Hallöle.
das ändert sich doch fortwährend
Trotzdem gehört mehr zum Lehrerberuf als Fachwissen. Da helfen auch ein, zwei eingeschobene Praktika nichts.
Sind sie doch oder? Ich jedenfalls habe an einer ordentlichen Universität bzw. TH studiert.
Ja, also dürfte doch das selbständige Erarbeiten von Wissen kein Problem sein. Berufsberatung ist eine der wesentlichen Aufgaben des Lehrers und müßte aus beschriebenen Gründen wie z.B. Praxisbezug im Eigeninteresse des Lehrers liegen.
ich habe in meinem Studium z.B. nie Stochastik gehört, weil das
damals an keinem Gymnasium unterrichtet wurde, kann dir aber
mittlerweile durchaus einen Vortrag über die Näherungsformel von
Moivre- Laplace halten.
Ich hatte in meinem vorigen Kommentar einen Absatz drin, wo ich am Beispiel meines Berufslebens die stetige Weiterbildung verdeutlichte. Den Absatz habe ich absichtlich gestrichen, um die Diskussion an dieser Klippe „Was ich mich als Lehrer schon weitergebildet habe!“ herumzuführen.
Aber das habt ihr ja vor der Wende alles schon in der 8. Klasse gehabt oder?
Nein, Stochastik wurde mit Absicht nicht gelehrt (von ein wenig Kombinatorik abgesehen). Analysis hatte größten Vorrang.
Oder die Universitäten sind sich nicht im Klaren über die deutschen
Lehrpläne in Mathe und Physik.
Das ist teilweise richtig.
Ein Professor würde Dir aber widersprechen, z.B.:
-
die Universität gewährt berufsqualifizierende Abschlüsse, die bestimmte Inhalte erfordern
-
die Lehrpläne im Fach XY entsprechen nicht den Anforderungen des Studiums, wenn die Studenten das und das und das nicht können
-
die Universität folgt gewiß nicht der Schule
-
das Niveau der Studenten fällt kontinuierlich
Die Schulen können maulen, daß die Universität starrsinnig ist. Das ist auf der einen Seite richtig, auf der anderen Seite weigern sich Hochschulen einfach, die Anforderungen immer weiter zu verringern. Besonders in Ostdeutschland ist das Geklage groß, weil das Gymnasium zum Mißfallen der Professoren keine erweitere Oberschule ist.
Erstrebenswert wäre ein Bildungssystem aus einem Guß, doch das wird die BRD niemals erleben. Wie gesagt, ich bin im Zweifel immer auf der Seite der Lehrer, aber meiner Meinung nach kehren die Lehrer nicht gut genug vor der eigenen Türe. Man
Was hat das mit dem gegliederten Schulwesen zu tun?
Die Trennung der Schüler in verschiedene Schulen löst den Bildungsprozeß auf. Gute Bildung ist immer praktische Bildung und theoretische Bildung, doch fehlen dem Gymnasium z.B. weitläufig die praktischen Inhalte. Und das ausgerechnet in der Schulform, die Praxisbezug dringend bräuchte, um den Schülern eine vernünftige Studienvorbereitung zu ermöglichen.
Durch den falschen Leitsatz von den vermeintlich handwerkenden Hauptschülern, den kaufmännischen Realschülern und den gelehrten Gymnasiasten werden große Gebiete schulischer Bildung, beruflicher Bildung und Spezialbildung schlicht und ergreifend ausgeblendet.
Das ist bestenfalls Unfug und reißt systematisch die Chancen der Kinder ein. Eine optimale Entscheidung, z.B. die Berufs- oder Studienentscheidung, ist nur mit optimalen Voraussetzungen zu treffen. Das heißt, allseitige Allgemeinbildung. Wenn ich den Kindern wichtige Inhalte vorenthalte, können sich mögliche Talente nicht entwickeln, die deswegen nicht erkannt werden können, die deswegen nicht gefördert werden können.
Und die Kinder drehen sich weiter im Kreis, und die Auslese in der 4. Klasse verschließt viele Bildungswege definitiv.
Es sollte deshalb niemanden wundern, daß u.a. die Abbruchquoten hoch sind. Die Kinder werden systematisch unzureichend vorbereitet.
Und wofür man Deutsch-LK braucht ändert sich auch von Uni zu Uni
und von Jahr zu Jahr.
Das ist nicht wahr. Die Umstellung wegen Bologna mag Staub aufwirbeln. Zzuvor waren die Studienprogramme stabil und auch damals lag die Abbrecherquote ebenfalls jenseits von Gut und Böse.
Die Schulen sind keinesfalls unschuldig und hier könnten die Lehrer viel mehr tun.
Optimal ist sicherlich die völlige Abschaffung des Kurswahlsystems, doch diesbezüglich zeigt höchstens Sachsen Flagge.
Aber beurteilen zu können, ob ein Abiturient eher für ein Studium
der BWL oder eher für Technomathematk geeignet ist würde ich lieber
den Fachleuten überlassen.
Der Leher ist Fachmann.
Er hat mit den Kindern tagtäglich zu tun, er kennt Stärken und Schwächen.
Um zu beurteilen, ob der Abiturient BWL oder Technomathematik studieren sollte, müßte der Herr Lehrer aber wissen, was sich hinter den Studiengängen verbirgt.
Ein guter Lehrer würde sagen: „Mache bloß nicht BWL, Modestudiengang, Partystudiengang, taugt nichts.“
Ernsthaft, Berufsberatung vom Arbeitsamt ist nicht verkehrt. Sowas gab es bei uns auch, und zwar ständig. Doch wie oft kommt denn das Arbeitsamt heutzutage? Wie gut können die Schüler diese Besuche ausschöpfen? Vor allem dann, wenn sich kein Lehrer im Vorfeld mit den Kindern hinsetzt und Berufe bespricht.
