Schüler will seine Arbeit nicht durchlesen

Hallo allerseits!

Ich bin Student und gebe einem Schüler Mathe-Nachhilfe (8. Klasse). Er ist allgemein sehr fit (1er-Niveau), aber ein faules Genie, d.h. man muss ihn jedes Mal ein Bisschen treten.

Kurz vor der Arbeit kann er dann auch alles, macht aber in der Arbeit 3 oder 4 Leichtsinnsfehler, ist 10 Minuten vorher fertig und schert sich nicht drum, seine Ergebnisse nochmal anzuschauen (so nach dem Motto: Eine 2 ist auch eine gute Note). Später auf die Fehler angesprochen kann er die richtige Antwort sofort nennen.

Was kann man mit so einem machen?
Die Kinder der Familie bekommen übrigens kategorisch kein Taschengeld, um das mal vorwegzunehmen.

Grüße

turingulm

Hallo turingulm!

Was kann man mit so einem machen?

Wer ist denn „man“?
Und was ist " so einer"? Einer, der ohne Mühe ne 2 schafft und weiß, dass - wenn er wollte - die 1 kein Problem wäre.
Was, bitteschön, willst du denn da an ihm verändern???
Und mit welchen Argumenten willst du ihm einsichtig machen, dass er statt ner 2 unbedingt ne 1 bräuchte?

Lass doch den Jungen wie er ist und unterstütze ihn da, wo er’s braucht. Der hat was drauf und wird später durch’s Leben kommen.

Einser in der Schule sind keine Garantie für beruflichen Erfolg oder Lebensglück!

Die Kinder der Familie bekommen übrigens kategorisch kein
Taschengeld, um das mal vorwegzunehmen.

Welche Rolle spielt das denn? Das geht dich, glaub ich, auch nichts an.

Gruß, ChrisTine

Hallo,
eine Frage drängte sich mir sofort auf: warum hat der überhaupt Nachhilfe?
Wollen die Eltern unbedingt Einsen sehen? Hat er einfach keine Lust, diesem Druck nachzugeben?
Kategorisch kein Taschengeld: die Eltern haben sicher ihre Gründe dafür, ich vermute, sie haben ein Konzept, welches null-Geld beinhaltet. Um einen Zusammenhang zu den Schulnoten zu kriegen, müsste man dann aber wissen, ob besondere schulische Leistungen mit Geld belohnt werden.
Gruß
Jette

Zustimmung und ein Beispiel
Hallo!

Deiner Antwort kann ich nur zustimmen. Was ist denn an einer 2 verkehrt?

Nebenbei erwähnt, war ich in den Augen meiner Lehrer und Eltern auch „so eine“. Ich habs Schwarz auf weiß in meinen Zeugnissen stehen: „die Schülerin ist eine faule S…, mit etwas mehr Einsatz könnte sie lauter Einsen haben“ (Natürlich anders formuliert :smile: ) Dauernd bekam ich das aufs Butterbrot geschmiert. Jede 2 oder 3 wurde als Niederlage gewertet. Ich habe das intus, bei jeder Sache, die ich abwickle, bleibt ein ungutes Gefühl: Wenn ich mir mehr Mühe gegeben hätte, wäre es sicher noch besser gegangen. Ich bin bald 40 und diese Einstellung hat mir und bereitet mir noch massive Schwierigkeiten. Meine Massstäbe, die ich an meine Leistungen anlege, sind gründlich verschoben.

Ich rate also zur Vorsicht im Umgang mit diesem Schüler. Natürlich würde auch ich versuchen, ihn zu motivieren. Aber auf keinen Fall würde ich die guten Leistungen damit abwerten.!

Vielleicht wird das ja auch später noch. Wenn es um etwas geht, er ein bestimmtes Ziel vor Augen hat. Etwa einen bestimmten Studiengang, für den man eben ein 1er Abi braucht.

Grüße
kernig

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Hallo,

ich bin sehr verwundert darüber, dass einem 2er Schüler Nachhilfe gegeben wird. Wozu bitte das? Wollen die Eltern unbedingt, dass er Einsen schreibt? Vielleicht hat das kluge Köpfchen auf diesen Druck einfach keinen Bock.

Gruß

Samira

Hi!

Ich kenne in meinem Bekanntenkreis 2 Leute, die auch nix (wirklich gar nix) gemacht haben und dann halt durch ihr kluges Köpfchen eine 2 gekriegt haben. Der eine ist Metallbauer geworden und hat seinen Körper ruiniert und den andern hats im Studium fast umgehauen, als er feststellen musste, dass man im Leben auch mal was tun muss um erfolgreich zu sein.

Dass ich dem Schüler Nachhilfe gebe liegt daran, dass ich eigentlich für seinen Bruder zuständig bin (der brauch mich auch) und dann halt anschließend noch ne halbe Stunde mit dem kleinen faulen Genie was mache.

Dass eine Eins nicht viel bringt (außer vielleicht in der Oberstufe) ist mir auch klar, ich beziehe mich aber darauf, das man seine Möglichkeiten kennen sollte und die auch ausnutzt.

Grüße

turingulm

Hi,

Ich kenne in meinem Bekanntenkreis 2 Leute, die auch nix
(wirklich gar nix) gemacht haben und dann halt durch ihr
kluges Köpfchen eine 2 gekriegt haben. Der eine ist
Metallbauer geworden und hat seinen Körper ruiniert und den
andern hats im Studium fast umgehauen, als er feststellen
musste, dass man im Leben auch mal was tun muss um erfolgreich
zu sein.

Das kann so sein, muss aber nicht. Gibt mind. genausoviel Ggenbeispiele. Hätte ich beim Abi glernt, hätt ich 1,2 - 1,0 geschafft. So hab ich nicht gelernt (also Hausis schon, und vor den Prüfungen / Schulaufgaben was angucken) und 1,7 gebaut. Beim Studium hab ich dann festgestellt, ich muss mehr arbeiten, habs versucht und auch gut geschafft - sowohl das Arbeiten als auch das Studium, auch wenn ich sagen muss, das ich erfolgreicher gewesen wäre, wenn ich das Lernen gelernt hätte.
Das Problem ist, einem Schüler mit Einsern und Zweiern zu erklären, dass er lernen muss. Das ist nämlich nciht so einfach wie bei einem %er - Kandidaten, weil es nämlich nciht automatisch so ist, dass man irgendeinen Abschluss nicht schafft. Ganz im Gegenteil: Wenn Du ihm erklärst er muss arbeiten und lernen und sich mehr anstrengen, wird er seinerseits alles tun, um dir das Gegenteil zu beweisen (siehste, wieder nciht gelernt, doch ne 2). Und dieser Widerstand könnte sich verfestigen und dann zu den von dir befürchteten Konsequenzen führen.

und dann halt anschließend noch ne halbe Stunde mit dem
kleinen faulen Genie was mache.

WARUM? Einser und Zweier sind gut genug. Wenn du mit ihm arbeitest und ihn zum Lernen zwingst, zeigst du ihm, das Einser und Zweier eben nicht genug sind. Wenn du ihn in seinem Tempo arbeiten läßt und gute Zensuren gute Zensuren sein läßt, zeigst du ihm, dass du vertrauen in seine Arbeit, seine Leistungen hast, und dass du seine guten Noten für gut hältst. Er ist zufrieden mit einsern und zweiern. Solange man ihn nicht drängt, wird er vermutlich genau so viel leisten, wie er braucht, um zufrieden zu sein.

Dass eine Eins nicht viel bringt (außer vielleicht in der
Oberstufe) ist mir auch klar, ich beziehe mich aber darauf,
das man seine Möglichkeiten kennen sollte und die auch
ausnutzt.

Aber um welchen Preis?

Die Franzi

Hallo Michel,
zwei Denkanstöße, auch wenn diese vielleicht falsch sind:
1.

Dass ich dem Schüler Nachhilfe gebe liegt daran, dass ich
eigentlich für seinen Bruder zuständig bin (der brauch mich
auch) und dann halt anschließend noch ne halbe Stunde mit dem
kleinen faulen Genie was mache.

Vielleicht bekommt der Bruder, der eigentlich Deiner Nachhilfe bedarf, mehr Aufmerksamkeit durch die Eltern aufgrund der Tatsache, dass er spezieller Förderung bedarf.
Vielleicht genießt es der Junge ja, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen - und sei es nur für 30 Minuten, wo Du Dich ihm widmest.

Ich stand die ganze Schulzeit im Wettstreit mit meinem Exbruder: Der brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, und unsere Eltern haben sich vier Beine für ihn ausgerissen. Dass meine Noten stets wesentlich besser waren, war ja ganz niedlich, aber mehr auch nicht. Und dann durfte ich mir immer anhören, wie fleißig der Junge ist.

Ich habe mir dann in der Lehrausbildung einen Spaß draus gemacht und habe dem Ausbilder am 1. Tag verkündet, dass ich die Lehre schnellstens abschließen muß (vorzeitig), damit ich Geld verdienen kann. Kommentar des Ausbilders: Das gab es in diesem Lehrberuf noch nie. Gegenkommentar einer übermütigen Jugendlichen: Dann wird es ja Zeit, dass einer den Anfang macht. Aus lauter Flax und Dollerei habe ich - bis auf Sport jedes Lehrfach mit 1 abgeschlossen, mußte nicht mal Prüfungen schreiben, und dauch die Hausarbeit zum Lehrabschluß blieb mir erspart. Aber: NUR WEIL ICH ES SELBST WOLLTE. Mit Druck hätte mich da keiner zu gebracht.

Unsere Große verkündete seit der 2. Klasse, dass sie aufs Gymnasium wollte. Zu Beginn der 6. Klasse hatte sie dann einen richtigen Hänger in Mathematik. Nach der 2. Klassenarbeit mit „5“ habe ich einfach nur gesagt, dass sie ihren Plan vergessen kann. Ich würde nicht einen Mißerfolg mitproduzieren wollen, wenn ich sie mit diesen Noten auf dem Gymnasium anmelde. Und da kam der Ruck: Sie hat sich selbstständig auf den Hosenboden gesetzt und hatte dann zum Halbjahr eine ausreichend gute Ausgangsbasis. Die Empfehlung lautete zwar Realschule, aber sie hat das Gymnasium mit 2 gemeistert und wird in diesem Jahr ihren Studienabschluß machen. WEIL SIE ES WOLLTE. Und sie geht jetzt zum 3. Mal - dieses Mal für ein Jahr - nach Japan: WEIL SIE ES WILL.
Zu Leistungsbereitschaft kann man keinen zwingen.

MfG BM

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Hallo andererseits!

Kurz vor der Arbeit kann er dann auch alles, macht aber in der
Arbeit 3 oder 4 Leichtsinnsfehler, ist 10 Minuten vorher
fertig und schert sich nicht drum, seine Ergebnisse nochmal
anzuschauen (so nach dem Motto: Eine 2 ist auch eine gute
Note). Später auf die Fehler angesprochen kann er die richtige
Antwort sofort nennen.

In der achten Klasse ist das eine großartige Leistung, für die weiteren Klassen muss man sich um solche Schüler keine Sorgen machen. Er hat offensichtlich ein Verständnis für die Sache und hat noch Kapazitäten frei für andere Sachen.

Was kann man mit so einem machen?
Die Kinder der Familie bekommen übrigens kategorisch kein
Taschengeld, um das mal vorwegzunehmen.

Gib ihm das: http://www.bundeswettbewerb-mathematik.de/aufgaben/p… . Das soll er bis zum 1. März bearbeiten und einreichen.

Gruß
MK

Es geht nicht um die Note
Hallo

Und mit welchen Argumenten willst du ihm einsichtig machen, dass er statt ner 2 unbedingt ne 1 bräuchte?

Das ist es ja, das kann man sehr schlecht einsichtig machen. Es geht ja auch nicht wirklich um die Note.

Einer, der seine gesamte Jugend mit bequemen Rumhängen verbracht hat, wird es unter Umständen später ziemlich schwer haben, denn da kommt es ja nicht mehr in erster Linie drauf an, dass er schnell begreift und seine Arbeit locker tun könnte, sondern darauf, dass er seine Arbeit tatsächlich tut, und zwar zuverlässig. Das ist echt schwer, wenn man es nicht gewohnt ist.

