Schulfrei statt Religionsunterricht?

Hallo,

nach einem Umzug mit Schulwechsel hat unser Sohn (13. J.) als konfessionsloser in der neuen Schule statt Ethik als Religionsersatz jetzt eine Stunde früher Schulschluß.

Wir Eltern denken, das ist nicht angebracht wenn er als einziger aus dem Jahrgang heimgeht, während die anderen noch bleiben. Auch sein Lehrer hat ihn aufgefordert, doch mitzumachen, schließlich gäbe es in Religion auf leichtem WEge auch eine gute Note. Das hat uns unser Sohn berichtet.

Daraufhin haben wir beschlossen, daß er hingehen soll. Nun weigert er sich, ist vollkommen empört, dass er auf Grund seiner Berichtes jetzt hinsoll. Wahrscheinlich wird er uns jetzt gar nichts mehr aus der Schule erzählen.

Das ist also dumm gelaufen. Wir denken daran, einen Rückzieher zu machen.

Es würde uns interessieren, wie andere Eltern das halten, wenn sie konfessionslos sind und die Schule keinen Ersatzunterricht anbietet, weil nicht genügend Schüler dafür da sind?

Zum Religionsunterricht zwingen? Oder als Einziger die Klasse verlassen?

Warum bringen einen Schulen überhaupt in so eine beknackte Situaton statt die Anwesenheit zur Pflicht zu machen?

Danke
Ludwig

Lass ihn gehen!
Hi!

Ich bin zwar kein Elter - aber hatte meine Berufschule in Bayern, und dort war Religion Pflicht, wenn man nicht konfessionslos war, dass, was ich aus Sachsen-Anhalt bisher überhaupt nicht kannte.
Es wurde natürlich Ethik für konfessionslose Schüler angeboten (Muss), aber die Situation war dieselbe, wie anscheinend bei Euch: kein Lehrer vorhanden, die ‚Nicht-Gläubigen‘ hatten frei.
(oder konnten sich freiwillig beim Religionsunterricht mit reinsetzen, was aber die wenigsten taten)
Genau wie mit der zweiten Fremdsprache früher: wer sie lernen wollte, musste länger auf der Schulbank brüten, die anderen hatten sog. Wahlpfichtkurse wie Plätzchen-Backen, salopp gesagt.

Nun, was solls, es gibt halt immer solche Ungleichgewichte.
Ich finde aber, Du solltest auf keinen Fall Deinen Sohn zum Unterricht zwingen, wenn er konfessionslos ist, und es wird kein Ethik angeboten, dann lass ihn gehen!
Die ‚leichte Note‘ gäbe es auch in Sport, wenn er ein Sport-Typ ist, und -mit Verlaub- naturwissenschaftliche Abhandlungen lernt man in Religion nicht grade, soll heissen, so zwingend wichtig ist es für einen Konfessionslosen (!!) nicht.
Ich hätte wirklich mal gern Ethik-Unterricht gehabt, nur, um einen ‚neutralen‘ Vergleich zu haben.
(Btw. ist Ethik eigentlich so etwas wie Sozialkunde, bloss ohne Gesetzestexte?)
Natürlich könntet ihr die ‚freie Zeit‘ so überbrücken, dass er über Hausaufgaben sitzt, oder lernt, und somit dies auch keine ‚verlorene Stunde‘ wäre.

Viele Grüsse,
Nicole

Hallo Ludwig *,

das war bei uns an der Schule eigentlich ganz normal, daß diejenigen, die in keinen Religionsunterricht gingen, in dieser Zeit frei hatten. Ethik wurde erst ab der 11ten angeboten und war danach dann für alle Pflicht, die in keinem anderen Reli-Unterricht waren.

Auch sein Lehrer hat ihn aufgefordert, doch
mitzumachen, schließlich gäbe es in Religion auf leichtem WEge
auch eine gute Note.

*ggg* Also ich weiß ja nicht, ob das der ausschlaggebende Grund sein sollte, in den Reli-Unterricht zu gehen :wink: Vielleicht könnt Ihr ihm ja vorschlagen, daß er mal unverbindlich „reinschnuppert“ und sich dann entscheidet. Aber unter Druck setzen würde ich ihn nicht… Ich nehme ja auch mal an, daß es Gründe gibt, warum er konfessionslos ist - und ihn nun nur mangels Ethik-Unterricht in nen Reli-Unterricht zu setzen?

Das ist also dumm gelaufen. Wir denken daran, einen Rückzieher
zu machen.

