Schulbegleiter

Hallo miteinander,

ich bin mir etwas unsicher, ob ich hier oder im Psychobrett fragen soll, aber hier hat es vielleicht mehr Menschen mit praktischer Erfahrung in dieser Sache (Lehrer oder betroffene Eltern).

Wie kommt man zu einem Schulbegleiter ? Es geht um ein mehrfach „besonderes“ Kind (seelische Behinderung), das definitiv nicht in eine Lernbehindertenschule passt, aber aufgrund der Gesamtbeeinträchtigung an einer normalen Schule laut Psychologin und auch nach Meinung der Eltern völlig abstürzen würde. Außerdem hat das Kind massive Angst vor der Schule (die älteren Geschwister haben negative Erfahrungen gemacht) , was die Sache nicht leichter macht. Bisher geht das Kind in einen ganz normalen Kindergarten, der allerdings nur eine ganz kleine Gruppe hat, so dass die Auffälligkeiten des Kindes während der 3 Stunden Kigazeit im Rahmen bleiben.

Was macht ein Schulbegleiter ? Sitzt er hinten im Unterricht, begleitet er das Kind in schwierigen Situationen (hier z.B. Toilette, lauter Schulhof in der Pause), greift er notfalls ein, wenn das Kind austickt ? Im Kiga ist das noch nie vorgekommen, aber ein für das Kind langer Schulvormittag könnte kritisch werden.

Welche Ausbildung hat ein Schulbegleiter ? Wie bekommt man den Kontakt ? Hat hier jemand persönliche Erfahrung ?

Die Eltern bemühen sich natürlich auch, eine passende Schule zu finden, aber das ist bei dem „Diagnosemix“ fast unmöglich. Eine Rückstellung ist angedacht, wobei momentan ja angeblich fast jedes altersmäßig schulpflichtige Kind eingeschult wird, eine Rückstellung nur noch selten genehmigt wird.

Falls es eine Rolle spielt: Es geht um ein Kind aus Baden-Württemberg.

Danke und viele Grüße,

Inselchen

Hallo Inselchen,
leider kann ich dir nicht helfen bei deiner eigentlichen Frage.
Trotzdem will ich mal in Frage stellen ob es denn für ein Kind mit einem Problem gut ist eine Sonderbehandlung zu erfahren. Ist es nicht so, daß jeder Mensch sich früher oder später sowieso mit der Norm der Gesellschaft auseinandersetzen muß um sich seinen Platz zu erkämpfen? Meiner Meineung nach, je früher desto besser.
Gruß D.K.

Hallo, Inselchen,

Was macht ein Schulbegleiter ?

hast du dich schon auf http://www.autismus-nordbaden-pfalz.de/begleit.htm (untere Hälfte) umgesehen?
Es geht hier zwar speziell um autistische Kinder, du erhältst aber auch einen allgemeinen Einblick in die Tätigkeit eines Schulbegleiters.

Wie kommt man zu einem Schulbegleiter ?

Dazu http://www.autismus-nordbaden-pfalz.de/hinweise.htm

Evtl. auch beim Jugendamt nachfragen.

Gruß
Kreszenz

Hallo Inselchen,
leider kann ich dir nicht helfen bei deiner eigentlichen
Frage.
Trotzdem will ich mal in Frage stellen ob es denn für ein Kind
mit einem Problem gut ist eine Sonderbehandlung zu erfahren.
Ist es nicht so, daß jeder Mensch sich früher oder später
sowieso mit der Norm der Gesellschaft auseinandersetzen muß um
sich seinen Platz zu erkämpfen? Meiner Meineung nach, je
früher desto besser.

Hallo D,K,.

ganz einfach: es geht um eine seelische Behinderung und nicht irgend eine Kleinigkeit - Details sind unwichtig. Ohne eine gewisse Sonderbehandlung, beispielsweise einen Schulbegleiter, wäre das Kind nicht in der Lage, seine Fähigkeiten umzusetzen.

Nix für ungut,

Inselchen

Hallo Kreszenz,

vielen Dank *Sternchengeb*. Beim Diagnosemix ist übrigens auch das Aspergersyndrom mit dabei.

