Schreiben nach Gehör

Hallo!
Kann jemand mitteilen, in welchen Bundesländern das Schreibenlernen und Schreiben nach Gehör (also der Verzicht auf Rechtschreibung) in der Grundschule vorgeschrieben/üblich/möglich ist?
Auch Erfahrungen mit dieser Methode interessieren mich.
Mit Dank und Gruß!
H.

Hi!

Kann jemand mitteilen, in welchen Bundesländern das
Schreibenlernen und Schreiben nach Gehör (also der Verzicht
auf Rechtschreibung) in der Grundschule
vorgeschrieben/üblich/möglich ist?
Auch Erfahrungen mit dieser Methode interessieren mich.

Ich kann dir von einer ganz allgemeinen Erfahrung berichten:

Dinge richtig zu lernen, die man zunächst falsch gelernt hat, ist tausendmal schwieriger als sie gleich richtig zu lernen, ganz egal ob es ums Gitarrespielen oder die Rechtschreibung geht.

Diese Erfahrung kann ich dir als Schülerin berichten, die mit 12 Jahren eine falsche Handhaltung beim Gitarrespielen erlernte und diese wohl nie wieder richtig los wird, als auch als Lehrerin, wenn meine Schüler Referate so schlecht vorbereiteten, dass ich sie abbrechen musste, weil sie so fehlerhaft waren: Die falschen Informationen sind auch nach 2 Jahren so fest im Kopf der Mitschüler, dass man ihnen kaum mehr das richtige beibringen kann.

Gruß, HuiBu

Hallo hannes,
unsere Tochter ging bis 2003 in Schleswig-Holstein in die Grundschule - dort wurde nach Gehör schreiben gelernt.
Nach dem Schulwechsel nach Berlin zeigte sich das als äußerst problematisch, denn hier wurde plötzlich Wert auf korrekte Rechtschreibung gelegt.
Der einzige Vorteil der Gehör-Methode: die Kinder erkennen schneller den Zusammenhang zwischen dem Geschriebenen und dem Gehörten - allerdings verkehrt sich dieser Vorteil nach meinem Dafürhalten sehr schnell ins Gegenteil, weil sich falsche Schreibweisen schnell einprägen und dann mühselig umgelernt werden muss.
Aber das ist nun auch schon 10 Jahre her und ich weiß nicht, ob das in S-H immer noch so gelehrt wird.
Gruß florestino

Hallo,

also ich weiß, dass diese Methode in einer Grundschule in NRW betrieben wird, aber das war eine Entscheidung der Schule. (Kreis Krefeld)

In den meisten Grundschulen wird im ersten Jahr nach Gehör geschrieben und wenig korrigiert, da man die Kinder nicht frustrieren möchte, wenn man alles korrigiert. Wird auch so an den Unis in der Grundschulbildung unterrichtet.

Es gibt auch einige Lehrer die verbieten den Eltern in der Grundschule explizit ihre Kindern in Sachen Rechtschreibung zu korrigieren, weil diese die Fehler zumeist nicht erklären können und somit eher ein negativer Effekt festzustellen ist.

Was ich damit sagen will, dass machen die Schulen intern aus, wie sie Schreiben unterrichten. Manchmal ist das auch von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich.

LG
Danea

Hallo,

bei uns in Berlin wurde das zumindest bis letztes Jahr so gemacht. Das Fahnenwehende Pro-Argument war die Motivation der Kinder nicht zu zerstören.

Was dabei herauskommt? Die Kinder, die in der Vorschule bereits schreiben konnten, beherrschten zu der Zeit die Rechtschreibung besser als am Ende der 2. Klasse und die Lehrer der Weiterführenden Schulen jammern über die schlechte Rechtschreibung. Deswegen wurde es an unserer Schule wieder gekippt. Es wird jetzt von Anfang an richtig geschrieben. Das bedeutet nicht, dass man dem Kind nach einem mühevoll geschriebenen Aufsatz alles mit rot markiert, was falsch ist, sondern nur hier und da. Gleichzeitig hält aber der Lehrer ein Auge darauf, was sich wie ein roter Faden falsch durchzieht und macht das Kind dann gezielt darauf aufmerksam und / oder vergibt Übungsaufgaben.