Ja, wie gesagt, da fände ich „reinschnuppern und dann entscheiden“ nen recht guten Kompromiß. Ist man nicht eh mit 13/14 religionsmündig? Dann könnte er eh (nach nem Gespräch mit Relilehrer und Rektor) austreten…

Liebe Grüße

Petzi

PS: Ich bin zwar kein betroffener Elter aber hab zu Schulzeiten von Reli zu Ethik gewechselt und fand den Ethik-Unterricht um Längen besser.

* bist Du der Ludwig, der der Schulkamerad vom Alois K. alias Hinterhuberbauer ist? *kicher*

Themen Ethik [o.T.]
Huhu Nicole,

Ich hätte wirklich mal gern Ethik-Unterricht gehabt, nur, um
einen ‚neutralen‘ Vergleich zu haben.
(Btw. ist Ethik eigentlich so etwas wie Sozialkunde, bloss
ohne Gesetzestexte?)

Ich bin in der 11-ten von Reli (ev) zu Ethik gewechselt und kenne daher „beide Seiten“ :wink: Die Themen haben sich da gar nicht soo dolle unterschieden. Wir haben (zumindest in den oberen Klassen) in Reli auch verschiedene Religionen gelernt, was so deren Ansätze und Ideen sind. Allerdings war der Reli-Unterricht sehr viel stärker mit dem Unterton „die armen Falsch-Gläubigen“ während Ethik eher „objektiver“ war. (Sorry für die sehr flachsige Wortwahl!) Natürlich wurden in Ethik die religionsspezifischen Themen nicht sooo ausführlich behandelt, dafür war mehr Zeit für Philosophen und sowas. Ich erinnere mich auch noch, daß wir so Themen wie „Verantwortung in der Wissenschaft“ hatten.
Das alles ist nur mein subjektiver Eindruck, der mit Sicherheit auch von den Lehrplänen und Persönlichkeiten der Lehrer beeinflußt ist.

Liebe Grüße

Petzi

Hi Petzi,
danke für den Vorschlag mit dem Reinschnuppern, mal überlegen.

* bist Du der Ludwig, der der Schulkamerad vom Alois K. alias
Hinterhuberbauer ist? *kicher*

Bitte eRläuterung , auch wegen dem Kichern…
Ludwig ist natürlich nur mein Alias für Internet
Gruß
Ludwig

So habe ich es mir…
…auch in etwa vorgestellt. (‚objektiver‘ *g*)

Hallo Petzi!

Das interessantes was wir im Reli hatten (nach Lehrerwechsel, man, war der Mensch davor „überzeugt“) waren Themen wie, Leben nach den Tod, Bestattungsarten, und mal einige Aufklärungsarbeit über Sekten. (Scientologen, ZJ…)
Dieser Lehrer meinte gleich von Anfang an, er wolle uns nicht mit Bibelstellen volltexten, und wir haben eine Abstimmung gemacht, was im Schuljahr behandelt werden sollte, um den Unterricht interessant zu halten.
Die Katholiken (klingt wie ein Schimpfwort…) hatten allerdings nie so einen verknöcherten Lehrer, wie wir ihn erst hatten, und ich dachte, bei denen sei es ‚nicht so locker‘ (vom Hocker).

Ist alles interessant, wenn der Lehrer und Schüler harmonieren, imho. :smile:

Grüsse,
Nicole

Hi, Ludwig,

bei uns an der Schule war das auch so, dass Konfessionslose bzw. Andersgläubige in der Zeit von Religionsunterricht frei hatten. Wieso willst du deinen Sohn zwingen dahin zu gehen? Wenn du ihn hättest religiös erziehen wollen, hättest du damit früher anfangen müssen. Wenn du ihn nicht religiös - oder nicht christlich religiös - erziehen möchtest, kannst du ihn jetzt schlecht in den Religionsunterricht für Christen schicken.
Dass andere Kinder Unterricht haben aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit, ist kein Grund, denke ich. Was wäre, wenn es nur islamischen Religionsunterricht gäbe? Müsste er da auch hin? Weil alle anderen auch müssen?

Gru0, die Elbin

Ist doch was Schönes!

Hallo,

nach einem Umzug mit Schulwechsel hat unser Sohn (13. J.) als
konfessionsloser in der neuen Schule statt Ethik als
Religionsersatz jetzt eine Stunde früher Schulschluß.