Viele Grüße,

Inselchen

Hallo Inselchen,
ich will dir gern eine kurze Geschichte erzählen.
Vor 3 Wochen war eine Freundin von mir zu einem 18.Geburtstag eingeladen zu dem ich mitgehen sollte. Sie warnte mich, das Geburtstagskind (ihr Patenkind) hat eine geistige Behinderung, nichts Gravierendes, was man so als „zurückgeblieben“ bezeichnet. Der Junge hatte eine klassische Behindertenlaufbahn, besondere Schule, besondere Freunde, besondere Begleiter und jetzt lebt er in einem Heim mit betreutem Wohnen, arbeitet in einer Behindertenwerkstätte, darf keinen Führerschein machen. Ich hab ihn kennengelernt und hab mich tierisch aufgeregt…über das Schicksal des Jungen…über unser System wie wir mit nicht-normgerechten umgehen.
Warum?
Wegen Rainer. Rainer ist auch zurückgeblieben. Aber, wegen seinen verschrobenen, bibeltreuen Eltern wurde das nie anerkannt. Jeder wußte es, jeder merkte es, aber niemand beachtete es oder wollte es sehen. Rainer war nie auf einer besonderen Einrichtung. Nachdem er irgendwie die Schule durchstanden hat, machte er eine Lehre als Maler, wurde von uns Kollegen irgendwie durch die Gesellenprüfung durchgeschleust und macht seither einen guten Job, verdient sein eigenes Geld, hat ein Auto, ist weitgehend unabhängig in seinem Leben.
Rainer ist aber, soweit man das von einem Kennelernen beurteilen kann, definitiv zurückgebliebener als der 18 jährige Junge.

Vielleicht verstehst du jetzt was ich sagen will.
Gruß D.K.

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Nein…
… ich verstehe das nicht.

Hallo D.K.,

in meiner Ausgangsfrage habe ich ohne genauen Aussagen über die Diagnosen sachlich nach einem Schulbegleiter gefragt. Darauf kam von Dir eine Aussage Marke „Ich kenne mich nicht aus, aber…“. Das mag gut gemeint sein, ist aber definitiv nicht nur nicht hilfreich, sondern ausgesprochen ärgerlich.

Du erzählst von zwei Einzelfällen mit denen Du Kontkat hattest. Du kennst die Geschichte des Patenkindes allerhöchstens aus Erzählungen, hast den jungen Mann nur einmal erlebt. Das befähigt Dich einfach nicht, Dir ein Urteil zu erlauben. Seelische Behinderungen sind im übrigen nicht so offensichtlich wie viele körperliche Beeinträchtigungen. Genau das - „qualifiziertes“ Mitreden der Menschen, die beispielsweise ein solches Kind in einer einzelnen Situation erleben - macht das Leben der Familien noch schwerer als es ist.

Gruß,

Inselchen

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… ich verstehe das nicht.

Schade…damit ist wieder ein Schicksal besiegelt.
Komisch nur, daß es immer die erfolgreichen Lebenswege (egal ob normgerecht oder nicht) sind die sich genau nicht an die qualifizierten Vorgaben und allgemeinen Erkenntnisse gehalten haben.

Gruß D.K.

PS: Daß du ausgerechnet mir noch erzählst WIE schwer du es ja hast von meiner Outsider Meinung geplagt zu werden, schlägt dem Fass den Boden aus wenn ich bedenke, daß du hier jedem der es wissen will oder nicht die Probleme deiner Kinder um die Rübe haust. Denk mal über Ursache und Wirkung nach.

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Hallo D.K.

… ich verstehe das nicht.

Schade…damit ist wieder ein Schicksal besiegelt.

das Ursprungsposting hast Du aber nicht so besonders genau gelesen.

Komisch nur, daß es immer die erfolgreichen Lebenswege (egal
ob normgerecht oder nicht) sind die sich genau nicht an die
qualifizierten Vorgaben und allgemeinen Erkenntnisse gehalten
haben.

Denn es geht da genau darum, dass das Kind nicht in eine Lernbehinderten-Schule passt, also nicht den „vorgegebenen Weg“ gehen soll.

Wer über Integration und Integrationshilfe nicht mitreden kann…

An Inselchen: Kennst Du diese Arbeitsgemeinschaft schon: http://www.gemeinsamleben-gemeinsamlernen.de/

Die haben vielleicht Informationen auch zu Deinem Problem.

Lieben Gruß, Karin

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???
Hallo Fachmann,

PS: Daß du ausgerechnet mir noch erzählst WIE schwer du es ja
hast von meiner Outsider Meinung geplagt zu werden, schlägt
dem Fass den Boden aus wenn ich bedenke, daß du hier jedem der
es wissen will oder nicht die Probleme deiner Kinder um die
Rübe haust. Denk mal über Ursache und Wirkung nach.

  1. Niemand zwingt Dich, über meine Probleme zu lesen.
  2. Wo habe ich geshrieben, dass es sich um mein Kind handelt ?

Gruß,
Inselchen

Vielen Dank Karin *Sternechengeb*,

ich habe parallel dazu eine Antwort an D.K. geschrieben - Du hilfst mir gerade von meiner Palme herunter :smile:)))

Schönes WE und viele Grüße,

Inselchen

Hallo Inselchen,

ich habe zwischenzeitlich mal als Aushilfe für eine Schulbegleitung (auch Integrationshelfer oder Schulassistenz genannt).
Die Nachfolgerin war (glaub ich) studierte Psychologin. Es gibt aber auch Erzieher und Zivildienstleistende, die als Integrationshelfer arbeiten.
Ich bin ebenfalls Erzieherin und studiere Pädagogik. In meinem Fall habe ich vier Wochen lang ein leicht körperlich behindertes Kind betreut.
Der Kontakt zu den entsprechenden Stellen wurde in dem Fall über den Kindergarten hergestellt. Auch die integrativ arbeitenden Grundschulen müssten mit Adressen weiterhelfen können.

Eine Integrationsklasse ist meist ohnehin etwas kleiner, als eine normale Grundschulklasse. Der Integrationshelfer versucht dann das Kind - wie der Name schon sagt - in die Klasse zu integrieren. Er sitzt meist neben dem Kind und hilft bei der Verrichtung der Aufgaben (Konzentration „zurückholen“, Aufgaben erklären…) und des Schulalltages (Pause, Toilette, Sport…). Wie es bei einer seelischen Behinderung aussieht, weiß ich nicht.

Das Problem ist die „Integration“. Manche Kinder klammern derart, dass sie von der Assistenz verlangen, den Spielkamerad zu ersetzen. Eine professionelle Assistenz beugt dem vor und ermutigt das Kind, Kontakt zu Gleichaltrigen herzustellen.
Auf Dauer begreift das Kind aber schnell, dass die Assistenz nicht nur für ihn alleine da ist. Ich habe es so gehalten, dass ich Kontakt zu allen Schülern aufgenommen habe (wenn „meines“ keine Hilfe brauchte) und mich so langsam „zurückgezogen“ habe. Somit konnte ich auch für andere Kinder nützlich sein. Beispielsweise habe ich eine Sehschwäche (Farbenblindheit) eines Schülers entdeckt. Ein Kind, welches ständig unter Kontrolle ist, wird mit der Zeit bequem und die Selbständigkeit wird nicht gerade gefördert.

Gespräche mit Sonderschullehrern haben gezeigt, dass die Eltern ihre Schulform begrüßen, weil die Klassen kleiner sind und intensiver gearbeitet werden kann. Ich bin da etwas skeptisch, da „Sonderschüler“ in der Gesellschaft ein geringes Ansehen haben.

Vielleicht kommt als Übergang ein Schulkindergarten (je nach Bundesland) in Frage. Schaut euch da genau um, denn ich habe sehr große Unterschiede bemerkt…

Noch ein Buchtipp: „Integrative Schule - integrativer Unterricht“ von Jutta Schöler
Ich kann dir auf Nachfrage das Inhaltsverzeichnis per Mail schicken.

VG
Tato

Hallo,

Schade…damit ist wieder ein Schicksal besiegelt.
Komisch nur, daß es immer die erfolgreichen Lebenswege (egal
ob normgerecht oder nicht) sind die sich genau nicht an die
qualifizierten Vorgaben und allgemeinen Erkenntnisse gehalten
haben.

ich verstehe auch nicht ganz, wie du jetzt darauf kommst. In einer der Praktikumsklassen in denen ich war (Eingangsklasse einer ganz normalen Grundschule) war auch ein Junge mit Asperger (Form des Autismus, soweit ich weiss). Er hatte eine Art „Schulbegleiterin“, die Erfahrung im Umgang mit besonderen Kindern hat. Er hat, soweit es ihm möglich war, am Unterricht teilgenommen und zusätzlich noch Förderunterricht bekommen.

Nun ist das für dich vielleicht schwer vorstellbar, aber man hätte diesen Jungen nicht einfach so „durch die Schule schleifen“ können. Jede Veränderung am Tagesablauf konnte ihn aus der Bahn werfen, soziale Kontakte waren schwierig für ihn, er hatte Probleme zu teilen oder sich für längere Zeit am Unterricht zu beteiligen etc.
In diesen Bereichen hat die Schulbegleiterin mit ihm gerarbeitet.
Es geht nicht darum Kinder irgendwohin abzuschieben und sie nach Schema F abzufertigen. Schulbegleiter (zumindest hier in England) sollen sich je gerade individuell auf ein Kind und dessen Bedürfnisse einstellen können um die Integration ins „normale“ (Schul)Leben so problemlos wie möglich zu gestalten (für alle Beteiligten). Das finde ich persönlich wesentlich besser als diese Kinder einfach ohne Hilfen in Schulen alleine zu lassen.

Kel

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