Viele Grüße

Hallo,

ausgerechnet in Bayern schreibt man nach Gehör…

aber eigentlich will das keiner, nicht mal die Schüler:

http://www.charivari.de/radio/nachrichten/bayern/sch…

Grüße
miamei

ausgerechnet in Bayern schreibt man nach Gehör…

Hoffentlich nicht mit Dialekt. :wink:

Hi,

Gehör ist Gehör. Das ist blutiger Ernst.

die Franzi

1 Like

Hi,

ich habe die Schüler dann ein paar Jahre nach der Grundschule (Bayern). Sie können nicht schreiben, weder im Deutschen, nochin der Fremdsprache, und sie wissen nicht, warum das wichtig ist. Das hat auch Auswirkungen auf das Erlernen der Fremdsprache und jeglichen anderen Faches: Was steht da genau? Nicht raten, LESEN!

die Franzi

Hallo,

Mitte der 90er wurde an der Grundschule meiner Tocher (in Berlin-Zehlendorf) die richtige Schreibweise unterrichtet. Gleichzeitig wurden wir Eltern aber auch angehalten, Korrekturen von spontanen Niederschriften der Kinder (außerhalb der Hausaufgaben, z.B. Briefe an die Großeltern) wenn überhaupt nur behutsam zu korrigieren. Die Kinder sollten kreativ mit ihren neu erworbenen Fähigkeiten umgehen dürfen.

Dieses System hat sich aus meiner Sicht bewährt.

LG Barbara

Hallo miezekatze,

wie viel Geld hättest du jetzt, wenn du für jedes „Aber Frau XY, ist doch egal, ob das richtig geschrieben ist, Sie wissen doch, was ich meine!“ 10 Cent bekommen würdest? Bei mir tippe ich auf ca. 500 Euro - und ich unterrichte erst seit einem Jahr :wink:.

Spaß beiseite. Es ist wirklich schlimm. Gerade wenn ein einzelner Buchstabe den Sinn des Wortes verändert. Und die Schüler versuchen dann, einen davon zu überzeugen, dass man das trotzdem versteht. Ja ne, is klar…

LG, Sarah

Hallo,

hier in NRW (östliches Ruhrgebiet ) wird das an den meisten Schulen praktiziert, die Kinder sollen lesen durch schreiben lernen, begründet wird das mit dem schnellen Wissensfortschritt der einzelnen Buchstaben. In der Tat können die Kinder nach einigen Wochen ganze Texte lesen und dürfen anfangs schreiben wie sie wollen.

Hab nun schon einige Kinder erlebt, die dann im 2. Schuljahr durchaus Rechtschreibung lernen und das genauso gut oder schlecht können wie die Schüler anderer Schulen auch. :smile:)

Lg

Brenna

DAHAST RÖSCHT

(Zitat einer Kölner Schulanfängerin :smile: )

Hi,

jau :smile: („Des woas ma do, woas i moan!“) - und für jedes Mal, wenn ich Ausdruck korrigiere und das gleiche höre, will ich 1 Euro haben - dabei rede ich mehr, und es kommen nicht so viele zu Wort.

die Franzi

Hallo,

eigene Erfahrungen habe ich nicht, aber eine befreundete Lehrerin sagte, dass dies an ihrer Schule gemacht wird (Potsdam). Ihre Tochter hat diese Methode „genossen“ und jetzt in der 5. Klasse ganz große Probleme richtig zu schreiben.

Natürlich ist es wichtig einen Kompromiss zu finden zwischen „Rumhacken auf Fehlern“ und „Schreibenlassen“. Ich vergleiche es mal mit dem Erlernen einer Fremdsprache, da ist es wichtig, dass ich spreche und schreibe, wenn jetzt ganz pingelig immer gleich bei einem Fehler eingeschritten wird, verliere ich die Lust. Trotzdem kann ich ohne die Fehlerkorrektur die Sprache nie richtig lernen.

