsentierung (fast schon Vermarktung; und die ist mit hohen Vorgaben und Zwängen verbunden) verstanden wird denn als eine Befreiung von Zwängen, schwindet die Freude an der eigenen Nacktheit natürlich rapide - ohne dass das unbedingt moralisch bedingt ist wie die „Prüderie“ im eigentlichen Wortsinn.

Das ist eine komplexe Entwicklung; ich will sie sicher auch nicht auf den Generalnenner „Narzissmus“ reduzieren; nur als Anregung sei es genannt.

Gruß
F.

Hallo!

Obwohl das ein mich sehr subjektiv betreffendes Thema ist, glaube ich trotzdem nicht, dass ich überziehe.
Ich bin gebürtige Münchnerin und in Schwabing aufgewachsen, einmal im Jahr bin ich ein paar Wochen da, und dann laufe ich durch Schwabing und habe Schmerzen…
Heute alles sündhaft teure Eigentumswohnungen, in den Straßen und Cafe-Bars gelgestylte Typen im Stehkragenmantel und Lackschuhen.
In der Kaiserstraße, die heute zu den bundesweit teuersten Wohngegenden zählt, haben wir mit den „Gastarbeiterkindern“ gespielt, die damals da wohnten.
Es ist vieles furchtbar restriktiv geworden, ein Hoftor darfst du keine fünf Minuten mehr offen stehen lassen.

Schon klar, daran alleine liegt es nicht.
Das mit den Nackerten am Flaucher, das war ja auch früher unter Münchnern schon so eine augenzwinkernde Duldung.
„Mei schaugs wieda o, de Nackerten“ :smile: , nicht feindselig, aber belustigt.
Den Nackerten war des wurscht.

Insofern stimme ich deinem Narzissmus-Argument voll zu, nackt sein ist keine Befreiung mehr, sondern setzt Offenheit und Gleichmut gegenüber dem angreifbar sein voraus. Das gibt der Zeitgeist nicht mehr her.

Gruß
Heidi

Ich hab überhaupt nicht damit gerechnet, dass du aus München stammst :wink:

Du hast ja fraglos recht für die Maxvorstadt und das alte Schwabing. Für ein paar andere Viertel natürlich auch noch. Aber, so denke ich mir, geschätzte 2/3 aller Münchner haben mit einer „maskenhaften möchtegern- Upperclass -Lifestyle -Unkultur“ nichts zu tun und werden es auch nicht.
Ich finds schade um manche Plätze und Viertel, die eine Gentrifizierungswelle erleiden (z.B. Untergiesing tut mir als Löwen-Fan weh), aber hab wenig Angst, dass das München insgesamt erwischt.

Ist aber klar, dass dein Blick ein anderer ist als meiner, der ich keine unmittelbaren Kindheitserfahrungen in München habe und die Viertel, in denen ich dann später dort gewohnt habe, sind (Ausnahme Neuhausen vielleicht) allesamt nicht gerade Gentrifizierungs-gefährdet (Fürstenried, Neuperlach, Großhadern) :wink:

Immerhin die große Ritter-Sport-Werbung im Hbf hält den Mythos von den Nackerten im Englischen Garten noch a bissl aufrecht.

Und der Sex auch nicht mehr.
Wirklich schade.
Dabei hätte er so viel Potential dafür.

Gruß
F.

von da kann man immerhin noch ins Westend hochlaufen…

Ich vagabundiere über die Jahre bei meinen mehrwöchigen Aufenthalten wohnmäßig immer zwischen Freunden/Bekannten,
und diesmal ist Obermenzing dran. Da gibt es ein paar Seitenstraßen, in denen die Bauernhöfe noch an das ursprüngliche Dorf erinnern.

Jetzt machst du mich neugierig. Wenn ich ab nächste Woche dort in der Nähe zugange bin, laufe ich vielleicht mal vorbei :smile:

[quote]nackt sein ist keine Befreiung mehr[quote]

Und der Sex auch nicht mehr.

[/quote]

[/quote]

Ja seit wann das denn?
Hab ich da schon wieder eine Gender-Diskussion verpasst? :wink:
(um dem thread-Thema wenigstens mit zwei Sätzen Genüge zu tun)

OFFTOPIC

In den 80-er und 90- er haben wir etwa 15 Jahre an der Isar, auf Stadionseite und direkte Nähe Tierpark gelebt. Mit den Kids und Besuchen waren wir häufig im Tierpark und, den schmalen Waldsaum ratzfatz durchquert, direkt an der Isar und Flaucher. Wir alle bereuen keine Sekunde aus dieser Zeit. Es war gemütlich, lässig, anspruchslos.

Später hat man die Isar „renaturiert“. Es ist nicht schlecht geworden, aber gestylt. Publikumswirksam. Und genauso hat sich das Publikum nicht nur deutlich vermehrt, sondern auch verändert. Es wurde hektisch, die Wanderungen entlang der Isar Richtung Schäftlarn durch zunehmend Radler ungemütlich. Wir mussten und waren da in stiller Vorahnung schon raus.

Baulich hat sich dort nichts Wesentliches verändert. Aber atmosphärisch. Vor ein paar Monaten waren in diesem Biergarten oberhalb des Tierparks, irgendwie auf dem Weg in der Nähe, und der Erinnerung halber ein wenig. Es war die Katastrophe. Sch… Bedienung, Sch… Publikum (Sorry, ich muss das so sagen). Eine eklige Mischung aus gestylten Affen und abgeloosten Altbayern. Schüttel…

Wenn ich dagegen beruflich bedingt durch das Viertel nur fahre, dann fällt mir das nicht auf. Da habe ich immer irgendwie „Heimatgefühl“, weil die bauliche Substanz doch annähernd gleich geblieben ist.

Franz

Das Träumerle…

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kurzer Nachtrag, weil grade so passend: