Bezüglich dem Vor-Thread:
Die Stelle, die ein User (ich meine „Metapher“) in Sch’s Hauptwerk in vorigem Thread zitiert, geht folgendermaßen weiter:
„Die Stunden gehn desto schneller hin, je angenehmer; desto langsamer, je peinlicher sie zugebracht werden; weil der Schmerz, nicht der Genuß das Positive ist, dessen Gegenwart sich FÜHLBAR macht. Eben so werden wir bei der Langweile der Zeit inne, bei der Kurzweil nicht. Beides beweist, daß unser Dasein dann am glücklichsten ist, wann wir es am wenigsten SPÜREN: Woraus folgt, daß es besser wäre, es nicht zu haben.“ (Hervorhebungen von mir, grammatikalische und orthografische Beanstandungen sind bezogen auf O-Text).
So, wie einige User im vorigen Thread, den Begriff „peinlich“ meines Erachtens sehr richtig interpretiert haben, meint Sch. das in seinem Welt- und Menschenbild auf den Punkt gebracht sehr wahrscheinlich so:
**Peinlich = Pein
Deshalb empfindet Sch. das ganze Leben ausschließlich nur als eine Pein, und deshalb verwendet er den Begriff „pein…lich“.
Seine Konklusion aus seinen ersten beiden logischen Sätzen mündet aber m. E. in eine unlogische Erkenntnis: Sch. generalisiert eine psychologische (seine eigene Empfindung?!) Lebenserfahrung, indem er eine Schlussfolgerung zieht, die empirisch gesehen unlogisch ist:
Nicht alle Menschen fühlen sich dann nur am glücklichsten, wenn sie sich gerade nicht spüren, das genaue Gegenteil ist ja der Fall.
Man denke an eine wunderbare Reise, die die Gefühle positiv stimulieren kann, den Erfolg im Beruf, wodurch ein gutes Gefühl entsteht oder ein gutes Essen, ein Abend mit seinen Freunden, ein Aktien- oder Lottogewinn oder einfach einen guten Sex, den sich vielleicht Sch. wünschte, aber vielleicht nie erlebte, z. B. einen Orgasmus, den die Geschlechtspartner gemeinsam und gleichzeitig erleben, das heißt konkret FÜHLEN.
Wenn Sch. seine eigene negative Befindlichkeit generalisiert, so ist das ein recht einseitiges Welt- und Menschenbild, das rein theoretisch stimmig sein mag, ABER zum praktischen Leben so wenig passt, wie Dawkins „Maschinen-Philosophie“ (wir Menschen wären demnach nichts anders als nur völlig fremdgesteuerte unbewusste Maschinen…, das sagte ja schon Descartes und noch spezieller La Mettrie „Der Mensch eine Maschine“).
Es gibt keinen Menschen, auch Sch. nicht, der niemals ein positives Gefühl erlebte. Zum Beispiel wenn Sch. von seinem Pudel als „Atman“ (Einzelseele, die im religiösen Glauben von Sch. aus der Weltseele stammt) spricht, dann erlebt er das ja auch, wie es als psychologisches Phänomen bei allen Menschen ist, als etwas Positives, weil er ja seinem Atman-Pudel eine gewisse Intelligenz zubilligt.
Aus dieser verkürzten Darstellung resultiert meine auf Schopenhauers Welt- und Menschenbild gestellte Frage: Kann es denn je einen einzigen Menschen geben, der nur ausschließlich negative Gefühle in seinem Leben erfahren hat und nie so etwas erlebte, wie ein Gefühl der LUST???
Dass zuguter Letzt sich bestätigt, was Sch. so sehr bejammert, ist für alle Menschen ja unzweifelhaft, nämlich Schmerz, Krankheit und Tod. Da stimme ich Sch. voll zu!! Aber dies als ABSOLUT im psychologischen Sinne auch noch, wie Sch, den Begriff „Beweis“ gebraucht, dieses einseitige Welt- und Menschenbild zu generalisieren, darum dreht sich meine Frage, ob das psychologisch überhaupt so sein kann, was ich hiermit bezweifle.
Der ganze Welt-Kapitalismus funktioniert ja nur, im Gegensatz zum ideologisch einseitigen Marxismus, weil die Menschen nach Lustgefühlen streben, ansonsten könnte man weder Fruchtjoghurt noch Autos oder Pornos oder sonst was verkaufen, weder Schuhe, noch Kleider, noch Mode oder Möbel bzw. Häuser und Eigentumswohnungen oder was immer…
Ist es denn konkret nur Illusion, wenn einem ein Fruchtjoghurt mit biologischen Erdbeerstückchen darin, besonders gut schmeckt und entgegen Sch. ja gerade gute GEFÜHLE zu erzeugen möglich macht???
Nochmal die Frage: Kann es einen einzigen Menschen geben, der noch nie ein positives Gefühl erfahren hat, außer vielleicht Schopenhauer, dem eine Psychotherapie ja nur dann helfen könnte, wenn aus seinem einseitigen Welt- und Menschenbild ein äquivalentes und damit ein REALISTISCHES (!) Welt- und Menschenbild entstünde, weil das der eigentliche „Beweis“ des praktischen Lebens ist???
Ich höre gerne auch das Gegenteil, mit logischen (psycho-logischen!!!) Argumenten.
CJW