Mich überzeugt der Ansatz absolut nicht, ich befürchte, dass dann evtl. noch „Rechnen nach Gefühl“ eingeführt wird.

Gruß Volker

Hallo Volker!

Wenn man das von Dir dargestellte Modell mal positiv betrachtet (soll man ja…), könnte man anmerken, dass bei „Rechnen nach Gefühl“ die völlig dahingeschwundene Kunst der „möglichst ergebnisnahen Schätzung“ wieder breit gestreut beherrscht werden könnte…

Fröhliche Grüße

Helmut

Hallo,

Mich überzeugt der Ansatz absolut nicht, ich befürchte, dass
dann evtl. noch „Rechnen nach Gefühl“ eingeführt wird.

Gruß Volker

Hallo Helmut,

da hast Du wirklich Recht, die Kunst der Überschlagsrechnung geht verloren.

Hier der alte Mathe-Witz,

Wieviel ist 2 mal 2?

Hauptschüler natürlich 4
Ingenieur, holt den Rechenschieber: 3,99
Physiker, überlegt ein wenig, ungefähr 10
Mathematiker, geht grübelnd aus dem Raum und meldet sich nach 14 Tagen, „Ich habe das Problem mit den Kollegen besprochen, die Aufgabe ist lösbar.“

Gruß Volker

Hat gut funktioniert
…besser als erwartet eigentlich. Ich war skeptisch.

Die anfänglichen Erfolgserlebnisse sind für die Kinder toll und spornen an. Und es war nicht so schwer wie befürchtet, dann nach und nach Rechtschreibregeln einzuführen.

Ich habe eh den Eindruck, dass auch auf den weiterführenden Schulen nicht so sehr auf Rechtschreibung wert gelegt wird. Insofern für mich eine durchaus stimmige Herangehensweise.

Grüße
kernig
Bayern

Hallo hannes,

als Schulform kann ich leider wenig dazu beitragen, nur wie es aktuell bei uns läuft, Sohn 7 Jahre, erste Klasse.

wir haben das zwar nicht als Unterrichtsform, aber die Grenzen hier sind etwas weich. Mein Sohn konnte lautmalerisch schreiben bevor er zur Schule ging, Ich habe nicht korrigiert was er schrieb, denn ich fand seine Begeisterung, sich schriftlich ausdrücken zu können ausreichend, sich über seinen Erfolg zu freuen. Wenn ich dann hingegangen wäre und anfing, „ja, hier wäre es eigentlich richtig soundso“ könnte er sich das erstens gar nicht merken, zweitens ergibt sich manches von Selbst und er fühlt sich kritisiert, was die Begeisterung schnell sinken lassen würde. Zudem werden in dem Alter die Wörter fast jedes Mal noch anders geschrieben.

Je mehr Buchstaben sie in der SChule lernen, umso mehr feintuning kommt da rein. Ich habe regelmäßig Rücksprache mit seiner Lehrerin, erfahre so, wenn sie beispielsweise Doppellaute lernen, wie sie das angehen, und dass ich in diesem Punkt schonmal aufmerksam machen kann. Die Lehrerin war überein, erstmal nicht rumzukorrigieren, sondern im Laufe der Zeit anzuleiten, je nachdem welche Regeln die Kinder kennenlernen, damit weiter zu arbeiten. Aber er ist ja auch erst in der ersten Klasse. Und durch Lesen sieht er wie die Wörter geschrieben werden und manchmal bleibts einfach hängen.

Schönes Erlebnis: Meine Schwester frug ihn, was er zum Geburtstag bekäme. Er sagte, sie solle raten, es würde mit „Ä“ anfangen… Meine Geschwister rätselten hin und her… frugen nach dem zweiten Buchstaben. „M“ äm… äm… äm… es fiel ihnen einfach nichts ein. Sie baten um Auflösung: Na, einen ÄM-PE-DREI-PLÄJER - die sind fast umgekippt vor lachen, Julian war verwirrt ob der Begeisterung :wink:

lg, Dany