Berufsberatung ist kein punktuelles Ereignis. Es funktioniert nicht in einer Doppelstunde mit „So, hier habt ihr’s.“, sondern Berufsberatung ist ein Prozeß.
Was tun denn die Unternehmen, die Berufswahltest bieten? Sie führen in dem formalisierten Test eingebettet einen Intelligenztest (!) durch und lassen die Schüler einige arbeits- und verhaltenspsychologische Situationen bewerten und getarnte psychologische Fragen beantworten. Das wird vermengt und in Diagramme übertragen. Ich kenne diese Tests, z.B. vom GEVA Institut München. Die können richtig liegen, die können total falsch liegen.
Für die Studienwahl ist viel wichtiger, daß die Abiturienten erfahren, was sich hinter Studienfächern verbirgt, worauf man sich einstellen muß, wie ein Studium abläuft, wie man möglichst gut Mitschriften konstruiert, wie man sich auf Prüfungen vorbereitet.
Das müssen Lehrer kontinuierlich thematisieren und das können Lehrer thematisieren.
bis zur Mittleren Reife Recht
Keine Vorurteile von der hohen Kanzel des Gymnasiums bitte.
Der „intrinsisch motivierte Schüler“ zielte auf das selbstgefällige Gehabe der deutschen Bildungseinrichtungen, pädagogische Mängel mit dem Fingerzeig auf die Selbständigkeit vom Tisch zu wischen.
Unterricht sollte in allen Schulen zumindest hin und wieder für intrinsische Motivation sorgen.
Daß sich Schüler freiwillig auf dem Gymnasium befindet, ist des weiteren stark in Zweifel zu ziehen, Stichwort Frühauslese und Trennung der Schüler, Bedingungen in den Schulen.
Warum sind dann an meiner Schule […]
Verbeamtung ist ein fundamentales Strukturproblem des Bildungssystems.
Die Verbeamtung aufzuheben, bedeutet nicht automatisch, daß angestellte Lehrer zu Höchstleistungen auflaufen, doch der undurchdringliche Schutzschild der Verbeamtung verschwände und würde auf die Dauer zu einer grundlegenden Motivation der Lehrkräfte führen.
Was glaubst Du, wie unsere Volkswirtschaft aussähe, wenn die Arbeiter unkündbar wären? Schüler würden sagen: „Das kenne ich doch aus der Schule vom Lernen! Möglichst nichts machen und damit das meiste rausholen!“.
Mit derselben Motivation betrachten sie übrigens oft auch den
berufsorientierenden Unterricht. Auch nicht intrinsisch.
ein Jahr vor dem Abitur
Tja, selbstgemachter Ärger. Der Fehler liegt im System und wird konsequent aufgebaut, beginnend mit dem Kindergartenalter. Oder glaubst Du, flächendeckende Mangelerscheinungen kurz vor der Angst ausmerzen zu können? Als Lehrer mit dem stumpfen Schwert?
Deswegen: Berufe müssen spätestens ab der 5. Klasse fortlaufend thematisiert werden.
Und wenn keine unserer Landesregierungen endlich begreift, dass mehr
Geld in die Schulen investiert werden muss, wird sich das nicht ändern.
Das ist nur die halbe Wahrheit.
Warum muß Unterricht als Papierkrieg geführt werden?
Stichwort Zettelwirtschaft, Arbeitsblätter und Kopien.
Das könnte rigoros minimiert oder sogar abgeschafft werden:
Früher gab es in unseren Klassenzimmern ein Ding, das hieß Tafel.
Und auf der Tafel konnte der Lehrer mit einem Ding schreiben, das hieß Kreide.
Und die Schüler hatten Dinge, die hießen Hefte.
Und in die Hefte schrieben die Schüler das Tafelbild.
Später, als ich die Schule beendet hatte, gab es ein Ding, das hieß Polylux.
Und auf den Polylux konnten Lehrer und Hochschullehrer Folien legen.
Und die Schüler und Studenten machten Mitschriften davon.
Oder wozu braucht man teure vorgedruckte Hefte, die niemals vollgeschrieben werden und ein Heidengeld kosten???
Die Schulen könnten aus eigener Kraft sehr, sehr viel Geld sparen, wenn sie es wollten. Guter Unterricht zeichnet sich durch die Abwesenheit überflüssiger Spielereien aus. Die Schulen sollten lernen, daß man nicht auf jeder Huxt tanzen muß!
der Berufsberater. Oder soll der arbeitslos werden?
Mensch.
Der Berufsberater sieht doch die Kinder nur selten, während der Lehrer mehrere Stunden täglich mit den Kindern verbringt und sogar deren Leistung und zwischenmenschliches Verhalten kennt.
Der Erfolg des Berufsberaters ist geknüpft an die Unterstützung, die die Lehrer zeigen.
Aber dass du deine Meinung von einem Komiker dritter Klasse
vertreten lässt desavouiert dich, mein Lieber.
Er ist kein Komiker, sondern er gilt als der beste politische Kabarettist Deutschlands. Ich konnte ihn selber bereits live erleben und Pispers ist wirklich genial. Soweit ich weiß, hat er früher selber Lehramt studiert und „Lehrer“ ist die Zugabe am Ende des Bühnenprogramms.
Er vertritt auch nicht unbedingt meine Meinung, erzählt allerdings viel Wahres. Im Publikum scheinen viele Lehrer zu sitzen, nämlich die, die sichtlich nicht klatschen.
Viele Grüße
reinerlein