Hallo Christian,
Schostakowitsch komponierte das Streichquarte 1960 in Dresden unter dem Eindruck der zerbombten Stadt und widmete es den Opfern des Faschismus und des Krieges. Als ihm Parteifunktionäre unterschoben, er habe in dem Quartett „mit der ganzen sowjetischen Nation und der arbeitenden Bevölkerung der ganzen Welt gegen Faschismus und Imperialismus protestiert“, soll er geantwortet haben: „Nein! Ich bin es, der persönlich protestiert! Es ist mein eigener Protest“. Und gegenüber seiner Tochter soll er gesagt haben: „Ich habe es mir selbst gewidmet“, weil er sich selbst als Opfer des Faschismus gefühlt hat.
Nach den drei Akkordschlägen, die entfernte Ähnlichkeit mit Beethovens „Schicksalschlägen“ zu Beginn der 5. Sinfonie haben, folgt ein markantes dreitöniges Motiv, das wie eine Frage wirkt. Dann erscheint ein längeres Zitat aus einem alten Gefangenenlied, das damals jedem Schulkind in der Sowjetunion bekannt war: „In schwerer Gefangenschaft gequält“.
Das Zitat aus der Oper „Lady Macbeth“ hast du richtig erkannt. Es handelt sich um die Melodie, mit der Katerina Ismailowa ihren Geliebten in der Gefangenschaft begrüßt „Sergej, mein Geliebter…“.
Und dann erkennt man noch ein Motiv, das sich aus Schostakowitsch´ Namen herleitet: d - es - c - h.
Gruß,
lynndinn