Schostakowitsch Streichquartett Nr. 8

Liebe Wissende,

kann jemand die vielen Zitate im 8. Streichquartett von Schostakowitsch entschlüsseln? Insbesondere interessiert mich der 4. Satz ab T. 28 (ab ca. 50 Sek. in der Aufnahme) - es könnte ein sozialistisches Kampflied sein. Aber auch T. 117 ff. (kurz vor dem Lady Macbeth-Zitat), das Thema aus dem 2. Satz sowie den Kontrapunkt im 5. Satz erkenne ich nicht.

Beste Grüße
Christian Cantauw

Ich habe das Quartett gerade nicht im Ohr, aber vielleicht hilft dieses Wikipedia-Zitat:

„The work is filled with quotes of other pieces by Shostakovich: the first movement quotes his Symphony No. 1 and Symphony No. 5; the second movement uses a Jewish theme first used by Shostakovich in his Piano Trio No. 2; the third movement quotes the Cello Concerto No. 1; and the fourth movement quotes the 19th century revolutionary song ‚Tormented by Grievous Bondage‘ and the aria ‚Seryozha, my love‘ from Shostakovich’s opera, Lady Macbeth of the Mtsensk District.“

Hallo Christian,
Schostakowitsch komponierte das Streichquarte 1960 in Dresden unter dem Eindruck der zerbombten Stadt und widmete es den Opfern des Faschismus und des Krieges. Als ihm Parteifunktionäre unterschoben, er habe in dem Quartett „mit der ganzen sowjetischen Nation und der arbeitenden Bevölkerung der ganzen Welt gegen Faschismus und Imperialismus protestiert“, soll er geantwortet haben: „Nein! Ich bin es, der persönlich protestiert! Es ist mein eigener Protest“. Und gegenüber seiner Tochter soll er gesagt haben: „Ich habe es mir selbst gewidmet“, weil er sich selbst als Opfer des Faschismus gefühlt hat.
Nach den drei Akkordschlägen, die entfernte Ähnlichkeit mit Beethovens „Schicksalschlägen“ zu Beginn der 5. Sinfonie haben, folgt ein markantes dreitöniges Motiv, das wie eine Frage wirkt. Dann erscheint ein längeres Zitat aus einem alten Gefangenenlied, das damals jedem Schulkind in der Sowjetunion bekannt war: „In schwerer Gefangenschaft gequält“.
Das Zitat aus der Oper „Lady Macbeth“ hast du richtig erkannt. Es handelt sich um die Melodie, mit der Katerina Ismailowa ihren Geliebten in der Gefangenschaft begrüßt „Sergej, mein Geliebter…“.
Und dann erkennt man noch ein Motiv, das sich aus Schostakowitsch´ Namen herleitet: d - es - c - h.
Gruß,
lynndinn