Das ist doch was Schönes. Das Problem haben doch auch alle religiösen Minderheiten, so z.B. die Evangelischen im Gebieten mit kath. Bevölkerungsmehrheit oder auch umgekehrt. Als Evangelischer in einer stockkatholischen Gegend aufgewachsen hatte ich nie ein Problem damit. Ich finde, Du machst daraus ein Problem, wo keines ist.
Was aber wirklich zum Problem innerhalb der Familie und der Beziehung zwischen euch beiden werden kann, ist, ihm das Gefühl zu geben, dass er für seine Ehrlichkeit und Offenheit bestraft wird. Da solltest Du Dich fragen, ob es das Wert ist.

Mit 1 Std. mehr Religionsunterricht pro Woche wird sowieso keiner zu einem besseren Menschen. Welchen Sinn sieht Du denn in dieser Stunde? Willst Du damit Deinen Sohn erziehen, und wenn, was willst Du damit bei Deinem Sohn erreichen? Wenn Dir das klar ist, solltest Du nochmal in Dich gehen und darüber nachdenken, ob und wie das wahrscheinlich absehbare Ergebniss dieser Erziehungsmaßnahme mit Deinen Erwartungen übereinstimmen wird. Ich bin eh´ der Meinung, dass z.B. jede Stunde Sport gerade bei Jungen sowieso mehr Aggressionen abbaut und daher zu einem friedlicheren Zusammenleben beiträgt als jede Stunde Religionsunterricht.

Einen schönen Gruß

Michael

=> Chancengleichheit vs. Chancenungleichheit
M. E. nach ist die entscheidende Frage, inwieweit die Religionsnote in einen Gesamtschnitt einfliesst. Hier könnte auch der umgekehrte Fall eintreten, nämlich dahingehend, dass eine schlechte Religionsnote den Gesamtschnitt nach unten reduziert. Die Frage, wie stark der Einfluss der Reli-Note ist, spielt dabei keinerlei Rolle, allein die Tatsache, dass ein Einfluss vorhanden ist. Umgekehrt: Es wird dem Schüler verwehrt, dass er über „Ersatzunterricht“ den Gesamtschnitt chancenmässig ebenso nach oben bekommen könnte.

M.E. nach sollte in jedem Falle ein Ersatzunterricht (wohl Ethik) gewährleistet werden. Völlig egal ist es, wenn es nur 1 Schüler betrifft! Selbst einen 1:1 Unterricht, also Einzelunterricht halte ich für umsetzbar und erforderlich.

Es ist extrem arrogant von den Lehrern im beschriebenen Fall, wenn sie behaupten, der Schüler solle doch einfach in Reli mitkommen und erkönnte dabei leicht eine gute Note bekommen (was indirekt o. g. Ausführung von mir bestätigt).

Im Interesse des Schülers würde ich mich an Stelle der Eltern hier voll reinhängen und die Sache klar klären!

Grüße,

[Name entfernt]

Off Topic :wink:
Huhu Ludwig,

* bist Du der Ludwig, der der Schulkamerad vom Alois K. alias
Hinterhuberbauer ist? *kicher*

Bitte eRläuterung , auch wegen dem Kichern…

*schonwiederkicher* Dann bist Du offensichtlich nicht der Ludwig mit dem ich mich vor längerer Zeit mal hier im Chat unterhalten hatte *g*

Liebe Grüße

Petzi

Hallo Saemann.
Konsequenz! Konfessionslos und das mit Bedacht, d.h. du hast deinen Sohn auch so erzogen. Also, warum hast du jetzt ein Problem damit, dass er als einziger nach Hause geht.
Der RU ist heute eh nicht mehr so fromm, dass ein Kind konfessionsloser Eltern dort Schaden nähme, aber da du ja eigentlich bereits eine Entscheidung getroffen hast, müsstest du die Änderung der Entscheidung mit deinem Sohn diskutieren und vor allem hieb-und stichfest begründen können. Er muss das selber wollen, sonst hast du ein Problem. Mit 14 ist er sowieso religionsmündig.
Ich finde, RU ist heute eine der letzten Plattformen in der Schule, in der zwischenmenschliche Themen unabhängig von Leistungsprinzipien bearbeitet werden und deshalb finde ich ihn wichtig, egal ob Kinder konfessionslos sind oder nicht.
Di Notengebung finde ich in diesem Zusammenhang irrelevant.

Gruß
Rabchen

Eben nicht
":Ich finde, RU ist heute eine der letzten Plattformen in der

Schule, in der zwischenmenschliche Themen unabhängig von
Leistungsprinzipien bearbeitet werden und deshalb finde ich
ihn wichtig, egal ob Kinder konfessionslos sind oder nicht.
Di Notengebung finde ich in diesem Zusammenhang irrelevant."

