Schühl (schwäb.)

Hallo zusammen,

ein neues Rätsel aus einem Konferenzaufsatz, geschrieben im Jahr 1900 im Großraum Stuttgart.
Der Autor berichtet hier über den Aberglauben in einem Dorf, indem er lokale Gerüchte zitiert:

„s ist amål a Ma gstorba, nå ist a Rabb (Rabe) uf sei Füß gfloga.“
„s ist amål a Ma gstorba, nå håt ma d Båhr ufgmacht, nå ist a alter Schühl außer komma.“
Schühl
Ich konnte zu dem Begriff „Schühl“ nirgendwo etwas finden - und bin nun sehr gespannt, was beim Öffnen des Sarges aus dem Sarg herauskam.

Vielen Dank im Voraus für Eure Mühe!

Es grüßt
Renardo

Hi

evtl. ein alter kleiner Schuh? Ein Schühle …

Gruß h

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Hi Hexerl,

Ein Schühle …

Das kann man wohl ausschließen.
Denn dann würde da „altes Schühle“ (also Neutrum) stehen - nicht „alter Schühl“(Maskulinum).

Es grüßt
Renardo

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Servus,

ist der Unterschied der ü-Dipfala zu einem gewöhnlichen U-Bögele eindeutig? Und gibt es in dem Text andere l, vor allem am Wortende, zum Vergleich?

Ich fände es nicht überraschend, wenn es da schlicht um einen Schuh ginge und die seltsame Schleife hinter dem h gar kein Buchstabe wäre, sondern nur ein Wortend-Schnörkel wie am t von ufgmacht, vielleicht auch die Kaschierung des Ansatzes zu einem -e oder -a beim Versuch, wie auch sonst ein bitzle phonetisch zu schreiben: Dass ein Schua oder ein Schue ausgerechnet mit -uh aufhört, ist schon gewöhnungsbedürftig.

Schöne Grüße

MM

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Eben das ‚ühl’ hat mich irritiert - alles andere war im Dialekt geschrieben und ausgerechnet Schühl plötzlich in Hochdeutsch :woman_shrugging:

Guten Abend;

was den „kleinen Schuh“ oder überhaupt den „Schuh“ angeht, so passt meiner Meinung nach zu vieles nicht zusammen.

a) Der Begriff „Schühle“ wäre als Diminutiv ein Neutrum, das Adjektiv „alter“ macht doch aber deutlich, dass das zugehörige Nomen maskulin ist,

ist der Unterschied der ü-Dipfala zu einem gewöhnlichen U-Bögele eindeutig?

b) nach dem „l“ folgt nun mal kein „e“, der Begriff lautet „Schühl“ oder eventuell (weil i mi jetzt et om dia i-Dipfala streite will) auch "Schuhl*.
Im Schwäbischen wird das „e“ des Diminutiv-Suffix’ „le“ als deutliches „e“ gesprochen. In der Verschriftlichung wird es daher niemals weggelassen - im Gegensatz zum Bayerischen oder Österreichischen (Beispiele: Madl, Dirndl - aber Mädle).

[…] die seltsame Schleife hinter dem h gar kein Buchstabe wäre, sondern nur ein Wortend-Schnörkel wie am t von ufgmacht, vielleicht auch die Kaschierung des Ansatzes zu einem -e oder -a […]

Ich halte mich selbst für durchaus so erfahren im Lesen / Transkribieren der deutschen Kurrentschrift, dass ich einen Lesefehler - auch bezüglich eines unbedeutenden „Wortend-Schnörkels“ oder anderer kalligrafischer Eskapaden - hier ausschließe.
Ein Abstrich wie nach dem kleinen „t“ bei „ufgmacht“ kommt immer wieder einmal vor, ein bedeutungsloser „Schnörkel“ wie nach dem „Schüh“ / „Schuh“ hingegen nie.

Und gibt es in dem Text andere l, vor allem am Wortende, zum Vergleich?

Ja, die gibt es:

„l“ am Wortende:
parallel
„ist bald parallel, bald im Winkel,“

Und es gibt auch das „h“ am Wortende:
Pliensbach
Pliensbach
Nazareth
Nazareth“ (Hier ist der Aufstrich des „h“ mit dem Komma verbunden.)

Und zu guter Letzt die Buchstabenkombination „hle“ am Wortende:
Stühle+Kühle
Sitz uffs Stühle, melk dei Kühle.“ (Bei „Stühle“ ist der Abstrich des „e“ mit dem nachfolgenden Komma verbunden.)

Danke für Eure Mühe!

Es grüßt
Renardo

Hallo Renardo,

ja, mit diesen anderen Exempeln wird das lateinische l in der deutschen Schrift gar regelrechtes Erkennungszeichen des Schreibers.

Und die eigenartige Endung müßte einem eigentlich helfen, da draufzukommen - aber keine Idee, in welche Richtung das deuten könnte - egal in welchen Ecken zwischen Fünfbronn, Gündelbach und Blaufelden ich auch herumkruschtle.

Schöne Grüße

MM

Hallo Aprilfisch,

Erinnerst Du Dich noch an den britischen Komiker Marty Feldman? Über seine Sketche im Fernsehen habe ich Ende der 1960er immer Tränen gelacht.
Einer dieser Sketche ist mir bis heute in Erinnerung geblieben, er kam mir gestern im Kontext mit dem rätselhaften „Schühl“ in den Sinn. - Ich habe diesen Sketch auf YouTube gefunden:

Vielleicht ist „Schühl“ ja einfach nur die deutsche Übersetzung von „Hajofly“!-?

Es grüßt
Renardo

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