Es kann gut sein, dass die Eltern hoffen, den Jungen durch den Nachhilfeunterricht ein bisschen zu motivieren. Ein fauler potentieller Ingenieur wird nämlich auch kein guter Taxifahrer. Es ist schon wichtig, immer das Beste aus sich herauszuholen, oder wenigstens öfters mal, denn ohne Übung kann man das nicht.

Viele Grüße

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Da Ziel sollte definiert sein
Hallo!

An sich hast du recht. Ich kämpfe gerade einen ähnlichen Kampf mit meinem Sohn, 3. Klasse, bzw. versuche, es nicht zu tun. Theoretisch könnte sicher jedes Kind fleißig sein und sich vorbildlich benehmen. In der Praxis muss man wohl anerkennen, dass dies dem einen schwerer und manchem leichter fällt. Wobei ich ein Mindestmaß an beidem schon für sinnvoll halte.

Das Stichwort heißt „Leistungsbereitschaft“. Die sollte grundsätzlich sicher vorhanden sein. Aber gerade in der 8. Klasse gibt es doch kein definiertes Ziel, das man erreichen muss (außer der Versetzung und mit einer 2 steht da ja nichts im Weg).

Sicher - wie so oft - eine Frage des richtigen Maßes. Anstrengen? Ja. Aber auch zufrieden sein können, mit dem, was man erreicht hat.

Und Nachhilfe um eine Zwei zu verbessern - ich weiß nicht so recht. Hinterlässt bei mir auch eher ein ungutes Gefühl. Man vermittelt doch sehr einen „Behandlungsbedarf“, also die Aussage: Mit Dir ist etwas nicht in Ordnung.

Basiert natürlich auf meiner persönlichen, sehr schlechten Erfahrung diesbezüglich.

Grüße
kernig

Tag auch,

schau doch mal unter dem Begriff „Anstrengungsvermeidung“ nach.
Anstrengungsvermeider sind in der Regel recht gute Schüler, die ohne Mühe das Pensum schaffen. Es kann (muss nicht) passieren, dass diese Schüler dann, wenn richtig „gearbeitet“ werden muss, keine Lust mehr haben und schnell aufgeben, um sich leichtere Arbeit zu suchen (z. B. ihr Studium aufgeben).
Ein solches „Syndrom“ ist dann schon ernst zu nehmen

meint der Vieux

Hallo,

Ich bin Student und gebe einem Schüler Mathe-Nachhilfe (8.
Klasse). Er ist allgemein sehr fit (1er-Niveau), aber ein
faules Genie, d.h. man muss ihn jedes Mal ein Bisschen treten.

Wenn er richtig fit ist, kann er auch selbst Nachhilfe geben. Nicht seinem Bruder, aber anderen. Vielleicht kannst du ihn damit motivieren.

Kurz vor der Arbeit kann er dann auch alles, macht aber in der
Arbeit 3 oder 4 Leichtsinnsfehler, ist 10 Minuten vorher
fertig und schert sich nicht drum, seine Ergebnisse nochmal
anzuschauen (so nach dem Motto: Eine 2 ist auch eine gute
Note).

So war ich auch. Und - wie schon andere geschrieben haben - ist es mir irgendwann sehr schwer gefallen, das Lernen zu lernen. Aber ich lebe trotzdem :wink:

Cheers, Felix

Hi turingulm,

ehrlich gesagt versteh ich’s immer noch nicht. Auf wessen Initiative gibtst Du denn auch dem „Genie“ Nachhilfe? Hat er Dich selber drum gebeten („Hey, wo Du schonmal da bist?“) oder ging das von den Eltern aus (mit welcher Argumentation?) oder von Dir?

*wink*

Petzi

PS: Achja, zu Deiner eigentlichen Frage: Wie wäre es denn, wenn Du vorbereitete und fertig gerechnete Übungsbeispiele mitbringst und er die (eingearbeiteten) Fehler finden soll?

PS: Achja, zu Deiner eigentlichen Frage

Gut, dass das auch mal einer merkt, dass ich was wissen wollte ^^

Ich gebe Nachhilfe, weil der Kandidat vorher auf 3 Stand, weil er eben nix getan hat und einen gewissen Frust gegen die Lehrerin hatte. Die Motivation geht oft sogar von ihm aus, wobei das halt daran liegt, dass er nix macht und lieber mit mir lernt als mit seinen Eltern.

turingulm