Stimmt eben nicht: Leistungsprinzipien gelten auch im Reli-Unterricht, eben weil es dort auch Noten gibt. Insofern ist die Notengebung keinesfalls „irrelevant“. Die von der Notengebung nahezu (aber eben nur nahezu) irrelevanten Bereiche sind: Arbeitegemeinschaften nach Unterrichtsende (Theater-AGs, Video-Ags usw.).

MfG

[Name entfernt]

Hi Oliver.
Da gibt es sicher Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulen. Ich kenne das nur so ( das war bei mir schon und ist bei meinen Kindern fast immer auch so gewesen ), dass die Drei die schlechteste Note war. Eine Lehrerin hat sogar einmal zu mir gesagt, es gäbe kein Fach, in dem es einfacher wäre, eine gute Note zu bekommen. Genau die hat dann ein Jahr später meinem ältesten Sohn eine Fünf reingewürgt. Trotzdem meine ich, dass die Religionsnote keine nennenswerte Rolle spielt. Es sieht halt blöd aus, wenn sie schlecht ist.
Gruß
R.
P.S. Ich glaube, aus sowas könnte man eine Prinzipiendiskussion machen, das will ich aber nicht:smile: !

Unterrichtsqualität beachten!

Ich bin in der 11-ten von Reli (ev) zu Ethik gewechselt und
kenne daher „beide Seiten“ :wink: Die Themen haben sich da gar
nicht soo dolle unterschieden. Wir haben (zumindest in den
oberen Klassen) in Reli auch verschiedene Religionen gelernt,
was so deren Ansätze und Ideen sind. Allerdings war der
Reli-Unterricht sehr viel stärker mit dem Unterton „die armen
Falsch-Gläubigen“ während Ethik eher „objektiver“ war. (Sorry
für die sehr flachsige Wortwahl!) Natürlich wurden in Ethik
die religionsspezifischen Themen nicht sooo ausführlich
behandelt, dafür war mehr Zeit für Philosophen und sowas. Ich
erinnere mich auch noch, daß wir so Themen wie „Verantwortung
in der Wissenschaft“ hatten.

Hallo Petzi, Saemann und Co,

ich habs genau umgedreht gemacht, und bin von Ethik (Brandenburg: Lebensgestaltung-Ethik-Religion, LER) in Klasse 10 zu Religion gewechselt, und zwar als Konfessionslose.
Grund dafür war die selten bescheidene Qualität im Fach Ethik, was an meiner Schule eine Art Schmalspurbeschäftigungsausrichtung hatte:
RTL-Problemfilme, pseudotolerante Allgemeinplätze und „ICH und meine Umwelt/Familie/Hobbies“-Hefter. Alles sehr verzichtbar- und keinen Deut von Philosophie oder Ethik!
Ich hatte mir damals erhofft, mit dem Wechsel wenigstens mit halbwegs gehaltvollen Informationen versorgt zu werden, und mich weniger zu langweilen. Die Beleuchtungsweise (des Faches)fand ich zweitrangig. Denn:
Wenn man den Ausgleich einer konfessionslosen Erziehung hat, finde ich es im Rüchblick sogar ausgesprochen bereichernd und die Sozialkompetenz fördernd, sich mit anderen (und eventuell auch sehr festen) Überzeugungen auseinander zu setzen. Das kann auch ungemein den Horizont erweitern, in dem dir als „Nichtgläubige“ andere Sichtweisen auf ein Thema vermittelt werden. Denn immerhin SIND es Sichtweisen, hinter denen auch etwas steckt. M.E. läuft Ethikunterricht viel eher Gefahr, sich in schwammig-seichten Gewässern zu verschiffen. Und da stellt sich doch die Frage, was mir für meine Persönlichkeit tatsächlich mehr bringt. Meine Entscheidung wäre immer die kritische Konfrontation.

Grundsätzlich ist also nichts dagegen einzuwenden, als Nicht-Gläubiger den Religionsunterricht zu besuchen. Das kann sich lohnen. Ob es sich in diesem Fall auszahlen würde, das bezweifle ich sehr, wenn ein Lehrer unterrichtet, der sein Fach für so nebensächlich hält, dass er nicht mit Inhalten sondern mit Kuschelnoten wirbt. Pfui aber auch! Dafür wär mir als Schüler meine Zeit auch zu schade. Da verstehe ich deinen Sohn.

In diesem Sinne,
wie hier schon oft gesagt wurde: lass ihm Entscheidungsfreiheit. Es ist seine Zeit.

Grüße:
Flora.

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